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Knut Kloster, Pionier der modernen Kreuzfahrt, stirbt im Alter von 91 Jahren

Der norwegische Reeder Knut Kloster ist einer der Urväter der modernen Kreuzfahrt. Jetzt starb er im Alter von 91 Jahren. 1966 hatte er zusammen mit Ted Arison Norwegian Caribbean Line, die heutige Norwegian Cruise Line, gegründet und 1980 mit der Norway das erste Mega-Kreuzfahrtschiff auf den Markt gebracht.

1929 in Oslo geboren, übernahm Knut Kloster 1959 nach einem Ingenieurstudium am MIT in Boston mit gerade einmal 30 Jahren die Tank- und Frachtschiff-Reederi der Familie, als sein Vater starb.

1966 gab er den Bau der Sunward in Auftrag, eine für diese Zeit vergleichsweise luxuriöse Langstreckenfähre für 558 Passagiere in Kabinen mit eigenem Badezimmer, mit Restaurants, Bars, einem Nachtclub, Theater und Shops und stattete das Schiff mit einer Klimaanlage aus. Die Sunward fuhr als erste wöchentliche Passagier- und Autofähre zwischen England, Spanien und Gibraltar und kombinierte den Fährverkehr mit Urlaubsreisen.

Spaniens Diktator Franko sperrte jedoch bald die Grenzen. Kloster hatte zwar ein modernes Schiff, aber keine Fahrtroute mehr. Kloster kam in Kontakt mit einem gewissen Ted Arison, der zwar eine erfolgreiche Route von Miami nach Haiti und Jamaika hatte, dem aber das Schiff, dass er gechartert hatte, durch die Pleite des Eigentümers abhandengekommen war.

Ted Arison schlug vor, die Sunward nach Miami zu bringen. Angeblich dauerte es nur wenige Tage, bis Arison Shipping Company and Klosters Rederi ins Geschäft kamen. Die Norwegian Caribbean Line, später Norwegian Cruise Line war geboren. Heute ist das Unternehmen die drittgrößte Kreuzfahrt-Reederei der Welt.

Kloster war CEO der Norwegian Caribbean Line, Arison kümmerte sich um Marketing und Vertrieb. Am 19. Dezember 1966 stach die Sunward von Miami aus zu ihrer ersten Bahamas-Kreuzfahrt in See. Unter Kreuzfahrt-Historikern gilt dieser Tag als der Beginn der modernen Kreuzfahrtindustrie.

NCL war erfolgreich, wuchs und bekam mehr Schiffe. 1971 kam das Zerwürfnis mit Ted Arison. Letzterer gründete im gleichen Jahr Carnival Cruise Lines.

1979 erwarb Kloster zum Erstaunen der ganzen Schifffahrtswelt den früheren, französischen Oceanliner France, der seit 1974 außer Dienst war – mit 66.000 Bruttoregistertonnen für fast 2.000 Passagiere fast dreimal so groß wie damals übliche Kreuzfahrtschiffe. Die France wurde unter ihrem neuen Namen Norway zum ersten Mega-Kreuzfahrtschiff der Geschichte. Sie war ein riesiger Erfolg und brachte Kloster damals einen großen Vorsprung vor den Konkurrenten wie Carnival und Royal Caribbean.

Zu Klosters visionären Plänen zählten unter anderem schon in den 1970er-Jahren ein Katamaran-Kreuzfahrtschiff mit 20.000 Bruttoregistertonnen namens Elysian, unter anderem mit der ungewöhnlichen Idee, Crew und Passagiere in denselben Restaurants zu bewirten. Elysian wurde bekanntermaßen nie Realität, ebenso wie eine weitere Idee in den 1990er-Jahren, die allerdings in der Planung schon sehr konkret war, bevor sie aufgegeben wurde. Das futuristisch anmutende Projekt Phoenix sollte mit 250.000 Bruttoregistertonnen Platz für 5.200 Passagiere bieten – etwas größer als die heute größten Schiffe der Oasis Class.

Der als sehr innovativ geltende Knut Kloster probierte neue Destinationen und ließ Schiffe auf unbewohnten Inseln stoppen – der erste Schritt zu den heutigen Privatinseln. Schon 1977 kaufte NCL die Insel Great Stirrup Cay. Kloster kombinierte Kreuzfahrt und Fluganreise, um so auch Publikum beispielsweise aus Großbritannien in die Karibik zu locken. Und er war auch derjenige, der die Stadt Miami davon überzeugte, explizite Kreuzfahrt-Terminals zu bauen. Schon 1968 stellte er sich fünf Kreuzfahrt-Terminals für den Port of Miami vor.

1986 verließ Knut Kloster sowohl NCL als auch das Familienunternehmen Kloster Rederi. Er widmete sich neuen Ideen wie etwa dem Phoenix-Projekt und initiierte 2000 das Residenzschiff-Projekt The World. Aber auch im sozialen und Umwelt-Bereich engagierte sich Kloster immer wieder.

Entgegen heute weit verbreiteter Vorurteile gegen die Kreuzfahrtindustrie zeigte Knut Kloster schon sehr früh Ansätze von dem, was heute Eco-Tourismus genannt wird. So bezog er beispielsweise die einheimische Bevölkerung auf Jamaika, Haiti und den Bahamas in seine Konzepte mit ein.

Auf der Suche nach der ersten Privatinsel für NCL soll Kloster zunächst eine andere Insel im Auge gehabt haben. Dann wurde klar, dass ganz in der Nähe ein Brutgebiet für Haie lag. Die lokalen Behörden schlugen vor, die Haie mit Dynamit zu vertreiben, was Kluster ablehnte. Stattdessen begab er sich auf die Suche nach einer anderen Insel – dem heutigen Great Stirrup Cay.

Knut Kloster starb am 20. September 2020 im Alter von 91 Jahren.

2 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

2 Gedanken zu „Knut Kloster, Pionier der modernen Kreuzfahrt, stirbt im Alter von 91 Jahren“

  1. Hallo Franz, ja Kloster war ein Pionier der frühen Kreuzfahrt. Hat der auch nicht mal Ende der 80ziger die 3 Schiffe der
    Royal Viking Line Sky , Star und Sea gekauft ? Waren 89 auf der Sky auf dem Amazonas unterwegs und kann mich noch an den Jubel der Besatzung erinnern als die Nachricht kam.

  2. Ja, ich denke mich auch erinnern zu können, dass er die Royal Viking Line gekauft hat. Ich habe die Geschichte hier natürlich deutlich verkürzt dargestellt, weil man über Knut Kloster locker ein ganzes Buch schreiben könnte ;-)

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