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Celestyal Cruises: „Idee der kleinen Schiffe mit persönlichem Service beibehalten“

Seit Januar 2017 ist Kyriakos Anastassiadis Chairman der CLIA in Europa, vor allem aber ist er CEO von Celestyal Cruises. Im Januar waren wir mit der Celestyal Crystal in Kuba unterwegs, jetzt hatten wir Gelegenheit, mit „Kerry“ Anastassiadis über die frischen Ideen und ungewöhnlichen Ansätze zu sprechen, mit denen er Celestyal Cruises zu einer sehr interessanten, neuen Marke im europäischen Kreuzfahrtmarkt aufgebaut hat.

Kyriakos Anastassiadis, CEO Celestyal Cruises
Kyriakos Anastassiadis, CEO Celestyal Cruises

Cruisetricks.de sprach mit ihm im März 2017 auf der ITB in Berlin über die schwierige Situation in der Türkei als einem der Kernmärkte der Reederei, aber auch über Besonderheiten von Celestyal Cruises, die Zukunftspläne bei neuen Destinationen und anstehenden Kreuzfahrtschiff-Neubauten.

Wie sehen Sie die politische Situation in ihrer Kern-Region Griechenland und Türkei? Ich glaube, Sie sind derzeit die einzige Reederei, die überhaupt noch türkische Häfen anläuft …

Zweifellos müssen wir mit der geopolitische Situation, die uns im östlichen Mittelmeer begegnet, sehr feinfühlig umgehen und sehr logisch-nüchtern. Als Unternehmen haben wir da unsere Wurzeln und das würden wir nicht aufgeben. Es ist Teil unserer DNA.

„Celestyal Cruises ermöglicht den Menschen, Griechenland und die griechischen Inseln zu besuchen.”

Aber wer sind wir letztlich? Celestyal Cruises ermöglicht den Menschen, Griechenland und die griechischen Inseln zu besuchen. Darum geht es bei uns in diesem Segment unseres Geschäfts. Deshalb betrachten wir und unsere Passagiere das vielleicht etwas anders als andere Reedereien: Wir sehen die Türkei und Griechenland als unsere Heimat-Märkte. Um einen Vergleich zu ziehen: Der durchschnittliche Deutsche betrachtet TUI Cruises oder AIDA oder Hapag-Lloyd Cruises als „ihre“ Kreuzfahrtgesellschaften. Wir wollen, dass Celestyal Cruises ds gleiche für Türken und Griechen ist.

Celestyal Nefeli vor Nafplion
Celestyal Nefeli vor Nafplion

Dass wir also weiterhin die Türkei anlaufen, liegt daran, dass wir den Türken die Kreuzfahrt als Urlaubsform näher bringen wollen. Wir holen sie in der Türkei ab, um die griechischen Inseln zu besuchen. Zugleich bietet sich uns damit der Vorteil, dass wir auch allen anderen Passagieren, die aus der gesamten Welt kommen, den Besuch eines türkischen Hafens wie Kusadasi oder Istanbul ermöglichen können. Es ist also ein „Extra“.

Aber in diesen schwierigen Tagen, in denen wir wahrnehmen, dass Sicherheit sehr, sehr wichtig ist, haben wir unsere Fahrtroute flexibel gestaltet. Wir fahren jetzt via Samos und wenn jemand nicht nach Kusadasi möchte, kann er in Samos aussteigen und fährt nicht nach Kusadasi mit. Und auf dem Rückweg holen wir diese Passagiere in Samos wieder ab.

„Wenn jemand nicht nach Kusadasi möchte, kann er in Samos aussteigen und auf dem Rückweg holen wir diese Passagiere in Samos wieder ab.”

Ich bin sicher, dass sich die Lage in der Türkei schnell normalisieren wird. Alles verläuft in Zyklen und weil die Türkei eine beliebte Destination ist, werden die Dinge sich normalisieren. Dann wird Samos-Variante vielleicht nicht mehr nötig sein. Aber bis dahin können wir damit erst einmal für dieses Jahr mit dieser zusätzlichen Flexibilität in unserer Fahrtroute umgehen.

Ich finde es erstaunlich, wie viele Aspekte der Kreuzfahrt Celestyal Cruises anders handhabt als der Rest der Kreuzfahrt-Welt. Warum findet gerade Celestyal Cruises solche neuen Wege, wie beispielsweise diesen Samos-Kusadasi-Trick?

Ich denke, ein Grund ist, dass wir diese Region so gut kennen. Und zweitens hängt unser Überleben an Flexibilität. Flexibilität in einer sehr wettbewerbsintensiven Welt bedeutet, in der Lage zu sein, schnell zu denken und zu handeln. Hätten wir keine schnelle Lösung dafür gefunden, wären wir eine Geisel der geopolitischen Situation geworden. Und das darf nicht geschehen.

Celestyal Nefeli
Celestyal Nefeli

Wir haben eine Verpflichtung, absolut kompromisslos zu sein, wenn es um Sicherheit geht. Das ist Nummer ein. Deshalb haben wir gar keine andere Wahl: Passagiere, die nicht in die Türkei wollen, die müssen nicht. Also haben wir unseren Fahrplan genau angesehen. Das ist das Besondere an Griechenland. Sie haben all diese Inseln innerhalb 20, 30 Minuten von der Türkei entfernt, sodass wir das machen können.

Andere haben vielleicht nicht daran gedacht, weil sie andere Optionen in anderen Teilen der Welt haben und ihre Aufmerksamkeit dann eben auf das westliche Mittelmeer gerichtet haben und das östliche Mittelmeer ganz vermeiden. Wir können uns diesen Luxus nicht leisten, wir müssen hier fahren. Also mussten wir umdenken.

Wie sehen die Zukunftspläne von Celestyal Cruises aus? Sie haben Neubaupläne, richtig?

Ja, wir wollen Neubauten in Auftrag geben, wir arbeiten an der Planung. In den vergangenen 18 Monaten waren wir unterwegs, um Investoren zu finden und die Verhandlungen dazu befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium. Sowas geht natürlich nicht über Nacht und 2016 war kein einfaches Jahr. Deshalb hat das ein wenig länger gedauert. Wenn das erst einmal abgeschlossen ist, werden wir die Bauaufträge erteilen.

„Wir wollen die Idee der kleinen Schiffe mit persönlichem Service beibehalten.”

Als Unternehmen haben wir beschlossen, dass unser Geschäftsmodell keine großen Schiffe beinhalten wird. Maximal wird die Größe der Schiffe bis zu 900 Kabinen gehen, wirklich maximal. Wahrscheinlicher wird es im Bereich von 400 Kabinen liegen. Wir wollen die Idee der kleinen Schiffe mit persönlichem Service beibehalten. Der Anteil der Außen- und Balkonkabinen soll höher sein als bei den bestehenden Schiffen. Wir wollen also weiterhin tun, was wir jetzt tun, aber mit neuer, modernerer Hardware.

Sie werden also die bestehenden Schiffe durch die Neubauten ersetzen?

Ja, das werden wir letztlich. Wir machen also eine Flotten-Erneuerung mit Hilfe von Neubauten. Wir stellen uns erst einmal zwei Neubauten vor, aber möglicherweise noch ein drittes Schiff, und auch ein viertes.

„Ja, wir machen eine Flotten-Erneuerung mit Hilfe von Neubauten.”

Wir stellen uns letztlich eine Unternehmensgröße von ungefähr fünf Kreuzfahrtschiffen vor. Damit wollen wir ganzjährig in Kuba fahren, was wir bereits tun. Außerdem ganzjährig im östlichen Mittelmeer, so wie jetzt auch schon. Aber wir haben auch unseren Wunsch geäußert, dass wir im Persischen Golf fahren wollen, woran wir derzeit arbeiten. Und zwar wieder mit drei- und viertägigen Kreuzfahrten, keine 7-Nächte-Reisen: Dubai, Abu Dhabi, Oman, Katar, Bahrain …

Denken Sie da auch über bislang weniger bekannte Häfen wie Ras al-Khaimah nach? Das würde ja mehr zu Celestyal Cruises passen als die großen Golf-Häfen …

Ganz genau – all diese Orte. Wir haben gezeigt, dass wir anders denken können und dorthin fahren können, wo andere nicht hinfahren. Das ist das Eine. Und unsere Kreuzfahrten sollen auch dort eine Erweiterung des Land-Erlebnisses an Bord werden. Die Küche wird beispielsweise sehr lokal geprägt sein. Unser Konzept ist sehr klar: Wo immer wir hinfahren, werden wir das so machen.

„Unser Konzept ist sehr klar: Wo immer wir hinfahren, werden wir das so machen.”

Außerdem sind wir sehr daran interessiert, auch in Richtung westliches Mittelmeer zu expandieren. Es gibt fantastische Häfen dort. Das ist, was wir in näherer Zukunft vorhaben: Griechenland und Türkei, Kuba, Persische Golf und im westlichen Mittelmeer. Das wollen wir so schnell wie möglich umsetzen.

Was ist mit der Olympia? Muss man damit rechnen, dass Sie dieses fast schon historische Schiff in absehbarer Zukunft ausmustern werden?

Die Olympia ist ein liebenswertes Schiff. Wir haben einiges an Geld investiert und sie renoviert. Wenn Sie überlegen: Wir bieten drei- und viertägige Kreuzfahrten an, was sehr Hafen-intensiv ist. Die tatsächliche Zeit, die Sie an Bord des Schiffs verbringen, ist gering.

Die Olympia (Archivbild - 2012 noch in den Farben der Vorgänger-Marke Louis Cruises)
Die Olympia (Archivbild – 2012 noch in den Farben der Vorgänger-Marke Louis Cruises)

Sie müssen also nicht so viele öffentliche Bereiche wie etwa Shops anbieten, wie es die anderen, großen Schiffe habe. Deshalb haben wir viel Geld dafür ausgegeben, um die Kabinen zu renovieren. Die Kabinen, die wie auf der Olympia haben, sind sogar größer als die auf modernen Schiffen. Also haben Sie hier keinen Nachteil im Vergleich zu Neubauten. Unter diesem Gesichtspunkt kann das Schiff immer noch seine Aufgabe erfüllen.

Aber mit der Stärke eines Investors im Rücken, werden wir alle derzeitigen Schiffe nah und nach ersetzen. Das ist unser Plan.

Wir danken Kyriakos Anastassiadis für das ausführliche Gespräch.

Weitere Teile der Serie "Interview: Kyriakos Anastassiadis, CLIA Europe Chairman und CEO von Celestyal Cruises":

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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