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Trinkgeld geben in den USA: So machen Sie es richtig

Trinkgeld ist ein heiß diskutiertes Thema (siehe Trinkgelder auf Kreuzfahrtschiffen). Besonders bei Kreuzfahrten mit Abfahrtshafen in den USA sollte man nicht nur an die – meist offiziell vorgegebenen oder empfohlenen – Trinkgelder an Bord denken, sondern auch an den Shuttlebus-Fahrer, den Dienstmann fürs Gepäck, das Hotelpersonal bei Vorübernachtung.

Ob einem das Konzept persönlich gefällt oder nicht: Besonders in den USA, Kanada und in der Karibik leben viele Service-Mitarbeiter ausschließlich oder überwiegend von Trinkgeldern, die Festgehälter sind sehr niedrig. „Kein Trinkgeld geben“ sollte daher eigentlich keine Option sein. Wer sich einen Kreuzfahrt oder einen USA-Urlaub leisten kann, sollte auch die paar Dollar für übliche Trinkgelder aufbringen können.

Dafür ist das Verhältnis der Amerikaner zu Trinkgeldern viel entspannter als in Deutschland. Wer Trinkgeld gibt, ist kein edler Gönner und Trinkgeld Geben ist auch nicht „irgendwie peinlich“. Vielmehr ist das Trinkgeld einfach das faire (wenn auch im Prinzip freiwillige) Entgelt für erbrachte Service-Leistung.

Aber wer kriegt wieviel? Wir haben ein Empfehlungen zusammengestellt, die helfen sollen, fair, aber auch nicht zu viel zu zahlen.

Taxifahrer, Kellner15-20 Prozent des Rechnungsbetrags
Zimmermädchen im Hotel3-5 Dollar pro Nacht
Shuttlebus-Fahrer1-2 Dollar
Valet Service am Parkplatz1-2 Dollar
Helfer beim Gepäck, Hotel-Pagen1 Dollar pro Gepäckstück
Reiseführer/Tourguide5-10 Dollar pro Person

15 bis 25 Prozent des Rechnungsbetrags

Wieviel Trinkgeld (englisch: „tip“) sind also angemessen? Stellt der Dienstleister eine Rechnung aus – beispielsweise im Restaurant oder im Taxi – dann werden in den USA mindestens 15 Prozent erwartet, Standard sind inzwischen aber bereits 20 Prozent und bei besonders guter Leistung auch mal 25 Prozent. Wer die berühmte „extra mile“ für seinen Kunden geht, sollte mehr Trinkgeld bekommen als derjenige, der ohne zu Lächeln nur das Allernötigste tut.

Achtung: In Restaurants und Bars – vor allem in sehr touristischen Gebieten – sind manchmal bereits 15 bis 20 Prozent in der Rechnung enthalten. In diesem Fall muss man selbstverständlich nicht zusätzliche „tippen“ beziehungsweise bestenfalls auf insgesamt 20 Prozent aufrunden und nicht noch einmal extra 15 bis 20 Prozent geben.

Mängel sofort aufzeigen

Goldene Regel (eigentlich nicht nur) in den USA: Mängel sofort aufzeigen und freundlich Besserung verlangen. Schweigen und sich insgeheim freuen, dass man weniger Trinkgeld geben muss, kommt gar nicht gut an.

Eine Handvoll Dollar

Schwieriger ist das Tippen bei kleineren Dienstleistungen: der Fahrer eines kostenlosen Hotel- oder Mietwagenfirma-Shuttles, der ehrenamtliche Helfer am Flughafen, der Gepäckträger. Hier zählt vor allem, wie viel er oder sie jeweils leisten – sei es von der Anstrengung her oder vom Zeitaufwand. Bringt ein Helfer den Rollstuhlfahrer am Flughafen 20 Minuten lang von einem entlegenen Gate zum anderen, sollte man auch mal fünf Dollar tippen, vor allem, wenn der Dienstleister sich zusätzlich auch noch um das Gepäck kümmert.

Grundsätzlich ist für Helfer beim Gepäck (Shuttlebus-Fahrer, Hotel-Page) 1 Dollar pro Gepäckstück eine gute Richtlinie; wenn ein Gepäckstück besonders schwer ist, eventuell 2 Dollar. 1 Dollar ist auch angebracht für den Parkplatzwächter, der das Auto vorfährt („Valet Service“).

Auf Landausflügen sollte man bei Ganztagesfahrten ein paar Dollar für den Busfahrer und fünf bis zehn Dollar pro Person für den Reiseführer bereithalten, bei Halbtagesfahrten entsprechend weniger.

Trinkgeld fürs Zimmermädchen im Hotel

Auch wenn immer weniger Hotelgäste es tun: Für das Zimmermädchen sollte man rund 3 Dollar pro Nacht hinterlassen – natürlich auch abhänig von der Hotelkategorie und der eventuellen Mehrarbeit, die man im Hotelzimmer möglicherweise hinterlässt. Wer beispielsweise versehentlich Kaffee auf den Teppich kippt oder mehr Müll hinterlässt, als der Mülleimer des Hotelzimmers fassen kann, sollte beim Trinkgeld nicht knausrig sein. Schließlich beschert man dem Zimmermädchen damit (unbezahlte) Mehrarbeit.

Aufgedrängte Leistung

Wird einem eine Leistung dagegen geradezu aufgezwängt, oder ist die Leistung einfach richtig schlecht, ist man natürlich nicht gezwungen, Trinkgeld zu geben. Wer den Service beispielsweise eines Gepäckträgers nicht nutzen will, muss sich dazu auch nicht drängen lassen. Lässt der „Dienstleister“ trotzdem nicht locker, kann man ihm ruhig sagen, dass er nicht mit einem Trinkgeld rechnen braucht. Nur sollte man das vorher klar sagen.

Wer eine Leistung in Anspruch nimmt, ohne ausdrücklich (aber höflich) zu widersprechen, nimmt stillschweigend in Kauf, dass danach auch Trinkgeld erwartet wird. Das gilt letztlich beispielsweise auch für einen einheimischen Reiseführer, der ungefragt zu erzählen anfängt. Gebietet man ihm nicht gleich (höflich, aber bestimmt) Einhalt, kann man sich hinterher fairerweise auch nicht um das Trinkgeld drücken.

Trinkgeld fällig? Einfach nachfragen!

Ist man sich unsicher, ob Trinkgeld erwartet wird, kann man in den USA getrost einfach nachfragen. Anders als in Deutschland wird mit dem Thema Trinkgeld ganz offen umgegangen und die Frage „how much am I supposed to tip?“ muss einem – vor allem als deutschem Touristen – überhaupt nicht peinlich sein. Wer’s trotzdem etwas dezenter angehen will, lässt sich am besten vom Concierge im Hotel beraten. Der Concierge erwartet für diese Auskunft übrigens kein Trinkgeld.

Lieber zu viel als zu wenig

Ein zu niedriges oder gar nicht gegebenes Trinkgeld spricht sich schnell herum. Wer den Hotelpagen fürs Koffertragen nicht entlohnt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er am nächsten Morgen besonders lange auf den Kellner beim Frühstück wartet oder ein anderer Page einfach keine große Eile an den Tag legt, ein Taxi zu rufen. Ganz zu Schweigen vom Kellner, der einem womöglich heimlich ins Essen spuckt. Wer weiß?

Umgekehrt wirken sich großzügige Trinkgelder aber auch positiv aus. Vor allem in Touristenhochburgen, wo die Service-Mitarbeiter gerade mit deutschen Urlaubern viel schlechte Erfahrung machen, fällt man als Deutscher besonders positiv auf, wenn man ordentlich tippt. Da kann es durchaus sogar Sinn machen, das Zimmermädchen schon am ersten Morgen mit einem Trinkgeld zu bedenken – quasi als Ankündigung, dass sie auch am Ende des Hotelaufenthalts mit einem fairen Trinkgeld rechnen kann. Saubere Handtücher und großzügig nachgefüllte Toiletten-Artikel sind der positive Effekt. Im Restaurant bekommt man einen besseren Tisch, wenn man am Tag zuvor ein gutes Trinkgeld gegeben hat.

Trinkgeld geben – wie eigentlich?

Für das Zimmermädchen hinterlässt man das Trinkgeld in der Regel am Nachttisch. Im Restaurant schreibt man’s entweder auf der Kreditkarten-Abrechnung dazu oder legt Bargeld auf den Tisch. Münzen sind dabei übrigens tabu, ein Dollarschein sollte es mindestens sein.

Ansonsten gilt: Dollar-Noten zweimal zusammenfalten und dem Service-Mitarbeiter ohne große Gesten einfach mit einem freundlichen „thank you“ in die Hand drücken. Im Zweifel einfach mal ein paar Mitreisende vorlassen und zuschauen, wie es die Amerikaner machen, die im Trinkgeldgeben geübter sind als wir Deutsche.

5 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

5 Gedanken zu „Trinkgeld geben in den USA: So machen Sie es richtig“

  1. Leider haben wir Deutsche im Ausland bezüglich Trinkgeldern einen schlechten Ruf…
    Das verwundert aber auch nicht: Wir haben schon mehrfach erlebt, dass deutsche Passagiere auf dem Schiff am letzten Abend „zufällig“ in das Buffetrestaurant gehen, um im Hauptrestaurant kein Trinkgeld geben zu müssen.

  2. Wenn ich an Bord höre, dass sich Landsleute über die Trinkgelder beschweren, dann versuche ich immer, das Gespräch vorsichtig auf das Thema zu lenken und den Leuten zu erklären, dass das Trinkgeld die fast ausschließliche Einnahmequelle für Keller und Kabinen-Stewards ist und das Grundgehalt oft nur um die 100 Dollar beträgt. Dann sind die Leute in der Regel peinlich berührt und überrascht und zahlen brav ihr Trinkgeld.

  3. Auch wenn das ein oder andere Reisebüro seine Kunden bezüglich Trinkgelder nicht informiert: Im Katalog der Reederei steht die Trinkgeld-Policy in der Regel mehr oder weniger deutlich drin.

  4. Als Cruise Director habe ich unter anderem die Aufgabe, Gästen beim Ein- und Ausschiffungsbriefing die Trinkgeld policy zu erklären. Eine kleine Eselsbrücke hat mir geholfen auch jene Gäste, die von Haus aus nicht sehr großzügig mit Tips umgehen, zu guten „Trinkgeldgebern“ zu machen ohne sich über den Tisch gezogen zu fühlen.
    Ich erkläre es wie folgt: Stellen Sie sich vor, Sie gehen ins Café zum Frühstück, bezahlen die Rechnung und geben ein angemessenes Trinkgeld. Zu Mittag in einem Restaurant in der Stadt das selbe nochmals. Am nachmittag wieder ins Kaffeehaus zum Tee, abends ins gute Innenstadtrestaurant mit Wein etc. Nächtens, nach dem Theater noch ein Spätimbiss und sie kommen ins aufgeräumte Zimmer zurück. Wieviel Trinkgeld hätten sie an diesem Tag etwa gegeben? Mehr empfehlen wir auch nicht.
    Vielleicht hilft dieser Vergleich dem einen oder anderen Kollegen!

  5. @Niki: Klasse Erklärung! Ich denke, im Vergleich zu so einer Städte-Tour kommt man am Kreuzfahrtschiff sogar günstiger weg.

    Die Gemüter erhitzen sich beim Trinkgeld auf Kreuzfahrtschiffen meist daran, dass Reisebüros ihre Kunden (oft aus eigener Unwissenheit) im Unklaren darüber lassen, dass Trinkgeld zusätzlich zum Reisepreis anfällt. Und die eine oder andere Reederei ist auch nicht gerade kommunikativ, was das Thema angeht und versteckt die entsprechende Information gerne mal im Kleingedruckten der Reisebedingungen.

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