Das Aufschwimmen – früher Stapellauf – ist ein großer Moment: Ein Kreuzfahrtschiff bekommt erstmals Wasser unter den Kiel. Aber wenn ein Schiff dann schon schwimmt: Warum dauert es noch einmal mehrere Monate bis hin zu einem Jahr, bevor es tatsächlich in Dienst gestellt wird? Wie sieht ein Kreuzfahrtschiff zu diesem Zeitpunkt innen aus?
Ich war am 14. Juni 2018 bei STX France in Saint-Nazaire und habe die MSC Bellissima wenige Stunden vor Beginn des Aufschwimmens von innen besichtigt. Das Schwesterschiff der MSC Meraviglia ist zu diesem Zeitpunkt quasi im Rohbau, von glamourösem Innendesign noch keine Spur – außer, man lässt seiner Fantasie freien Lauf.
Mit Vergleichsfotos zur MSC Meraviglia und einigen interaktiven 360-Grad-Bildern (am Ende des Beitrags) habe ich die Atmosphäre an Bord der MSC Bellissima im Rohbau eingefangen und Einblicke mitgebracht, die man als Passagier am fertigen Schiff nicht zu sehen bekommt. Es ist ein Blick unter das riesige Schiff im Trockendock, vor allem aber hinter die Deckenabhängungen und Wandverkleidungen, unter den Teppichboden – kurz: auf rohen Stahl, Baugerüste und offene Räume, in denen sich am fertigen Schiff eine Kabine an die andere reiht.
Spaziergang unter einem Kreuzfahrtschiff
Kurz bevor das Trockendock geflutet wird, steigen wir hinab in das riesige Beton-Becken, in dem die MSC Bellissima auf Holzblöcken steht. Die Dimensionen lassen sich nur in Relation zu den vergleichsweise winzigen Menschen erfassen, die jetzt hier neben und unter dem Schiff stehen.
Meine Arme reichen gerade so hinauf bis zu den gewaltigen Propellern der beiden Pod-Antriebseinheiten.
Am Bug sind die vier Propeller des Bugstrahlruders zu erkennen, die das Schiff vor allem bei Anlegemanövern seitwärts nach Steuerbord beziehungsweise Backbord drücken.
Auf jeder Seite sind auch die Stabilisatoren zu sehen – logischerweise in eingefahrenem Zustand.
Der Bereich unterhalb des Hecks der MSC Bellissima ist so weitläufig, dass darunter bequem eine Bühne Platz hat, auf der die Chefs von MSC und STX France die Verträge für weitere Kreuzfahrtschiffe unterschreiben und der französische Finanz- und Wirtschaftsminister eine Rede hält.
Es regnet, erst nur ein unangenehmer Sprühregen, dann kräftige und in Strömen. Die MSC Bellissima dient als Unterstand. Nass werden wir am Rückweg aus dem Trockendock heraus trotzdem.
Einblicke in den Stahl-Rohbau der MSC Bellissima
An Bord der MSC Belllissima erinnert kaum etwas an das glamouröse Design eines Kreuzfahrtschiffs. Wir stiegen über einen schmalen Steg über den Abgrund des Trockendocks hinüber aufs Schiff. Treppen aus blankem Stahl führen uns nach oben.
Im weiteren Ausbau des Schiffs bekommt der blanke-Stahlboden zunächst eine dünne Schicht eines Spezialbetons, dann eine weichere Zwischenschicht unter anderem zur Dämmung des Schrittschalls und dann den Teppich. Aber im Moment hallen unsere Schritt noch laut durchs Treppenhaus.
Die Wände sind ebenfalls aus Stahl, versehen mit unzähligen Beschriftungen – mit Teile-Nummern, Hinweisen zum richtigen Einbau der Stahlteile und Ähnlichem.
Wenn man die MSC Meraviglia mit ihrer „Galeria“-Promenade und der gewölbten LED-Video-Decke kennt, kann man sich die Promenade auch auf der MSC Bellissima schon gut vorstellen, braucht dafür aber schon ein wenig Fantasie …
Auf der MSC Meraviglia sieht das im fertigen Zustand so aus:
Noch mehr Fantasie benötigt der Blick auf die Swarovski-Treppe im Atrium und die Shop-Bereiche an der „Galeria“-Promenade. Hier ein paar Vergleichsbilder:
Pooldeck ohne Schnörkel und ohne Wasser
Einfacher wird es für die Vorstellungskraft am Pooldeck der MSC Bellissima. Der riesige Rechteck in der Mitte wird übrigens das Video-Display am Pool. Und auch das Fitness-Studio ist schon erkennbar, wenn auch noch ohne Trainingsgeräte. Hier wieder ein paar Vergleichsbilder zur MSC Meraviglia:
Kabinen – oder wo einmal Kabinen sein werden …
Einer der faszinierendsten Aspekte im Kreuzfahrtschiff-Bau ist die Art und Weise, wie die Kabinen ins Schiff kommen. Sie werden nämlich nahezu komplett fertig an Land produziert und dann baukastenartig in das Schiff eingefügt. Auf der MSC Bellissima sind (Stand 14. Juni 2018) ein Teil der Kabinen bereits eingebaut, an vielen Stellen findet man aber noch große freie Flächen. Nur die Balkontüren sind bereits vorhanden.
Die Kabinen-Module für die MSC Bellissima werden über die beiden außen angebrachten, orangefarbenen Aufzüge an Bord gebracht, die auf dem Bild gut zu erkennen sind:
Einige Kabinen, vor allem Innenkabinen, sind schon an ihrem Platz. Hier bekommt man einen interessanten Blick hinter die Verkleidungen, mit der Elektro-, Wasser- und Klima-Installation.
Yacht Club: deutliche Veränderung im Vergleich zur MSC Meraviglia
Neu gestaltet sein wird der Yacht Club der MSC Bellissima. Nach Vorbild der MSC Seaside ist die Top Sail Lounge hier nämlich zweistöckig, das Yacht-Club-Restaurant liegt auf der oberen Ebene, die nach vorne hin balkonartig offen ist, mit Blick auf die darunter liegende Top Sail Lounge.
Die Treppe zwischen den beiden Ebenen fehlt noch – sie würde im Weg stehen, wenn die Yacht-Club-Kabinenmodule hier durchgeschoben werden müssen. Die folgenden Bilder zeigen sowohl den Yacht Club der MSC Meraviglia als auch der MSC Seaside zum Vergleich, da auf der MSC Meraviglia die Top Sail Lounge und das Restaurant jeweils auf einem komplett abgeschlossenen Deck liegen. Der Yacht-Club der MSC Bellissima dürfte also eher dem der MSC Seaside ähneln als dem der MSC Meraviglia.
MSC Bellissima – der Rohbau in interaktiven 360-Grad-Bilder:
(Vollbild-Modus lässt sich mit dem Button rechts unten aktivieren/deaktivieren.)
Die wesentlichen Schritt beim Bau der MSC Bellissima
Der physikalische Bau der MSC Bellissima hat am 28. November 2016 mit dem ersten Stahlschnitt begonnen. Erstmals Wasser unter den Kiel bekam das Schiff am 14. Juni 2018. Getauft wird die MSC Bellissima voraussichtlich am 2. März 2019 in Southampton, wo sie zunächst auch ihren Basishafen haben wird. Ab Frühjahr 2020 soll sie dann Asien hauptsächlich ab Shanghai in See stechen, aber teils auch ab Japan.