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Langzeit-Weltreise der „Odyssey“: Eine Kreuzfahrt, die seit fast vier Monaten auf dem Trockenen sitzt

Eigentlich sollte das Kreuzfahrtschiff mit dem bezeichnenden Namen „Odyssey“ schon seit 15. Mai 2024 auf Weltreise sein – und zwar auf einer besonders langen. Viele der Passagiere haben zu Hause alle Zelte abgebrochen, Wohnung und Eigentum verkauft – denn sie wollten für mindestens die nächsten dreieinhalb Jahre auf der Odyssey von Villa Vie Residences leben. Doch in See gestochen ist das Schiff, die ehemalige Braemar, auch Mitte September 2024 noch nicht.

Passagiere logieren in Hotel in Belfast und anderswo in Europa und harrten der Dinge. Denn ständig versprach die Reederei, Villa Vie Residences, einen baldigen Start der Reise und bislang übernahm sie auch die Hotelkosten und Reisespesen der verhinderten Kreuzfahrt-Passagiere.

425 Häfen in 147 Länder soll die Reise umfassen – wenn sie denn irgendwann starten sollte. Villa Vie Residences bietet Kabinen zum Kauf zur Doppelbelegung für ab 120.000 Dollar sowie eine monatliche Gebühr von 1.750 Dollar pro Passagier an. Alternativ kann man eine Kabine auch für Teilsegmente der Weltreise mieten.

Die über 30 Jahre alte Braemar hatte Villa Vie von der britischen Reederei Fred. Olsen 2023 gekauft und Anfang 2024 in die traditionsreiche Werft Harland & Wolff in Belfast zur Renovierung geschickt. Während der Pandemie war das Schiff bereits mehrere Jahre lang im schottischen Rosyth nahe Edinburgh aufgelegen. Die künftige „Odyssey“ hatte schon keine Klasse mehr – was an die Wiederindienststellung hohe regulatorische Anforderungen an Technik und Sicherheit stellt.

Immer weitere Probleme und Verzögerungen

Immer neue Probleme verursachten immer weitere Verzögerungen beim Start-Termin. Im Juni hieß es von Seiten Villa Vie noch, man sei in der letzten Phase der Zertifizierung und könne bald losfahren. Viermal sind die meisten Passagiere wohl bereits für den vermeintlichen Start der Reise nach Belfast angereist, nur um jedes Mal wieder vertröstet zu werden.

Unter den hoffnungsvollen Passagieren ist wohl auch eine Australierin, die bereits im November 2023 mit dem letztlich nie existenten Schiff „Lara“ des Anbieters Life at Sea auf eine dreijährige Weltreise gehen wollte, die letztlich mangels eines fahrfähigen Schiffs abgesagt wurde. Im Unterschied zu ihrem ersten Versuch hat Villa Vie Residences aber immerhin ein Schiff.

Im Laufe des Sommers durften die Passagiere der Odyssey immerhin schonmal in ihre Kabinen auf dem Schiff einziehen. An Bord schlafen können sie freilich nicht, aber immerhin gibt es Entertainment, täglich drei Mahlzeiten und Shuttlebus-Verbindungen zwischen dem Hafen und den Hotels in Belfast, in denen die Passagiere provisorisch einquartiert sind. Vor allem aber konnten sie so schonmal ihr Hab und Gut auf der Odyssey unterbringen und sich an Bord einrichten.

Inzwischen ist es September und die Odyssey liegt immer noch in Belfast. Denn die Sea Trials verliefen, wie Villa Vie es formuliert, „not as great as expected“. Kurz: Das Kreuzfahrtschiff bekam die nötige Klasse nicht.

Daraufhin kam für die Passagiere eine neue Zumutung: Villa Vie teilte ihnen mit, dass man inzwischen über zwei Millionen Dollar an Kostenübernahmen für Reisespesen und Hotelunterkünfte während der Verzögerungen übernommen habe und die Passagiere mindestens für die nächsten sieben Tage für diese Kosten doch nun selbst aufkommen sollten. Gegenüber Cruise Industry News sagte die Reederei, man werde diese Kosten bis zu 200 Dollar pro Tag später indirekt über ein Bordguthaben erstatten.

In etwa sieben Tagen sei das Schiff so weit, dass man die Passagiere an Bord willkommen heißen und mit der Reise starten könne, hieß es seitens Villa Vie vor gut einer Woche. Die meisten Passagiere werden solche Versprechungen mutmaßlich nur noch glauben, wenn die Odyssey wirklich mit ihnen an Bord in See sticht.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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