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Norwegian Cruise Line setzt auf Methanol – Die Hintergründe erklärt NCLs Kevin Bubolz im cruisetricks.de-Interview

Norwegian Cruise Line ist eine der ersten Kreuzfahrt-Reedereien, die sich für Methanol als einen aussichtsreichen Kandidaten für zukünftige, umweltfreundliche und klimaneutrale Schiffstreibstoffe entscheiden. Im cruisetricks.de-Interview erklärt Kevin Bubolz, Vice President & Managing Director CEMEA, warum LNG für die US-Reederei kein Thema ist und warum er in Methanol viel mehr Potenzial sieht.

Lange hat man von Norwegian Cruise Line außer dem allgemeinen Bekenntnis zu Klimaneutralität bis 2050 wenig innovatives zum Thema Umwelt- und Klimaschutz bei Schiffstreibstoffen gehört. Das flüssige Erdgas LNG, bei anderen Reedereien bereits im Einsatz, was zumindest öffentlich nie ein Thema. Jetzt setzt sich NCL zusammen mit TUI Cruises und Disney Cruise Line an die Spitze der Entwicklung bei Methanol als Zukunftstreibstoff.

Im Herbst 2022 trat die US-Reederei dann dem Branchenverband „Methanol Institute“ bei. Und jetzt ändert NCL die Planung für die beiden Prima-Plus-Klasse-Schiffe, die 2027 und 2028 fertiggestellt sein sollen: Die beiden Kreuzfahrtschiffe bekommen Motoren, die mit nur geringen Modifikationen auch mit Methanol betrieben werden können.

Warum hat NCL beim Thema Klimaschutz – zumindest in der öffentlichen Kommunikation – so lange gezögert? Im Vorgespräch zu diesem Interview erklären Jason Krimmel, Vice President of International, und Kevin Bubolz, Vice President & Managing Director CEMEA, man habe sich schon lange intern mit diesen Themen befasst, aber erst an die Öffentlichkeit gehen wollten, wenn man auch klare Pläne mit echter Substanz vorlegen und nicht nur unkonkrete Versprechungen machen könne.

Kevin Bubolz, Vice President & Managing Director CEMEA, Norwegian Cruise Line (Bild: NCL)

Im cruisetricks.de-Interview gibt Kevin Bubolz einen Einblick in die Hintergründe der Entscheidung für Methanol und auf welchem Stand die Entwicklung, Planung und Strategie Norwegian Cruise Line bei diesem Thema ist. Das „CEMEA“ in Kevin Bubolz‘ Titel bedeutet übrigens „Central Europe, Middle East and Africa“. Wir haben mit Kevin Bubolz am Rande der Reisemesse ITB Anfang März in Berlin gesprochen.

Kevin Bubolz: Wir arbeiten im Moment an Methanol, aber wir schauen uns auch andere Dinge an, die sich entwickeln könnten, und behalten sie im Auge. Denn noch weiß niemand, was die endgültige Lösung sein wird. Aber wir denken, dass Methanol sehr gut ist, wenn wir am Ende mit grünem Methanol hinkommen. Methanol ist bei Umgebungstemperatur und -druck flüssig. 88 Prozent der Top-100-Häfen, die wir anlaufen, verfügen bereits über Anlagen, die problemlos als Infrastruktur für die Lagerung von Methanol genutzt werden können.

„Das eigentliche Ziel ist, die vorhandene Flotte zu nutzen und nachzurüsten, anstatt eine ganz neue Flotte von Schiffen zu bauen.“

Das ist also ein viel besserer Weg hin zu einem alltagsfähigen Produkt. Es gibt bereits Konzepte für die Nachrüstung von Schiffen auf Dual-Fuel-Motoren und den Betrieb mit Methanol. Und das ist das eigentliche Ziel, nämlich die vorhandene Flotte zu nutzen und nachzurüsten, anstatt eine ganz neue Flotte von Schiffen zu bauen. Und wir wollen, wenn wir über andere Optionen nachdenken, jedenfalls nicht auf einen anderen fossilen Brennstoff zurückgreifen, sondern eine echte Lösung anstreben.

Methanol ist auch deshalb so wichtig, weil es von anderen großen Unternehmen unterstützt wird. Wie Sie wissen, steht die Containerreederei Maersk ebenfalls dahinter. In letzter Zeit haben wir gesehen, dass auch andere Akteure in der Kreuzfahrtbranche viel mehr über Methanol sprechen. Wir glauben also, dass das eine sehr, sehr gute Sache sein könnte.

Das ist also unser Beitrag, um diesen Wandel voranzutreiben. Wir konzentrieren uns derzeit auf viele Forschungen und Tests rund um Methanol, die wir im Laufe des nächsten Jahres einführen werden. Bis 2025 wollen wir die ersten Tests auf den Schiffen durchführen, und die letzten beiden Schiffe der Prima-Klasse wurden jetzt so umgeplant, dass sie dann für den Einsatz von Methanol bereit sind.

Wie teuer ist es, auch die schon bestehenden Kreuzfahrtschiffe auf Methanol-Betrieb umzurüsten?

Kevin Bubolz: Ich denke, wir können anfangen, ein bisschen genauer darüber zu sprechen, wenn wir dem erst einmal näher kommen. Zum jetzigen Zeitpunkt weiß das noch niemand so genau. Was wir aber mit Sicherheit sagen können, ist, dass sich alles in der Entwicklung befindet und die Kosten für all diese Dinge kontinuierlich sinken.

„Zum jetzigen Zeitpunkt weiß das noch niemand so genau.“

Wenn man mit so etwas anfängt, ist alles erst einmal super teuer, schwierig zu bekommen und es gibt noch keine endgültige Lösung. Aber da wir jetzt alle mit mehr Nachdruck daran arbeiten, wird es neue Lösungen geben, es werden sich neue Möglichkeiten ergeben, die das Ganze billiger und schneller machen werden. Im Moment können wir weder Kosten noch Zeitrahmen genau vorhersagen.

Wir haben uns verpflichtet, bis zum Jahr 2050 in unserem eigenen Unternehmen und in der gesamten Wertschöpfungskette völlig emissionsfrei zu sein. Das ist eine feste Verpflichtung im Einklang mit dem Pariser Abkommen, auf das wir hinarbeiten und das wir auch erreichen wollen. Der Zeitplan wird also irgendwo innerhalb dieses Zeitrahmens liegen.

Warum kommen die methanolfähigen Motoren erst ab dem Prima-Class-Schiff fünf und nicht schon mit dem dritten und vierten?

Kevin Bubolz: Das ist eine Frage des Timings mit den Werften. Es ist eine neue Technologie, die sich noch in der Entwicklung befindet. Auch auf Seiten der Industrie gibt es eine Menge Dinge, die in Arbeit sind. Es handelt sich also um ein sehr aktuelles Thema, bei dem wir versuchen, die Avantgarde zu sein. Es ist der früheste Zeitpunkt, der möglich war.

Wo liegt für NCL der Vorteil, die Zwischenlösung LNG auszulassen, dafür aber mit Methanol erst Jahre später auf umweltfreundliche Technik umsteigen zu können?

Kevin Bubolz: Wir haben ausgeklügelte Filtersysteme, Katalysatoren und so weiter, die bei Schwefeloxiden und Stickoxiden sehr nahe an das herankommen, was man auch mit LNG erreichen kann. Nicht ganz, aber wir nutzen die beste Technologie, die uns in dieser Hinsicht zur Verfügung steht.

„CO₂-Emissionen: Das ist ja der große Elefant im Raum, mit dem wir uns alle auseinandersetzen müssen.“

Und in Bezug auf CO₂-Emissionen: Das ist ja der große Elefant im Raum, mit dem wir uns alle auseinandersetzen müssen, und auch LNG muss sich damit auseinandersetzen. Es gibt verschiedene Berechnungen dazu und ich überlasse es Ihnen zu recherchieren, was jeder glauben möchte, wie vorteilhaft LNG tatsächlich ist.

Wir sind nicht der Meinung, dass wir da etwas verpasst haben. Wenn man jetzt anfängt, eine Infrastruktur und eine Flotte aufzubauen, die diese Art von Kraftstoff verwendet, ist das auch eine Investition, die dann nicht in Richtung der endgültigen Lösung geht, die unserer Meinung nach so etwas wie Methanol sein wird. Wir gehen also im Moment eher diesen Weg und sind sehr zufrieden mit den Entscheidungen, die wir getroffen haben, und wir haben sie auf der Grundlage guter, fundierter Überlegungen getroffen.

1 Kommentar

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

1 Gedanke zu „Norwegian Cruise Line setzt auf Methanol – Die Hintergründe erklärt NCLs Kevin Bubolz im cruisetricks.de-Interview“

  1. Klasse, da kümmert sich jemand ums Klima und nimmt auch Geld in die Hand, statt nur zu jammern und zuz schimpfen. Weiter so :)

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