New York, New York – die Norwegian Breakaway ist wie kaum ein anderes Kreuzfahrtschiff auf eine bestimmte Stadt zugeschnitten. Spuren des „Big Apple“ finden sich überall an Bord. Am Auffälligsten in der etwas schrillen Rumpfbemalung von Pop-Art-Künstler Peter Max, die in deutlichem Kontrast zum ruhigen, mondänen Farbdesign der Innenräume steht. Hier dominiert europäisches Understatement mit Beige- und Brauntönen – ein großer Trend nicht nur in den USA, weg von bunt und schrill.
Auch deshalb ist die Norwegian Breakaway nicht nur für New Yorker spannend, sondern auch für deutsche und europäische Kreuzfahrer ein Highlight unter den Mega-Kreuzfahrtschiffen. Meyer Werft und Norwegian Cruise Line haben mit der Norwegian Breakaway ein erstklassiges Kreuzfahrtschiff gebaut, das schon vor ihrer der Taufe am 8. Mai in New York viele Fans hat.
Trendwende beim Design
Was auf den ersten Blick auffällt: Das Innendesign der Norwegian Breakaway ist äußerst zurückhaltend, von sanften Beige-, Creme- und Brauntönen geprägt. Schrille oder gar bunte Farben fehlen fast vollständig. Und wenn Farbe ins Spiel kommt, dann meist als kleine Akzente, um dem sonst sehr unamerikanisch-dezenten Design einen abrundenden Akzent zu verpassen. Die Linienführung ist generell sehr geradlinig-elegant und weist kaum Schnörkel auf.
Dort, wo etwas mehr Farbe ins Spiel kommt, geschieht das meist auf sehr edle Weise. Beispielsweise bei dem riesigen Kristall-Lüster im hinteren, dreistöckigen Atrium, der fließend seine Farben wechselt, von Rot über Blau nach Gelb und Grün. Zusammen mit der tageslichtfarbenen Grundbeleuchtung verleiht der Lüster dem gepflasterten Platz mit seiner gläsernen Freitreppe und dem Außenbereich des Le Bistro-Restaurants ein Flair, das leicht vergessen macht, dass man sich eigentlich in einem Innenraum ohne Fenster befindet.
Auch in den Kabinen zieht sich dieses dezent-zurückhaltende Design durch, sehr im Kontrast zu den ebenfalls nicht uneleganten, aber eher von dunkleren und kräftigeren Farben geprägten Kabinen der Norwegian Epic, die auch durch ihre geschwungene Wave-Form opulenter wirken. Die Kabinen der Norwegian Breakaway sind dagegen schon fast schlicht – auf eine sehr angenehme Weise.
Breakaway: die bessere Epic?
Der Blick auf den Deckplan der Norwegian Breakaway legt nahe, dass das Schiff eine direkte Weiterentwicklung der 2010 in Dienst gestellten Norwegian Epic ist – zahlreiche Gemeinsamkeiten sind da zu erkennen. Ein Vergleich liegt nahe, ist aber nicht ganz fair. Denn zu sagen, dass die Norwegian Breakaway die bessere Norwegian Epic ist, würde beiden Schiffen nicht gerecht werden, auch wenn das der erste Eindruck vieler ist, mit denen wir gesprochen haben. Denn die Epic hat sich als großer Erfolg erwiesen, sowohl in ihrem Sommer-Fahrtgebiet Mittelmeer als auch in der Karibik im Winter – trotz Kritik beispielsweise am ungewöhnlichen Pooldeck und sehr geteilter Meinungen über die Wave-Kabinen, von begeistert bis ablehnend.
Die Norwegian Breakaway übernimmt nun für ihr eigenes Konzept die guten Eigenschaften der Epic, lässt die Dinge weg, die dort weniger gut angenommen werden, einschließlich der Wave-Kabinen, und hat einige richtig gute und teils innovative Features hinzugenommen. Die Norwegian Breakaway ist ein Schiff, das mit eigenem Charakter und einem besonderen Flair rundum begeistert.
Norwegian Breakaway mit ganz eigenem Charakter
Norwegian Breakaway und Norwegian Epic unterscheiden sich vor allem in einem grundsätzlichen Aspekt sehr deutlich: Bei der Epic richtet sich der Fokus recht stark auf die Innenräume, wohingegen die Breakaway insbesondere mit der innovativen „Waterfront“ als zusätzlichem Promenadendeck mit Außenbereichen für viele der Restaurants und Bars sehr stark den Bezug zum Meer herstellt und auch wieder ein offenes und für alle Passagiere zugängliches Sonnendeck mit Blick nach vorne bietet.
Typisch für Norwegian Cruise Line wurde auch auf der Norwegian Breakaway jede noch so kleine Ecke des Schiffs für ein Restaurant, eine Bar oder ein anderes Feature ausgenutzt. Anders als auf der Norwegian Epic wirkt das hier aber viel weniger vollgepackt, sondern sogar eher wie ganz natürlich zusammengefügt und in sich stimmig. Bestes Beispiel dafür ist die Verlegung des „Spiegel Tent“ (Dinner mit Zirkus- und Akrobatik-Show) mit vergrößerter Grundfläche, sodass man es jetzt schon vom Eingang her viel mehr wie ein richtiges Zelt erlebt.
Nettes und traditionelles Detail am Rande: Die Norwegian Breakaway hat einen Card Room und sowie eine kleine Bibliothek – ruhige, abgeschiedene Räume mit Fenster auf Deck 6 nahe der Rezeption, die man aber beinahe suchen muss. Versehentlich stolpert da jedenfalls niemand hinein und stört.
„Waterfront“-Promenadendeck
Sehr innovativ ist die „Waterfront“: Lange ging der Trend vor allem auf den großen Kreuzfahrtschiffen immer mehr dahin, Meer, Wind und Wellen nur noch als unvermeidliches Beiwerk zu sehen und die Aufmerksamkeit der Passagiere – mit Ausnahme der Sonnen- und Pooldecks – auf die Einrichtungen im Inneren der Schiffe zu lenken. Die Waterfront lockt zumindest bei warmem Wetter die Passagiere wieder nach draußen und bietet das, was man sonst vor allem auf kleineren Kreuzfahrt-Klassikern findet: Mittag- oder Abendessen im Freien, mit Blick auf Meer und Horizont.
Freier Blick nach vorne
Ein eher unauffälliges, aber trotzdem sehr bemerkenswertes Highlight auf der Norwegian Breakaway ist das offene, für alle Passagiere zugängliche Außendeck nach vorne. Auf vielen Schiffen – auch auf der Epic – ist dieser Bereich inzwischen nur noch für die Bewohner von teuren Suiten oder Suiten-Komplexen wie dem Haven reserviert oder von Restaurants belegt.
Auf der Breakaway hat Norwegian Cruise Line nun knapp zwei Drittel des nach vorne gerichteten Sonnendecks auf Deck 17 für alle Passagiere freigegeben. Für das Haven Private Sundeck der Suiten-Gäste bleibt aber weiterhin zumindest ein Teilbereich an steuerbord mit Blick nach vorne reserviert. Das Deck ist mit Glaswänden vor Fahrtwind geschützt, aber mit Schlitzen durchzogen, die groß genug sind, um durchzusehen und auch mal eine Spiegelreflexkamera zum Fotografieren hindurch zu stecken.
Neu ist hieran anschließend der Vibe Beach Club, der sich direkt hinter dem Haven-Sonnendeck befindet: Ein ruhiges Luxus-Sonnendeck für zahlende Normal-Passagiere mit Whirlpool, Bar, Sonnenliegen und Cabana-artigen Korb-Liegen.
Passagierfluss und Raucher-Casino
Eine etwas problematische Region auf der Norwegian Epic ist das lang gestreckte Casino auf Deck 6, zugleich Raucherbereich und eben auch eine von zwei Hauptverkehrsachsen für den Passagierfluss auf dem Schiff. Zwar hat auch die Norwegian Breakaway auf Deck 7 wieder das lang gestreckte Raucher-Casino, mit Deck 6 und Deck 8 gibt es für Nichtraucher nun aber eine zusätzliche und bequeme Möglichkeit, das Schiff von vorne nach hinten zu durchqueren, ohne mit angehaltenem Atem durch Rauchschwaden laufen zu müssen. Zudem ist Deck 7, auf dem das Casino liegt, von den sonstigen dort angesiedelten Restaurants und Bars weniger attraktiv als noch Deck 6 auf der Epic. Insofern: Eine sehr gute, strukturelle Veränderung, die sowohl das Raucher-Nichtraucher-Thema entschärft als auch den Verkehrsfluss zu Stoßzeiten deutlich entspannt.