Auf der Donau sind am Samstagabend, 18. Mai 2024, nördlich von Budapest mehrere Menschen ums Leben gekommen, als offenbar das Flusskreuzfahrtschiff Heidelberg nachts ein Motorboot rammte. Laut ungarischen Medien wurden nach dem Unfall zwei Leichen gefunden, drei Männer und zwei Frauen werden noch vermisst. Lediglich ein Mann konnte sich verletzt ans Ufer retten.
Knapp 90 Rettungskräfte suchten auch am Tag nach dem Unglück auf der Donau mit zwölf Booten, drei Drohnen sowie Wärmebildkameras nach den Vermissten. Die insgesamt acht Insassen des Motorbootes sollen auf dem Heimweg von einem Festival auf der Donau nahe Dunakeszi gewesen sein, das um 22 Uhr endete.
Lokale Medien berichten, dass Augenzeugen am mutmaßlichen Unfallort bei dem Ort Veröce einen lauten Aufprall gehört hätten. Danach seien Suchscheinwerfer des Flusskreuzfahrtschiffs aufgeleuchtet, das Schiff sei aber weitergefahren. Möglicherweise hat der Schiffsführer das Motorboot nicht bemerkt und auch per Suchscheinwerfer die Ursache des Aufprallgeräusches nicht erkannt.
Update 20.5.: Der Schiffsführer wurde inzwischen von der Polizei in Gewahrsam genommen. Ihm wird vorgeworfen, nach dem Unfall weder seine eigene Schiffscrew informiert zu haben, noch irgendeine Maßnahme ergriffen zu haben, um den Insassen des Motorboots zu helfen. Der Schiffsführer bestreitet die Vorwürfe.
Update 22.5.: Ein lokales Medium berichtet, der Fahrer des Motorbootes sei betrunken gewesen und habe vor dem Zusammenstoß die Fahrtrichtung des Motorboots unvermittelt geändert.
Zunächst hatte sich ein Mann mit schweren Verletzungen am Kopf und am Schlüsselbein bei der Polizei gemeldet. Er habe sich schwimmend ans Ufer retten können. Bei einer anschließenden Suche wurde das beschädigte Motorboot sowie zwei Tote aufgefunden, darunter eine 30-jährige Frau. Fünf weitere Insassen des Motorbootes, drei Männer und zwei Frauen, wurden auch Tage später noch nicht gefunden. Es besteht kaum noch Hoffnung, dass sie den Unfall überlebt haben.
Sowohl die Heidelberg als auch das Motorboot werden nun von den Behörden genauer inspiziert, Ermittlungen seien eingeleitet worden, heißt es in den lokalen Medien. Das Kreuzfahrtschiff war von den Behörden bei Komárom gestoppt worden, nachdem sich der Verdacht erhärtete, dass der Unfall ein Zusammenstoß des Motorboots mit dem Flusskreuzfahrtschiff gewesen ist. Dazu passende Unfallspuren wurden offenbar auch am Flusskreuzfahrtschiff gefunden.
Die „Heidelberg“ wurde 2004 ursprünglich für die Reederei Peter Deilmann gebaut und fuhr später einige Zeit für Nicko Cruises. Heute fährt sie unter Schweizer Flagge mit Heimathafen Basel. Die Heidelberg gehört aktuell zur Flotte des Vercharterers Starling Fleet, die laut deren Website 32 Flusskreuzfahrtschiffe umfasst. Starling verchartert Schiffe als „White Label Provider“, also ohne selbst nach außen hin in Erscheinung zu treten. Wer das Schiff bei der Unglücksfahrt unter Chartervertrag hatte, ist bislang nicht bekannt.
Die Heidelberg war von Budapest flussaufwärts unterwegs, als es zu dem mutmaßlichen Zusammenstoß kam.