„Destination nowhere“: Die Kreuzfahrt steht nahezu still. Aber wo sind jetzt eigentlich all die Kreuzfahrtschiffe? Längst nicht alle haben Platz in Häfen gefunden. Einige wenige sind noch unterwegs, aber die meisten liegen weltweit verteilt vor Anker. Ein Hotspot sind dabei die Bahamas.
Es sind wohl Bilder, wie sie in dieser Form vielleicht nie wiederzusehen sein werden: Da liegen zehn, zwölf Kreuzfahrtschiffe in Sichtweite zueinander vor Anker. Abends blasen die Brückenmannschaften reedereiübergreifend zur gleichen Zeit die Schiffshörner, um sich gegenseitig Mut zu machen und ein wenig Spaß zu haben.
Liam L. Davison, Offizier auf einem der Oasis-Class-Schiffe von Royal Caribbean, schickt seine Drohne in die Luft und macht Aufnahmen von einer Ansammlung von Kreuzfahrtschiffen nahe Freeport auf den Bahamas, die man so wohl noch nie gesehen hat. Mit seiner freundlichen Genehmigung dürfen wir die Bilder hier zeigen.
Weil die meisten Kreuzfahrtschiffe im Winter in der Karibik unterwegs waren, sind auch jetzt die meisten in dieser Region. Viele Schiffe findet man verteilt über die Häfen im Süden der USA, vor allem Florida. Einige liegen in oder vor Tampa und selbst kleine Häfen wie Gulfport im Bundesstaat Mississippi sehen bei dieser Gelegenheit mal wieder ein Kreuzfahrtschiff.
Begehrt sind die Liegeplätze in Miami – nicht nur, weil der Kreuzfahrthafen dort die Liegegebühren vorübergehend ausgesetzt hat. Hier herrscht gerade ein ständiges Kommen und Gehen in einer Intensität, wie es selbst der größte Kreuzfahrthafen der Welt sonst nicht erlebt. Die Schiff wechseln sich an den Liegeplätzen ab, um zwischendrin beispielsweise wieder neue Lebensmittel für die Crew zu laden – denn die ist in den meisten Fällen nach wie vor an Bord.
Marinetraffic: Schiffe beobachten mit kleinen Überraschungen
Den meisten dürfte Marinetraffic ein Begriff sein. Dennoch sei es erwähnt: Unter marinetraffic.com lassen sich sämtliche Kreuzfahrtschiffe weltweit bequem orten. In der kostenlosen Version bleiben dabei nur die Kreuzfahrtschiffe verborgen, die fernab von Land beispielsweise gerade über den Atlantik oder durch den Indischen Ozean fahren und daher nur über Satelliten zu orten sind.
Auf Marinetraffic finden sich gelegentlich auch witzige Details – wie das Herz, das die Seabourn Encore am 27. März mit ihrer Fahrspur vor Fremantle virtuell ins Meer zeichnete, oder das gefahrene TUI-Logo der Marella Discovery 2 vor Montego Bay, Jamaika, vom 20. März – immerhin 16 nautische Meilen breit.
Und wer sich die Zeit vertreiben will, checkt einfach einmal, welchen Zielhafen die Schiffe ins AIS-System eingegeben haben – bei der Carnival Legend beispielsweise zeitweise „nowhere“, bei der Carnival Conquest „adrift“. Immer wieder findet sich auch ein Schiff, das gerade in eine völlig Richtung fährt, als im AIS angegeben.
Große Ankerplätze in den Bahamas
Die Bahamas sind neben ihrer strategisch günstigen Lage noch aus einem anderen Grund als Warteposition für die Schiffe attraktiv. Die großen Reedereien haben hier ihre Privatinseln. Die nutzen sie derzeit, um der Crew etwa einmal wöchentlich die Gelegenheit zu bieten, von Bord zu gehen und sich die Füße zu vertreten.
Nieuw Amsterdam, Volendam und Zuiderdam von Holland America Line, Harmony of the Seas, Oasis of the Seas, Anthem of the Seas, Mariner of the Seas, Grandeur of the Seas von Royal Caribbean, Celebrity Edge und Celebrity Reflection liegen beispielsweise einträchtig nahe der Royal-Caribbean-Privatinsel Little Stirrup Cay (Coco Cay) vor Anker.
Etwas weiter nordwestlich reihen sich weitere Schiffe fast wie an einer Perlenkette an einem Ankerplatz auf: Die noch nicht einmal richtig in Dienst gestellte Scarlet Lady von Virgin Voyages, dazu die Carnival Horizon, von Princess Cruises die Crown Princess, Sky Princess und Regal Princess, von Royal Caribbean die Independence of the Seas, Symphony of the Seas und Explorer of the Seas.
Von Barbados über Dubai bis Hamburg
Weiter südlich in der Karibik finden sich die meisten Schiffe vor Barbados. Der Ankerplatz dort gibt unter anderem der Mein Schiff 2, AIDAperla und MSC Preziosa ein temporäres Zuhause. Vor allem kleinere Kreuzfahrtschiffe sind verteilt über die karibischen Inseln von Martinique über St. Maarten bis Jamaika.
In Europa sind dagegen relativ wenige Schiffe zu sehen – auch, weil große Häfen wie Barcelona keine Anläufe zulassen, auch nicht ohne Passagiere. Einige Schiffe finden sich beispielsweise in Genua, Savona, Civitavecchia oder Piräus und im Norden in Hamburg oder Bremerhaven.
Mit sechs bis sieben Schiffen recht voll ist der Hafen von Dubai, wo unter anderem die AIDAvita und die MSC Bellissima liegen.
Und wo sind die Kreuzfahrtschiffe der deutschen Reedereien?
Zu Stichtag 28. März haben wir die aktuellen Standorte der meisten deutschen Kreuzfahrtschiffe zusammengetragen. Sie wechseln allerdings gelegentlich die Positionen oder werden an einen anderen Platz verlegt. Wir bitten um Verständnis, dass wir diese Liste aus Zeitgründen nicht regelmäßig aktualisieren können. Taucht ein Schiff bei Marinetraffic nicht mehr dort auf, wo wir es hier verortet haben, findet sich das Schiff schnell durch eine eigene Suche.
Reederei/Schiff | Position am 28. März 2020 |
---|---|
AIDA | |
AIDAaura | Hamburg, Deutschland |
AIDAbella | Piräus, Griechenland |
AIDAblu | auf dem Weg nach Europa via Suezkanal |
AIDAcara | Hamburg, Deutschland |
AIDAdiva | auf dem Weg nach Europa, Transatlantik aus der Karibik |
AIDAluna | Bridgetown, Barbados |
AIDAmar | Bremerhaven, Deutschland |
AIDAmira | auf dem Weg nach Europa, am Atlantik von Kapstadt kommend |
AIDAnova | Santa Cruz, Teneriffa, Spanien |
AIDAperla | Bridgetown, Barbados |
AIDAprima | Dubai, VAE |
AIDAsol | Marseille, Frankreich |
AIDAstella | Las Palmas, Gran Canaria, Spanien |
AIDAvita | Dubai, VAE |
FTI Cruises | |
Berlin | auf dem Weg nach Europa, Transatlantik aus der Karibik kommend |
Hansa Touristik | |
Ocean Majesty | Chalkis, Griechenland |
Hapag-Lloyd Cruises | |
Europa | auf dem Weg nach Barbados |
Europa 2 | Marseille, Frankreich |
Bremen | Auckland, Neuseeland |
Hanseatic Nature | auf dem Weg nach Hamburg, Transatlantik aus dem Panamakanal kommend |
Hanseatic Inspiration | entlang der Westküste Südamerikas mit Ziel Barbados |
Nicko Cruises | |
World Explorer | auf dem Weg nach Portugal, Transatlantik, aus der Antarktis kommend |
Phoenix Reisen | |
Amadea | auf dem Weg nach Bremerhaven, Transatlantik aus der Karibik kommend |
Albatros | auf dem Weg nach Bremerhaven, via Suezkanal von Singapur kommend |
Amera | auf dem Weg nach Bremerhaven, Transatlantik vom Amazonas kommend |
Artania | Fremantle, Australien |
Deutschland / World Odyssey | auf dem Weg nach Bremerhaven, im Atlantik von Südafrika kommend |
Plantours | |
Hamburg | Setubal, Portugal (Werft) |
Seacloud Cruises | |
Sea Cloud | Bridgetown, Barbados |
Sea Cloud II | Philipsburg, St. Maarten |
TUI Cruises | |
Mein Schiff Herz | Santa Cruz, Teneriffa, Spanien |
Mein Schiff 1 | Bridgetown, Barbados |
Mein Schiff 2 | Bridgetown, Barbados |
Mein Schiff 3 | Santa Cruz, Teneriffa, Spanien |
Mein Schiff 4 | auf dem Weg nach Bremerhaven, aus dem Mittelmeer kommend |
Mein Schiff 5 | auf dem Weg nach Europa via Suezkanal |
Mein Schiff 6 | auf dem Weg nach Europa via Suezkanal |
Das ist einfach nur unglaublich. Keines der Schiffe fährt unter deutscher Flagge aber dennoch dürfen die deutschen Steuerzahler zahlen.
Zu allem Überfluss haben die großen Reedereien auch noch Privat-Inseln auf den Bahamas.
Aber der Deutsche war schon immer bekannt dafür, sich das Geld aus der Tasche ziehen zu lassen
@J.C.: Können Sie spezifizieren, was Sie mit „dürfen die deutschen Steuerzahler zahlen“ meinen? Wo genau zahlt der deutsche Steuerzahler für Kreuzfahrtschiffe?