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Klassiker der Meere – Teil 2

Marco Polo – Russin mit deutscher Abstammung

Marco Polo (Bild: Cruise & Maritime Voyages)
Marco Polo (Bild: Cruise & Maritime Voyages)

Die Marco Polo wurde 1965 in der ostdeutschen Mathias-Thesen-Werft als Alexandr Pushkin für die sowjetische Baltic Shipping Company gebaut und war zunächst ein kombiniertes Passagier- und Frachtschiff. Zu Beginn wurde sie sowohl für Linienverkehr zwischen Leningrad und Montreal eingesetzt als auch im europäischen Winter als Kreuzfahrtschiff in der Karibik. Die Quellen sind dazu allerdings etwas widersprüchlich.

Die Alexandr Pushkin hatte einige für westliche Standards ungewöhnlich altmodische Einrichtungen. So gab es Kabinen für sechs (sich bis zur Kreuzfahrt fremde) Personen sowie drei Wasserhähne am Waschbecken: Kaltwasser, Warmwasser und Salzwasser.

Allerdings gab es auch einige zukunftsweisende Eigenheiten: Der Swimming Pool war mit einem beweglichen Glasdach versehen, sodass er bei jedem Wetter benutzt werden konnte. Und sowohl sämtliche Passagierkabinen als auch die Crew-Quartiere waren Außenkabinen. Auch wurde die Alexandr Pushkin mit einem eisverstärktem Rumpf gebaut, um auch in Packeis noch navigieren zu können.

1979 bis 1985 war das Schiff an die deutsche Transocean Tours verchartert, 1985 dann an CTC Cruises für Europa- und Australien-Kreuzfahrten. 1991 schließlich wurde das Schiff in den Westen Verkauft, nämlich an Orient Lines. Hier bekam es dann auch den bis heute gültigen Namen Marco Polo. Orient Lines ließ das Schiff bis 1993 in Griechenland umfassend umbauen und modernisieren. Bis 1998 fuhr die Marco Polo dann bei Orient Lines zu zahlreichen Zielen überall auf der Welt, von Südost-Asien über Afrika bis in die Antarktis.

Auch nach einem Eigentümerwechsel zu Norwegian Cruise Line (NCL) fuhr das Schiff weiter für Orient Lines, bis NCL die Marco Polo an die griechische Reederei Global Maritime verkaufte, selbige das Schiff wiederum an die deutsche Transocean Tours vercharterte, die das Schiff ja bereits früher einmal mehrere Jahre lang betrieben hatten. Zugleich markierte der Verkauf aber auch das Ende von Orient Lines, dessen letztes Schiff die Marco Polo gewesen war.

Seit 2010 fährt die Marco Polo nun für die britische Cruise & Maritime Voyages, im Sommer in Nordeuropa und im Mittelmeer, im Winter in Südamerika.

  • Besitzer: Cruise & Maritime Voyages
  • Länge: 176 m
  • Breite: 24 m
  • Passagierkapazität: 820
  • Indienststellung : 1965
  • BRZ: 22.080

Ocean Star Pacific – Nordischer Prinz in Mexiko

Aquamarine, die heutige Ocean Star Pacific (Bild: Louis Cruises)
Aquamarine, die heutige Ocean Star Pacific (Bild: Louis Cruises)

Die Ocean Star Pacific wurde 1971 als Nordic Prince für Royal Caribbean mit einer Kapazität von 714 Passagieren gebaut. Die Nordic Prince war das zweite Kreuzfahrtschiff in der Royal-Caribbean-Flotte, heute die zweitgrößte Kreuzfahrtgesellschaft der Welt.

Wie damals häufig praktiziert wurde das Schiff 1980 in Finnland um 26 Meter verlängert und für 1.231 Passagiere ausgebaut. 1995 wurde sie als erstes Schiff bei Royal Caribbean ausgemustert – noch ein Jahr vor der Song of Norway – und an Sun Cruises verkauft.

Sun Cruise entfernte die Viking Crown Lounge, das Markenzeichen Royal Caribbeans, und betrieb das Schiff unter dem Namen Carousel, bis es 2004 wiederum an die griechische Louis Cruises verkauft und in Aquamarine wurde, wo es bis 2010 blieb. Zwischenzeitlich war das Schiff 2006 und 2007 auch an Transocean Tours verchartert und wurde unter dem Namen Arielle ein beliebtes Kreuzfahrtschiff auf dem deutschen Markt.

Seit Ende 2010 ist die Aquamarine nun für deutsche Passagiere kaum mehr erreichbar: Sie wurde an die mexikanische Kreuzfahrtgesellschaft Corporacion De Cruceros Nacionales verkauft und soll auf dem dortigen Kreuzfahrtmarkt unter dem Namen Ocean Star Pacific fahren.

  • Besitzer: Corporacion De Cruceros Nacionales
  • Länge: 194 m
  • Breite: 24 m
  • Passagierkapazität: 1.231
  • Indienststellung: 1971
  • BRZ: 23.149

Princess Daphne – verwandelter Frachter

Princess Daphne unter ihrem früheren Namen Ocean Monarch
Princess Daphne unter ihrem früheren Namen Ocean Monarch

1955 ist die Princess Daphne unter ihrem ursprünglichen Namen „Port Sydney“ für die britische Port Lines in Betrieb gegangen – als Frachtschiff. Später wechselte der Name nach Akrotiri Express, bevor das in Großbritannien gebaute Schiff 1975 vollständig umgebaut und in ein klassisches Kreuzfahrtschiff verwandelt wurde und dabei den Namen Daphne bekam.

Update: 2014 wurde die Princess Daphne in Alang, Indien, verschrottet.

Nach mehreren Eigentümer-Wechseln renovierte offenbar die monegassische Kreuzfahrtgesellschaft Dreamline Cruises das Schiff 1996 grundlegend und ließ sie bis 2000 unter anderem auf der Route Amsterdam – Nordkap fahren. Zwischenzeitlich lief das Schiff, dessen Geschichte nur etwas lückenhaft nachvollziehbar ist, auch unter den Namen Ocean Odyssey und Ocean Monarch. Als Ocean Monarch hatte Hansa Kreuzfahrten 2004 und 2005 gechartert und vermarktet und ab 2008 erneut als Princess Daphne.

2008 kaufte Arcalia Shipping das Schiff, baute es SOLAS-2010-konform um, sodass es auch nach 2010 die verschärften Sicherheitsvorschriften erfüllt. Im Sommer 2009 nahm das Schiff den Betrieb unter dem heutigen Namen Princess Daphne auf und wurde über das Arcalia-Tochterunternehmen Classic International Cruises vermarktet. Nach der Insolvenz von CIC 2012 sollen die Söhne des im Mai 2012 verstorbenen CIC-Reeders George Potamianos das Schiff übernommen haben. Seitdem lag sie in Kreta und wurde 2014 letztlich zur Verschrottung nach Indien gebracht.

  • Besitzer: — (2014 verschrottet)
  • Länge: 162 m
  • Breite: 21 m
  • Passagierkapazität: 550
  • Indienststellung: 1955
  • BRZ: 15.833

Funchal – portugiesische Schönheit

Funchal (Bild: Ulf Larsen/Wikipedia)
Funchal (Bild: Ulf Larsen/Wikipedia)

In Dänemark gebaut, begann die  Funchal begann ihre Karriere 1961 für die portugiesische Gesellschaft Empressa Insula de Navagacao als Linienschiff für Post und Passagiere zwischen Lissabon, den Azoren und Madeira. Die Funchal ist schon allein deshalb erwähnenswert, weil sie als eines der ganz wenigen älteren Kreuzfahrtschiffe über die vielen Jahre hinweg immer den gleichen Namen behalten hat. Ungewöhnlich für ein Kreuzfahrtschiff ist auch, dass sie unter der Flagge eines EU-Staates fährt, nämlich der portugiesischen.

1973 wurde sie zu einem vollwertigen Kreuzfahrtschiff umgebaut, ihre Dampfturbinen durch Dieselaggregate ersetzt. 1987 an die Warwick Shipping Company verkauft und lange an die schwedische Fritidskryys verchartert gehörte sie bis Herbst 2012 Arcalia Shipping und wurde von dessen Tochterunternehmen Classic International Cruises vermarktet. Nach der Insolvenz von Classic international Cruises Ende 2012 übernahm die neu gegründete, portugiesische Reederei Portuscale Cruises das Schiff.

Kreuzfahrtschiff-Kritiker Douglas Ward beschreibt die Funchal als am besten geeignet für Passagiere, die zu zum ersten Mal das Kreuzfahrterlebnis eines kleinen Schiffs mit klassischem Charakter und Charme zu einem niedrigen Preis erleben wollen.

  • Besitzer: Portuscale Cruises
  • Länge: 154 m
  • Breite: 19 m
  • Passagierkapazität: 471
  • Indienststellung: 1961
  • BRZ: 9.563

Sovereign – die ehemals Größte

Sovereign (Bild: Pullmantur Cruises)
Sovereign (Bild: Pullmantur Cruises)

Die Sovereign, ehemals Sovereign of the Seas, ist ein frühes Symbol für den Trend zu immer größeren Kreuzfahrtschiffen. Als Royal Caribbean was Schiff 1988 in Dienst gestellte, war es das größte Kreuzfahrtschiff der Welt und läutete eine neue Ära der Kreuzfahrt ein: Ab sofort waren Kreuzfahrtschiff keine Transportmittel mehr, sondern schwimmende Ferienressorts.

Bis heute sind bei Royal Caribbean drei Schiffsklassen dem Beispiel gefolgt: Voyager of the Seas, Freedom of the Seas und Oasis of the Seas waren beziehungsweise sind jeweils die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Für Royal Caribbean war die Sovereign of the Seas außerdem der Startpunkt für die bis heute durchgehaltene Namenskonvension der Schiffe, deren Namen von da ab immer auf „of the Seas“ enden.

Seit November 2008 ist das Schiff unter dem Namen Sovereign das Flagschiff der spanischen Kreuzfahrtgesellschaft Pullmantur Cruises, die ihre Kreuzfahrten zunehmend auch in Deutschland vermarktet.

  • Besitzer: Pullmantur Cruises
  • Länge: 268 m
  • Breite: 32 m
  • Passagierkapazität: 2.324
  • Indienststellung: 1988
  • BRZ: 73.192

5 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

5 Gedanken zu „Klassiker der Meere – Teil 2“

  1. Die ersten Kreuzfahrtschiffe, die ich kennen gelernt habe, waren russische Schiffe. Das waren die ersten erschwinglichen Kreuzfahrten in den 70er und 80er Jahren. Die beiden legendärsten waren hier wohl die MS Maxim Gorki und die MS Ivan Franko. Beide bereits eingezogen ins Nirwana von Alang.

  2. Als Marco Polo hatte die A. Puschkin sehrwohl diverse Innenkabinen sehr unterschiedlicher Größen ab 10,5 qm und kein Dach mehr über dem Pool.
    Ich hatte 2005 und 2007 zwei traumhafte Reisen mit einem tollen Schiff und einer noch großartigeren Crew.

  3. @Peter: Danke für die Ergänzung. Der Text schreibt allerdings auch nur von „keine Innnenkabinen“ in Bezug auf ihre Zeit als Alexandr Pushkin, also vor dem Umbau 1993. In einem relativ kurzen Text kann man natürlich nicht jedes Detail einer so langen und bewegten Geschichte eines Schiffs unterbringen ;-)

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