Urlaub mit dem Hausboot: Nicht nur für Kreuzfahrt-Fans klingt es verlockend, einmal selbst der Kapitän zu sein. Ich habe es auf der Saône im Burgund mit dem Anbieter Le Boat ausprobiert und war überrascht, wie einfach Hausbootfahren ist. Einen Bootsführerschein braucht man dafür übrigens nicht. Das eigentlich Überraschende war aber etwas anderes.
Es sei gleich zu Beginn gesagt: Ein Vergleich zur Kreuzfahrt, auch nicht zur Flusskreuzfahrt ist nicht sonderlich sinnvoll. Die beiden Reisearten sind dann doch sehr unterschiedlich. Worin sich das Hausboot – neben der Größe – besonders unterscheidet: Die Crew ist man selbst.
Kein Kabinensteward macht das Bett oder tauscht Handtücher aus, keine Galley-Mannschaft kocht rund um die Uhr die feinsten Speisen (und macht danach den Abwasch), kein Ausflugsteam winkt einen in den nächsten Bus zum Landausflug und Entertainment ist nur das, was man selbst macht.

Der Vorteil und die große Stärke eines Hausboots ist dagegen die völlige Freiheit, zu tun und zu lassen, was man will, hinzufahren und anzuhalten, wo und wie lange man will.
Wie oft stand ich während einer Kreuzfahrt schon auf einem lokalen Marktes und hätte so gerne beispielsweise einen verlockend lecker aussehenden, frischen Fisch mitgenommen. Bei einer Hausboot-Flussreise kann man genau das tun und den Fisch am Boot gleich mal auf den Grill legen. Und ein guter Wein kostet dann eben nicht 16 Euro plus Servicegebühr pro Glas, sondern acht Euro pro Flasche. Allerdings muss man dafür in den nächsten Dorfladen laufen oder radeln, um den Wein zu besorgen, ein netter Plausch mit dem Weinverkäufer inklusive.

Eines haben Kreuzfahrt und Hausboot-Urlaub aber gemeinsam: Die Nähe zum Wasser, die Schönheit der vorbeiziehenden Landschaft, die erhabene Ruhe zum Sonnenaufgang, die wohlige Stimmung zum Sonnenuntergang.
Themen in diesem Beitrag:
- Überraschend nachhaltig und noch erholsamer als gedacht
- Wie schwierig ist es, ein Hausboot zu steuern?
- Komfort in den Kabinen
- Salon und Küche
- Oberdeck und Steuerstand
- Sonnendeck
- Überraschend positive Klimabilanz
- Praktische Tipps zum Hausboot-Urlaub
- Nebenkosten
- Fazit
- Fakten und Daten zur Bootsklasse „Horizon 4“ bei Le Boat
Überraschend nachhaltig und noch erholsamer als gedacht
Was mit auf dieser Reise besonders überrascht hat, sind zwei Aspekte: wie nachhaltig eine solche Hausboot-Reise ist (mehr dazu in einem eigenen Absatz), und welchen Erholungswert sie über das hinaus bietet, was man von einer solchen Reise ohnehin schon erwartet.
Dass eine Hausboot-„Kreuzfahrt“ erholsam werden würde, war mir klar: gemütlich den Fluss entlang schippern, ganz im eigenen Tempo, ohne Tagesprogramm, Essenszeiten oder anderen Ablenkungen. Was mich aber überrascht hat, ist wie beinahe meditativ das Steuern eines solchen Hausboots ist.

Einerseits fährt das Boot mit maximal zwölf Kilometern pro Stunde recht gemütlich dahin, sodass man keine blitzschnellen Entscheidungen treffen muss und Zeit bleibt, den Blick auch mal über die Landschaft schweifen zu lassen, Reiher am Ufer oder am Himmel kreisende Störche zu beobachten, sich über Kühe zu freuen, die von ihrer Weide ins seichte Wasser am Ufer gestiegen sind, um zu trinken.




Andererseits erfordert das Steuern dennoch viel Aufmerksamkeit, damit das Boot Kurs hält und man in der Fahrrinne bleibt. Eine detaillierte Gewässer-Landkarte, die man beim Start von Le Boat zusammen mit dem Schiffshandbuch erhält, zeigt die Ideallinie, ebenso wie Brücken-Durchfahrten, enge und seichte Stellen, die es zu beachten gilt.
Die Ruhe einerseits und die Konzentration auf das Steuern andererseits bewirken etwas, das ich schon lange nicht mehr so intensiv erlebt habe: Ich war vollständig im Hier und Jetzt – und das ist ein wunderbar unbeschwertes Gefühl. Kein Abschweifen der Gedanken in Alltagsprobleme zu Hause, kein Grübeln über die Arbeit, nicht einmal die leichte Furcht vor er nächsten Schleuse oder dem rückwärts Anlegen im nächsten Hafen.
Es gibt in diesen Stunden einfach nur die Gegenwart, weil auf ganz angenehm stressfreie Weise nicht genug Zeit bleibt, um sich mit Vergangenheit oder Zukunft zu beschäftigen – jedenfalls, wenn man nicht will, dass das Hausboot womöglich in die nächste Uferböschung fährt.
Wie schwierig ist es, ein Hausboot zu steuern?
Auch wenn man für die Hausboote keinen Bootsführerschein braucht: Kinderleicht ist es dennoch nicht, die Boote zu steuern. Mit der obligatorischen und sehr sinnvollen Einweisung durch die Spezialisten im Basis-Hafen – in unserem Fall bei Le Boat in St. Jean de Losne – bekommt man schon bei der Proberunde im Hafen ein ganz gutes Gefühl dafür, wie sich das Boot verhält.




Und dann geht es direkt auf große Fahrt, inklusive Manövrieren durch große Schleusen und das Anlegen im Yachthafen des Ortes, den man sich als nächstes Ziel ausgesucht hat. In St. Jean de Losne beginnt die Fahrt mit einer ziemlich engen Brückendurchfahrt aus dem Hafen hinaus. Hat man die bewältigt, stellt man zuversichtlich fest: So dumm stellt man sich gar nicht an.
Vier Tage lang war ich mit Kollegen auf einem Hausboot vom Typ Horizon 4 von Le Boat in Frankreich unterwegs. Offiziell war ich als Kapitän für das Boot eingetragen, einschließlich offiziellem Dokument des französischen Verkehrsministeriums. Alles muss schließlich seine Ordnung haben (und irgendwer verantwortlich sein, falls man das Boot beschädigt).

Beim Steuern unserer „Horizon 4 Nr. 22“ haben wir uns aber abgewechselt. Nur die Verantwortung für das unfallfreie Manövrieren in Schleusen und beim Anlegen in den Marinas und Yachthäfen haben meine Kollegen gerne mir überlassen. Tatsächlich merkt man schon das vier Tagen, dass man eine gewisse Routine entwickelt und die Manöver immer besser gelingen. Ein fast perfekter Schwung in den Hafen und rückwärts Anlegen ohne Nachkorrektur ist dann der perfekte Abschluss der Reise.
Komfort in den Kabinen
Wer Camping- oder Wohnmobil-Urlaub gewohnt ist, wird ein Hausboot vermutlich als relativ luxuriös empfinden. Kommt man dagegen aus der Kreuzfahrt-Traumwelt, muss man sich bewusst sein, dass es auf einem Hausboot zumindest in den Kabinen recht eng zugeht.
Le Boat hat insgesamt fünf Grund-Typen von Hausbooten im Angebot. Die Horizon 4 auf unserer Reise gehört in die zweithöchste Komfort-Stufe der „Premier-Boote“. Und ehrlicherweise haben wir uns den Luxus gönnen lassen, ein Acht-Personen-Schiff mit nur vier Personen zu besetzen – schon weil wir uns zwar schon vorher kannten, aber dann doch nicht so eng miteinander waren, dass sich jeweils zwei eine Minikabine mit gemeinsamem Doppelbett beziehungsweise nur 50 Zentimeter Abstand zwischen zwei recht schmalen Betten teilen wollten. Immerhin hat jede Kabine eine eigene Nasszelle mit Toilette, Waschbecken und Dusche.















Meine Empfehlung dazu: Lieber etwas mehr Geld für ein größeres Boot ausgeben, wenn man sich nicht sicher ist, ob der Frieden in der Familie oder unter Freunden so beengte Verhältnisse in den Kabinen aushält. Bei den Horizon-4-Booten kann man notfalls aber auch den Esstisch und Bänke im Salon noch einmal zu einem Doppelbett umwandeln.



Eine Klimaanlage haben die Boote nicht, aber Lüftung und Heizung. Vor allem aber haben sowohl die Kabinen als auch die Badezimmer jeweils ein aufklappbares Oberlicht, praktischerweise mit separatem Fliegengitter und Verdunkelungsrollo. Außerdem gibt es kleine, seitliche Fenster, die man mit einem lichtdichten Tuch per Druckknopf vor dem Fenster fixieren kann.

Wichtigster Tipp, vor allem wenn nicht jeder eine Doppelkabine für sich allein hat: So wenig Gepäck wie möglich mitnehmen.

Im Badezimmer gibt es zwei kleine Schränkchen, in die jeweils eine Badtasche passt. Die Kabinen mit getrennten Betten haben einen sehr kleinen Schrank, der teils schon von den Schwimmwesten belegt ist. Die Kabinen mit Doppelbett haben unter dem Bett zwei recht kleine Fächer. Platz zum Verstauen eines Koffers gibt es nicht – außer, man will damit den Salon vollstellen. Minimalismus beim Packen ist also sehr sinnvoll und für einen Hausboot-Urlaub auch machbar.
Sehr positiv: In den Kabinen gibt es sowohl zwei USB-Ladebuchsen, als auch ein 220-Volt-Steckdose im Schuko-Standard. Weitere Steckdosen finden sich im Salon.
Salon und Küche
Außerhalb der Kabinen sind die Boote dagegen recht geräumig, vor allem, wenn man das Boot nicht mit der maximalen Passagierzahl vollpackt.

Der „Große Salon“ besteht aus einer gemütlichen Sitzecke um einen großen Tisch herum sowie der voll ausgestatteten Küche: Gasherd mit vier Kochplätzen sowie Backofen, Mikrowelle, zwei Kühlschränke, Spülbecken sowie Geschirr und Besteck inklusive beispielsweise auch Müslischüsseln und Weingläsern.















Tipp: Wasserkochen auf dem Gasherd dauert ziemlich lange. Deshalb kann es sinnvoll sein, einen Elektro-Wasserkocher mitzubringen, denn der fehlt nämlich erstaunlicherweise in der Küchenausstattung.


Ebenfalls Teil des Salons ist der Innen-Steuerstand sowie das unter der Sitzbank mit seitlicher Tür versteckte Display für diverse Anzeigen zu Wasser- und Abwassertank-Füllung und einigem mehr. Den Innensteuerstand benutzt man nur bei schlechten Wetter.
Oberdeck und Steuerstand
Der Außensteuerstand am Oberdeck bietet einen deutlich besseren Überblick, was vor allem in den Schleusen und beim An- und Ablegen essenziell ist. Auf unserer Reise hatten wir Glück mit dem Wetter. Morgens war es zwar teils etwas kühl und windig, insgesamt aber sonnig und trocken. Gesteuert haben wir das Hausboot daher ausschließlich hier oben.

Seitlich des Steuerstand gibt es zwei gepolsterte Sonnenliegeplätze, ziemlich gut geeignet auch für den „Navigator“ an Bord, sprich: Jemand, der des Kartenlesens mächtig ist und dem Kapitän beim Navigieren hilft, wenn es beispielsweise auf eine Brücke, Schleuse oder auch Abzweigung im Fluss zugeht oder Untiefen in der Karte verzeichnet sind.

Hinter dem Steuerstand gibt es eine weitere Sitzgruppe, die sich vor allem im Hafen beispielsweise zum Frühstücken im Freien anbietet. Daneben gibt es auch eine gasbetriebene Grillplatte.










Ein großes „Bimini“-Sonnendach sorgt für Schatten und lässt sich auch – je nach Sonnenstand – so weit nach vorne verschieben, dass der Steuerstand etwas Schatten bekommt. Offiziell ist das Bimini allerdings während der Fahrt zurückzuklappen, die Nutzung auf eigenes Risiko. Weil der Wind gelegentlich böig auffrischte, haben wir das Sonnensegel während der Fahrt tatsächlich die meiste Zeit zurückgeklappt.

Für Hobby-Kapitäne daher der Tipp: Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, breitkrempigen Sonnenhut und langärmelige Kleidung mitnehmen, denn die Sonnenbrandgefahr ist auf dem Wasser recht groß.
Sonnendeck
Auf einem schmalen Steg außen am Salon vorbei geht es nach vorne auf das Sonnendeck respektive das Dach der Kabinen. Zwischen denn Oberlichtern ist dort Platz zum Sonnenbaden.
Den Anker ganz vorne haben wir auf unserer Reise ebenso wenig benutzt wie die Treppe zum Ausklappen. Denn auf der unteren oder Großen Saône ist das Anlegen für die Hausboote offiziell nur in Marinas oder Yachthäfen erlaubt, Ankern auf der Strecke grundsätzlich nicht. In anderen Fahrtgebieten kann man aber durchaus auch mal spontan den Anker werfen und baden gehen oder irgendwo am Ufer festmachen.









Das Sonnendeck und der kleine Außenbereich hinter dem Salon haben aber noch eine andere Funktion: Es sind quasi die Arbeitsbereiche beim Schleusen, An- und Ablegen für die Deck-Crew, respektive die Passagiere, die gerade nicht Kapitän spielen.

Denn auf einem Hausboot muss eben so ziemlich jeder mal anpacken – was ja durchaus ein Teil des Erlebnisses und des Spaßes einer solchen Reise ist. In den Schleusen geht es darum, das Boot an der Schleusenwand zu halten und beim Anlegen ist die Passagier-Crew für das Festmachen des Bootes zuständig.



















Trifft der Kapitän die Stelle zum Anlegen nicht passgenau, ist auch mal Muskelkraft gefragt, wenn man das Boot mit den Leinen ein Stück weiterziehen oder geraderichten muss.
Überraschend positive Klimabilanz
Zu den für mich positiven Überraschungen dieser Hausboot-Flussreise gehört auch, wie ökonomisch und damit emissionsarm die Hausboote fahren. Als Treibstoff komme PKW-Diesel zum Einsatz. Mit Blick auf die CO2-Emissionen bedeutet rund 2,65 kg CO2 pro Liter Treibstoff.

Das für mich unerwartet positiv dabei ist der geringe CO2-Ausstoß pro Passagier. Laut Le Boat fahren die Kunden pro Woche durchschnittlich 35 Stunden lang. Im Hafen wird der Motor abgestellt. Bei einem Verbrauch bei Vollgas von sechs Liter pro Stunde ergibt sich daraus ein Gesamtverbrauch von 210 Liter pro Woche bei diesem Bootstyp (Horizon 4).
Daraus ergeben sich bei acht Personen CO2-Emissionen von 69,6 kg pro Person und Woche, bei der wohl eher untypischen Belegung mit nur vier Personen bei unserer Reise entsprechend das doppelte: 139,1 Kilogramm.
Das ist deutlich weniger als beispielsweise eine Wohnmobilfahrt von Frankfurt nach Rimini (knapp 200 kg) und auch bei den effizientesten Kreuzfahrtschiffen liegen die Emissionen höher, etwa bei der AIDAcosma 280 kg oder MSC World Europa 457 kg, im Branchendurchschnitt 787 kg pro Woche und Passagier (siehe unser ausführlicher Beitrag „CO2-Emissionen in der Kreuzfahrt: Wie klimaschädlich sind Kreuzfahrtschiffe wirklich?“ dazu).
Zu beachten: Die Berechnung bezieht sich bei dem Hausboot auf Vollgas-Fahrt, liegt bei langsamerem Tempo also noch niedriger. Dafür sind bei den Werten der Kreuzfahrtschiffe auch der gesamte Entertainment- und Hotelbetrieb in den Zahlen enthalten, wofür bei einem Hausboot-Urlaub allerdings ohnehin wenig Energie benötigt wird.

Legt das Hausboot in ein Yachthafen an, gibt es dort typischerweise Landstrom-Anschluss und der Landstrom ist in den Liegegebühren – auf unserer Reise 19 bis 20 Euro pro Nacht – bereits inklusive. Die Boote haben drei Akkus an Bord: für Kühlschrank und Licht, für die Lüftung und Heizung sowie die Starterbatterie für den Motor. Alle werden während der Fahrt auch durch den Motor geladen, aber Landstrom-Anschluss im Hafen entlastet die Akkus natürlich und ist auch notwendig, wenn man nur kurze Strecken fährt.
Nach Frankreich sind wir übrigens mit dem TGV gereist. Von der TGV-Station Besançon ist es nach St. Jean de Losne dann noch rund eine Stunde mit dem (Transfer-)Bus.

Praktische Tipps zum Hausboot-Urlaub
Zunächst: Die Website von Le Boat hält sehr umfangreiche Informationen bereit, die man tatsächlich lesen sollte, wenn man zum ersten Mal ein Hausboot fährt. Ich möchte daher nicht alles wiederholen, was dort ohnehin steht und konzentriere mich auf ein paar Aspekte, die meiner persönlichen Erfahrung nach besonders relevant sind.
Keine falsche Scheu: Bei der Einweisung vor der Abfahrt im Basis-Hafen sollten Sie alles fragen, was Sie wissen wollen oder was auch nur geringfügig unklar ist. Beispielsweise, warum man beim rückwärts Einparken hart nach links einschlagen muss, wenn man eigentlich nach rechts drehen will. (Rückwärts wirkt das Ruder ohnehin nicht, also gibt man zwischendurch kurz vorwärts Gas, um das Boot zu drehen. Weil der Propeller aber hinten sitzt, dreht sich dabei das Heck seitlich weg und eben nicht der Bug, wie man das vom Autofahren gewohnt ist. Hat man das einmal verstanden und verinnerlicht, ist es eigentlich ganz einfach.)

Hat man dennoch vergessen, etwas zu klären, gibt es tagsüber eine Telefonhotline von Le Boat – nachts fährt man ohnehin nicht. Und weil ein großer Teil der Kunden aus Deutschland stammt, gibt es sowohl in der Basis als auch an der Hotline eigentlich immer einen deutschsprechenden Ansprechpartner. Offiziell garantiert ist die jeweilige Landessprache und Englisch, die Unterlagen an Bord – Bootshandbuch und Flusskarten – gibt es aber immer auch auf Deutsch.
Sehr hilfsbereit waren auf unserer Reise die Leute von der Capitanerie in Chalon-sur- Saône, die zeitweise sogar zu dritt angepackt haben, um uns an der Pier in dem ziemlich engen Yachthafen festzumachen und beim Manövrieren zur Wasser-Tankstelle halfen.

Daumenregel: Überall dort, wo man als unerfahrener Hausboot-Kapitän größeren Schaden anrichten könnte, findet sich schon jemand, der hilft. Seien es Mitarbeiter der örtlichen Capitanerie, oder auch Nachbarn, die sich um ihre eigenen Boote sorgen.
Und den Rest regeln die Fender sowie dicke Gummi-Leisten rund um das Boot, und im schlimmsten Fall die Versicherung. Aber ganz ehrlich: Sorgen sollte man sich nicht machen. Die Boote sind für Anfänger ohne Bootserfahrung konzipiert, auch wenn das Navigieren auf den ersten Blick reichlich kompliziert wirkt.

Auf der Großen Saône, auf der wir unterwegs waren, ist ein Anlegen für die Nacht nur in Yachthäfen oder Marinas möglich. Dafür fallen Gebühren an, in unserem Fall immer um die 20 Euro pro Boot, in denen dann aber auch schon Frischwasser und Landstromanschluss enthalten ist. Und auch Duschen gibt es in den Marinas, wenn einem die Dusche am eigenen Boot mal zu eng ist – oder man nicht rechtzeitig Wasser nachgebunkert hat und der Tank leer ist.







Für das Anlegen in einer Marina empfiehlt es sich, vorab anzurufen, um die Auslastung zu erfragen und sich einen Liegeplatz zu reservieren – denn wenn der Hafen bei spontaner Ankunft voll ist, ist er eben voll.
Nebenkosten
Für Kreuzfahrturlauber ungewohnt, für Camper normal: Neben der reinen Bootsmiete fallen einige zusätzliche Kosten an, manche verpflichtend, viele optional für Zusatzleistungen wie Fahrräder, weichere Sitzpolster, Stand-up-Paddleboards oder auch frühere Übernahme oder Rückgabe des Bootes, Haftungsbeschränkung bei Schäden am Boot und einiges mehr.
Verpflichtend ist die Endreinigung für 150 Euro. Müll wegtragen, Betten abziehen, Geschirr spülen, Kühlschrank leeren muss man dennoch selbst machen.
Sofern man in einer Marina oder einem Yachthafen anlegt, wie da auf unserer Reise auf der Großen Saône nötig war, fallen Liegegebühren an, die in diesem Fahrtgebiet um 20 Euro pro Boot und Nacht liegen, inklusive Wasser und Landstrom.

Schleusengebühren sind in manchen Fahrtgebieten vor Ort entrichten, in Frankreich aber jedenfalls in der Bootsmiete bereits inklusive. Man schleust hier also einfach durch, ohne sich Gedanken um die Gebühren machen zu müssen.
Treibstoff wird über Betriebsstunden abgerechnet, hat bei uns für die vier Tage um die 320 Euro gekostet, allerdings sind wir auch überdurchschnittlich weite Strecken gefahren.
Und natürlich muss man sich selbst um die Lebensmittelversorgung kümmern. Die nächste Bäckerei ist aber meist ganz nahe am Anleger zu finden und auch Supermärkte gibt es in der Nähe, notfalls per Fahrrad.
Fazit
Auch wenn man selbst kochen muss (oder ins Restaurant an Land geht), Wasser bunkern und Treibstoff tanken muss, auf den Füllstand des Abwassertanks achten und den Landstromanschluss kontrollieren und auch sonst ein Auge auf die Schiffstechnik haben muss: Ich habe schon lange keine so in sich stimmige, aktive und doch entspannte Reise am Wasser mehr erlebt wie in den vier Tagen auf dem Hausboot im Burgund – teils natürlich auch, weil wir großartiges Wetter hatten.

Hausbootfahren habe ich als ein tolles Erlebnis wahrgenommen, das viel Spaß macht und einen enormen Erholungsfaktor hat, auch wenn man im Vergleich zu einer Kreuzfahrt beim Komfort einige Abstriche machen muss. Aber dieser Vergleich ist ohnehin nicht sinnvoll – es ist eben eine ganz andere Art von Urlaub.

Würde ich wieder auf ein Hausboot gehen und Kapitän spielen? Jederzeit, wenn ich die passenden Mitreisenden dazu finde. Denn das ist, denke ich, ein wichtiger Faktor. So richtig Spaß macht ein Hausboot, wenn man mit Gleichgesinnten unterwegs ist, mit denen man harmoniert, wo sich keiner selbst zu ernst nimmt und man sich auf dem engen Raum nicht auf die Nerven geht. Danke an meine Mitreisenden – das ist auf unserer Tour im Burgund großartig gelungen.
Fakten und Daten zur Bootsklasse „Horizon 4“ bei Le Boat
- Länge: 13,50 Meter
- Breite: 4,35 Meter
- Höhe über Wasserlinie: 2,90 Meter
- Tiefgang: 1 Meter
- Passagierzahl: maximal 9
- Kabinen: 2 Doppelkabinen im Bug und 2 seitliche Kabinen für je 2 Personen, jeweils inklusive Badezimmer
- Wassertank: 800 Liter (zum Trinken abkochen)
- Dieseltank: 300 Liter

Hallo Franz,
da hast du diese Reiseart wunderbar beschrieben. Wir waren bereits in Holland, mehrfach mit luxuriösen Motoryachten, zu viert oder mit 6 Personen, meist von Sneek aus, unterwegs und haben genau so, diese Freiheit der Zielauswahl und Verweildauer schätzen gelernt. Sobald man an Bord geht, beginnt der Urlaub. Die Langsamkeit der Fahrt entspannt total und man ist meist in der Natur unterwegs, oder herrlichen, kleinen Orten. Schleusen und Brücken Durchfahrten oder das An- und Ablegen sind das Salz in der Suppe, bzw. sorgen für kurzzeitige Aufregung, aber alles ist machbar und ich habe mich immer wie ein, zugegeben, „echter“ Kapitän gefühlt, wenn ich denn am Steuerrad/Ruder war. VG Manni