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Auf der Suche nach den Eisbären von Spitzbergen

In elf Tagen rund um Spitzbergen – wir entfliehen dem heißen, deutschen Sommer und fahren mit Hapag-Lloyd Kreuzfahrten auf der Bremen ganz weit nach Norden. In einem Tagebuch haben wir trotz teils etwas schwieriger Internet-Verbindungen regelmäßig live von dieser Traumreise berichtet und unsere Erlebnisse hier noch einmal ausführlich zusammengefasst.

Am 2. August geht es in Longyearbyen los: Mit der Bremen werden wir durch Eisfelder und Fjorde fahren, an vielen Stellen mit wasserdichter Kleidung und kniehohen Gummistiefeln ausgerüstet mit Zodiac-Schlauchbooten an Land gehen und dort oder vom Schiff aus Ausschau halten nach Wale, Robben, Seevögel, Polarfüchse, Walrösser und – das erhoffte Highlight der Reise – Eisbären.

Die Expedition rund um Spitzbergen mit der Bremen ist aber auch eine „Reise für junge Entdecker“ mit speziellem Programm für Teens ab zehn Jahre, die auf ihre eigene Weise Land, Meer und Natur auf dem Insel-Archipel erkunden. Unsere Teen-Reporterin Leonie (15) ist ebenfalls dabei und wird berichten.

Die Fahrtroute der Bremen rund um Spitzbergen

Wirklich genau kennt vorher niemand die Route, auf der die Bremen während ihrer Expeditions-Kreuzfahrt rund um Spitzbergen fahren wird. Wind, Wetter, Seegang und die Eislage bestimmen, wo das Schiffs hinfahren wird und wo wir mit dem Zodiac anlanden können. Denn Kreuzfahrtterminals oder auch nur feste Anleger gibt es auf Spitzbergen nicht – mit Ausnahme unseres Starthafens Longyearbyen. Wo die Bedingungen es also zulassen, werden wir mit dem Zodiac einfach ans Ufer fahren und dort ins seichte Wasser beziehungsweise am Strand aussteigen.

Route der Bremen rund um Spitzbergen *
Route der Bremen rund um Spitzbergen (Foto: Roderick Eime, Kartenmaterial: OpenStreetMap, CC BY-SA 2.0)

Von Düsseldorf fliegen wir direkt nach Longyearbyen, dem Startpunkt unserer Expedition und Verwaltungszentrum für das zu Norwegen gehörende Insel-Archipel Spitzbergen. Von da aus geht es auf einer zwar vorgeplanten, aber dennoch ungewissen Route rund um Spitzbergen, bis wir am Ende der Reise in Tromsö am norwegischen Festland ausschiffen und unsere Heimreise antreten.

Dazwischen erwarten uns schroffe Berge und unberührte Natur, Wale, Robben, Seevögel, Polarfüchse, Walrösser und Eisbären, Gletscher und Eis, lange, helle Nächte und wunderbares Licht, das es so nur in den Polar-Regionen dieser Erde gibt.

In Hornsund bestimmen Eiszungen die Landschaft. Ny Alesund ist historischer Boden: 1926 lag hier der Startplatz für das Luftschiff „Norge“, mit dem Roald Amundsen und Umberto Nobile als erste Menschen zum Nordpol fuhren.

Magdalenefjord und Raudfjord sollen mit ihrem Bergpanorama begeistern, im Liefdefjord zeigt sich der blau strahlende Monaco-Gletscher in beeindruckender Größe. In Mushamna brüten Küstenseeschwalben und Eiderenten, Polarfüchse hoffen auf die Gelegenheit, sich das eine oder andere Ei holen zu können. Auf der Insel Moffen sehen wir Walrosse, die sich in großen Herden an der flachen Küste versammeln.

Bei der Fahrt durch die Hinlopenstraße kann die Bremen unter Beweis stellen, dass sie auch mit Eis gut zurecht kommt, vorbei am Hinlopenbreen, Spitzbergens größtem Auslassgletscher und mit Wetter-Glück geht’s anschließend auch noch durch den engen Freemansund. Rentiere und Polarfüchse sehen wir hoffentlich bei einer Wanderung durch die Tundra bei Palanderbukta.

Das Revier der Dickschnabel-­Lummen, Dreizehen- und Eismöwen sind die Felsen von Alkefjellet und vor Kap Lee gibt es noch einmal die Chance auf Walrosse. Und natürlich gibt es auf der ganzen Route eine gute Chance, Wale zu beobachten, die mit ein wenig Glück neugierig und in Spiel-Laune sind.

Wir freuen uns auf ein abwechslungsreiches Natur-Erlebnis ganz hoch im Norden dieser Erde in Gewässern, die nur selten von Touristen bereist werden – Kreuzfahrt, Expedition und Abenteuer zugleich.

Hinweis: Einen sehr ausführlichen Reisebericht inklusive detaillierter Informationen zur Bremen finden Sie auch auf unserer Schwester-Website cruisediary.de im Beitrag „Mit der Bremen ins Land der Eisbären„.

Tag 1: Longyearbyen

Wirklich viele Flugzeuge landen in Longyearbyen nicht, aber es ist der nördlichste regelmäßig angeflogene Flughafen der Welt – und unser Startpunkt für die Umrundung Spitzbergens mit der Bremen.

Ungefähr 2.500 Einwohner, ein wenig Kohlebergbau zum Eigenbedarf, ein paar „das/der nördlichste“-Rekorde und vor allem eine Universität mit etwa 500 Studenten im Jahr, die sich natürlich vor allem mit Polarforschung beschäftigt.

Vor allem der Bergbau hat Menschen einst hierher verschlagen, die Reste der Minen und die hölzernen Pfeiler für Transport-Gondeln für die Kohle aus den Bergen sind heute Weltkulturerbe, auch wenn sie schon lange außer Dienst sind.

Kurz angemerkt: Satelliten-Internet ist so weit im Norden hier nur sporadisch und langsam verfügbar; Live-Updates können sich also auch in den nächsten Tagen ein wenig verzögern …

Tag 1: Barentsburg

Von der Zivilisation nehmen wir sanft Abschied, am Abend steht nur ein Stopp in der russischen Bergbausiedlung Barentsburg auf dem Programm, Anlandung um 21:30 Uhr, es ist (und bleibt) taghell. Über die 250 Stufen einer breiten, hölzernen Treppe geht es vom Landungssteg hinauf in den Ort.

Barentsburg
Barentsburg

Beinahe surreal wirkt Barentsburg mit seiner Mischung aus alten Holzhäusern und modernen Gebäuden, dazwischen eine orthodoxe Kirche aus Holz, eine große Lenin-Büste, für die Bemalung der Außenfassade der die Schule wurden nach dem Bau eigens Künstler aus St. Petersburg eingeflogen und Spruchbänder loben den Kommunismus, beschwören den Weltfrieden.

Von den 350 Bewohnern des Ortes sehen wir nur vier oder fünf, aber es gibt einen gut ausgestatteten Souvenir-Shop, ein Hotel und hier steht vor allem auch die nördlichste Brauerei der Welt, die immerhin ein helles, ein bernsteinfarbenes und ein dunkles Bier braut und es sehr zur Freude der nur 50 Meilen entfernt lebenden Norweger in Longyearbyen sehr günstig verkauft. Das Bier ist okay, aber der Wodka, der hier ebenfalls gebrannt wird schmeckt allerdings um einiges besser …

Tag 1: Mitternachtssonne

Von Barentsburg sind wir um 23:30 Uhr zurück am Schiff, die Sonne steht immer noch hoch am Himmel. Und sind wird die nächsten Tage auch nie untergehen. Im arktischen Sommer werden wir jeden Tag Mitternachtssonne erleben. Unser Körper wird sich darauf einstellen müssen, bei Tageslicht zu schlafen.

Mitternachtssonne
Mitternachtssonne

Zum Fotografieren ist das Licht der relativ tief stehenden Sonne am Abend und in der Nacht wunderschön, die Farben sind freundlich und kräftig und zumindest jetzt noch ist es mit um die 10 Grad fast schon angenehm warm.

Tag 2: Tempelfjord

Der Tempelfjord trägt seinen Namen wegen der Fels-Formationen, die entfernt an antike Tempelanlagen erinnern. Faszinierend ist hier auch der Kontrast zwischen den spitzen, mit Schnee und Eis bedeckten Gipfeln, die wiederum einst Namensgeber für „Spitzbergen“ waren.

Tempelfjord
Tempelfjord

Am Ende des Tempelfjords treffen wir auf einen gewaltigen Gletscher, der nicht nur Eis in den Fjord befördert, sondern auch große Mengen Geröll, weswegen das Wasser vor dem Gletscher von dem vielen Sediment undurchdringlich braun ist.

Robben finden sich hier keine – sie würden bei dem trüben Wasser beim Schwimmen schlicht nichts sehen. Dafür fliegen aber umso mehr Möwen ums Schiff herum. Die neugierigen Tiere trauen sich bis auf ein oder zwei Meter an die Passagiere heran und geben dankbare Fotomotive ab.

Tag 2: Trygghamna – der sichere Hafen

„Sicherer Hafen“ bedeutet Trygghamna auf Norwegisch. Der relativ schmale Fjord mit hohen Bergen rund herum bot schon Walfängern im 17. Jahrhundert Schutz vor Stürmen und schwerer See. Heute unterhält hier nur noch einer der Gouverneur von Spitzbergen eine kleine Schutzhütte.

Dickschnabel-Lummen in Trygghamna
Dickschnabel-Lummen in Trygghamna

Für uns ist Trygghamna heute vor allen wegen der großen Vogelkolonie hoch oben am Akhornet-Felsen interessant. Ihr Dung sorgt für ungewöhnlich viel Vegetation an dem Abhang und auch wenn die Frühlingsblüte längst vorbei ist, finden sich doch noch einzelne Blüten auf dem dicht mit tiefem, weichem Moos überwucherten Felsen.

Vor allem aber ist es ein Vergnügen, den Dickschnabel-Lummen bei ihren unbeholfenen Wasser-Landungen zuzusehen. Wobei „Landung“ eigentlich schon zu höflich formuliert ist. Denn genau genommen bremsen sie ihren Flug knapp über der Wasseroberfläche so gut wie möglich ab und lassen sich dann einfach mit dem Bauch voraus ins Wasser plumpsen.

Tag 3: Ny Alesund

Mit unseren Besuch in Ny Alesund endet der Teil der Kreuzfahrt zu besiedelten Orten. 120 Menschen leben hier im Summer, 30 im Winter – zumeist Forscher aus Norwegen, Südkorea, China und Deutschland. Hier steht die nördlichste Post-Station der Welt, wo es Erinnerungsstempel in den Reisepass gibt. Und die Te lefonzelle der Welt. Handy-Netz gibt es keines, sodass die Telefonzelle durchaus noch eine Bedeutung hat.

Ny Alesund
Ny Alesund

Wir sind mitten im Eisbärenland, das Verlassen des Ortes ohne Waffe ist sogar ausdrücklich verboten. Deswegen gehen wir auch nur in Begleitung unserer Eisbären-Wächter die paar Meter hinüber zu dem historischen Masten, von dem aus einst das Luftschiff „Norge“ von Amundsen und Nobile zum ersten Mal den Nordpol auf dem Luftweg erreichte.

Ny Alesund
Ny Alesund

Direkt vor der deutschen Forschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts (auf den Bildern das blaue Haus) steht eine Statue für den norwegischen Polarforscher Roald Amundsen.

Wie eigentliche alle Ansiedelungen auf Spitzbergen geht Ny Alesund auf eine Steinkohle-Bergbau-Sieglung zurück, die an dieser Stelle 1901 errichtet wurde. Bergbau gibt es schon lange nicht mehr, aber seit 1968 wird Ny Alesund als Standort für mehrere Forschungsstationen genutzt. Gewöhnlich kann man hier wohl Polarfüchse und Rentiere beobachten, gelegentlich auch einen Eisbären – aber wir haben in dieser Hinsicht Pech. Immerhin zeigen sich ein paar Vögel, darunter auch die eleganten, aber wenn um ihre Nest geht auch recht angriffslustigen Seeschwalben.

Tag 3: Vier Eisbären, ein Walross und ein Buckelwal

Während des Mittagessens stoppt die Bremen plötzlich – ein untrügliches Zeichen für eine Tiersichtung. Und obwohl der Kapitän eigentlich nach einem Buckelwal Ausschau hielt, tauchte zunächst ein Walross direkt vor dem Schiff auf. Besonders ungewöhnlich: Das Walross hatte einen Fisch im Maul – gewöhnlich ernähren Walrosse sich von Muscheln …

Eisbärin mit Jungtier
Eisbärin mit Jungtier

Der Wal ließ sich dann ebenfalls kurz blicken, blies ein paar Mal, tauchte dann aber ab und präsentierte seine riesige Fluke. Erst nach 15 Minuten in sehr großer Distanz wieder auf. Inzwischen war auch die Sonne wieder hinter den Wolken hervor gekommen und der Tag versprach ein herrlich sonniger, warmer zu werden.

Aber das störte eigentlich niemanden wirklich, denn kurz darauf hieß es im Krossfjord: „Eisbären voraus“. An einem felsigen Strand lief eine Eisbärin mit ihrem Jungen entlang – guter Distanz, aber mit dem Fernglas beziehungsweise Teleobjektiv gerade noch erreichbar.

Eisbärin mit Jungtier
Eisbärin mit Jungtier

Liebenswert, dem Kleinen zuzusehen, wie es zunächst vergeblich versuchte, in einer kleinen Felsrinne nach oben zu steigen und die Mutter von oben versuchte zu helfen bis klar war, dass die Stelle für den Kleinen einfach zu steil war.

Ein Stück weiter den Strand entlang gelang schließlich auch dem kleinen Eisbär der Aufstieg und wir konnten die beiden lange beobachten, wie sie das Ufer entlang liefen, bis sie schließlich hinter einer Felskante verschwanden.

Zugleich tauchte am Berghang nur wenige Hundert Meter entfernt eine weitere Eisbären-Mutter mit ihrem Jungen auf. Die beiden blieben allerdings auf Distanz und liefen am Bergsockel entlang – aber immerhin zählen sie für unsere Statistik: Zwei große, zwei kleine Eisbären, bis jetzt.

Tag 3: Möllerhavn – Barbecue am Strand

Abendessen gibt es heute als Barbecue am Strand, vor der grandiosen Gletscher-Kulisse von Möllerhavn in einem Seitenarm des Krossfjords. Das Wetter bleibt auf unserer Seite, der Wind hält sich zurück, die Sonne strahlt vom blauen Himmel. Da schmeckt das Bier der temporär am Strand errichteten, „nördlichsten Bar der Arktis“ gleich noch einmal so gut.

Möllerhavn
Möllerhavn

Hapag-Lloyd Kreuzfahrten unterhält in Möllerhavn eine historische Schutzhütte, das „Lloyd Hotel“, 1926 von Seeleuten des Norddeutschen Lloyd errichtet. Als Nachfolge-Reederei kümmert sich Hapag-Lloyd Kreuzfahrten heute um die Erhaltung.

Offenbar wurde Möllerhavn schon vor mehr als einhundert Jahren bei den ersten Kreuzfahrten nach Spitzbergen angelaufen – was angesichts der wunderschönen Landschaft nicht verwundert, auch wenn die Gletscher damals deutlich größer gewesen sein dürften.

Tag 3: Lilliehöökfjord

Nachdem uns die Eisbärensichtung am Nachmittag ein wenig aufgehalten hat, verlegte Kapitän Gottschalk die Fahrt in den Lilliehöökfjord auf den späten Abend, nach unserem Strand-Picknick.

Lilliehöökfjord
Lilliehöökfjord

Der Gletscher Lilliehöökbreen bedarf nicht vieler Wort – er ist absolut beeindrucken, der Bogen seiner Abbruchkante fast sieben Kilometer breit.

Wir genießen die Mitternachtssonne am Gletscher und die fast absolute Ruhe im Fjord, das feine Knacken und Knistern des schmelzenden Gletscher-Eises, das um uns herum schwimmt.

Lilliehöökfjord
Lilliehöökfjord

Tag 4: Magdalenefjord

Der Magdalenefjord ist einer der meist besuchten Orte in Spitzbergen. Denn auch größere Kreuzfahrschiffe fahren gelegentlich in diesen Fjord hinein, der eher wie eine große Bucht wirkt, obwohl er eigentlich zehn Kilometer lang ist und von bis zu 900 Meter hohen Bergen umgeben ist.

Walross-Beobachtung in Smeerenburg
Walross-Beobachtung in Smeerenburg

Das Wetter ist heute zum ersten Mal trübe mit ein paar Regentropfen, dennoch leuchtet der Gletscher am Ende des Fjord in kräftigem Blau.

Anders als die Passagiere der großen Schiffe, für die der Magdalenefjord eine von oft nur zwei oder drei Stationen in Spitzbergen ist, gehen wir hier an Land und können uns auf der Halbinsel Gravneset ein wenig umsehen.

Die Wissenschaftler an Bord zeigen uns unter anderem einige Meeresbewohner wie Krill und kleine Garnelen und erklären die Geschichte der Gräber von Walfängern, die hier für einige Jahrzehnte Anfang des 17. Jahrhunderts Station gemacht hatten, bevor die Wale bereits damals so dezimiert waren, dass sich der Walfang von Land aus nicht mehr lohnte. Übrig geblieben sind einige Gräber sowie Reste der Öfen, mit denen das Wal-Fett ausgekocht wurde.

Tag 4: Walrosse in Smeerenburg

Smeerenburg („Speckstadt“) ist vor allem eine Walfangstation aus dem frühen 17. Jahrhundert und wegen der vergleichsweise gut erhaltenen Tran-Öfen. Um 1630 arbeiteten hier bis zu 200 Männer von acht niederländischen Handelshäusern.

Walrosse in Smeerenburg
Walrosse in Smeerenburg

Heute aber interessieren sich die Passagiere der Bremen erst einmal intensiv für die Gruppe von zwölf Walrossen, die malerisch am Strand liegen und sich von den Touristen kaum aus der Ruhe bringen lassen. Allerdings halten wir auch gebührend Abstand – mindestens 15 Meter sollen es laut Expeditionsleiter sein.

Hin und wieder hebt eines der mächtigen Tiere den Kopf, schaut sich um, kratzt sich mit der Pfote am Kopf, legt sich wieder hin.

Später gehen einige der Walrosse auch ins Wasser, einer lässt sich sehr zur Erheiterung der Passagiere seitlich den leicht abschüssigen Sandstrand hinab ins Wasser rollen.

Parallel zur Bremen liegt die Silver Expedition – sie hatte versucht, uns in Smeerenburg zuvorzukommen, doch Kapitän Jörn Gottschalk und Expeditionsleiter Hans-Joachim Spitzenberger stellen klar, wer hier zuerst seine Passagiere an Land bringen darf.

Und so müssen die Silversea-Passagiere einige Stunden warten und vertreiben sich die Wartezeit mit Zodiac-Fahrten zu einem nahegelegene, historischen Ort. Kapitän Jörn Gottschalk erklärte uns die Situation später in einem Interview noch einmal im Detail:

Tag 4: Ein Blauwal beim Fressen

Einen Blauwal zu sehen, war unsere große Hoffnung, doch diese riesigen Tiere sind selten. Aber unsere kühnsten Träume wurden heute übertroffen …

Blauwal
Blauwal

Auf dem Weg nach Moffen kreuzen mindestens drei, wahrscheinlich vier oder fünf Blauwale unseren Weg. Und zwar nicht auf Distanz, sondern zumindest zwei direkt am Schiff, wenige Meter vor dem Bug und neben dem Schiff.

Einer von ihnen ließ sich beim Fressen auch von der Bremen nicht aus der Ruhe bringen und so beobachten wir ihn dabei, wie er sich im Wasser dreht, seine Flosse und die Furchen am Bauch zeigt und gemächlich nur ganz knapp unter der Wasseroberfläche schwimmt, sodass wir fast seinen gesamten, riesengroßen Körper sehen können.

Einen Blauwal in die Blaslöcher schauen zu können, das prustende Geräusch beim Ausatmen in direkter Nähe zu hören – das sind unbeschreiblich schöne Momente.

Tag 4: Moffen

Moffen ist ein sicherer Ort, um Walrosse zu finden. Die unter strengem Naturschutz stehende Insel mit einem Binnensee in der Mitte hat fast die Anmutung eins Südsee-Archipels.

Moffen
Moffen

Wir erreichen Moffen gegen Mitternacht. Wirkliche Begeisterung kommt aber bei den Passagieren nicht mehr auf.

Walrosse auf Moffen
Walrosse auf Moffen

Nachdem wir aber bereits am Nachmittag Walrosse ganz aus der Nähe betrachten konnten, sind die Tiere hier doch recht weit entfernt und nur durchs Fernglas gut zu erkennen.

Also legten wir vor Moffen nur einen kurzen Stopp ein, dann ging es weiter – und für die meisten Passagiere nach dem anstrengenden Tag auch direkt ins Bett.

Tag 5: Zodiac-Fahrt zum Gletscher „Monacobreen“

Das Glück bleibt auf unserer Seite: Der Liefdefjord ist voll mit Eis des Gletschers „Monacobreen“ und des kleineren „Seligerbreen“. Während der Zodiac-Fahrt ganz nahe heran an den Gletscher bricht ein enormes Stück aus dem Gletscher und stürzt hoch spritzend in den Fjord direkt vor uns.

Mit dem Zodiac zum Monacobren
Mit dem Zodiac zum Monacobren

Bis auf 200 Meter an die Abbruchkante des Gletschers fahren wir mit dem Zodiac heran. Schon das ist tief beeindruckend. Näher dürfen wir übrigens nicht heran, denn es drohen bei einem Gletscher-Abbruch so genannte Shooter: Eisstücke, die aus dem Gletscher ins Wasser stürzen, sich dann unvorhersehbar unter Wasser fortbewegen und bis zu 15 Metern entfernt vom Gletscher plötzlich von unten aus dem Wasser wieder herausschießen. An dieser Stelle sollte man dann tunlichst nicht gerade stehen …

Als wir uns mit dem Zodiac gerade auf den Rückweg zur weiter draußen ankernden Bremen machen wollen, bricht plötzlich ein gewaltiges Stück aus dem Gletscher-Eis und kracht hoch spritzend ins Wasser. Interessanterweise löst das aber keine Flutwelle aus, die man sich zunächst einmal wie einen kleinen Tsunami vorstellen würde.

Vielmehr verursacht der Abbruch einen starken Schwell – das Wasser hebt und senkt sich merklich unter dem Zodiac, die Eisbrocken und kleinen Eisberge rund herum geraten in Bewegung, manche fangen an, sich zu drehen.

Aber auch das kann man hier lernen und erleben: Der Gletscher ragt bis zu 30 Meter hoch auf, dahinter ist er rund 25 Meter lang. Noch vor 15 Jahren floss er gemeinsam mit dem Nachbar-Gletscher Seligerbren in den Fjord, inzwischen – ein sehr deutlich sichtbares Zeichen des Klimawandels – haben sich die beiden so weit zurückgezogen, dass sie von einem Bergrücken getrennt sind.

Tag 5: Warme Quelle am einzigen Vulkan Spitzbergens

Auf den ersten Blick viel weniger spektakulär als bisherige Anlandungen erscheint die Anlandung am Nachmittag an der „Jotunkjeldene“-Quelle im Bockfjord.

Bockford
Bockford

Der einzige Vulkan Spitzbergens steht hier – ist aber schon lange nicht mehr aktiv. Seine Restwärme reicht dennoch aus, um Schmelzwasser aufzuwärmen, sodass das Wasser in der Quelle etwa 20 Grad warm ist und mit der Zeit eine bunte Sinter-Terrasse ausgebildet hat.

Um das eigentlich spektakuläre dieser Anlandung zu erkennen, sollte man dem Vortrag des Geologen zwei Tage zuvor gelauscht haben. Denn in Spitzbergen, ganz besonders aber an dieser Stelle im Bockfjord, kann man die Entwicklungsstufen der Kontinente direkt nachvollziehen und viel über Plattentektonik, die Verschiebung der Kontinentalplatten und die Entstehung von Gebirgen lernen.

Besonders auffällig ist das rostrote Gestein einer „Old Red“-Formation in der Mitte, die links und rechts von schroffem Grundgebirge abgegrenzt ist. Der Eisen-Rost in dem Gestein ist so intensiv, dass er sogar das Wasser rund herum deutlich färbt.

Als kleines Extra finden wir beim Abstieg von den Sinterterrassen das Nest eines Vogels mit drei kleinen Küken, deren Färbung so gut an ihre Umgebung angepasst ist, dass sie nahezu perfekt getarnt sind und man sie selbst aus nächster Nähe nur mit viel Glück überhaupt sieht.

Tag 5: Spitzbergen-Bestseller und Fuchsfalle

Nach dem Abendessen ging es heute noch einmal kurz an Land: In Grahuken im Woodfjord steht die Hütte einer Bestseller-Autorin, die hier im 1934/35 überwintert und aus ihren Erlebnissen ein Buch geschrieben hat: „Eine Frau erlebt die Polarnacht“.

Die Hütte der Autorin Christiane Ritter ist als Schutzhütte erhalten, Fans können sich in ein Gästebuch eintragen. Ansonsten ist die Anlandung hier eine schöne Gelegenheit für einen Abendspaziergang am Strand entlang.

Hundert Meter landeinwärts findet einer unserer Guides eine alte Fuchsfalle, die Trapper hier verwendet haben, um Polarfüchse wegen ihres Fells zu erledigen. Gerade zimperlich waren die Felljäger dabei nicht: Ein Holzgestell wurde mit Steinen beschwert. Der darunter angebrachte Köder brachte das Gestell zum Einsturz und begrub den Fuchs unter sich. Der Fuchs verhungerte oder erfror jämmerlich, wenn er sich nicht befreien konnte.

Tag 6: Rentiere, endlich

Lange haben wir auf eine Rentier-Sichtung warten müssen, obwohl die Tiere eigentlich gar nicht so selten sind auf Spitzbergen. Doch in Vaksevagen kommt uns ein Rentier dafür umso näher.

Zunächst zeigen sich nur drei Tiere in der Distanz an einem Abhang und einem Bergrücken. Doch am anderen Ende des langen Kiesstrands von Vaksevagen im Lomfjord nähert sich ein junger Reintier-Bulle ganz unbekümmert immer weiter und kommt bis auf rund 25 Meter an uns heran.

Jedesmal, wenn er den Kopf hebt, klicken die Kameras wie bei der Ankunft von Promis bei einem Filmfestival. Aber das stört das Rentier nicht weiter, es frisst seelenruhig weiter das wenige Grün, das hier auf dem kargen Boden gedeiht.

Wer übrigens denkt „Rentiere, hab‘ ich in Norwegen oder Schweden schon oft gesehen“, sollte die Svalbard-Rentiere nochmal genauer ansehen: Zum einem trifft man wegen des kargen Bodens selten mehr als zwei oder drei am selben Ort, zum anderen sind die Rentiere hier deutlich rundlicher und haben kürzere Beine – eine eigen Art, die nur auf Svalbard vorkommt.

Tag 6: Baden bei drei Grad

Ich gebe es zu ich bin ein Weichei – jedenfalls wenn es darum geht, hier in der Arktis zum Baden zu gehen. Ein paar Crew-Mitglieder und Passagiere haben es aber gewagt und hatten offenbar viel Spaß dabei.

Baden in der Palanderbukta
Baden in der Palanderbukta

In Palanderbukta, einer weiten Bucht in Spitzbergens Nachbarinsel Nordaustlandet, zerschneidet kleiner Schmelzwasser-Fluss den breiten Strand, der zu langen Spaziergängen einlädt und so manche kleine Entdeckung bereit hält, von kleinen Quallen am Ufer über den Kieferknochen eines Wals bis hin zur beeindruckenden Aussicht über eine Gletscher-Schlucht.

Robben in der Palanderbukta
Robben in der Palanderbukta

Auf dem Weg quer über die Hinlopenstraße von Spitzbergen nach Nordaustlandet durchquert die Bremen zum ersten Mal ein Treibeis-Feld und schon sind die ersten Bart-Robben auf den Eisschollen zu sehen. Auch zwei Walrosse toben im Wasser herum, sind aber für die Kamera zu schnell wieder abgetaucht, als wir uns mit dem Schiff näherten.

Tag 6: Zehntausende von Lummen

Der Geruch ist intensiv, erinnert an die Ammoniak-Schwaden der Pinguin-Kolonien in der Antarktis, die Geräuschkulisse beeindruckend und der Luftverkehr erinnert an Mücken in einer laue Sommernacht.

Lummen am Alkefjellet
Lummen am Alkefjellet

Ungefähr 60.000 Paare Dickschnabel-Lummen brüten am Vogelfelsen Alkefjellet. Die Bremen legt sich für eine Stunde längsseits und wir bestaunen die Lummen-Kolonie, lachen über die unbeholfenen Starts und Landungen der Tauchvögel und staunen über ihre Wendigkeit unter Wasser.

Das grünliche, aber halbwegs klare Wasser lässt einen Blick auf die Tauchgänge der Lummen zumindest bis vielleicht einen Meter unter Wasser zu.

Lummen am Alkefjellet
Lummen am Alkefjellet

Auf den Kanten der Felswand ist jeder noch so kleine Platz besetzt, die Lummen drängen sich dicht zusammen, um ihre Nester und Jungen vor den Möwen zu schützen, die dennoch leichtes Spiel haben und immer wieder Küken erbeuten. Nur die schiere Masse schützt die kleinen Lummen ein wenig.

Hin und wieder beobachten wir Küken bei ihrem „Lummensprung“ vom Felsen ins Wasser, wo der Vater sie laut rufend erwartet und immer eine Gruppe von Lummen sofort zu dem Jungen schwimmt, um es vor gierigen Möwen zu schützen.

Tag 7: Eisschollen-Slalom und Möwen-Spektakel

Heute früh fährt die Bremen zum ersten Mal durch Treibeis. Die Erschütterungen vom Aufprall der Eisschollen am Bug und Donnergrollen der Eisschollen, die der Schiffsbug zur Seite schiebt, sind unüberhörbar und wecken uns.

Bremen im Eis
Bremen im Eis

So gut es geht manövriert der Kapitän das eisverstärkte Schiff im Slalom an den größten Eisbrocken vorbei. Gelegentlich zerteilt der Bug der Bremen eine der größeren Eisschollen. Dabei spürt man den Aufprall deutlich, denn die Eisscholle wirkt wie eine Bremse. Ein ganz ungewohntes Gefühl: Zuerst scheint es, als würde das Schiff stark abbremsen und sich in der Eisscholle verkeilen, bevor sie mit lautem Krachen zerbricht und von einem langen Riss durchzogen wird.

Manchmal schiebt die Bremen das Eis einfach weg oder eine Scholle gerät unters Schiff, um sich dann als senkrechte Eisplatte seitlich wieder aus dem Wasser herauszuschieben. Oder Eis und Schiff drücken sich auch gegenseitig zur Seite. Gelegentlich wird auch die Bremen mit einem kräftigen Ruck zur Seite geschoben. Wirklich beeindruckend ist die Größe und Dicke der Eisschollen hier in der Hinlopenstraße, durch die die Bremen recht mühelos hindurch geht.

Während dessen umkreist eine große Schar von Seevögeln die Bremen, denn zwischen und unter den Eisschollen tauchen immer wieder kleine Fische auf, um die sich vor allem die Möwen laut zeternd streiten. Wer einen Fisch erbeutet, tut gut daran, ihn sofort zu verschlingen, denn sofort sind andere Vögel da, um ihm die Beute abzujagen.

Dreizehenmöwe
Dreizehenmöwe

Wir sehe die komplett weiße, sehr elegante Elfenbeinmöwen, die markante Dreizehen-Möwe mit ihren schwarzen Flügelspitzen, den grau-braun gesprenkelten Eissturmvogel, der eine Möwe recht ähnlich sieht aber größer ist als die Dreizehen-Möwen. Und auch einige hier in Spitzbergen eigentlich seltenen Schmarotzer-Raubmöwen mit ihrer dunklen Färbung einem langen Schwanz sind dabei.

Tag 7: Cap Lee – Rentiere und Walrosse

Wir haben die Hinlopenstraße und vor allem den engen Freemansund geschafft. Der schwierigste Teil der Spitzbergen-Umrundung ist damit geschafft. Allerdings liegt noch einiges an Eis voraus, sodass wir immer noch Daumen drücken, dass die Umrundung wirklich klappt.

Walrosse am Cap Lee
Walrosse am Cap Lee

Kurz nach dem Durchfahren des Freemansunds legen wir am Cap Lee an, wo uns grüne Berghänge erwarten, wo einige Rentiere grasen. Am Strand stehen historische Hütten russischer Jäger, den Pomoren.

In der Bucht schwimmen ein paar Walrosse, die sich ganz malerisch mit der Bremen im Hintergrund präsentieren und fast schon Modell stehen für Fotos, die für eine Katalog-Titelseite taugen. Und viele Knochen und Schädel von Walrossen am Ufer zeugen davon, dass die Tiere hier sehr häufig lagern – und eben auch hier sterben.

Der Blick über das Wasser mit den vielen Eisschollen, glitzernd in der Sonne und mit schneebedeckten Berggipfeln auf der anderen Seite des breiten Fjords ist etwas für Genießer. Und wieder haben wir, pünktlich zur Anlandung viel Glück mit dem Wetter, denn am Vormittag hatten wir noch mit teils dichtem Nebel zu kämpfen.

Tag 8: Seehund und Gletschereis

Am Samarin-Gletscher in einem Seitenarm des Hornsunds sieht es zunächst gar nicht gut aus: Viel Eis, Nebel und Nieselregen. An eine Anlandung ist nicht zu denken, aber eine Zodiac-Ausfahrt ist drin.

Seehund am Samarinbreen
Seehund am Samarinbreen

Kaum sitzen wir im Zodiac, klart es ein wenig auf und der Blick auf den mächtigen Gletscher wird frei. Im Slalom-Kurs geht es vorsichtig zwischen den Eisschollen hindurch, die mit bizarren Formen begeistern – mal sieht man in dem Eis eine liegende Frau, mal ein Hirschgeweih, mal geometrische Formen.

Zwischen all dem Eis taucht plötzlich ein Seehund auf. Das neugierige Kerlchen sichert sich zwar seinen Fluchtweg ab, kommt aber immer näher an unsere Zodiacs heran, taucht ab und wieder auf, interessiert sich für uns offenbar fast genauso intensiv wie wir für ihn.

Bevor wir nach einer Stunde auf die Bremen zurückkehren, fischen wir uns noch schnell einen kleinen Eisbrocken aus dem Wasser. An Bord lassen wir uns damit einen feinen Gin on the Rocks servieren.

Gin on the Rocks mit Gletscher-Eis
Gin on the Rocks mit Gletscher-Eis

Nicht, dass rund 800 Jahre altes Gletscher-Eis einen besonderen Geschmack hätte, aber die Lufteinschlüsse im Eis knistern herrlich im Glas, wenn das Eis langsam schmilzt. Wenn man die Gelegenheit hat, sich einen Drink mit Gletscher-Eis zu machen, sollte man diese Gelegenheit nicht verpassen.

Tag 8: Rendezvous mit den Sturmvögeln

Wir sitzen beim Abendessen, als draußen vor dem Fenster ganz nah ein Sturmvogel auftaucht und parallel zu uns fliegt. Erst ist es nur einer, dann werden es immer mehr. Es soll ein beeindruckendes Schauspiel werden …

Sturmvogel
Sturmvogel

… denn innerhalb kurzer Zeit begleiten uns unzählige Sturmvögel, es müssen weit über einhundert sein, vielleicht auch zwei- oder dreihundert. Die wendigen Flieger sin schwer zu zählen, aber sie sind rund um das Schiff, überall und ganz, ganz nahe.

Seitlich an der Reling bräuchte man nur den Arm ausstrecken, um sie zu berühren. Auf der Brückennock fliegen einzelnen Sturmvögel so nahe heran, dass sie manche Passagiere buchstäblich mit einem Flügel am Kopf berühren.

Sturmvögel
Sturmvögel

Die Stimmung ist mystisch: Etwas Nebel begrenzt die Fernsicht und reduziert unsere Welt auf ein Schiff, das von einem großen Sturmvogel-Schwarm umhüllt ist. Sie fliegen über uns, unter uns und parallel neben uns. Auf Augenhöhe, nur eine Armlänge entfernt, schauen sie uns direkt in die Augen, sind ein wunderschöner Anblick so ruhig schwebend und so nahe.

Nach und nach kommen die Passagiere der Bremen auf die Außendecks und genießen diesen einmaligen Moment mit Staunen und Begeisterung. So etwas haben selbst die meisten expeditionserfahrenen Vielfahrer noch nie erlebt.

Die Sturmvögel begleiten uns fast eine Stunde lang. Erst als der Nebel dichter wird, verschwinden sie nach und nach im Nebel, so wie sie zuvor gekommen waren.

Die Arktis aus einer anderen Perspektive

Da die Erde annähernd eine Kugel ist, Landkarten aber nur zweidimensional, sehen wir unsere Erde immer als Projektion verzerrt und aus einem bestimmten Blickwinkel. Bei einer Reise in die Arktis lohnt sich aber ein Perspektiv-Wechsel um zu verstehen, wo man eigentlich genau unterwegs ist. Eine topografische Karte aus dem CIA World Factbook zeigt anschaulich die Lage von Spitzbergen – und offenbart, dass Alaska von Spitzbergen aus nur unwesentlich weiter entfernt liegt als von München.

Arktischer Ozean (Karte: CIA World Factbook)
Arktischer Ozean (Karte: CIA World Factbook)

Um ein Gefühl für die Entfernungen zu bekommen: Obwohl wir auf unserer Expedition mit der Bremen etwa bis zum 80. Breitengrad vordringen, sind es von Spitzbergen aus zum Nordpol noch einmal rund 1.000 Kilometer.

Eine Anmerkung noch am Rande: Unsere Reise ist zwar eine Expedition rund um Spitzbergen, das gesamte Archipel trägt aber den Namen Svalbard. Genau genommen müssten wir also von Svalbard sprechen, da wir auch zwei Anlandungen auf anderen Inseln als Spitzbergen gemacht haben. Im Wesentlichen haben wir uns aber tatsächlich rund um Spitzbergen bewegt.

Tag 9: Exklusive Anlandung in Hopen

Unsere letzte Anlandung auf dieser Reise führt uns auf die Insel Hopen. Der Zugang zu dem Naturschutz ist streng reglementiert, laut unserem Expeditionsleiter bekommen lediglich 100 bis 150 Touristen pro Jahr die Erlaubnis, hier an Land zu gehen.

Die Bremen im Nebel vor Hopen
Die Bremen im Nebel vor Hopen

Wir sind in dieser Saison also die einzigen, die in Hopen anlanden dürfen – sehr exklusiv. Und wieder einmal lichtet sich der Nebel gerade rechtzeitig für unsere Anlandung. Im Winter bringen auf Hopen zahlreiche Eisbärinnen ihre Jungen zur Welt, vor dem Sommer ziehen die Tiere übers Packeis nach Westen nach Spitzbergen und größere, andere Inseln von Svalbard.

Auf Hopen sehen wir einige Schlittenhunde, die sich ausgiebig kraulen lassen und sich offenbar über die Abwechslung freuen. Im Postamt gibt es Souvenir-Stempel in den Pass und an beiden Enden des feinkörnigen, schwarzen Strandes nisten zahllose Dreizehenmöwen an den Felsklippen.

Am Strand können wir recht nahe an die Vogelfelsen heranlaufen. Außerdem gibt es am Ufer den alten, leicht verwitterten Schädelknochen eines Wales zu bewundern.

Tag 10: Der erste Sonnenuntergang seit elf Tagen

Sonnenuntergang vor Norwegen
Sonnenuntergang vor Norwegen

Es mag als nicht besonders wichtig erscheinen, aber wenn man nach einer elftägigen Reise nördlich des Polarkreises zum ersten Mal wieder einen Sonnenuntergang sieht, dann ist das etwas ganz besonderes.

Wir sind auf dem Rückweg nach Tromsö und während die gesamten elf vergangenen Tage die Sonne nie untergegangen ist, sondern immer ein gutes Stück hoch über dem Horizont stand, geht sie heute tatsächlich farbenprächtig unter.

Wir sind etwa am 71. Breitengrad und heute Nacht wird es tatsächlich wieder für einige Stunden dunkel sein …

Tag 11: Tromsö

Tromsö begrüßt uns mit Regen, aber immerhin ist es gleich mal zehn Grad wärmer als in Spitzbergen.

Tromsö-Brücke
Tromsö-Brücke

Auf dem Weg zum Flughafen spendiert Hapag-Lloyd Kreuzfahrten den Passagieren noch eine kleine Stadtrundfahrt, die uns unter anderem zur Eismeer-Kathedrale führt.

Mit dem Bus fahren wir zweimal über die große Brücke zwischen Festland und der Insel Tromsoya mit dem Schiffsanleger und der Innenstadt von Tromsö. Und auch einen kurzen Ausflug in die Berge außerhalb der Stadt gibt es noch, wo sie Norwegen von uns mit einem wunderschönen Regenbogen verabschiedet, bevor es zum Flieger nach Oslo geht.

Die Reise nach Svalbard und rund um Spitzbergen geht damit endgültig zu Ende, die wunderbaren Erlebnisse und tiefen Eindrücke dieser Reise aber bleiben wohl noch für sehr lange in der Erinnerung lebendig.

Anmerkung*: Cruisetricks.de reiste auf der Bremen rund um Spitzbergen auf Einladung von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten.
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17 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

17 Gedanken zu „Auf der Suche nach den Eisbären von Spitzbergen“

  1. Hallo Familie Neumeier,

    super Berichte über Spitzbergen. Ich liebe ja Norwegen und Spitzbergen. Auf der „Berlin“ wurde mir vor zwei Jahren gesagt, da waren wir auf Spitzbergen, Grillen u. nördl. Bar wären nicht mehr erlaubt. Scheinbar wohl doch wieder. Ich beneide Euch zu dieser tollen Reise. Meine jetzige „Berlin“- Reise nach Norwegen im Juli war auch total super. Das hatte ich ja per Mail mitgeteilt. Heute habe ich auch wieder einen kleinen Betrag für die Podcastarbeit überwiesen. Weiterhin eine gute Fahrt mit der „Bremen“
    MfG Peter Stilbach

  2. Brillante Fotos, super Bericht. Besser kann man Spitzbergen nicht präsentieren. Ich bin begeistert. Vielen Dank!

  3. Glückwunsch! Tolle Reise, tolle Berichte, tolle Fotos! Können Sie letztgenannte im jpg-Format zur Verfügung stellen (insbes. das Bug-Bild)??
    Gruß
    C. Nolte

  4. Hallo Franz,
    Super Bericht – Bilder sind super.
    Wir fahren mit der Radiance of the Seas nach Alaska – aber soweit nördlich kommen wir – glaube ich nicht – wir eine paar Breitengrade drunter.
    Gruss

    Frank

  5. Lieber Peter Stilbach,

    ganz herzlichen Dank für die Spende :-) Und natürlich werden wir auch im Podcast demnächst ausführlich über die Spitzbergen-Umrundung sprechen.

    Was das Grillen angeht: Möglicherweise hat Hapag-LLoyd Kreuzfahrten da eine Sondersituation, weil die Reederei ja die „Lloyd Hotel“-Schutzhütte in Möllerhavn instand hält – ist aber nur eine Vermutung …

    Herzliche Grüße
    Franz Neumeier

  6. Lieber Franz,

    herzlichen dank für den sehr gelungenen Bericht zu dieser Fahrt! Ich hätte fast gesagt, wir beneiden Dich darum – aber das trifft es nicht. Vielmehr freuen wir uns mit Dir und bedanken uns, dass Du uns das Ziel so schmackhaft gemacht hast. Wir haben Ähnliches für 2017 geplant und können es nun kaum abwarten!

    Nochmals vielen Dank!

    Oliver

  7. Oliver, Ihr werdet es mögen, es war eine traumhaft schöne Reise so abseits von allem „normalen“ und selbst die vielen kleineren Dinge abseits von Eisbären und Blauwalen sind einfach sehr faszinierend; allein was man dort über Geologie, Entstehung von Gebirgen und Kontinentalverschiebung nicht nur lernen sondern direkt anschauen kann, ist schon klasse.

  8. Hallo,
    vielen lieben Dank für diesen tollen Bericht und die klasse Fotos und Clips.
    Eine Traumreise, der Bericht hat mich da in meiner Meinung bestärkt. Die möchte ich auch einmal machen.
    LG Regina

  9. Hallo Herr Neumeier,
    gibt es evtl. ergänzend noch ein paar Infos zur „Bremen“ bzw. zum Bordleben aus 1. Hand? So als typischer Mein Schiff Fahrer interessiert mich natürlich besonders der Unterschied, geht es dort wesentlich „feiner“ zu? Ist Gala erforderlich? Wie ist denn der „Gästedurchschnitt“ bei genau so einer Reise? Die Reise selbst finde ich einfach genial, hab aber so meine Bedenken, ob ich mich da so wohl fühlen würde?
    Vielen Dank
    Regina

  10. @Regina: Klar, das kommt alles noch – das hier ist jetzt erstmal der Reisebericht, der während der Reise entstanden ist. Jetzt muss ich erstmal wieder zu Hause ankommen und mich an die weiteren Texte machen …

    Aber vielleicht nur kurz: Mit Mein Schiff ist die Bremen nu ziemlich schwer zu vergleichen, denn die Bremen ist ein kleines Expeditionsschiff und damit schon ziemlich anders als ein mittelgroßes Kreuzfahrtschiff. Hier steht die Destination im Vordergrund, nicht das Schiff. Aber dafür gibt’s halt z.B. so etwas wie die „offene Brücke“, d.h. die meiste Zeit kann man einfach so auf die Brücke gehen, dem Kapitän über die Schulter schauen.

    Vielleicht nur ganz kurz schonmal zur konkreten Frage: Es gibt zwei formellere Abende, da reicht aber ein hübsche Kleid bzw. für Männer Hemd und Sakko, aber ansonsten ist es sehr leger. Würde bei einer Expedition mit bis zu dreimal täglich Anlandungen im Zodiac in Polarparka und Gummistiefeln anders auch keinen großen Sinn machen.

    Gästedurchschnitt: Das variiert sicherlich von Reise zu Reise, aber bei uns war es recht gemischt, von jüngeren Familien bis zu Senioren-Ehepaaren. Angesichts des vergleichsweise hohen Preises solcher Reisen ist das Niveau insgesamt ganz ordentlich, Ballermann-Typen findet man hier eher nicht ;-)

  11. Hallo Herr Neumeier,
    ein toller Bericht über eine wunderschöne Traumreise. In vier Wochen ist es auch bei mir soweit, allerdings mit der Fram. Ich hoffe ähnliches zu erleben wie Sie. Ihren Bericht werde ich ausgerechnet druck tmit auf die Reise nehmen.

    Vielen Dank
    Werner

  12. Viel Spaß auf Ihrer Reise und viel Glück, was Eisbären und Wale angeht. Die Spitzbergen-Umrundung war eine der zwei, drei beeindruckendsten Reisen meines Lebens.

  13. Hallo zusammen,
    wir haben diese Reise für Juli 2018 gebucht und freuen uns eigentlich schon sehr darauf, da wir dort immer schon mal hinwollten und auch Hapag Lloyd bei uns bisher einen guten Ruf hatte. Die Reise startet in Tromsö und schloss den Rückflug von Longyearbyen nach Düsseldorf mit ein, so dass wir einen Hinflug nach Tromsö von Düsseldorf selbst buchten. Leider hat die Reederei nun 1 Monat nach unserer Buchung den Rückflughafen nach Hannover verlegt. Hinzu kommt noch, dass dort der Flug erst so spät ankommt, dass wir am selben Tag nicht mehr nach Düsseldorf zurückkommen, sondern in Hannover übernachten müssen. Nicht nur, dass wir 2×1 Urlaubstag mehr nehmen müssen, die gesamten Mehrkosten (Hotel, Bahnfahrt, Zubringer zur Bahn, Parken, etc.) müssen wir nun auch noch selbst bezahlen. Eine Stornierung der Reise wird von Hapag Lloyd ebenso abgelehnt wie eine Selbstorganisation des Rückfluges von Longyearbyen, die zugegeben auch sehr schwierig ist, da die Flüge lediglich nachts gehen und Umsteigeflüge sind, so dass man am selben Tag ebenfalls nicht zurückkommt. Die Reederei und auch das Reisebüro haben auf meine Beschwerde leider bisher nur mit Abwiegeln reagiert.
    Falls jemand das selbe Problem hat, wäre ich für eine Rückmeldung dankbar, vielleicht kann man gemeinsam mehr erreichen. Ich überlege momentan, einen Anwalt einzuschalten.
    Vielen Dank

  14. @Hans: Ich würde mir ggfs. juristischen Rat suchen. Denn für mein Verständnis, ganz allgemein gesprochen, schuldet ein Reiseveranstalter die wesentlichen Punkte eines Reisevertrags und dazu dürfte auch zählen, den Kunden dorthin zu bringen, wo es im Reisevertrag vereinbart ist …

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