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Costa Concordia schwer verunglückt und gesunken

Bei einem Unfall der Costa Concordia vor der italienischen Insel Giglio sind mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen (Update: Das Unglück kostete 32 Menschen das Leben, siehe: „Costa Concordia – ein Jahr nach der Katastrophe„). Etwa 30 Menschen wurden teils schwer verletzt. Das Schiff war am Freitagabend auf einen Felsen aufgefahren. Dabei entstand ein etwa 50 Meter langer Riss auf der linken Seite des Rumpfs, Wasser drang ein, das Schiff neigte sich sofort zur Seite. Ein großer Felsbrocken blieb sogar im Rumpf des Schiffs stecken, wie Fotos später zeigen.

Update (16.1., 8:00 Uhr): Am Sonntag wurden zwei weitere Tote wurden in der Costa Concordia gefunden, in einem überfluteten Restaurant. Montagmorgen kam die Meldung über einen weiteren Toten – eine Passagier, der offenbar in einem Bereich oberhalb der Wasserlinie gefunden wurde. Damit sind bei dem Unglück mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen.

Update (15.1., 10 Uhr): Kapitän und Erster Offizier wurden am Samstagabend verhaftet. Drei Überlebende in der gekenterten Costa Concordia gefunden. Details und weitere Updates, siehe „Costa Concordia: Kapitän und Erster Offizier verhaftet„.

Update (14.1., 20 Uhr): Angaben der italienischen Küstenwache zufolge wurden am Abend des 14. Januar noch 50 bis 70 Personen vermisst. Möglicherweise sind diese Personen aber bislang einfach nur nicht von den Behörden an Land als gerettet registriert worden. Die Behörden teilten laut CNN außerdem mit, dass der Kapitän der Costa Concordia nicht unmittelbar nach dem Unfall einen „Mayday“-Ruf ausgesandt habe, sondern erst Kontakt mit der Küstenwache aufgenommen habe, als die Rettungsaktion am Schiff bereits lief. Bislang könne man auch einen technischen Defekt nicht gänzlich als Unfallursache ausschließen.

Update (14.1., 10:05 Uhr): Inzwischen ist in Radioberichten bereits von einem Navigationsfehler des Kapitäns die Rede. Unklar ist vor allem, warum das Schiff eine Route zwischen den kleinen Inseln und so nahe an Giglio gewählt hat, statt westlich oder in größerem Abstand an den Inseln vorbeizufahren.

Über Nacht ist die Costa Concordia in unmittelbarer Küstennähe vor dem kleinen Hafen der Insel Giglio gesunken, auf einem aktuellen Foto (Webcam mit Standbild) ist nur noch ein gutes Drittel des auf der Seite liegenden Kreuzfahrtschiffs zu sehen. Ein Video der italienischen Tageszeitung La Repubblica zeigt das Schiff auf der Seite liegend mit ausgefahrenem Stabilisator:

Der Kapitän versuchte während der anlaufenden Rettungsaktion, das Kreuzfahrtschiff näher ans Ufer der Insel zu steuern, um die Evakuierung mit den Rettungsbooten einfacher zu gestalten. Die Costa Concordia neigte sich im Laufe der Rettungsaktion dann aber offenbar soweit auf die rechte Seite – die Rede ist von eine Neigung von rund 20 Grad -, dass die verbleibenden Rettungsboote nicht mehr eingesetzt werden konnten. Rund 200 Personen konnten das Schiff daher zunächst nicht mehr verlassen. Sie wurden per Hubschrauber gerettet.

Einige Passagiere sollen durch die Schräglage des Schiffs ins Meer gefallen sein, andere sind wohl in Panik selbst gesprungen. Lokale Medien sprechen von Dutzenden Passagieren, die über Bord gesprungen seien. Den meisten von ihnen ist es offenbar gelungen, an Land zu schwimmen.

An Bord waren laut Costa auch über 500 rund 560 Deutsche, insgesamt sollen 3.200 Passagiere und 1.000 Besatzungsmitglieder an Bord gewesen sein, die größtenteils mit Hilfe der Rettungsboote evakuiert wurden.

Der Unfall der Costa Concordia ist sicherlich eines der schwersten Kreuzfahrtschiff-Unglücke der vergangenen Jahrzehnte.

View Costa Concordia Unglücksstelle, 13. Januar 2012 in a larger map

Mehrere Passagiere, die von TV- und Radiostationen interviewt wurden, hätten sich wie in einem Titanic-Film gefühlt. Die meisten Passagiere wurden von dem Unglück beim Abendessen überrascht. Nach dem Zusammenstoß mit dem Hindernis sei laut Augenzeugenberichten der Strom ausgefallen, das Schiff habe sich sofort zur Seite geneigt, Gegenstände seien von den Tischen gerutscht. Zunächst wurden die Passagiere aufgefordert, ihre Rettungswesten anzulegen, bald darauf gab der Kapitän das Signal zur Evakuierung des Schfifs.

Die Costa Concordia hatte am Freitag um 19 Uhr den Hafen von Civitavecchia verlassen und war auf dem Weg nach Savona, als sie gegen 22 Uhr mutmaßlich auf einen Felsen oder eine Untiefe auflief.

Schiffsdaten: Costa Concordia

Costa Concordia im Juni 2011 in Civitavecchia
Costa Concordia im Juni 2011 in Civitavecchia

Die unter italienischer Flagge fahrende Costa Concordia wurde 2006 in Dienst gestellt und hat eine Kapazität von 3.780 Passagieren und 1.110 Besatzungsmitgliedern. Sie ist 290 Meter lang, verfügt über 14 Passagierdecks und hat eine Tonnage von 114.147 BRZ. Taufpatin der Costa Concordia ist das Topmodel Eva Herzigova. Das Schiff der amerikanisch-italienischen Reederei Costa Crociere, die zum Carnival-Konzern gehört, ist eines der größten Kreuzfahrtschiffe im Mittelmeer. Die Costa-Concordia-Klasse ist die fünftgrößte Kreuzfahrtschiff-Klasse der Welt, lediglich Royal Caribbeans Oasis Class und Freedom Class sowie die Norwegian Epic und die Disney Dream und Disney Fantasy sind noch größer.

Weitgehend baugleiche Schwesterschiffe der Costa Concordia sind die Costa Serena (2007) und die Costa Pacifica (2009), aber auch die für Carnival Cruise Lines fahrende Carnival Splendor (2008). Letztere hatte im November 2010 ebenfalls einen schweren Unfall, als abseits der US-Westküste im Maschinenraum ein Feuer ausbrach und das Schiff manövrierunfähig machte. (siehe unser Bericht „Feuer auf der Carnival Splendor“). Nicht baugleich, aber gleich gehören zur Concordia-Class von Costa gehören aber auch die neuesten Schiffe der Flotte, die Costa Favolosa (2011) und die im Mai 2012 in Betrieb gehende Costa Fascinosa.

52 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

52 Gedanken zu „Costa Concordia schwer verunglückt und gesunken“

  1. Mein Gott ist das tragisch….über solche Sachen macht man sich heutzutage bei modernen Kreuzfahrtschiffen gar keine Gedanken mehr.
    Gruß

  2. Inzwischen wurde zumindest die Zahl der Opfer nach unten korrigiert – nunmehr ist „nur“ noch von 3 Toten und rund 30 Verletzten die Rede…das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia ist indessen offenbar bereits fast komplett gesunken…

  3. Tragisch, ich war im november mit msc fantasia kreuzfahren.
    Gott sei dank , es hat nichts passiert, man weiss es nicht
    was sagen…

  4. Wie unglaublich Dumm kann man nur sein, aus dem Boot zu springen.

    Besonders als 70jähriger.

    Na ja, er wollte bestimmt nicht sein Nachfolgeschiff verpassen. ^^

  5. Ersteinmal gilt unser aufrichtiges Mitgegühl den Aneghörigen der Verstorbenen.
    Man kann sehen das auch die beste Technik nicht schützen kann.
    Man muß sich aber langsam mal die Frage stellen ….warum Costa ??
    Man erinnert sich …Costa Classica ,Costa Europa ……..jetzt Costa Concordia ….überhaupt Costa ..irgendwie bleibt da ein Nachgeschmack

  6. Unsere letzte Reise die wir aus Gesundheitsgründen machen konnten waren 2 Wochen auf der Concordia.Es war sehr schön und wir werden das nie vergessen was wir erlebten und wir sprechen immer wieder davon.

  7. Ich bin unglaublich bestuerzt: gestern habe ich noch 2 deutsche Gaeste von der Costa Concordia durch Rom gefuehrt, und wir hatten einen schoenen Tag gemeinsam, und heute morgen hoere ich die schlimme Nachricht! Ich kann es kaum fassen….-((((

  8. Eine Katastrophe in jedem Fall, für jeden Beteiligten, für die Branche, für die Opfer… sehr beklagenswert.
    ABER eben ein Beispiel dafür, dass so extrem selten Kreuzfahrtschiffunglücke sind, diese dann zumeist vergleichsweise glimpflich verlaufen. Das Glück im Unglück.
    Sicher auch noch wissenswert mehr über Ursache und Berichte zur Rettung zu erfahren.

  9. Nun ist es also passiert, was ich schon immer befürchtet habe bei den immer größer werdenden Schiffen! Als Ex 1.Offizier auf kleinenren Kreuzfahrern habe ich schon lange den Verdacht gehabt: Immer größer, BILLIGER!!!,billige Crew! Das mußte kommen.Costa, Carnival und Consorten sind in Seefahrerkreisen einschlägig bekannt für Unfälle und Leichtlebigkeit = Leichtsinn!
    Keuzfahren für ein paar Hundert Euro kann nicht höchste Qualität und Sicherheit sein. Irgendwie müssen die Billigpreise realisiert werden. Da wird dann bei der Sicherheit und Ausbildung des Personals gespart anstatt beim Kaviar für die Passagiere.Traurig, aber leider wahr!!!

  10. In den Herbstferien auf Mallorca war ich einen Tag in Palma und habe eine Hafenrundfahrt gemacht, ich bin ganz nah an dem Schiff vorbei gefahren. Als ich es gesehen habe, habe ich mir gedacht: „Mit dem Schiff mache ich auch mal eine Kreuzfahrt, und jetzt … irgendwie ein komisches gefühl! Mir tun alle Pasergiere und die Angehörigen der toten leid und hoffe das sie diesen Schock gut und schnell verarbeiten können.

  11. @Michael… ich will deine Inhalte gar nicht unbedingt in Frage stellen – wenn auch die Nennung einzelner Beispiele anmaßend und einseitig ist, denn auch was klein, teuer und edel ist, glänzt nicht immer. Aber zum aktuellen Zeitpunkt ist dieser Kommentar unpassend und taktlos.

    (Sorry Franz, ich motze ja sonst nie…)

  12. viel mehr macht mir Angst wie die Crew sich angeblich verhalten haben soll, wenn ich bedenke das auch die Seenotübung est einen Tag später statt finden sollte ist ja wohl alles sehr unglücklich gelaufen.

  13. @cruisebastian
    Mich macht das Unglück nicht nur traurig, sondern auch sehr wütend
    Und ich finde den Beitrag von Michael alles andere als unpassend.
    Es gibt Sonar, es gibt GPS und es gibt Seekarten und und
    Bin auch Fahrensmann. Aber das sowas passiert , ich fasse es einfach nicht

  14. @Schiro & @Michael: Ich kann Euren Ärger nachvollziehen, allerdings glaube ich schon dass es sinnvoll ist mir Schuldzuweisungen erst einmal etwas abzuwarten, bis wenigstens ungefähr klar ist, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Ein paar Vermutungen liegen natürlich nahe, keine Frage – aber das leben ist halt oft komplizierter und anders, als man denkt …

    Ich glaube, heute sollten wir erst einmal hoffen, dass von den offenbar immer noch 50 Leuten, die noch vermisst werden, sich alle möglichst bald gesund bei den Behörden melden, damit nich noch mehr als die drei bestätigen Todesopfer zu beklagen sind.

  15. @claus: Warum die internationalen Vorschriften für die Seenotrettungsübung einen Spielraum von 24 Stunden vorsehen, habe ich ehrlich gesagt nicht nie verstanden. Die Costs Concordia hat jetzt leider auf sehr traurige Weise bewiesen, dass eben auch schon in den ersten 24 Stunden einer Kreuzfahrt Schlimmes passieren kann. Ich denke, eine Rettungsübung sollte zwingend noch vor dem Ablegen eines Schiffs stattfinden.

  16. ja mit den 24 stunden weiss ich natürlich, ich habe ja gesagt unglücklich, Es gibt es auch auf deutschen Schiffen das die Übung erst m nächsten Tag ist, nicht ungewöhnlich….

  17. @Franz
    Es gibt aber auch Gesellschaften, wo die Uebung grundsaetzlich vor Ablegen des Schiffes durchgeführt wird, und ich weiß, das Du das auch das weisst.
    Ich bin mir ziemlich sicher, das die Untersuchungen, zeigen werden, das nich die Technik die Ursache war, aber wie ein anderer Franz so gerne sagt, Schaun mer mal …

  18. Sorry, falls meine Kritik falsch angekommen ist! Aber die Leute haben noch Riesenglück im Unglück gehabt! Alle runter gekommen bei den Paxzahlen.Das Schiff liegt auch noch auf Grund und ragt zur Hälfte aus dem Wasser. Das hätte viel schlimmer kommen können…
    Bei einem totalen Sinken wären die restlichen Passagiere wahrscheinlich per Heli nicht mehr runtergekommen.
    Was hatte das Riesenschiff eigentlich dort so nahe der Felsen zu suchen? Mit solchen Schiffen hält man eigentlich viel Abstand und bleibt im tiefen Wasser, was bei den guten Seekarten der heutigen Zeit und der ganzen Technik kein Problem darstellt und guter seemännischer Praxis entspricht.
    Als Insider in der Branche weiß ich leider wie gerade besagte Reedereien agieren. Man muß sich nur mal die Unfälle vorheriger Jahre anschauen: Immer die gleichen Verdächtigen.
    Wir haben unsere Crew auf den kleinen Schiffen wirklich gedrillt in Sachen Sicherheit und hatten aufgrund der schieren kleinen Größe noch einen Überblick über die ganze Operation. Die gesamte Crew wurde wöchentlich in Feuer und Evakuierung gedrillt.
    Den sogenannten Paxdrill haben wir immer nach der Abfahrt durchgeführt, wie sich das gehört und so sichergestellt, dass jeder Passagier seine Rettungsbootstation kannte.
    Dabei stellt sich leider auch heraus: Gutes Personal gibt es nicht zum Nulltarif!!! Da hilft nur ständiges Trainieren. Und das schlägt sich auch im Preis nieder. Es wird wohl wie kaum in keiner anderen Branche so an der Kostenschrauben beim Personal gedreht wie in der Schiffahrt und an jeder Ecke Personal eingespart. Sicherheit kostet Geld. Das wollen die Reeder leider oft nicht ausgeben.
    Deshalb zahlt es sich meines Erachtens schon aus, für eine Reise etwas mehr auszugeben und sich die Reederei auch etwas näher anzuschauen, bevor ich ihr die Sicherheit meiner Oma anvertraue!!! Ansonsten besser zu Hause bleiben…
    Wie schon gesagt, es zählt nicht nur die Länge des Buffets.

  19. Wenn nur noch überall der Gewinn zählt, wird tatsächlich oft an gutem Personal und Ausbildung gespart. Man rechnet eben auf solch einem Schiff nicht mit solch einer schlimmen Katastrophe. Schauen wir nur mal die grichischen Fähren an, absolute Katastrophe!

  20. Immer grösser, mehr, billiger, alles haben und machen wollen – und hohe Gewinne! Hier stösst der Mensch dann an seine Grenzen! Leider!! Hoffentlich pumpen sie das ganze Öl aus dem Wrack, sonst haben wir noch eine Ölkatastrophe.

  21. Da stockt einem wirklich der Atem.

    Kleine Ergänzung zu deinem sehr informativen Artikel, Franz:

    Von einem „Riss“ kann man eigentlich nicht sprechen, wenn man die Bilder im Internet sieht: Die Mitte des Schiffsrumpfs ist regelrecht zertrümmert, und ein großer Felsblock steckt mitten drin.

    Die Route zwischen den kleinen Inseln rund um Giglio, statt westlich an den Inseln vorbei, war wohl Standard. Allerdings fünf Meilen (östlich) von Giglio entfernt und nicht nur eine. (Die Infos habe ich von der Website der La Repubblica.)

  22. @sven: menschen sind nicht dumm, wenn sie ins wasser springen. man bekommt panik, und das ist nun die reaktion. in panik reagiert man ohne drüber nachzudenken, ob man etwas sinnvolles macht.vor allem: diese menschen haben überlebt. wären sie nicht gesprungen und der schiff würde weiter untergehen, wäre die warscheinlichkeit höher, dass sie sterben.

    ich persönlich finde, dass die benachrichtigung der angehörigen extrem schlecht war. ich habe um 10:00 angerufen weil ich wissen wollte, ob meinen verwandten, die dort waren , es gut geht. sie könnten mir keine auskunft geben, weil sie noch mit der evakuirung beschäftigt waren. gut, kann man verstehen. ich habe meine daten und die daten der vermissten dagelassen, und es hieß, dass der amt sich meldet, wenn es etwas bekannt ist. um 17 uhr hat sich aber immer noch keiner gemeldet. und dabei haben sie vor ort alle namen von menschen notiert, die ans land kamen. war es so schwer, das ding mal einzuscannen und an den amt zu verschicken??

  23. @Marita: Du hast Recht! Ich hab‘ das mit der Vorbeifahrt an den Inseln im Beitrag nochmal etwas präzisiert.

    Was den „Riss“ angeht – stimmt schon, „großes Loch“ würde die Sache wohl besser treffen. Was den Felsen angeht – erst dachte ich,d ass sei nur eine optische Täuschung auf dem einen Foto, weil’s aus den anderen Bildern nicht zu sehen war. Aber bei n-tv habe ich ein Video gefunden, das tatsächlich eindeutig zeigt, dass da ein Felsbrocken im Schiff hängt.

  24. Was ich mich frage und mir hier vielleicht jemand beantworten kann…

    Bei einigen Booten war es ja offenbar nicht mehr möglich, sie einzusetzen und deshalb konnten etliche Passagiere (und vermutlich auch Besatzungsmitglieder) nicht mehr direkt evakuiert werden.

    Wenn das Schiff doch ziemlich schnell Schräglage bekommen hat, warum wurden dann die Rettungsboote nicht ALLE so schnell wie möglich zu Wasser gelassen? Oder ist das nicht üblich, gibt es da Vorschriften, wie schnell evakuiert wird und wie schnell wieviele Boote bereitgestellt werden müssen?

    Das müsste den Verantwortlichen doch auch klar sein, dass nur eine begrenzte Zeitspanne vorhanden ist, wenn so ein Schiff sich neigt? Oder sehe ich als Laie das aus einem falschen Blickwinkel?

    Ausreichend Rettungskapazitäten wird die Concordia ja wohl gehabt haben, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es auf so einem Schiff nicht ausreichend Boote gibt.

  25. inzwischen wurde der Kapitän verhaftet, Er und sein erster Offizier sollen das Schiff noch vor den letzten Gästen verlassen haben dies meldet N-tv…

  26. @Bettina: Was genau auf der Concordia geschehen ist, weiß ich natürlich nicht im Detail, deshalb will ich das nicht kommentieren.

    Aber ganz allgemein gesagt: Evakuierung ist immer das allerletzte Mittel. Am Schiff sind die Passagiere auch in Notsituationen immer erstmal am sichersten aufgehoben. Deshalb würde ein Kapitän die Passagiere nie voreilig in die Rettungsboote schicken, sondern erst dann wenn er davon ausgeht, dass die Situation anders nicht mehr zu bewältigen ist.

    Wenn der Kapitän in einer Notsituation also davonausgeht, dass er das Schiff stabilisieren kann, dann wird er mit den Rettungsbooten erstmal abwarten, statt die Passagiere nachts in kleinen Booten aufs Meer zu schicken. Ob das dann die richtige oder die falsche Entscheidung war bzw. ob er sich zu spät für eine Evakuierung entschieden hat, läßt sich vermutlich immer erst hinterher beurteilen.

    Ganz entscheidend ist in Notsituationen daher, dass die Crew, die Offiziere perfekt auf Notfälle trainiert ist. Denn die Entscheidungen des Kapitäns können nur so gut sein wie die Informationen und die kompetente Unterstützung, die er von seiner Mannschaft bekommt. Dringt Wasser ein? Wenn ja, wo? und wieviel? Und läßt sich das stoppen oder nicht? etc. etc.

    Im nachhinein liegen alle diese Fakten und Informationen gut sortiert auf dem Tisch, aber in der Situation an Bord sieht der Kapitän möglicherweise ein ganz anderes Bild.

    Für die Rettungsboot-Kapazitäten gibt es natürlcih Vorschriften und natürlich gibt es mehr als ausreichend Platz, zumal es zusätzlich zu den Booten ja auch noch aufblasbare Rettungsinseln gibt (die weißen Tonnen, die Du vielleicht schonmla an Bord gesehen hast). Aber nachdem jede Notsituation anders ausfällt, lassen sich leider nicht alle Eventualitäten planen.

  27. als nautiker und unfallerheber kann ich nur schreiben:
    dieser leichtsinnunfall war fällig und erwartbar! wird sich aber trotzdem wiederholen! in mir lösen und lösten solche schwimmfähige stahl-/glasungetüme immer angst aus. die umstände wissend könnte ich in fahrt keine entspannung darauf finden.
    wichtig sind einzig die konkurrenzfähigen wochenpreise der schwimmenden städte. „seelenverkäufer“ in neuem gewand! die ahnungslosen passagiere sehen nur auf das programm und die üppigen buffets – die reederei auf geringe lohnkosten. hier liegt die gefahr! keine effektiven personalausbildungen, lieber schöne uniformen!
    fotogene, repräsentative kapitäne und offiziere statt navigatorisch wirklich gebildete. italienische, mediterane lebensweise statt nordländische sicherheit und ausbildung.
    die concordia gab uns nur einen vorgeschmack. es hätten mehr als tausend tote sein können. die zufälligen umstände haben schlimmere folgen verhindert – nicht die Crew! die war nicht fähig das schiff zu führen. zuerst kein oder zu geringer sicherheitsabstand. dann der hektische STEUERFEHLER – der eigentliche schadensauslöser (anfängerfehler).
    zur evakuierung: viel besser und glücklicher würde sie nicht ablaufen können!
    göttlichem glück sei dank und immer eine handbreit wasser unterm kiel!

  28. Michael schrieb: „Deshalb zahlt es sich meines Erachtens schon aus, für eine Reise etwas mehr auszugeben und sich die Reederei auch etwas näher anzuschauen, bevor ich ihr die Sicherheit meiner Oma anvertraue!!! Ansonsten besser zu Hause bleiben…
    Wie schon gesagt, es zählt nicht nur die Länge des Buffets.“ Vollkommen richtig, nur: woran soll der „Nicht-Insider“ denn die Ausbildung und die Qualitäten der Crew hinsichtlich der Sicherheit erkennen? Wohl kaum an den Beteuerungen in den Katalogen. Und Carnival & Co. (und damit auch AIDA Cruises) über einen Kamm scheren? Noch was zu den Rettungsübungen an Bord: Viele (Passagiere UND Crewmitglieder) scheinen die Übung als Teil der Bordanimation anzusehen! Bei unserer letzten Kreuzfahrt waren die Film- und Fotofritzen des Schiffes allgegenwärtig. Die einzigen, die die ganze Aktion mit der notwendige Ernsthaftigkeit begleiteten waren der Sicherheitsoffizier, dessen „Helfer“ und einige wenige Passagiere, die bisweilen von anderen noch als „Spaßbremsen“ bezeichnet wurden. Was das Unglück vor Italien angeht, sollte man meiner Meinung nach Ermittlungsergebnisse abwarten (sofern die denn publik werden…) und sich nicht in irgendwelchen Spekulationen ergehen.

  29. @Ludwig:
    So ein Kommentar ist das Hinterallerletzte. Da sind Menschen zu Tode gekommen, deren Angehörigen und Freunde trauern. Ich fasse es nicht, dass es in solchen Situationen immer noch armselige Kreaturen gibt, die sowas offenbar witzig finden. Ich schäme mich grade zutiefst fremd für Sie.

    @Franz:
    Danke für deine Antwort. Mir ging es vor allem um die Überlegung, dass es bei einer voranschreitenden Schräglage doch eigentlich klar sein müsste, dass die Boote auf der höher liegenden Seite irgendwann nicht mehr zu Wasser gelassen werden können weil die Taue/Stahlseile/Hebevorrichtungen nicht mehr lang genug sind. Bzw. die Boote dann ja am Schiffsrumpf runterrutschen müssten.

    Und da hab ich mich halt gefragt, wie sowas eigentlich abläuft im Notfall. Für mich wäre es am logischsten, die Rettungsboote schonmal vorsorglich bei einer voranschreitenden Schräglage ins Wasser zu bringen auch wenn dann gegebenenfalls gar nicht evakuiert sind. Zumindest wären sie dann ja einsatzbereit wenn es sein muss.

    Wir gehen im April nach zahlreichen Fahrten zu zweit das erste Mal mit Baby auf eine Mittelmeertour. Irgendwie macht man sich mit Kind doch nochmal viel mehr Gedanken als früher was man tun würde im Falle eines Falles…

  30. Das vorsorgliche Herablassen der Rettungsboote klappt nicht – denn dann können die Passagiere nicht mehr einsteigen. Die Rettungsboote werden zuerst mit Passagieren „befüllt“, dann werden sie mitsamt der Passagiere zu Wasser gelassen.

    Sind die Boote erst einmal im Wasser, müßten die Passagiere quasi ins Wasser springen und dann zum Boot schwimmen.

  31. Die Boote haben wir immer alle gleichzeitig klar machen lassen im wöchentlichen Manöver. Da gibt es normalerweise kein „Hintereinander“. Bei einem Notfall werden diese alle gleichzeitig am besten schon einmal vorsorglich entlascht und durch die Besatzung bis auf Bootsdeckshöhe heruntergelassen und einsteige klar gemacht. Jedes Boot hat eine Besatzung, die auf dessen Gebrauch und Vorbereitung im Notfall intensiv trainiert wird. Ausschwingen und Klarmachen erfolgen nur auf Befehl der Brücke (des Kapitäns oder seinem Stellvertreter), desgleichen Bemannen mit Passagieren bis zum Wegfieren. Erst dann im Wasser ist jedes Boot unter dem jeweiligen Bootsführer frei und fährt möglich zügig vom Schiff weg zum Treffpunkt mit den anderen Booten. In der Hektik der Evakuierung zeigt sich dann natürlich erst der Wert der eingespielten „Logistik“ und des Drills sowie der Wert der jewiligen Besatzung (je billiger die Crew, desto mehr Drill ist nötig! Häufig spielen schlechte Englischkenntnisse eine große Rolle, Vorerfahrung dieser Leute. Oft hat man unerfahrene Stewards von Land, denen man als Sicherheitsoffizier erst mal die Grundkenntnisse der Seemannschaft beibringen muß (Knoten, Begriffe, etc.) Da kann man schon mal leicht ins Zweifeln kommen… Außerdem je mehr Paxe, desto aufwendiger die Logistik. Es ist eben schon ein Unterschied, ob ich „nur“ 600 bis 1000 Pers in Sicherheit bringen muß oder 3000 +! Hier muß ich sagen, hat es Maximilian auf den Punkt gebracht! So ist es. You get what you pay for. If you pay peanuts, you get monkies! Dieser Spruch bewahrheitet sich leider überall in der Seefahrt bei den heutigen Besatzungen, die oft nur noch billig sind, aber leider wenig nautische Ahnung haben.
    Ja, woran erkennt man die guten Firmen?
    Also Aida, Costa, P@O, Cunard gehören alle Carnival, selbst eine Amerikanische Billigfirma billigsten Calibers. Die haben ca 2/3 des Marktes unter ihrer Kontrolle!Dann gibts da noch Royal Caribbean mit den …Seas Monsterschiffen.
    Alle diese Firmen setzen auf Big, Big, Big und billig. Je mehr Paxe, desto weniger Schiffe, Leute, etc brauche ich. Desto billiger können sie fahren, da die Kosten per Pax sinken. Bei 3000 pax pro schiff kann der Reeder eben pro Schiff wesentlich billiger fahren als bei 300pax pro Schiff, da er mehr Paxe „laden kann, die in der Masse mehr bezahlen als bei dem kleinem Schiff. Plus er braucht nur einen Kapitän, eine Besatzung etc. Das rechnet sich, ist aber leider für die Paxe nur noch eine unpersöhnliche massenabfertigung! Nr. 3268…
    Dagegen kannten wir zumindest nach 2 Wochen an Bord zumindest alle Paxe vom Gesicht her, wenn nicht mit Namen.
    Also besser mit kleineren Schiffen bis max 800 Pax fahren.
    Das ganze gibt es natürlich nicht zum Nulltarif, aber es geht halt hier auch meist nur über den Preis.
    Schiffe, wie Aida meiden, dafür Deutschland, Europa, Albatros oder Amadea, Schiffe von Saga Shipping für Englischsprachige, etc. wählen. Schon bin ich keine Nummer mehr und werde persönlich behandelt.
    Dann sollte man noch die Berichte über Unfälle verfolgen. Da sieht man auch schnell, ob die Firma öfters in den Negativschlagzeilen auftaucht. Hier war Costa ja nun nicht unbekannt.
    Außerdem sollte man auch ein Augenmerk auf die Nationalität der Brückenbesatzung werfen: Wie Maximilian so schön sagte: Italienische, Griechische Leichtlebigkeit, Ukrainischer Charme versus Nordeuropäische (Britisch /Norwegisch/Deutsche) Ausbildung machen schon gewaktigen Unterschied, wie ich aus meiner eigenen Erfahrung weiß.
    Im Zweifelsfall nachfragen bei den Firmen!
    Ansonsten hilft nur sich an Bord selbst mit den Rettungseinrichtungen vertraut machen und ein Schwimmkurs vorher!
    Es geht halt alles über den Preis!!!

  32. @Michael: So sehr ich Deine Anmerkungen zu den Abläufen in einer Notsituation schätze, so sehr stören mich Deine Pauschalisierungen. Nur aus der Tatsache heraus, das beispielsweise AIDA zum Carnival-Konzern gehört, halte ich es für wirklich nicht legitim, alles in eine Topf zu schmeißen. Um beim Beispiel AIDA zu bleiben: Die Schiffe sind wesentlich kleiner, haben deutsche Kapitäne und Offiziere, mit eigenem Ausbildungszentrum in Rostock, zukünftig sogar mit einem mehrwöchigen Praxislehrgang auf einem Segelschulschiff. Ich will damit nur sagen „alles die selbe Mischpoke“ halte ich als Argument nicht nur für falsch sondern auch für diffamierend. Oder würdest Du sagen, dass alles, was Du schreibst, auch beispielsweise für Seabourn und Cunard zutrifft? Die sind nämlich auch Teil des Carnival-Konzerns …

  33. @Michael
    Interessante Aussagen, ein paar Ergänzungen aus der Sicht eines Pax.
    RCC und Celebrity machen die SOLAS Uebung vor dem Auslaufen, und jeder Passagier wird registriert, ob er teilnimmt. Notsignal, Treffpunkt, Nr des Rettungsbootes, anlegen der Rettungsweste – alles vorher klar. Das sind doch Voraussetzungen, um Eine gewisse Ordnung im Notfall zu halten, panische Reaktionen sind sicher nicht zu vermeiden.
    Kleines Schiff in schwerer See oder grosses – auch die Europa war im Mittelmeer schon mit Maschinenschaden manövrierunfähig, Freunde von mir haben das live erlebt.
    Was ich nicht so richtig verstehen kann, alle Systeme sind doch redundant, und meine Position krieg ich notfalls mit einem handheldgarmin. Wie kann da was nicht funktionieren? Selbst mein Sportboot hat Twin.
    Wie können denn nautische Systeme versagen? Das ist doch unglaublich. Und Sonar hat doch so ein Dampfer sicher auch, jeder angelkahn hat sowas. Vielleicht kannst du mal was zu Technik sagen.

  34. Franz, da muß ich dir leider aus meiner Praxis heraus widerspechen: Auch bei Aida ist nicht alles Gold was glänzt!Ich habe es als Lotse selbst erlebt und gecheckt, wie dort gearbeitet wird. Da ich keine Lust habe, mir irgendwelchen Ärger mit besagten Firmen zu angeln, kann ich nur sagen, doll war das nicht. (personell vor allem) .Wenn ein Kapitän nicht 1:1 Urlaub hat wie überall sonst in der Branche, dann gibt mir das zu denken. Wenn er dann noch beim Anlagen in der Schleuse sein Schiff hart gegen die Fender setzt, daß alles wackelt… Meine Britischen Kapitäne hätten sich da am nächsten Tag freiwillig aufgehängt nach so einem Manöver. Wie gesagt, ich beobachte schon aus beruflicher Passion alles, was mir als Lotse so unterkommt und Aida war da nicht unter den Topschiffen nach meiner Meinung. Sie tun wohl sehr viel, aber haben eben auch große Probleme, geeigneten Nachwuchs zu bekommen. Es gibt sgar eine „Einfangprämie“ für Kapitäne von 5000€, was ich so gehört habe. Und klein sind diese Schiffe keineswegs… Meiner Meinung nach merkt man bei allen Teilfirmen, daß Carnival die (Kosten)-hand draufhält.
    Aber das muß jeder für sich selbst ausmachen.
    Mit Seaborn habe ich keine Erfahrung. Von Cunard weiß ich nur, daß die Headleute, nachdem Cunard an Carnival verkauft wurde, dort abgehauen sind und ie Englische SAGA-Reederei gegründet haben. Die hatten da auch keine Lust mehr.
    Hallo Schiro, ja, diese Vorkehrungen für den Notfall sind sicher vorbildlich. Am besten ist es, wenn die Paxe nach dem Eintreffen am Sammelplatz und der Belehrung über Notsignale usw. dann auch wirklich zu ihrem Boot geführt werden und dadurch im Notfall auch den Fluchtweg dorthin wissen und „ihr“ Boot samt Bootsführer kennen.
    Hinsichtlich Navigation hast du schon recht. Es ist heute auch kein Problem der Standortbestimmung mehr, sondern der Seemannschaft. Die Schiffe sind heute mit soviel Elektronik ausgerüstet, daß das schon bald wieder zuviel ist: Man muß sich erst mal einen Überblick über die wesentlichen Geräte besorgen um damit arbeiten zu können. Und das Mitnavigieren kann einem auch keine Elektronische Seekarte abnehmen. Das ist wie bei den Superautos von BMW etc. heute: Tolle Technik, nützt aber nix, wenn man sie nicht bedienen kann und nicht aufpasst. Steuern mußt du schon noch selber. So muß der Wachoffizier eben auch noch selbst die Position ständig kontrollieren und das Schiff in die richtige Richtung steuern, wenn auch mit elektronischer Hilfe. Aber Rausgucken aus dem Fenster und gute Seemannschaft lassen sich heute auch noch nicht ersetzen. Die Schwachstelle ist nicht die Technik, es ist der Mensch selbst: Hier kommt es eben auf die Ausbildung an. Leider geht hier auch wieder alles über den Preis: Jeder Seemann strebt danach den ihm und seiner Qualifikation angemessenen höchst erzielbaren Lohn zu erreichen.
    Hier gibt es eben auch himmelweite Unterschiede (z.B. Urlaub zu Arbeit! Bei Kreuzfahrtkapitänen ist z.B. ein Verhältnis von 1:1 üblich. Gebe ich nur 2:1 (3 Monate on, 1,5 Monate off) und weniger Geld, werde ich nicht die besten anlocken können. Die suchen sich natürlich die besten Angebote. So sortiert sich der Markt von selbst in oben und unten und wir sind wieder beim Preis.
    Wie schon gesagt, die weiche Stelle ist der Human Faktor, oder warum ist die Rena auf das Riff aufgelaufen oder die Concordia auf die Rocks? Bei Blackout springt automatisch der Notgenerator an und versorgt alle leneswichtigen Elemente zum Steuern und Navigieren bis zur Notbeleuchtung mit Strom, so daß das Schiff immer noch manövrierfahig bleibt. Wenn das nicht funktioniert wie neulich bei MSC Orchestra in der Ostsee (trieb mehr als 8h ohne Strom vor Öland), dann besser nicht mitfahren. Dann wirds gefährlich und die Wartung ist wohl nicht die beste. Also hätte das Schiff auf keinen Fall so weit vom Kurs abkommen dürfen.
    Würde mich nur mal interessieren, was den wachhabenden Offizier geritten hat, so nahe an die Insel ranzufahren. Die Seekarten sind heute mit ihren wöchentlichn Korrekturen so gut, zumindest hier in Europa, daß es dem Kapitän sehr schwer werden dürfte, sich auf den unbekannten Felsen herauszureden. Außerdem werden die Routen vorher als „Voyageplan“ vorbereitet und auf Untiefen hin gecheckt. Dann gibt es vor jedem Auslaufen normalerweise noch ein „Navbrief“, wo noch einmal alle Navoffies inklusive Kapitän und Stellvertreter sich die kommende Route anschauen und kommentieren sowie der Kapitän sein Plazet oder auch nicht zu der ausgearbeiteten Route gibt. Hier werden auch No Go Zones festgelegt, sichere Passierabstände etc., die einzuhalten sind!
    Von daher ist das schon sehr seltsam… Mal sehen, was die Ermittlungen ergeben.

  35. Für die angebotene Reise gabe es drei Abfahrthäfen: ab/bis Savona, ab/bis Civitavecchia/Rom oder ab/bis Barcelona. Das heißt, dass für die siebentägige Reise dreimal in einer Woche ein Notfallübung mit den Passagiern hätte stattfinden müssen. Da müßte die Crew doch topfit gewesen sein?

  36. Toll, auf der Costawebsite eine halbherzige Entschuldigung und das Geschäft geht weiter wie bisher! Billigliner! Wer das bucht hat selber Schuld, wenns schief geht. Gutes Personal gibts nicht zum Nulltarif und das kostet Geld. Auch beim Reisepreis.

  37. Sorry Michael aber das sehe ich anders. Die Schlussfolgerung „wenig bezahlen = selber schuld am Tod“ halte ich für ziemlich unfair.

    Ich denke nicht, dass es irgendwas mit dem Gehalt des Kapitäns oder seiner Ausbildung (beides vermutlich gar nicht mal soooo schlecht) zu tun hat, dass er sich offenbar über sämtliche Regeln und den gesunden Menschenverstand hinweg gesetzt hat. In meinen Augen ist es eine Frage des Characters, wie man mit strengen Sicherheitsauflagen oder Notsituationen umgeht.

    Menschliches Totalversagen hat doch nichts mit der Bezahlung zu tun. Er wird das Schiff ja wohl nicht aus Rache über seine schlechte Entlohnung absichtlich vor den Felsen gesteuert haben.

    Als Normaltouri hat man doch auch überhaupt keine Ahnung, ob die VERANTWORTLICHE Crew gut ausgebildet ist oder was sie im Vergleich zu anderen Crews verdient. Und auch selbst wenn ich mir das Schiff danach aussuchen würde, dass die Crew am meisten Kohle kriegt, garantiert mir das doch trotzdem nicht, dass der Kapitän zwar mit super Noten abgeschnitten hat, menschlich aber vielleicht ein überheblicher Spinner mit Allmachtsphantasien ist, dem Regeln in der alltäglichen Praxis total egal sind und der es lustig findet, sie zu umgehen.

    Und wer fragt denn vor dem Einsteigen beim Taxi-, Bus- oder U-Bahn-Fahrer nach, wieviel er/sie verdient, welche Schulbildung er hat, ob er seine Prüfungen beim ersten Mal bestanden hat? Oder beim Flugkapitän und den Stewardessen? Man geht doch nicht an der Taxischlange entlang und frage jeden, ob er Schulabbrecher ist oder wieviele Unfälle er schon hatte. Und man fragt auch nicht, wer am meisten Kohle dafür haben will, einen zum Hotel XY zu fahren und nimmt dann den, der am teuersten ist…

    Wenn man – in welches Beförderungsmittel auch immer – einsteigt, erwartet/hofft man doch ohne weiter drüber nachzudenken, dass der jeweilige Fahrzeugführer seinen Job vernünftig macht und dass ihm sein eigenes Leben auch lieb ist weil er ja schließlich mit drin sitzen.

    Schließlich handelte es sich bei der Concordia doch nicht um eine 35 Jahre alte Fähre irgendwo in einem 3.-Welt-Land (wo ich auch arge Bedenken hätte, einen Fuß drauf zu setzen) sondern um ein ziemlich neues Kreuzfahrtschiff in/aus einem europäischen Land, wo die Sicherheitsauflagen ja nun wirklich nicht die allerschlechtesten sind.

    Ich bin bestimmt alles andere als ein naiver gedankenloser Mensch, der sich eher zu viel als zu wenig Sorgen macht. Aber bei einem Schiff wie der Concordia wäre ich auch an Bord gegangen ohne mir schon vorher den Kopf über den Sicherheitsstandard zu zerbrechen.

    Man konnte in Berichten von Passagieren lesen, dass die (definitiv unterbezahlte) Crew aus den untersten Rängen ihnen bei der Evakuierung geholfen hat während von den oberen Rängen nichts zu sehen war. Offenbar also nicht immer eine Frage des Geldes, ob jemand einen guten Job macht oder Zivilcourage hat… oder eben nicht.

  38. Sorry, Bettina, leider muß ich Dir widersprechen: Billig bleibt billig! Ich als gelernter Nautiker und Seemann würde diese Firma nicht mit der Feuerzange anfassen. Zum Glück bin ich ohne Unfälle bisher ausgekommen während meiner Fahrenszeit. Allerdings hatten auch wir Kelnner ohne Seefahrtserfahrung, die nicht wußten wie man ein Rettungsboot klar macht. Die sind als Anfänger natürlich billiger als erfahrene Leute, die nicht für wenig fahren, sondern sich besser verkaufen. Daß die Crew unterbezahlt ist (auch die haben Familien!) hast du selbst gesagt! Wie sollen die denn hochmotiviert sein und eine Superausbildung haben? So eine Crew ist natürlich billiger als eine, die aufwendig sicherheitsmäßig ständig trainiert wird.
    Der Kapitän? Der war wohl auch ein richtiger Ausrutscher für die Firma. Das hat er wohl nicht zum ersten Mal gemacht mit der Insel! Also müßte das auch Costa bekannt gewesen sein. Es spricht sich alles rum, vor allem bei so vielen Leuten. Und jetzt auf ahnungslos zu machen… Das Video mit dem Beileid auf der Deutschen Costa website kommt mir jedenfalls ziemlich scheinheilig vor. Und viel hört man auch nicht, daß sich Costa in Schadensbevrenzung übt… Das Geschäft geht jedenfalls auf den anderen Dampfern schon weiter. Business as usual! Toll, die wissen noch nicht mal, wieviele Leute ihnen noch abgängig sind!
    Mir als Seemann graust es jedenfalls bei diesen Berichten.
    Mittlerweile sind die internationalen Berger schon aufgeschreckt über diese Monsterschiffe mit solchen Paxzahlen, da sie diese Schiffe im Falle eines Unfalles gar nicht mehr beherrschen können. Das muß wohl auch dem Kapitän gedämmert haben. Also hat er sich lieber gleich aus dem Staub gemacht und das Elend mit der Evakuierung anderen überlassen. Hier kommt alles zusammen: Billige Crew ohne Erfahrung, zuviele Menschen auf einem Haufen und einem Kapitän, der vor dem Problem anscheinend schon kapituliert hat.

  39. Ich bin kein wichtiger und erfahrener Seemann und erlaube mir trotzdem, etwas Senf dazuzugeben. Auch wenn die aktuelle Situation und das damit verbundene Leid noch zu frisch sind, sei es mir gestattet, etwas zu abstrahieren und einen Schritt zurückzutreten. Die unmittelbar Betroffenen mögen mir verzeihen. An drei Ereignisse und die darauf folgenden Reaktionen möchte ich erinnern.

    Ulrike Maier stürzte beim Super-G in Garmisch Partenkirchen 1994 tödlich.

    Viele Kommentatoren und beinahe die gesamte deutsche Presse stellten zum Teil den gesamten Leistungssport in Frage. „Wohin soll das alles führen“, war vereinfacht der übereinstimmende Tenor. „Immer schneller, es geht um immer mehr Geld, der Sport gehe über Leichen.“ Mit Kraftausdrücken wurde nicht gespart und die Zeitungen überschlugen sich von einem Pauschalurteil zum nächsten.

    Das furchtbare ICE-Unglück in Eschede im Jahr 1998

    „Der Mensch kann niemals die Technik beherrschen und stößt an seine Grenzen.“ „Skrupellose Profitgier“. Die Prophezeiungen gingen ins Philosophische und waren zum Teil geprägt von endzeitlicher Stimmung und Totalverurteilung von Technik und deren unmenschlicher Ausprägung.

    Das Flugzeugunglück vom Bodensee in Überlingen

    Auch hier überschlugen sich die Zeitungen, vom „Glauben an den Fortschritt“ bis hin zur nahenden Apokalypse.

    Nachdem sich die Emotionen etwas legten, hatten die oben beschrieben tragischen Ereignisse zur Folge, dass die Sicherheit stieg. Beim ICE z. B. bessere Radreifen, bessere Kontrollen usw.

    Wenn man noch einen weiteren Schritt zurücktritt und sich die Geschichte des Fliegens anschaut – von den Brüdern Wright bis zum A 380, stellt man fest, dass es leider tausende Tote auf dem Weg bis heute geben „musste“, um die heutige grandiose Sicherheit zu erreichen. Und trotzdem können morgen zwei A 380 mit 1000 Toten vom Himmel fallen – nur eben sehr unwahrscheinlich.

    Und selbst wenn ich mein restliches Leben komplett auf Costaschiffen verbringen müsste, würde sich meine Lebenserwartung (ich bin 48) nicht nennenswert verändern. Ich habe es nicht nachgerechnet, aber 10 kg Übergewicht oder Zigarettenkonsum wiegen (buchstäblich) mehr. Auch Stewardessen sterben durchschnittlich nicht eher als Lehrer.

    Zum Costa-Unglück noch ein paar Worte:
    Rückblickend in einigen Jahren werden wir hoffentlich sagen können, dass das Unglück die zukünftigen Kreuzfahrten noch sicherer gemacht haben als sie es ohnehin schon waren. Mir als Laie kommen Maßnahmen, wie eine Machtbeschneidung des Kapitäns, bessere Notübungen, überwachte Routenänderungen mit harten Strafen und einiges mehr in den Sinn. Und natürlich: Trotzdem wird es katastrophale Unglücke auch in Zukunft geben.

    Optimistischer Kreuzfahrtfan bleibe ich, so wie ich mich auch nächste Woche ins Auto und Flugzeug setzen werde.

  40. Zunächst einmal gilt hier allen Angehörigen der Opfer ein ganz besonderes Mitgefühl. Es zeigt sich immer wieder, welche ganz besondere Verantwortung ein Kapitän tragen können muss und dass auch eine Kreuzfahrtgesellschaft hier ganz erhebliche Kontrollpflichten hat. Diese scheinen vorliegend nicht beachtet worden zu sein, insofern sollten alle Geschädigten ihre Ansprüche gegen den Reiseveranstalter schnellst möglich geltend machen und sich vor allem nicht von der Kreuzfahrtgesellschaft abspeisen lassen.

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