Ein Kreuzfahrtschiff muss nicht immer außergewöhnlich sein, um eine schöne Reise zu genießen – schon gar nicht bei einer Flusskreuzfahrt. Diese Erfahrung habe ich auf der „Edelweiss“ von Thurgau Travel am Rhein gemacht. In diesem Schiffsportrait erkläre ich, warum – und wo ich dann doch noch auf etwas Besonderes gestoßen bin. Und es gibt auch ein paar Impressionen von meiner herbstlichen Rhein-Flussreise.
Ich war eine knappe Woche auf dem Flusskreuzfahrtschiff „Edelweiss“ von Thurgau Travel unterwegs. Doch als ich anfing, das Schiffsportrait zu schreiben, fragte ich mich: Was schreibe ich über dieses Schiff eigentlich? Die Crew ist freundlich und professionell, das Essen ziemlich gut, die Kabine gemütlich.
Aber als Journalist sucht man immer erst einmal nach dem Außergewöhnlichen, Besonderen, Herausragenden und das habe ich auf der Edelweiss nicht gefunden. Und dennoch – warum auch nicht? – habe ich mich wohl gefühlt. Es war eine schöne Reise am herbstlichen Rhein.
Es war die Erinnerung an eine Erkenntnis, die man gerne mal vergisst: Etwas Gutes muss nicht immer „schneller, höher, weiter“ sein.
Einen Aspekt gibt es dann aber doch, der herausragt. Es ist kein Alleinstellungsmerkmal, aber eine Stärke von Thurgau Travel: ungewöhnliche und eher selten angebotene Fahrtrouten. Dazu gehört beispielsweise eine Reise von Kiel durch den Nordostsee-Kanal nach Hamburg und weiter bis nach Potsdam; oder von Dresden bis Hamburg; oder von Potsdam über Münster bis nach Saarbrücken; oder von Saarbrücken nach Stuttgart.
Aber zurück zur Edelweiss am Rhein. Sie ist eines der flexibleren Flusskreuzfahrtschiffe, die durch etwas geringere Breite und Länge nicht nur am Rhein fahren können, sondern grundsätzlich auch über den Rhein-Main-Donau-Kanal auf die Donau wechseln und damit die gesamte schiffbare Flusslänge des Rheins von Basel bis Amsterdam und auf der Donau über Passau bis ins Donaudelta fahren können.
Außendecks der Edelweiss
Das Sonnendeck der Edelweiss besteht vor allem aus großzügigen, mit Sonnensegeln überdachten Sitzbereichen. Aber im hinteren Teil gibt es auch Sonnenliegen, ein Golf-Putting-Green und einen Whirlpool.







Nach vorne hin gibt es direkt hinter dem Steuerhaus außerdem einen von der Seite windgeschützten, sonnigen Sitzbereich.

Aus meiner Sicht als Nichtraucher ein wenig schade ist, dass an zwei sehr schönen Plätzen des Schiffs das Rauchen erlaubt ist – formell zwar jeweils nur auf einer Seite, aber das gestalten die Passagiere gerne man etwas kreativ, sodass man vor allem nach vorne vor der Bar als Nichtraucher oft verloren hat.

Besser funktioniert das in dem kleinen Freibereich am Heck hinter dem kleinen Salon, wo genug Raum für Raucher und Nichtraucher gleichzeitig bleibt.

Bars & Salons
Der Innenbereich der Edelweiss ist offen gestaltet, sodass die große, vordere Bar und der ein Halbdeck höher liegende Panorama-Salon sowie das ein Halbdeck tiefer liegende „Matterhorn“-Restaurant ineinander übergehen.




Vorne in der Bar sind die Sitzbänke und Tische sehr hübsch direkt an den Fenstern nach seitlich und vorne angeordnet mit dem rechteckigen Bar-Tresen in der Mitte.




Die Bar ist gerade auch morgens ein sehr schöner Ort zum ersten Kaffee oder Tee und einem Croissant für Früh-Frühstücker mit Blick auf die sanften Nebelschwaden über dem Fluss und der Anfahrt auf den nächsten Hafenstopp.
Recht positiv empfinde ich auch die Tische mit zugehörigen Stühlen in der Bar und im Salon: sehr bequem, aber vom Höhenverhältnis so geschickt gewählt, dass man dort auch mal Kartenspielen oder das Laptop aufklappen kann, ohne Kreuzschmerzen zu bekommen.
Zwei breite Bänke in der Mitte des Salons laden dazu ein, durch die bodentiefen Fenster die vorbeiziehende Landschaft zu beobachten.




Daneben gibt es einen kleineren Salon, genannt „Lido Bar“ mit (meist nicht geöffneter) Bar am Heck, in den man sich zurückziehen kann, wenn man absolut seine Ruhe haben will. Hier gibt es auch eine Auswahl an Brettspielen. Und der Raum ist auch gut geeignet für kleinere Veranstaltungen und Events.
Restaurants und Essen
Die Edelweiss hat zwei Restaurants, die nach bekannten Bergen in der Schweiz benannt sind: Das etwas kleinere „Matterhorn“ mit bodentiefen Fenstern auf Deck 2 mit 80 Plätzen sowie das „Jungfrau“ halb unterhalb der Wasserlinie auf Deck 1mit entsprechend kleineren Fenstern knapp unterhalb der Decke mit 100 Plätzen.







Der Blick auf den Fluss ist zweifelsohne großzügiger vom oberen Restaurant, aber auch der Wasserlinien-Blick im „Jungfrau“ hat einen gewissen Reiz, gerade auch bei Schiffsbegegnungen.

















Frühstück und Mittagessen gibt’s vom jeweils mittig gelegenen Buffet mit freier Platzwahl. Abends gibt es A-la-carte-Menüs mit Bedienung am Tisch und fest zugewiesenen Plätzen.


Zur Kaffeestunde am Nachmittag gibt es ein teils sehr umfangreiches Kuchen- und Dessert-Buffet.
Mein Kabine auf der Edelweiss: Nr. 315
Die Kabinen sind in einem eleganten und warmen Design gehalten, das ein wenig dunkler daherkommt als der aktuelle Trend zu sehr helleren Farben.

Zierkissen in Herzform am Bett geben dem Ganzen einen individuellen Touch, der wohl eine Reminiszenz an die Herkunft der Reederei aus der Schweiz ist.

Für Flusskreuzfahrtschiffe typisch sind die Kabinen auf den beiden oberen Decks mit französischen Balkonen ausgestattet, die Hälfte der Fläche lässt sich mit bodentiefen Glasschiebetüren öffnen.

Der gläserne Spiegel- und Schreibtisch ist gerade groß genug, dass man dort auch mal das Laptop aufklappen kann. Dort gibt es auch zwei Schuko-Steckdosen, eine davon vom Ladegerät der Vox-Audiogeräte für die Landausflüge belegt. Die Funkempfänger sind angenehm klein.

In den Schränken ist ausreichend Stauraum vorhanden. Nur für lange Kleider oder Hosen gibt es keinen Platz, an dem sie aushängen können, ohne unten aufzustoßen.

Die Vorhänge dunkeln sehr gut ab und es gibt außer dem Lämpchen an der Klimaanlagensteuerung, die man gut abkleben kann, auch keine nachts störenden Lichter in der Kabine. Nur der Spalt unter der Eingangstür ist ein wenig groß, was man aber mit einem Badetuch oder auch mit einem der beiden im Schrank vorhandenen Regelschirme abdichten kann.
Das Bad ist, flusskreuzfahrtschifftypisch, relativ klein aber geschickt aufgeteilt, sodass es sich nicht beengt anfühlt. Was fehlt ist eine Wäscheleine, denn immerhin hat die Edelweiss ja einen kleinen Pool, sodass man auch mal Badekleidung zum Trocken aufhängen möchte.




Die Klimaanlage lässt sich individuell regeln und auch ganz ausschalten. Nur die Temperatur entspricht nicht der angezeigten, sodass man da ein wenig experimentieren muss.

Wasser für die Kabine und für Ausflüge gibt’s auf der Edelweiss kostenlos von einer Füllstation nahe der Rezeption in der Lobby. Wer keine eigene Wasserflasche dabei hat, kann die in der Kabine bereitgestellte Flasche von Thurgau Travel nutzen.
Lobby, Rezeption, Shop
Durch die geringe Schiffsgröße und -breite bedingt, gibt es auf der Edelweiss kein Fitness-Studio oder Spa. Einziger zusätzlicher öffentlicher Bereich ist die zweistöckige Lobby mit Rezeption, einem kleinen Shop und dem Tisch der Reiseleiterin. Und hier gibt es ach eine Station zum Auffüllen von Wasserflaschen.





Die Lobby ist, wie die übrigen, öffentlichen Bereiche, recht offen gestaltet und hat zu den Seiten hin viel Tageslichteinfall durch zwei Decks hohe Fensterfronten.
Crew und Service
Die Crew ist sehr international, von Kenia über Asien bis Ungarn, sprechen aber mindestens ein wenig Deutsch, manche auch ziemlich gut. Die Reiseleiterin ist deutsche Muttersprachlerin. Insgesamt ist mir die Crew sehr positiv aufgefallen: fröhlich und freundlich, mit sehr aufmerksamem und hilfsbereitem Service.

Getränkepreise und Getränkepakete
Das Getränkepaket kostet 34 Euro pro Tag. Enthalten sind hier offener Wein und Sekt, Bier vom Fass, aus der Flasche und alkoholfreies Bier, Softdrinks, Säfte, Mineralwasser. Kaffee und Tee (zu Frühstück auch Kaffeespezialitäten) sowie der Tages-Cocktail, Aperol Spritz und der jeweilige Tages-Digestif zum Abendessen. Daneben gibt es eine alkoholfreie Variante des Getränkepakets für 24 Euro pro Tag.
Wie üblich, können Getränkepakete nur von allen Bewohnern einer Kabine gemeinsam gebucht werden, allerdings erlaubt Thurgau Travel, dass eine Person das reguläre und eine andere Person das alkoholfreie Paket wählt.

Die Getränkepreise sind in vernünftigem Rahmen, wenn auch nicht sonderlich günstig: Kaffee, Espresso oder Tee für 3,75 Euro, Coca Cola 0,2 l ebenfalls 3,75 Euro, Mineralwasser 5 Euro für eine 0,75-Liter-Flasche und 3,50 Euro für 0,2 l (Wasser aus dem Spender an der Rezeption ist kostenlos), Prosecco 0,1 l für 6 Euro, Wein 0,15 l ab 5,25 Euro (alkoholfrei für 5 Euro), Warsteiner vom Fass 0,25 l für 4,50 Euro, König Ludwig Dunkel 0,5 l für 6 Euro, Cocktails für 11 Euro.
Download vollständige Bar- und Weinkarte der Edelweiss exklusiv für Mitglieder:
Eine Servicegebühr wird auf die Getränkepreise übrigens nicht zusätzlich berechnet.
Fazit
Mein Fazit hatte ich anfangs schon vorweggenommen: Ich habe die Edelweiss von Thurgau Travel als gut gepflegtes Flusskreuzfahrschiff erlebt, mit dem man angenehmen reist, bei gutem Essen, freundlichem und aufmerksamem Service. Außergewöhnliche Highlights fehlen, aber die braucht es eben für ein schönes Flussreiseerlebnis auch gar nicht.

Manchmal ist es sogar ganz angenehm, wenn alles seinen geregelten Lauf nimmt und man keinen Besonderheiten hinterherjagen muss. Auf einem Flusskreuzfahrtschiff mit schon systematisch bedingt engen Grenzen durch die geringe Breite, Länge und Höhe der Schiffe ohnehin.

Was mir an der Edelweiss gut gefällt, ist die offene Architektur der öffentlichen Bereiche und die Abstufung zwischen dem Salon und der Bar, sodass man oben im Salon einen etwas ruhigeren Bereich hat, auch wenn unten in der Bar der Alleinunterhalter für Entertainment sorgt. Und der Blick auf die vorbeiziehende Landschaft durch die bodentiefen Fenster ist hier der beste, wenn man nicht oben am Sonnendeck im Freien sitzen will, oder wetterbedingt nicht dort sitzen kann.
Fakten und Details: Edelweiss

- Bauwerften: Vahalia, Belgrad / Da-Capo, Niederlande
- Baujahr: 2013
- Flagge: Schweiz
- Reederei: Skylla, Charterer: Thurgau Travel
- Länge: 110,00 Meter
- Breite: 11,45 Meter
- Höhe über dem Wasserspiegel: 6,00 Meter
- Tiefgang: 1,50 Meter
- Decks: 3 plus Sonnendeck
- Kabinen: 90
- Passagiere: 180
- Crew: 41
Reiseimpressionen vom Rhein: Worm, Speyer, Koblenz und Odilienberg (Straßburg)
Ich war auf der Edelweiss von und bis Basel mit Stopps in Worm, Speyer, Koblenz und Straßburg unterwegs. Der eigentliche Anlass für die Reise war aber die Jahrestagung der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten (VDRJ), bei der ich im erweiterten Vorstand aktiv bin.

Nach anfänglichem Prachtwetter in Worms mit seinem beeindruckenden jüdischen Friedhof, dem ältesten der Welt, erwischte uns in Speyer bei einer eigentlich großartigen Kostümführung durch die mittelalterliche Geschichte der Stadt eine unangenehme Kombination aus Regen und Wind.
Der Ausflug on Straßburg zur berühmten Klosteranlage am Odilienberg und ein wenig Freizeit in dem hübschen Ort Obernai mit einem Gläschen Crémant in einer urigen Gaststätte war nicht nur verregnet, sondern am Odilienberg auch noch dichtem Nebel eingehüllt.
Und meine Zeit in Koblenz verbrachte ich an einem Samstag mit der (chaotischen und vergeblichen) Suche nach einem Zahnarzt-Notdienst – wobei ich mit fast 20.000 Schritten quer durch die Stadt viel Spannendes und Interessantes gesehen und erlebt habe.
Kurz: Ein ausführlicher Reisebericht ist nicht sehr sinnvoll, weshalb ich Euch einfach eine Bildergalerie mit Impressionen von dieser Rhein-Flusskreuzfahrt zusammengestellt habe, als Inspiration für weitere Reisen. Denn der Rhein ist ein immer wieder schönes Fahrtgebiet, in dem man viel entdecken kann – nicht zuletzt auch während der Fahrt vom Schiff aus, wenn beispielsweise die Burgen, Schlösser und natürlich die Loreley am Mittelrhein vorbeiziehen. Denn an diesem Tag hatten wir dann wieder großes Wetterglück …





































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Sehr schönes Schiff
Würde eine Fahrt mit dem Schiff machen.