Die Royal Clipper ist ein außergewöhnliches Kreuzfahrtschiff, schon auf den ersten Blick, aber auch in den Details. Vor allem aber: Die Reise auf einem Großsegler fühlt sich deutlich anders an als auf einem klassischen Kreuzfahrtschiff. Was die Royal Clipper so besonders macht und welche Kompromisse man für dieses Reiseerlebnis eingehen muss, lesen Sie in diesem Beitrag.
Die Erinnerungen an eine Kreuzfahrt verblassen bei mir oft recht schnell, natürlich auch berufsbedingt, weil ich so viel unterwegs bin. Bei den Großseglern von Star Clippers ist das anders. Diese Reisen stechen so aus dem normalen Kreuzfahrt-Erlebnis heraus, dass sie bei mir viel mehr hinterlassen als Fotos, Videos und Notizen auf meinem Laptop.
Ich sitze morgens zum Sonnenaufgang mit der ersten Tasse Tee in der noch kühlen, Morgenluft auf einer Bank auf der Brücke der Royal Clipper. Das Wasser plätschert sanft gegen den Rumpf, ein leichter Wind rauscht in den Segeln, hin und wieder knarzen die Seile. Das Meer glitzert im ersten Morgenlicht wie zahllose Diamanten, eine Möwe gleitet elegant an den Klüversegeln vor mir vorbei.

Solch außergewöhnliche Momente der völligen Ruhe und Entspannung bleiben lange im Gedächtnis. Ich kann sie sofort wieder spüren, wenn ich diese Zeilen schreibe – was nicht nur gut ist, denn ich schweife in Gedanken ab und muss mich regelrecht zwingen, mich auf die Arbeit zu konzentrieren und weiterzuschreiben.
Themen in diesem Beitrag:
- Eine Kreuzfahrt? Ja, aber eine sehr ungewöhnliche
- Gesellschaftlicher Mittelpunkt: die „Tropical Bar“
- Bibliothek und Forward Lounge
- Spektakuläres Atrium mit Tageslicht
- Das Restaurant „Clipper Dining Room“
- Sonnendeck, Segel, Masten, Brücke …
- Mein Lieblingsplatz: Vordeck und Bugspriet-Netz
- Spa und Fitness: mit Unterwasser-Bullaugen
- Kabinen und Suiten
- Royal Clipper vs. Star Clipper und Star Flyer
- Dress Code, Nebenkosten und Bordsprache auf der Royal Clipper
- Fazit: Die Star Clippers-Schiffe bleiben meine persönlichen Favoriten
- Daten und Fakten zur Royal Clipper
Eine Kreuzfahrt? Ja, aber eine sehr ungewöhnliche
Man kann all dies ignorieren und die Royal Clipper als ganz normales Kreuzfahrtschiff buchen, weil die Fahrrouten mit kleineren, seltener angelaufenen Häfen reizvoll sind und einem die geringe Schiffsgröße mit nur um die 200 Passagieren behagt.

Dann wird man wahrnehmen, dass die Royal Clipper im Vergleich zu ähnlich großen Schiffen, die sich typischerweise im Luxus-Segment bewegen, mit Baujahr 2000 schon ein wenig in die Jahre gekommen ist; dass die Bäder mit Duschvorhang trotz ordentlicher Größe nicht mehr ganz so zeitgemäß sind; dass das großartige Teakholz auf allen Außendeck an einigen Stellen eine Überarbeitung vertragen könnte; dass es auch in den Balkon-Suiten keinen Butlerservice gibt und kein Champagner- und Kaviar-Frühstück serviert wird.

Nur würde man mit dieser Herangehensweise genau das verschenken, was die Royal Clipper ausmacht: Dieses authentische Flair eines Großseglers mit offener Brücke, Bugspriet-Netz und Mastklettern, der Tropical Bar (dazu kommen wir gleich) und den Reiz des – nach Glamour-Luxus-Kriterien bewertet – Unperfekten, dafür aber umso Wohligeren. Und das selbst für dieses Schiffsgröße enge Verhältnis zur Crew; mit einem sehr guten Service, der aber ziemlich unspektakuläre abläuft, ganz er ohne diese formalisierte „Sehr gerne, der Herr, darf ich Ihnen sonst noch etwas Gutes tun?“- Attitüde auskommt.

Kurz: Eine Reise mit der Royal Clipper wird zu einem außergewöhnlichen Erlebnis, wenn man sich auf diese Art des Reisens mit all ihren Besonderheiten einlässt und offen dafür ist, dass nicht alles so ist, wie man es von anderen Kreuzfahrtschiffen in diesem Preissegment gewohnt ist.

Dazu gehört übrigens auch, dass der Aspekt „Landausflüge“ trotz – oder gerade wegen – der kleineren, ungewöhnlicheren Häfen eine deutlich geringere Rolle spielt als auf anderen Kreuzfahrten. Die Reederei bietet keinen umfassenden Katalog an organisierten Bus-Ausflüge zu allen möglichen Zielen an, sondern lediglich eine sehr überschaubare Auswahl.

Es ist mehr wie beim Yachting: Das Schiff geht vor Anker und man schlendert durch ein Fischerdorf, entdeckt lokale Spezialitäten auf einem Markt, isst in einem etwas versteckten Restaurant den morgens frisch gefangenen Fisch, gönnt sich eine Tüte Gelato, beobachtet bei einem kühlen Bier von einem Café an der Uferpromenade aus die hektisch vorbeiziehenden Touristen.

Und dann fährt man gemütlich mit dem Tender zurück zur Royal Clipper und springt von der Badeplattform am Heck zur Abkühlung ins Meer oder döst in einem Liegestuhl am Sonnendeck dem Abend entgegen.




Bei dieser Gelegenheit sei eine weitere Besonderheit der Royal Clipper erwähnt: Die Tenderboote wirken zwar etwas alt, bieten dien Passagieren aber viel Platz und verfügen vorne über zwei herunterklappbare Rampen. Wie bei militärischen Landungsbooten können die Passagiere darüber aussteigen, was vor allem in der Karibik oder Asien bei Anlandungen etwa an einsamen Stränden oder eben an Orten ohne für Tenderboote geeignete Pier sehr praktisch ist.

Gesellschaftlicher Mittelpunkt: die „Tropical Bar“
Die Royal Clipper ist keines dieser Kreuzfahrtschiffe, auf denen es wichtig ist, möglichst viele Bars und Restaurants zu haben. Im Grunde gibt es hier nur eine Bar und die ist der gesellschaftliche Mittelpunkt des Schiffs: die Tropical Bar. Sie liegt im Freien, ist aber überdacht und bietet einen weiten Blick seitlich aufs Meer.

Schon früh morgens trifft man an der Tropical Bar Mitreisende beim ersten Kaffee oder Tee, den es gleich nebenan in der Piano Lounge rund um die Uhr gibt. Die meisten ziehen von dort weiter aufs Sonnendeck, zur Brücke, aufs Vordeck oder – wenn der wachhabende Offizier nichts dagegen hat – gleich direkt nach vorne ins Bugspriet-Netz und genießen die friedliche Ruhe der Morgenstimmung am Meer.

Aber alle Wege führen einen immer wieder an die Tropical Bar und nicht selten bleibt man hier für einen spontanen Tratsch mit Mitreisenden hängen.

Nachmittags baut die Crew hier ein kleines Snack-Buffet auf, inklusive Livemusik-Begleitung. Vor dem Abendessen trifft man hier die meisten Passagiere bei einem Glas Wein oder dem Tagescocktail und bei oft ausgelassener Stimmung nach dem Dinner bei Livemusik mit einem Keyboarder und einer Sängerin.







Aber tatsächlich gibt es neben der Tropical Bar noch zwei weitere Bars an Bord der Royal Clipper: eine kleine Bar am Sonnendeck …

… und die Piano-Bar, die quasi nur die Rückseite der Tropical Bar im Innenraum der Piano Lounge ist und gemütliche Sitzgruppen rund um das drei Decks hohe Atrium bereithält, wenn es draußen einmal zu heiß wird oder das Wetter nicht mitspielt.










In der Piano Bar gibt es neben der Kaffee- und Teestation ab 6:30 Uhr ein erstes kleines Frühstück und spät abends Mitternachtssnacks. Vor dem Abendessen präsentiert die Küche hier die Speisekarte und Show-Teller mit den Hauptgerichten des Abends.
Bibliothek und Forward Lounge
Obwohl direkt an die oft lebhafte Tropical Bar angrenzend, ist die Bibliothek ein eleganter Ruhepol auf der Royal Clipper. In der Mitte häng ein Portrait der Taufpatin des Schiffs, Schwedens Königin Silvia. Die Ausstattung erinnert an lange vergangene Zeiten mit weichen, tiefen Ledersofas und dunklem Holz, Reihen von Bücherregalen und einem gediegenen Ambiente.







Wer einen angenehm temperierten Platz sucht, um in Ruhe ein Buch zu lesen oder sich einfach mal für einen Moment zurückziehen will, ist hier richtig – und mit einem Schritt auch sofort wieder mitten im Bordleben, denn die Eingangstür führt direkt hinaus zur Tropical Bar.

Neben der Bibliothek gibt es weiter vorne noch die im Deckplan als „Observation Lounge“ bezeichnete „Forward Lounge“, so steht es an der Tür. Eine Aussicht hat man von hier nicht und der Raum wird auch nur für kleinere Veranstaltungen oder Vorträge genutzt, wenn das Wetter draußen mal so schlecht ist, dass die Tropical Bar dafür keine Option wäre.
Spektakuläres Atrium mit Tageslicht
Das Atrium der Royal Clipper kann man nur als „spektakulär“ bezeichnen, oder mit dem zeitweisen Lieblingswort eines Freundes und mitreisenden Journalistenkollegen: „sensationell“.

Wüsste man nicht, dass man sich auf einem Segelschiff befindet, hier könnten man das glatt vergessen. Über drei Decks erstreckt sich das Atrium, mit geschwungenen Treppen und verschnörkelten Geländern, …

… einer Galerie mit Wandgemälden in helleren Farben und …

… auf der obersten Ebene die Piano Lounge inklusive Barstühlen an der Balustrade mit Blick nach unten ins Atrium und nach oben auf den gläsernen Pool.

Denn der ist der Clou des Atriums: Der größte der drei Pools am Sonnendeck hat einen Glasboden und liegt genau über dem Atrium. Das Sonnenlicht fällt durch den Pool bis hinunter ins Restaurant auf der untersten Ebene des Atriums.

Das Restaurant „Clipper Dining Room“
Der Clipper Dining Room ist das einzige Restaurant an Bord der Royal Clipper. Auch hier vermisst man die Vielfalt manch anderer Schiffe nicht. Frühstück und Mittagessen wird als Buffet serviert, allerdings mit Getränkeservice am Tisch.

Zum Abendessen wird das Restaurant erneut zum Treffpunkt für alle Passagiere. Es gilt freie Platzwahl innerhalb der Dinnerzeit von 19:30 bis 22 Uhr. Angekündigt wird das Dinner ganz nostalgisch von einem Crew-Mitglied, der mit einem Glöckchen klingelnd übers Schiff, auch wenn die Dinner-Zeiten natürlich auch im täglichen Bordprogramm stehen.

Begleitet wird das Dinner ganz klassisch-elegant mit Klaviermusik und teils Gesang, was aber für die Passagiere nicht bedeutet, dass sie sich in Abendgarderobe werfen müssen. Flipflops und kurze Hosen wären unangebracht, aber ansonsten geht es auf der Royal Clipper auch zum Abendessen ziemlich entspannt und leger zu.







Tipp zu Lunch-Buffet: Die Tagesspezialitäten verstecken sich ein wenig und werden etwas versteckt auf der etwas höher als das Buffet in der Mitte gelegenen Halbebene präsentiert. Dazu gehört beispielsweise eine Livecooking-Pastastation oder ein im ganzen gegrillter, großer Fisch.


















Das Essen ist sehr gut, abwechslungsreich und bietet auch viele vegetarische Optionen. Die Speisen passen zum Ambiente der Royal Clipper, erheben keinen luxuriösen Fine-Dining-Anspruch, erfüllen aber regelmäßig die Ansprüche der „Chaîne des Rôtisseurs“, deren Plakette an einer der Wände im Restaurant präsentiert wird.
Sonnendeck, Segel, Masten, Brücke …
Auf den Außendecks fühlt sich die Royal Clipper am wenigsten wie ein normales Kreuzfahrtschiff. Zwar gibt es am Sonnendeck sogar drei (Salzwasser-)Pools, viele Sonnenliegen und eine kleine Bar. Doch das Ambiente wird bestimmt von fünf großen Segelmasten und einem für Laien faszinierenden Gewirr an Seilen – zu denen ich mir habe erklären lassen, dass man nichts Falsches sagt, wenn man den Oberbegriff „Leinen“ verwendet.

1.760 Quadratmeter offene Deckfläche hat die Royal Clipper zu bieten, rechnerisch fast acht Quadratmeter pro Passagier. Die Decks sind ausnahmslos mit Teakholz belegt.










Ein Highlight der Royal Clipper, dass man ganz schnell als Selbstverständlichkeit empfindet, ist die offene Brücke. Das große, hölzerne Steuerrad vorderhalb des Großsegels steht ohnehin, etwas erhöht, am offen Sonnendeck. Nur bei kritischeren Navigationssituationen wie Hafenein- und -ausfahrten wird dieser Bereich abgesperrt.

Dennoch kann man dem Kapitän und seinen Offizieren bei den Manövern fast hautnah zusehen. Abe auch das geschlossene Steuerhaus ist grundsätzlich für Passagiere zugänglich, allerdings muss man da vorher natürlich fragen.

Über all dem ragen fünf bis zu 54 Meter hohe Masten in den Himmel, je nach Windsituation mit mehr oder weniger der insgesamt 42 Segel. Sind alle Segel im Einsatz, hat die Royal Clipper eine Segelfläche von beeindruckenden 5.000 Quadratmetern.
Mindestens einmal pro Reise dürfen Passagiere gut gesichert ins Krähennest am Großmast – das ist der zweite von vorne – hinaufklettern. Das liegt auf nur rund 18 Metern Höhe, fühlt sich aber viel höher an, wenn man dort erst einmal angekommen ist und der Blick über das Schiff, die Segel und das umliegende Meer schweift.







Ob Wind weht oder nicht: Beim Auslaufen aus dem Hafen setzt die Crew mindestens einige der Segel. Es sind die emotionalsten Momente, wenn die Royal Clipper majestätisch unter Segeln den Hafen verlässt und dazu die Auslaufmusik „Conquest of Paradise“ läuft. Angenehmerweise findet man aber, wenn einem die Auslaufmusik nicht behagt, ganz am Heck auch einen schönen Ort, an dem man das Auslaufen in aller Stille genießen kann.
Mein Lieblingsplatz: Vordeck und Bugspriet-Netz
Der für mich schönste Platz auf der Royal Clipper aber ist das Vordeck und vor allem das Bugspriet-Netz. Das Vordeck deshalb, weil mich dort zum einen diese Arbeitsdeck-Atmosphäre fasziniert.

Aber auch wegen einer Besonderheit der Royal Clipper: Sie hat auf jeder Seite einen kleinen Balkon, gerade einmal groß genug für eine, höchstens zwei Personen, der jeweils über die Bordwand hinausragt. Wer sich nicht ins Bugsprit-Netz traut, kommt hier dem Meer so nahe wie sonst nirgendwo auf der Royal Clipper.

Auf keinem Schiff der Welt zu übertreffen ist aber das Erlebnis, auf einem Segelschiff nach vorne ins Bugspriet-Netz zu steigen und sich dort direkt über dem Wasser auszustrecken. Steigerungsfähig ist das nur, wenn man es bei Sonnenaufgang oder zur Abenddämmerung tut.










Grundsätzlich ist das Bugspriet-Netz tagsüber zugänglich, solange es hell ist, also durchaus auch schon früh morgens direkt nach Sonnenaufgang. Einzige Bedingung: Man muss sich vorab einem der Offiziere auf der Brücke die Erlaubnis holen.

Tipp: Alle losen Gegenstände in die Hosentasche stecken oder anderweitig befestigen, das Smartphone beispielsweise mit einer Kordel zum Umhängen. Und auch Flipflops sind eher unpraktisch im Bugspriet-Netz – denn was hier durchs Netz ins Wasser fällt, ist unwiederbringlich verloren.
Spa und Fitness: mit Unterwasser-Bullaugen
Was man auf einem Segelschiff nicht erwartet, sind Spa, Dampfbad und Fitness-Studio. Doch die Royal Clipper ist groß genug, dass im Bauch des Schiff Platz ist für die „Captain Nemo Underwater Spa and Lounge“: zwei Anwendungsräume, kostenlos nutzbares Dampfbad und ein relativ großes Fitness-Studio.







Der Clou: Rund herum befinden sich Bullaugen – und weil sich der Spa-Bereich unterhalb der Wasserlinie de Royal Clipper befindet, liegen eben auch die Bullaugen unter Wasser. Wenn man Glück hat, schwimmt also auch mal ein Fischschwarm vorbei, während man sich am Laufband fit hält.
Kabinen und Suiten
Die Kabinen auf der Royal Clipper zu beschreiben, ist schwieriger als sonst auf Kreuzfahrtschiffen. Denn durch die Rumpfform unterscheiden sich die meisten Kabinen zumindest geringfügig voneinander. 90 Außenkabinen mit Bullaugen hat die Royal Clipper, dazu sechs Innenkabinen, zwei große Owner-Suiten am Heck sowie 14 Suiten mit eigenem Balkon – ziemlich ungewöhnlich für ein Segelschiff.

Ich habe in der Außenkabine 117 am untersten Deck gewohnt, annähernd in Schiffsmitte. Diese Kabine ist vor allem auch im Vergleich zu den Kabinen auf den beiden kleineren Star-Clippers-Schiffen relativ geräumig und mit vergleichsweise viel Stauraum.









Die Klimaanlage lässt sich recht gut regeln, allerdings sollte man die Vorhänge tagsüber geschlossen halten, damit die Sonne die Kabine nicht unnötig aufheizt. Das mit Marmor verkleidete Badezimmer ist ein recht großes Waschbecken, bei der Dusche muss man allerdings mit einem Vorhang vorliebnehmen. Steckdosen sind nur spärlich vorhanden, nämlich zwei Schuko-Stecker am Spiegeltisch.
Royal Clipper vs. Star Clipper und Star Flyer
Nach drei Reisen auf den zwei kleineren Star-Clippers-Schiffen Star Flyer und Star Clipper war ich zum ersten Mal auf der größeren Royal Clipper. Ich war gespannt, welcher der beiden Schiffstypen mir persönlich besser gefallen würde. Beide haben ihre Vorzüge, und ich bin tatsächlich unentschlossen, welche dabei für mich überwiegen.
Die Royal Clipper ist herkömmlichen Kreuzfahrtschiffen ein wenig ähnlicher und wirkt geringfügig eleganter. Letztlich aber sind sich Royal Clipper und die Star Flyer und Star Clipper sehr ähnlich. Kennt man eines der Schiffe, fühlt man sich auch auf den anderen zu Hause.

Die Laufwege sind auf der Royal Clipper etwas länger, die Treppenhäuser wirken ein wenig verschachtelt, sodass man sich anfangs tatsächlich auch mal für einen Moment verläuft.
Das Bugspriet-Netz der Royal Clipper ist größer und der Einstieg einfacher, zur Seite und nach vorne hin aber steiler. Auf den kleineren Schiffen liegt man hier flacher im Netz und ist durch die geringere Höhe noch näher am Wasser.

Die Tropical Bar ist auf der Royal Clipper offener zum Meer hin. Auf den kleineren Schiffen stehen seitlich jeweils Schaukästen, die den Blick ein wenig blockieren. Dafür ist die Bar auf der Star Clipper und Star Flyer intimer und kleiner, während sie auf der Royal Clipper recht breit wirkt und man kaum sieht, wer am anderen Ende der Bar steht.

Mastkletten fällt auf der Royal Clipper leichter: Der Einstieg erfolgt nicht über einen beherzten Schritt auf die Reling und die Öffnung in der Krähennest-Plattform hat einen größeren Durchmesser und die Plattform bietet insgesamt mehr Fläche, nämlich für bis zu sechs Personen gleichzeitig.

Das faszinierende Tageslicht-Konzept des Atriums und Restaurants mit dem gläsernen Pool darüber gibt es auf beiden Schiffstypen. Das Atrium über drei Ebenen wirkt auf der Royal Clipper aber viel imposanter und großzügiger.

Das Restaurant der Royal Clipper fühlt sich geräumiger an. Insbesondere gibt es an den Fensterplätzen Stühle statt der Sitzbänke auf den kleineren Schiffen, sodass es an den Sechser-Tischen einfacher ist, zwischendurch mal rauszukommen, ohne dass die übrigen Passgiere in der Sitzreihe aufstehen müssen.

Streber-Wissen: 42 Segel mit rund 5.000 Quadratmetern Segelfläche
Streber lernen vor der Reise die Bezeichnungen für alle 42 Segel auswendig. Aber ehrlich: Natürlich braucht man dieses Wissen als Passagier an Bord nicht. Nicht einmal zum Angeben. Trotzdem ein Tipp dazu, um sich die Segelnamen leichter merken zu können:
- Die oberste Segelreihe, nur am Mittel- und Großmast, sind Royal-Segel.
- Die zwei folgenden Reihen von oben sind Bram-Segel, nach unten folgen zwei Reihen Mars-Segel.
- Das unterste Segel an jedem Mast trägt denselben Namen wie der Mast. Lediglich m hintersten, dem Besan-Mast heißt dieses Segel Begien, während das Besan-Segel zusätzlich mit Ausrichtung nach hinten dort angebracht ist.
- Die vier Segel vorne am Bugspriet sind Klüver.
- Und die zwischen den Masten aufgezogenen, „schräg“ verlaufenden Segel sind Stag-Segel.
Alles klar?

Im Gegensatz zu ihren beiden kleineren Schwestern Star Clipper und Star Flyer ist die Royal Clipper übrigens ein Rah-Segler, braucht zum Segeln also Wind von hinten. Die beiden anderen Star-Clippers-Schiffe können als Barkentine auch gegen den Wind kreuzen.

Insgesamt 20 Crewmitglieder sind für die Arbeit mit den Segeln an Bord. Die Rahsegel werden per Motorsteuerung gesetzt, die Crew muss dafür also nicht in die Rahe. Der große Vorteil dabei: Die Royal Clipper kann so auch nachts segeln, weil Crew nachts aus Sicherheitsgründen nicht in die Rahen klettern dürfte.
Dress Code, Nebenkosten und Bordsprache auf der Royal Clipper
- Dress Code: Casual, im Restaurant Smart Casual, aber auch am Galaabend sind weder Sakko oder gar Anzug oder Krawatte nötig.
- Getränkepreise, Infos zu sonstigen Nebenkosten und dem empfohlenen Trinkgeld finden Sie in unserem Beitrag aktualisierten Beitrag „Star Clippers: Getränkepreise, Trinkgelder, Nebenkosten“.
- Hauptsprache an Bord ist Englisch, aber alle wichtigen Informationsveranstaltungen und Durchsagen gibt es auch auf Deutsch, ebenso das gedruckte Tagesprogramm.
Fazit: Die Star Clippers-Schiffe bleiben meine persönlichen Favoriten
Ich habe schon vor einigen Jahren geschrieben: „Welches ist Dein Lieblingsschiff? Star Clipper – eine Liebeserklärung“ Nach der Reise auf der Royal Clipper bleibe ich dabei, erweitere aber auf „alle Schiffe von Star Clippers“. Denn die Royal Clipper hat mich genau so begeistert wie zuvor schon die zwei kleineren.
Technisch ist die Royal Clipper makellos, das sieht man selbst als Segelschiff-Laie. Ansonsten aber könnte die eine oder andere Stelle ein wenig optische Auffrischung vertragen und dem Teakholz des Sonnendecks würden ein paar Reparaturen hier und da nicht schaden.

Gleichwohl stört das in dieser legeren, maritimen und zugleich wohlig-warmen Holz-Atmosphäre viel weniger, als es das bei einem anderen Schiff täte. Es tut dem vollkommenen Entspannungsmodus keinen Abbruch, in den einen die Royal Clipper und ihre Crew versetzt, sobald man an Bord geht. Schuhe tauscht man auf den Teakholzdeck gegen Flipflops, oder geht gleich barfuß. Auch das gehört wesentlich zum Lebensgefühl auf diesem Schiff dazu.

Die Royal Clipper bietet Luxus auf eine Art, die nicht der traditionellen Luxus-Definition mit viel Formalismus, Champagner und Kaviar entspricht, sondern angenehm traditionell wirkt und zugleich einer sehr modernen Luxus-Definition mit enormem individuellem Freiraum, tiefem Wohlfühlen und Entspannung entspricht.

Kurz: Wer Butler in Frack und weißen Handschuhen sucht, Suiten mit Kopfkissen-Menü und Champagner in der Minibar, der wird hier eher nicht glücklich. Kann man darauf aber verzichten und dafür all das in vollen Zügen genießen, was dieses Schiff so besonders macht, gibt es in der Kreuzfahrt-Welt kaum etwas großartigeres.
Daten und Fakten zur Royal Clipper
- Reederei: Star Clippers
- Baujahr: 2000
- Bauwerft: Stocznia Gdanska, Polen; Outfitting: Merwede Shipyard, Niederlande
- Flagge: Malta
- Tonnage: BRZ 4.425
- Länge: 133,74 Meter
- Breite: 16,28 Meter
- Tiefgang: 5,98 Meter
- Kabinen: 114
- Passagiere: 227
- Crew: 106
- Masten: 5
- Masthöhe: 54 Meter
- Anzahl der Segel: 42, Segelfläche ca. 5.000 Quadratmeter
- Segelfläche: 5.000 Quadratmeter
- Geschwindigkeit: 7 bis 18 Knoten
- Stabilisatoren: Anti-Roll-Tanks
Die Liebe der Eignerfamilie Krafft zu historischen Großseglern ist der Grund, warum es die Star Flyer, Star Clipper und Royal Clipper gibt. Der Gründer, Mikael Krafft, hat die Unternehmensführung im August 2024 an seinen Sohn Eric Krafft übergeben und auch Tochter Marie ist bei Star Clippers tätig.

Marie Krafft ist auf der Royal Clipper übrigens an prominenter Stelle verewigt: Das Gesicht der Gallionsfigur, vom deutschen Künstlerehepaar Birgit und Claus Hartmann gefertigt, hat die damals 20-jährige Marie Krafft als Vorbild. Von Hartmann Design stammen beispielsweise auch die Gallionsfiguren der Gorch Fock, der Alexander Humboldt II und der Sedov.

Als Nachbildung der legendären „Preussen“ von 1902 wurde die Royal Clipper im Jahr 2000 am Unternehmenssitz von Star Clippers in Monaco von Königin Silvia von Schweden getauft. Sie ist mit 133,74 Metern Länge das drittlängste Segelschiff weltweit, nach der „Golden Horizon“ und der Segelyacht „A“.

Die Royal Clipper ist nach der Golden Horizon das zweitgrößte Fünfmast-Vollschiff der Welt und Flaggschiff der Star Clippers-Flotte. Bei Guiness World Records wird die Royal Clipper seit 2000 und bis heute als „Largest square rigger in service“ geführt. Die eigentlich größere, ursprünglich als „Flying Clipper“ für Star Clippers gebaute „Golden Horizon“, ist dort als „Largest sailing ship“ gelistet. Durchgehend bei der Werft in Brodosplit aufgelegt, wird sie wohl nicht als „in service“ betrachtet.