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Coronavirus-Verdacht auf der Artania vor Fremantle in Australien bestätigt

Zunächst war es nur ein Verdacht, dann gab es auf der Artania Gewissheit: Sieben Passagiere an Bord sind positiv auf Covid-19 getestet worden. Die Artania lag seit 25. März in Fremantle an der australischen Westküste. Am 29. März wurden nahezu alle Passagiere nach Deutschland ausgeflogen. Inzwischen ist die Artania am 8. Juni in Bremerhaven angekommen.

Am 29. März wurden die Passagiere der Artania vom Kreuzfahrt-Terminal in Fremantle aus mit Bussen zu vier Condor-Flugzeugen am Flughafen von Perth gebracht und nach Hause geflogen. Zwölf Passagiere und vier Künstler sind laut Phoenix Reisen auf eigenen Wunsch an Bord geblieben und wollten weiterhin mit der Artania zurück nach Deutschland. 36 Passagiere und Crewmitglieder werden in Perth unter Krankenhausquarantäne versorgt.

Inzwischen wurden aber auch die 12 verbleibenden Passagiere in Hotels an Land untergebracht. Das Schiff mit der Crew an Bord bleibt bei Fremantle unter behördlicher Kontrolle und soll für 14 Tage unter Quarantäne gestellt werden.

Eigentlich befand sich die Artania mit 832 Passagieren und 515 Crewmitgliedern auf der langen Heimreise von Sydney direkt nach Bremerhaven. Doch dann wurde bekannt, dass ein in Sydney ausgeschiffter Passagier zurück in Deutschland positiv auf Covid-19 getestet wurde.

In Sydney erfolgte am 13. März die Einschiffung von 618 neuen Passagiere, nachdem die Artania am 12.März dort angekommen war. Am 15. März wurde klar, dass die Artania auf der weiteren Reise keine Häfen mehr würde anlaufen können. 199 Passagiere entschieden sich daraufhin, das Angebot von Phoenix wahrzunehmen und von Sydney aus nach Hause zu fliegen. Der Rückflug fand am 16. März statt. Zwei Tage später, am 18. März verließ die Artania Sydney in Richtung Fremantle.

Die Artania hätte Fremantle an der australischen Westküste ohnehin für einen Tankstopp angesteuert. Nachdem auf der Fahrt von Sydney dorthin vermehrt Fieber bei Passagieren auftrat, wurden die Behörden informiert. Von 25. März morgens um 4 Uhr bis 26. März abends lag die Artania nun vor Fremantle nahe Perth vor Anker und durfte dann am Kreuzfahrt-Terminal festmachen. Die örtlichen Gesundheitsbehörden führten am 25. März stichprobenartig zunächst bei neun der insgesamt 25 erkrankten Passagiere Covid-19-Tests durch. Sieben davon fielen positiv aus.

Infektion möglicherweise durch Passagier in Sydney

Phoenix Reisen teilte mit, dass in Sydney der inzwischen positiv getesteter Passagier für lediglich drei Nächte an Bord der Artania gewesen sei. Er wollte seine Kreuzfahrt in Sydney beginnen, flog dann aber, zusammen mit 199 anderen Artania-Passagieren wieder zurück nach Deutschland. Zu dem Zeitpunkt war bereits klar, dass während der Reise keine Landgänge mehr möglich sein würden.

Phoenix Reisen hatte angeboten, wahlweise mit der Artania ohne weiteren Hafenstopp in 28 Tagen direkt nach Bremerhaven mitzufahren oder mit dem Flugzeug von Sydney aus nach Hause zu fliegen. Rund 832 Passagiere hatten sich entschieden, an Bord zu bleiben.

Zunächst müssen alle Passagiere nun in ihren Kabinen bleiben. Die Behörden in Fremantle und der nahegelegenen Stadt Perth haben aber schon im Vorfeld klargestellt, dass sie nur Kreuzfahrtpassagiere an Land lassen. Ausnahme würde nur in lebensbedrohlichen Notfällen gemacht. Offenbar gibt es aber dennoch eine Möglichkeit.

Harte Linie: australische Behörden wollen Fehler aus Sydney nicht wiederholen

Die Behörden im australischen Fremantle und der Nachbarstadt Perth fahren seit Tagen eine besonders harte Linie bei Kreuzfahrtschiffen, weil sie unbedingt eine ähnliche Situation wie in Sydney vermeiden wollen. Eine größere Zahl von Covid-18-Infizierten an Bord der Ruby Princess wird als eine wesentliche Infektionsquellen in Sydney betrachtet. Das weit entfernt an der Westküste gelegene Perth will eine ähnliche Situation nun durch konsequente Abschottung gegenüber Kreuzfahrtpassagieren verhindern.

Medien kritisieren die Behörden in Sydney heftig, weil zahlreiche kranke Passagiere der Ruby Princess am vergangenen Freitag – einen Tag nachdem die Artania in Sydney abgelegt hatte – das Kreuzfahrtschiff ungehindert verlassen durften. Demnach habe es zwar zu dem Zeitpunkt noch keine positiven Codiv-19-Testergebnisse gegeben. Aber von einigen Passagieren seien Tests genommen worden, viele hätten deutlich Krankheitssymptome gezeigt und eine Passagierin sei vom Schiff direkt ins Krankenhaus gebracht worden. Sie starb einige Tage später an Covid-19.

Über 130 Passagiere der Ruby Princess wurden später positiv auf den Coronavirus getestet. Laut BBC war dies zu diesem Zeitpunkt der größte, einzelne Infektionsherd von Covid-19 in Australien.

Trotz dieser Situation und obwohl zu dem Zeitpunkt in Australien bereits eine 14tägige Quarantänepflicht für Menschen bestand, die aus dem Ausland nach Australien zurückkehrten, durften die Passagiere der Ruby Princess offenbar unkontrolliert von Bord, weil die Behörden die zuvor absolvierte Fahrtroute des Schiffs als nur niedriges Risiko einstuften.

Auch zuvor hatten bereits einige Kreuzfahrtschiffe in Sydney angelegt, von denen später ein oder mehrere Passagiere positiv getestet wurden. Neben der Ruby Princess waren dies Medienberichten zufolge die Celebrity Solstice, Voyager of the Seas und Ovation of the Seas. Letztere war auch am 18. März in Sydney, als die Artania abends den Hafen in Richtung Fremantle verließ.

Chronologie: Covid-19-Ausbruch auf der Artania

  • 21.12.2019 Start der Weltreise in Hamburg ART235, geplantes Ende 9.5.2020 in Bremerhaven
  • (…)
  • 12.3. Ankunft in Sydney – planmäßig
  • 13.3. Sydney – Passagierwechsel, Start des neuen Reiseabschnitts Sydney – Peru mit 618 neuen Gästen – der mutmaßliche „Passagier 0“ kommt an Bord
  • 14.3. Sydney – offizieller Abbruch der Weltreise um 18 Uhr Ortszeit (einschließlich Rückzahlung des Reisepreises für die weiteren gebuchten Etappen der Weltreise – am Morgen die Info, dass Französisch-Polynesien die Häfen geschlossen hat, am Abend die Info, dass Neuseeland die Häfen geschlossen hat); Optionen für die Passagiere: Rückflug oder bis Bremerhaven an Bord bleiben (Reisedauer ca. 28 Tage), Schiff bleibt in Sydney bis zum 18.3. zum Bunkern von Treibstoff und Lebensmitteln, Kapitän Hansen wurde zwar aufgefordert, auf Reede zu gehen, konnte aber durchsetzen, an der Pier zu bleiben.
  • 15.3. Sydney
  • 16.3. Sydney – Rückflug von 199 Passagieren einschließlich „Passagier 0“ (unklar, ob es einer oder mehrere Flüge waren); 832 Gäste bleiben an Bord plus 515 Crewmitglieder
  • 17.3. Sydney
  • 18.3. Sydney – Abfahrt Richtung Perth/Fremantle um 19 Uhr, geplante Dauer 5 Tage, geplante Ankunft 26.3.
  • 19.3. „Passagier 0“ informiert Phoenix Reisen über positives Testergebnis
  • 21.3. Passagiere werden über das positive Testergebnis informiert
  • 22.3. Bestätigung des positiven Testergebnisses durch das RKI
  • 23.3. auf See – Abendshow des Duos „Flower Power Men“ mit Adax Dörsam, der am nächsten Morgen erhöhte Temperatur hat (siehe Tagesspiegel), am Abend melden sich erste Personen mit Fieber
  • 24.3. Information der Passagiere über Fieberfälle; das Schiff fährt möglichst schnell nach Fremantle
  • 25.3. MS Artania erreicht gegen 4 Uhr morgens Fremantle, muss aber auf Reede liegen – die ersten neun Personen werden getestet, 25 Personen weisen grippeähnliche Symptome auf; 21:45 Uhr: Testergebnisse, 7 Personen sind Covid-19-positiv
  • 26.3. am Abend darf die MS Artania an die Pier in Fremantle, u.a. um eine Person ins Krankenhaus zu bringen (kein Covid-19-Fall, sondern andere gesundheitliche Probleme)
  • 27.3. das Schiff bunkert Treibstoff und muss um 14 Uhr die Pier verlassen; Bestätigung, dass vier Condor-Maschinen am 29.3. via Phuket nach Frankfurt fliegen (Malaysian Airlines, die einen A380 einsetzen wollten, bestanden auf vorherigen Covid-19-Test aller Personen); Reiseleiter begleiten die Flüge
  • 28.3. laut australischen Medien sollen nun 77 Personen grippeähnliche Symptome aufweisen, 46 Personen sollen inzwischen positiv getestet sein, 2 Personen kamen in Krankenhäuser
  • 29.3. bis auf 16 Passagiere, die auf eigenen Wunsch an Bord bleiben, sind die Passagiere nach Deutschland geflogen worden
  • 17.4. Ende der 14tägigen Quarantäne für das Schiff; acht Passagiere, die nicht fliegen können, sind wieder an Bord, nachdem sie die Quarantäne-Phase an Land durchgemacht haben
  • 18.4. Artania legt Richtung Deutschland via Bali und Philippinen ab
  • 8.Juni Artania erreicht Bremerhaven

Danke an Carmen Winkler, Cruisediary.de, für die Recherche und Zusammenstellung der Chronologie.

2 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

2 Gedanken zu „Coronavirus-Verdacht auf der Artania vor Fremantle in Australien bestätigt“

  1. Danke für den gut recherchierten und fachmännisch geschriebenen Artikel! Die beschriebenen Fakten entsprechen den Tatsachen. Das kann ich bestätigen, da ich selber in diesem Dilema auf der Artania war und am 29. März ausgeflogen wurde! Es ist doch schön zu sehen, dass es auch noch seriöse Journalisten gibt, die nicht im „Bild-Stil“ von Dingen berichten! Zu sagen bleibt noch, dass sich Phönix Reisen und Kapitän Morten Hansen immer fair und sehr offen verhalten haben. Es ist nichts verschwiegen oder beschönigt worden während der Reise. Es wurde immer mit offenen Karten gespielt. Danke dafür an alle! Auch haben wir das Geld für den nicht genutzten Teil der Reise zurück erstattet bekommen. Nur unsere Koffer werden wohl noch etwas auf sich warten lassen, da wir nur 6 Kilo Handgepäck auf dem Rückflug mitnehmen durften. Was soll’s ! Es war eine schwierige Situation, aber ich bin gesund und ohne Corona wieder Zuhause und froh darüber!

  2. @Elvira: Danke für die freundlichen Worte. Ich halte es für wichtig, Fakten zu recherchieren, meinen Lesern verlässliche Informationen zu liefern und damit im Idealfall auch Nutzen zu stiften. Außerdem gebietet es meiner Ansicht nach auch der Respekt vor allen Beteiligten, sachlich und fair zu sein. Sie haben an Bord einiges an Abenteuern erlebt, die Sie vielleicht lieber nicht erlebt hätten. Da verbietet sich eigentlich schon aus diesem Grund, reißerisch und unseriös mit dem Thema umzugehen. Meine persönliche Meinung und Überzeugung. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass das mit dem Gepäck jetzt auch noch klappt!

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