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Hygiene-Inspektion der US-Behörden: Zwei von 119 Kreuzfahrtschiffen fallen durch

Knapp 90 Prozent der Kreuzfahrtschiffe schneiden zwischen Januar und September 2024 bei unangekündigten Hygiene-Inspektionen der US-Behörden gut ab. Nur zwei Schiffe erzielten nicht die nötige Mindestpunktzahl 86 von 100, darunter ein deutsches.

Die Gesundheitsinspektionen der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC – unangekündigte, sogenannte „Public Health Operational Inspections“ – sind bei der Besatzung von Kreuzfahrtschiffen gefürchtet, zumindest aber unbeliebt. Die knapp 300 Seiten umfassenden Vorschriften sind sehr streng und wirken nach deutschen und europäischen Maßstäben in vielen Punkten auch pedantisch oder gar überflüssig. Bei einigen Aspekten haben Europäer schlicht andere Hygiene-Konzepte, die mit den US-Vorschriften nicht in Einklang stehen.

Die Kosten für die Inspektionen müssen übrigens die Reedereien zahlen: Je nach Schiffsgröße fallen Gebühren zwischen 1.495 und 23.920 Dollar an. Ab 2025 steigen diese Gebühren für manche Schiffe noch einmal deutlich und betragen zwischen 8.073 und 64.584 Dollar. Für die bauliche Erstinspektion eines neuen Schiffs fallen dann sogar bis zu 129.168 Dollar an.

Oft sind es auch kleine oder relativ alte Kreuzfahrtschiff, bei denen es schwierig ist, manche Vorschriften zu erfüllen, weil der Platz für die eigentlich nötigen Einrichtungen fehlt oder eine ältere Bauweise der Schiffe komplizierte oder unpraktikable Anpassungen erfordert, um den Buchstaben der Vorschriften gerecht zu werden.

In einem Interview mit Axel Sorger, 2017 General Manager der Mein Schiff 6, haben wir dieses Thema und die Herausforderungen der amerikanischen Gesundheitsinspektionen schon einmal ausführlich beleuchtet: „Hygiene auf Kreuzfahrtschiffen: Über Sinn und Unsinn der amerikanischen Vorschriften“.  

Wer US-Häfen anlaufen will, muss die US-Vorschriften erfüllen

Dennoch: Wer amerikanische Häfen anlaufen will, muss diese Regeln befolgen, ob man sie für sinnvoll hält oder nicht. Europäische und deutsche Schiffe haben da oft ihre liebe Mühe, vor der ersten Ankunft in den USA das ganze Schiff auf den Kopf zu stellen und detailliert alles auf die US-Anforderungen umzustellen und anzupassen.

Dazu gehört beispielsweise, dass Besteck nicht offen am Tisch im Buffet-Restaurant liegen oder an Ständern am Tisch hängen darf, selbst wenn es täglich mehrmals ausgetauscht und gereinigt wird. Oder der Kellner darf im Bedienrestaurant für die Käse-Auswahl vor dem Dessert nicht mit einem Wagen mit dem Käse zum Passagier an den Tisch fahren und den gewünschten Käse dort aufschneiden und servieren.

Fast schon kurios ist, dass beispielsweise auf der bei einer Prüfung im Januar 2024 durchgefallenen „Margaritaville at Sea Paradise“ die Inspektoren monieren, dass in einem für vier Personen zugelassenen Whirlpool sechs Personen angetroffen wurden.

Was passiert, wenn ein Schiff weniger als 86 Punkten erzielt und damit durchfällt?

Welche Konsequenzen hat es, wenn ein Kreuzfahrtschiff bei der Inspektion wegen Mängeln so viele Punkte abgezogen bekommt, dass es mit weniger als 86 Punkten durchfällt? Die schwerwiegendste Konsequenz wäre eine sogenannte „no sail“-Order: Das Schiff dürfte nicht weiterfahren, bis die wesentlichen Mängel behoben sind. Allerdings kommt das extrem selten vor und setzt voraus, dass die Mängel eine unmittelbare Gefahr für die öffentliche Gesundheit in den USA darstellen würden. Theoretisch könnte sogar ein Anlaufverbot in der Zukunft für das Schiff verhängt werden.

Die Inspektoren können jedoch keine Geldstrafen oder gar strafrechtliche Maßnahmen gegen die Reederei oder die Schiffsbesatzung einleiten. Die Reederei ist lediglich verpflichtet, die Mängel zu beheben und dazu innerhalb von 30 Tagen einen Corrective Action Report einzureichen, der auf der Website der CDC veröffentlicht wird. Zudem muss das Schiff mit einer Nachkontrolle rechnen.

Deutlich unangenehmer könnte eine schiefgelaufene Inspektion für die verantwortlichen Besatzungsmitglieder innerhalb der Reederei haben, potenziell könnte sie ihren Job verlieren. Am unangenehmsten für die Reederei ist die negative Wirkung in der Öffentlichkeit, wie sie gerade Hapag-Lloyd Cruises mit der schlechten Wertung von nur 62 Punkten bei einer Inspektion im September 2024 erfährt (siehe unten). Vor allem die Boulevard-Medien titeln dann gerne mal mit „Ekel-Schiff“ oder Ähnlichem.

Knapp 90 Prozent der Schiffe schneiden ohne große Mängel ab

20 der 119 Kontrollen der CDC in diesem Jahr bis Ende September 2024 ergaben eine makellose Bilanz von 100 Punkten, also bei 16,8 Prozent der Inspektionen: Brilliance of the Seas, Carnival Spirit, Celebrity Ascent, Celebrity Equinox, Disney Fantasy, Explora I, MSC Meraviglia, MSC Seashore, Norwegian Bliss, Norwegian Breakaway, Norwegian Escape, Norwegian Gem, Norwegian Jewel, Norwegian Sky, Oceania Regatta, Radiance of the Seas, Seabourn Odyssey, Viking Orion, Viking Polaris und Zuiderdam.

86 Inspektionen ergaben nur marginale Mängel und eine Punktzahl von 95 und höher. Knapp 90 Prozent der Inspektionen ergaben also kaum nennenswerte Mängel. Auf unter 90 Punkte brachten es nur elf Kreuzfahrtschiffe: Hanseatic Inspiration (62), Margaritaville at Sea Paradise (83), Caribbean Princess (86), Carnival Breeze (86), Evrima (86), MSC Magnifica (86), Carnival Miracle (88), National Geographic Sea Bird (88), Adventure of the Seas (89), Carnival Elation (89) und Crystal Serenity (89).

Hanseatic Inspiration mit 62 Punkten durchgefallen

Zwei Kreuzfahrtschiffe scheiterten an der 86-Punkte-Hürde und fielen durch: die Margaritaville at Sea Paradise recht knapp (und bei erneuter Prüfung einen Monat später mit 92 Punkten gut bestanden) sowie die Hanseatic Inspiration mit nur 62 Punkten sehr deutlich. Als letztere Ende September 2024 nach einigen Grönland-Expeditionen und Stopps in Kanada erstmals wieder einen US-Hafen anlief und kontrolliert wurde, fanden die Inspektoren insgesamt 44 Mängel, teils sehr unangenehme. Die Inspektoren monierten aber auch Dinge, die bereits bei der Neubau-Inspektion des Schiffs 2019 festgestellt worden seien. Dazu zählen Details wie zu wenig Licht (35 bis 57 Lux statt vorgeschriebener 110 Lux) im Bereich zwischen einer Espressomaschine und einer Eiscreme-Maschine.

Hapag-Lloyd Cruises erklärt zu der schlechten Wertung auf Nachfrage von cruisetricks.de: „Die Gesundheit der Gäste und Crew hat für Hapag-Lloyd Cruises stets oberste Priorität. Seit Jahren erfüllen wir die strengen Hygienevorgaben vorbildlich und deutlich über dem Mindestmaß. Der jüngste Vorfall spiegelt in keiner Weise die operative Exzellenz wider, für die unsere Schiffe stehen. Sofort haben wir die Mängel beseitigt, uns intensiv mit den Ursachen beschäftigt und der Behörde einen Korrekturbericht vorgelegt. Eine Arbeitsgruppe aus internen und externen Experten überwacht und begleitet nun die Umsetzung der Maßnahmen, um unsere hohen Ansprüche dauerhaft sicherzustellen.“

Der Prüfbericht der CDC-Inspektoren ist auf der CDC-Website öffentlich zugänglich, ebenso wie der Corrective Action Report von Hapag-Lloyd Cruises.

Bei der ebenfalls als sehr strenge geltenden Hygiene-Inspektion in Kanada hatte die Hanseatic Inspiration übrigens 13 Tage zuvor noch mit fast perfekten 97 von 100 Punkten abgeschnitten.

Für drei weitere deutsche Kreuzfahrtschiffe liegen Prüfberichte der US-Behörde aus den vergangenen zwölf Monate vor. Die Mein Schiff 6 von TUI Cruises schnitt im Mai 2024 mit 98 Punkten ab, die Amera zuletzt im Dezember 2023 mit 98 Punkten und die Artania im November 2023 mit 94 Punkten, bei von Phoenix Reisen.

In Kanada erzielte die Mein Schiff 1 im September 2024 fast perfekte 99 von 100 Punkten, die Mein Schiff 6 punktete zuletzt im September 2023 in Kanada mit 96 Zählern. Die Amera schaffte im Mai 204 in Kanada 95 Punkte. Hapag-Lloyd Cruises‘ Europa schaffte es im Oktober 2023 auf 95 Punkte in Kanada, die Europa 2 im Mai 2024 auf einen Wert von 97.

9 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

9 Gedanken zu „Hygiene-Inspektion der US-Behörden: Zwei von 119 Kreuzfahrtschiffen fallen durch“

  1. Ich weiß, ich schaue wieder durch die Phoenix-Brille, aber ich finde es schon toll, wie die beiden Schiffe so gut abschneiden konnten (bei der Inspektion der Amera war ich an Bord), gerade, weil du ja schreibst, dass es bei älteren Schiffen schwieriger ist.

  2. @Matthias: In der Tat. Letztlich muss man sich halt einfach extrem auf diese Inspektionen konzentrieren und im Vorfeld das ganze Schiff auf den Kopf stellen, dass die Inspektoren wirklich nichts Vermeidbares finden, damit die wenigen Dinge, die man wirklich nicht ändern kann, nicht ins Gewicht fallen.

  3. Ich war 2023 bei einer Vorabkontrolle durch amerikanische Inspektoren im Mittelmeer an Bord der MS Artania, die einige Wochen später Richtung USA fuhr.

    Ja, da passieren schon einige Veränderungen, welche man als Passagier doch konkret mitbekommt. Man könnte sich da die Frage stellen, war die MS Artania kurz vor der Inspektion unsicher?

    Natürlich nicht, es geht ja oft um unterschiedliche Hygiene-Sichtweisen in Europa und den USA, wobei ich hier bewusst einmal technische Mängel außen vor lassen möchte (gerade ältere Schiffe haben ja oft mit undichten Rohrleitungen zu kämpfen, die zwar die Schiffssicherheit nicht bedrohen, aber unangenehm sind, wenn sie auf Gängen oder in Kabinen auftreten).

    Die Spanne zwischen unhygienisch und verschiedenen Ansichten von ausreichender Hygiene (absolut sicher wären ja nur sterile Speisen) ist dabei doch recht groß. Ob der Käsewagen an sich oder doch eher Rohmilchkäsesorten als solche problematischer sind, kann man durchaus verschieden sehen. Wichtiger ist doch, wie die Ware bei der Anlieferung oder der Lagerung im Schiff vor der Zubereitung behandelt wird. Kann mir nicht vorstellen, dass bei der oben erwähnten Reise schon das Laden der Ware zwei oder mehr Wochen vorher bzw. die Lieferkette und vor allen Kühlkette von den amerikanischen Inspektoren persönlich überwacht wurde.

    Was vor einer US-Inspektion auf jeden Fall auffällt, plötzlich ist jede Miniportion (Butter, Marmelade, Kaffemilch) wieder verpackt. Rechnet man dies auf alle weltweit fahrenden Kreuzfahrtschiffe hoch, entsteht eine nicht unerhebliche Menge an zusätzlichem Verpackungsmüll, wenn man dies beibehalten würde.

    Verpackt sieht natürlich hygienischer aus, aber wurde vorher die Kühlkette penibel eingehalten? Fährt man mit den amerikanischen Hygienevorschriften wirklich sicherer?

    Für den Passagier entscheidender ist doch die Frage: Hat er Vertrauen zur jeweiligen Reederei oder nicht, Vertrauen in das, was hinter der Fassade passiert? Vor allem in den Standard, der in den Zeiten ohne bevorstehende US-Inspektion erlebt wird. Man könnte ja auch misstrauisch werden, wenn vor einer Inspektion plötzlich hektisches Treiben der Besatzung an Bord erkennbar wird.

    Vielleicht noch eine Ergänzung von einer Pazifikreise (keine Kreuzfahrt). Auf vielen Inseln der Südsee wird vor Festen ein Erdofen ausgehoben, in denen in Blätter eingepackte Speisen mehrere Tage lang gegart werden. Kurze Lieferkette (die Speisen kommen direkt lokal erzeugt in den Ofen) und tagelang gekocht, hygienisch sicher besser als das kurz angebratene Steak auf dem Grill. Auf den Inseln unter amerikanischer Verwaltung (so wurde uns zumindest erzählt) sind diese Erdöfen nicht erlaubt, das gegrillte Steak vom Grill aber in den gesamten USA schon.

    Ich bin durchaus für stenge Hygienekontrollen (nicht nur in den USA). Aber fraglich ist doch, ob die Hygienestandards so unterschiedlich ausfallen sollten ( es ist ja sonst vieles in der Schifffahrt an Vorschriften international gültig). Und am besten, wenn auch bei angekündigten Kontrollen keinerlei zusätzliche Aktivitäten der Besatzung notwendig wären.

  4. @Gerd Habersack: Danke, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Das man sich international nicht auf einheitliche Regelungen einigt, liegt sicherlich daran, dass man sich eben nicht einig ist bzw. unterschiedliche Vorstellungen und Konzepte von „Hygiene“ hat. In anderen Bereichen einigt man sich international dann auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, aber das wäre bei diesem Thema einerseits keine gute Lösung, andererseits ließe sich vermutlich nicht einmal das genau definieren, weil es eben kein „besser“ und „schlechter“ gibt, kein „kleiner“ und „größer“, sondern einfach unterschiedliche Sichtweisen. Letztlich ist der US-Standard oft der, den Reedereien, die viel US-Kontakt haben, dann auch in Europa durchziehen (auch wenn es wegen einiger Widersprüche in den Regeln nicht 100% möglich ist). Das ist einfacher, als die Crew jedes Mal vor USA auf US-Regeln und dann vor Europa wieder auf EU-Regel umzutrainieren. Die Reedereien, die eben nur mal einen Abstecher in die USA machen, tun sich eher den Aufwand an, vor US-Häfen alles umzustellen. Oder vielleicht auch mal darauf hoffen, dass gar nicht kontrolliert wird ;-)
    Bzgl. Erdöfen: Zumindest auf Hawaii wird das durchaus praktiziert, insofern kann’s in den USA eigentlich nicht komplett verboten sein.

  5. Vorab: Wir waren noch zwei Wochen vor der CDC-Prüfung auf der Hanseatic Inspiration und uns ist nichts Negatives aufgefallen.
    Und: Natürlich kann man die Prüfkriterien der USA für übertrieben halten, aber auch bei Diesel-Fahrzeugen hat letztlich nur die Intervention der USA dafür gesorgt, dass die Missstände beseitigt wurden.

    Also: Don’t Blame the Messenger!

    Die „Findings“ bei der Inspiration kann man grob in zwei Kategorien teilen:

    1. „Blöd gelaufen“:
    Ein vergammelter Vogel unter dem Außengrill darf nicht passieren (Punkt 10 der CDC-Liste) – und wird mit Sicherheit auf keinem HL-Schiff jemals wieder passieren.
    Aber dieser Punkt ist natürlich maximal unglücklich, nicht zuletzt, weil sich die Presse darauf stürzt (RTL: „Insekten, toter Vogel, Maden – Ekel-Rating für deutsches Kreuzfahrtschiff…“)

    2. „Systematisch schlecht“:
    Dass die CDC bei der sofortigen Säuberung des Außengrills den Mitarbeitern erst einmal erklären musste, dass man das Putzwasser nicht aus dem Handwaschbecken nimmt, deutet aber an, dass es noch grundsätzlich „Verbesserungspotenzial“ gibt (Punkt 13 der CDC-Liste – Corrective Action: „The cleaning staff & supervisors retrained in how to clean properly…“).
    Viele der insgesamt 84 angemerkten Punkte beziehen sich auf die Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln bis hin zu Spülen und Putzen. Und dass da *sehr* genau hingeschaut wird, kann ich nicht kritisieren. Vor allem, wenn es sich bei den Mängeln offensichtlich um „geübte Praxis“ auf dem Schiff handelt und nicht um das Einmalversagen eines einzelnen Mitarbeiters.

    Wir können wohl alle davon ausgehen, dass dieses Rating bei HL einiges in Bewegung gesetzt hat und der ohnehin schon sehr hohe Standard auf den HapagLloyd-Schiffen noch besser wird.
    Insofern sehen wir unseren beiden bereits gebuchten Reisen auf den Hanseatic-Schiffen mit Freude entgegen.

  6. @Joachim: „Blaming the messenger“ war nicht meine Absicht und ich hoffe auch, dass das nicht so rüberkommt. Allerdings halte es ich schon für relevant auch zu erwähnen, dass die US-Hygienevorstellungen und -konzepte teils deutlich von den deutschen und europäischen abweichen, ohne dass deutsche/europäische Standards deshalb schlechter oder unhygienischer wären. Bei der Hanseatic Inspiration gibt es allerdings tatsächlich viele Punkte, die auch nach europäischen Standards indiskutabel sind, auch da hast Du natürlich vollkommen recht.
    Ehrlicherweise hatte ich den Fokus bei meinem Text eher auf der Gesamtübersicht der Schiffe und nicht darauf aus, ein Schiff an den Pranger zu stellen (kann aber anderen Medien aber auch nicht verdenken, dass sie sich auf das eine Negativbeispiel stürzen. Vielleicht habe ich das auch ein wenig unterschätzt …
    Was ich bei der Sache auffällig finde, ist die 97-Punkt-Wertung der kanadischen Behörde nur zwei Wochen davor, und die Kanadier gelten als ähnlich streng wie die Amerikaner.
    Auf jeden Fall dürfte zutreffen, was Du schreibst: Für Hapag-Lloyd Cruises wird das eine Lehre sind und das wird ihnen ganz sicher nie wieder passieren.

  7. Als ehemaliger Lehrer kann ich mir den Absturz von 97 auf 62 Punkten (sofern die Annahme stimmt, dass Kanada und die USA ähnliche Prüfstandards anwenden) relativ leicht erklären. Wenn man hervorragend abgeschnitten hat, dann fühlt man sich für die kurz darauf folgende nächste Prüfung sicher und wird fahrlässiger.

    Ist natürlich ein Punkt, den Hapag Lloyd primär im Hotelmanagement verorten und angehen muss und sicher schon getan hat.

    Ich bin schon häufig (auch 2024) mit der MS Europa 2 und auch schon einmal mit der Hanseatic nature gefahren. Meine Erfahrung im Vergleich (ich kenne auch andere deutsche Kreuzfahrtanbieter von Reisen im 3-4 Sterne Bereich):

    Das Niveau war immer besonders hoch, wie man es von 5+-Sterne-Schiffen erwartet. Aber in diesem Bereich gab es durchaus Schwankungen, nicht alle Mitarbeiter erfüllten den 5+ Sterne Standard.
    Bei fünf im Luxussegment angesiedelten Schiffen merkt man selbst bei Hapag Lloyd das Personalproblem, immer die Top-Leute auf dem Markt zu gewinnen. Während der Pandemie ist z.B. einiges an erfahrenem Personal zu den Luxushotels abgewandert und nicht zurückgekommen. Und außerdem versucht wohl die Konzernmutter (Mein Schiff) auch bei Hapag Lloyd die Betriebskosten zu drücken. Zumindest wird dies als Passagier mit schon vielen Reisen einem subtil in Gesprächen an Bord so angedeutet.

    Natürlich für mich kein Problem, welches weitere Buchungen (es bestehen schon wieder zwei) für mich verhindert, zumal mit Personalfluktuationen alle Anbieter zu kämpfen haben.

  8. Ein Aspekt, den man vielleicht nicht übersehen sollte:
    Durch den Übergang von Hapag-Lloyd Cruises auf TUI Cruises, ein 50:50-Joint Venture der TUI AG und der Royal Caribbean Group sind seit vier Jahren „Amerikaner“ mit an Bord.
    In Gesprächen mit der Crew wurde angedeutet, dass es beim Übergang so etwas wie einen „clash of cultures“ gab. Für beide Seiten:
    Ein kleines Expeditionsschiff fährt nach anderen Regeln als die 4000+ Gäste-Schiffe, z.B. häufige, spontane Umroutungen oder Planänderungen aufgrund von Wetter, Eisgang o.ä.
    Das musste der Zentrale/ dem FOC wohl erst einmal vermittelt werden.
    Immer wieder genannt wurde auch, dass es jetzt deutlich mehr Regeln gibt und mehr Papierkram zu erledigen ist. Die Crew freut sich wohl auf Transreisen, um den Backlog aufzuarbeiten :-)
    In Summe ein Phänomen, das wohl jeder kennt, dessen kleines mittelständiges Unternehmen von einem großen (amerikanischen) Konzern übernommen wurde.

    Wichtig war der Crew aber immer, dass Hapag-Lloyd Cruises eben nicht nach Konzernstandard „glattgebürstet“ wird, sondern hohe Freiheitsgrade behält, die nicht zuletzt den Gästen zugutekommen.

    Was nach diesem (Image-)Desaster passieren könnte, ist dass HL Cruises jetzt noch enger an die Leine genommen wird.
    Und dann seinen Charme verliert…

  9. @Joachim: Wobei Expedition für Royal Caribbean ja nicht gänzlich neu ist; mit Silversea gibt es ja noch eine zweite Reederei in der Unternehmensgruppe, die sich ebenfalls mit Expeditionskreuzfahrten beschäftigt.
    Aber klar: Da prallen auf jeden Fall sehr unterschiedliche Unternehmenskulturen aufeinander, die es gilt, auszutarieren. Das ist ganz sicher nicht einfach.

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