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Servicegebühr und Trinkgeld steigen bei einigen Reedereien

Einige Reedereien erhöhen im Frühjahr 2022 wieder einmal die Trinkgeld-Empfehlungen beziehungsweise Servicepauschalen. Doch der Trend geht zu Kreuzfahrten, bei denen das Trinkgeld bereits im Reisepreis inklusive ist.

Der Kreuzfahrt-Markt teilt sich immer mehr in zwei Lager: Reedereien, die ihre Kunden nicht mehr mit Zwangstrinkgeldern behelligen, und solche, bei denen diese ungeliebten Nebenkosten immer weiter steigen.

Zu den Reedereien, die relativ hohe, tägliche Trinkgelder beziehungsweise Servicegebühren berechnen oder deutlich nahelegen, gehören insbesondere: Carnival Cruise Line, Disney Cruises Line, Holland America Line, MSC Cruises, Nicko Cruises, Norwegian Cruise Line, Oceania Cruises, Princess Cruises und Royal Caribbean International.

Eine ausführliche Übersicht zu den Trinkgeld- und Servicegebühr-Konzepten aller wesentlichen Kreuzfahrt-Reedereien und die aktuelle Höhe der empfohlenen oder berechneten Gebühren finden Sie in unserem Beitrag Trinkgeld auf Kreuzfahrt-Schiffen: Wie viel ist angemessen?“.

Gebührenerhöhungen bei Carnival Cruise Line, MSC, Norwegian Cruise Line, Princess und HAL

Bei Carnival Corp. hieß es kürzlich, man sehe eine gute Gelegenheit, mal wieder an der Nebenkosten-Schraube zu drehen, weil die Nachfrage nach Kreuzfahrten aktuell sehr stark sei. Die Kunden seien bereit, dafür beispielsweise auch höhere Servicegebühren in Kauf zu nehmen.

Gesagt, getan: Bei Carnival Cruise Line steigt das täglich berechnete Trinkgeld ab Mai 2022 von 13,99 auf 14,50 Dollar. Bei den Carnival-Marken Holland America Line und Princess Cruises war die Gebühr schon während der Pandemie um jeweils einen Dollar angehoben worden.

Norwegian Cruise Line hat zum 1. April 2022 die Trinkgeld-Empfehlungen teils ebenfalls angehoben: Für Innen- und Außenkabinen, Balkonkabinen und Single-Studios stieg de Betrag von 15 auf 16 Dollar pro Tag und Person. Die Empfehlung für Club Balcony Suite (18 Dollar) und Haven-Suiten (20 Dollar) ist dagegen gleichgeblieben.

Auch MSC Cruises hat zum 1. April 2022 die Servicepauschale erhöht und zugleich komplizierter gemacht: Von zuvor 9 Euro beziehungsweise 12 Dollar steigt der Preis nun auf zumeist 10 Euro beziehungsweise 14 Dollar, ist aber unterschiedlich in verschiedenen Fahrtgebieten.

Allerdings ist MSC für deutsche Kunden ohnehin ein Sonderfall: Hier ist die zwangsweise erhobene Hotel-Servicegebühr nämlich im genannten und zu zahlenden Gesamtpreis der Reise bereits erhalten. Dennoch weist MSC zusätzlich den Kreuzfahrtpreis und die Servicegebühr jeweils separat aus. So glaubt die Reederei offenbar, mit dem billigeren Kreuzfahrtpreis locken zu können, obwohl längst höchstrichterlich geklärt ist, dass zwingend verlangtes Trinkgeld im Gesamtpreis eingerechnet sein muss – was MSC bei der Angabe der beiden Preise formell auch erfüllt.

Servicegebühr bei immer mehr Reedereien im Reisepreis inklusive

Besonders in Deutschland sind zwangsweise erhobene oder abgenötigte Servicegebühren und Trinkgelder noch nie sonderlich beliebt bei den Passagieren gewesen. Sie wollen einerseits ihre Ruhe haben von diesem Thema, andererseits aber durchaus gerne Trinkgelder als echtes Dankeschön an Crew-Mitglieder geben, die tatsächlich eine besondere Leistung erbracht haben.

Entsprechend haben viele Reedereien am deutschen Markt die Trinkgelder in den Reisepreis einkalkuliert und verlangen nichts extra, etwa bei AIDA, TUI Cruises oder auf der Küstenroute bei Hurtigruten und Havila.

Costa hat für Deutschland sogar eine Ausnahmeregelung: Anders als in anderen Märkten sind die Servicegebühren bei Buchung in Deutschland bereits im Reisepreis inklusive.

Bei einigen gibt es zwar die Trinkgeld-Empfehlung, die aber seit Jahren nicht gestiegen ist und sich auf vergleichsweise niedrigem Niveau bewegt, so bei Hansa Touristik, Phoenix, Plantours und Star Clippers.

Auch im Luxusbereich sind separat erhobene Servicegebühren oder klar erwartete Trinkgelder inzwischen die Ausnahme. Lediglich Hapag-Lloyd Cruises, Ponant, Poseidon Expeditions und Windstar Cruises agieren noch mit dem Instrument „Trinkgelder“. Dennoch ist es im Luxusbereich zumeist üblich, die Crew mit Trinkgeldern zu bedenken – aber eben auf wirklich freiwilliger Basis und ohne Erwartungshaltung.

Einen neuen Weg geht auch Celebrity Cruises, die lange zu den Preistreibern bei den Servicegebühren gehörten: Bei den normalen Kreuzfahrt-Tarifen namens „always included“ ist das Trinkgeld inzwischen im Reisepreis enthalten. Wer den niedrigeren Basistarif mit allerlei Einschränkungen bucht, soll die Servicegebühr aber auch künftig extra bezahlen. Die Service-Gebühr von 20 Prozent auf Getränke von den Bars an Bord berechnet Celebrity Cruises aber auch weiterhin. So handhaben das auch diejenigen US-Reedereien, bei denen das tägliche Trinkgeld nicht im Reisepreis enthalten ist.

Echtes Trinkgeld: fair und willkommen

Die Diskussion um Trinkgelder ist so alt, wie es Dienstleistungen gibt. Die Besonderheit in der Kreuzfahrt sind die mehr oder weniger zwangsweise erhobenen Gebühren. Passagiere fühlen sich unwohl dabei, dieses Geld für Service automatisch und zwangsweise oder moralisch aufgenötigt bezahlen zu müssen, unabhängig von der tatsächlichen Qualität des Services. Stattdessen würden Trinkgeld lieber so geben, wie sie eigentlich gedacht sind: Als Bonus für besonders guten und freundlichen Service oder ungewöhnliche Extraleistungen.

Das Thema wird an anderer Stelle bei cruisetricks.de bereits ausführlich diskutiert, beispielsweise unter dem Beitrag „Unsitte Trinkgeld – warum vieles nicht so ist, wie es aussieht“.

4 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

4 Gedanken zu „Servicegebühr und Trinkgeld steigen bei einigen Reedereien“

  1. Moin,
    Habe am 30.Mar. von NCL nachfolgende Info erhalten:
    Beginnend ab dem 01. April 2022 werden die folgenden nominalen Änderungen für die Trinkgeld-Empfehlung vorgenommen:

    $20.00 pro Person und Tag – The Haven & Suite

    $18.00 pro Person und Tag – Club Balcony Suite

    $16.00 pro Person und Tag – Balkon-, Außen-, Innenkabine, Studio

    Gäste, die eine Reservierung bis einschließlich dem 31. März 2022 vornehmen, haben die Möglichkeit, das Crew-Trinkgeld zu den aktuellen Bedingungen im Voraus vor Beginn der Kreuzfahrt zu gewähren. Gäste mit einer bestehenden Reservierung, die bereits das Crew-Trinkgeld gewährt haben, sind von den genannten Änderungen nicht betroffen.

  2. @Thomas: Vielen Dank für die Erinnerung! In meiner Übersichtstabelle hatte ich das schon geändert, es dann aber verschlafen, es auch hier im Beitrag noch zu erwähnen. Ich hab’s oben im Text ergänzt :-)

  3. In der Einleitung steht, dass u.a. Nicko Cruises sehr hohe Trinkgelder berechnen würde. Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen. Es gibt eine Trinkgeld-Empfehlung und es wird nichts automatisch berechnet.

  4. @Jonas: Ich habe die Formulierung angepasst, um dieses Missverständnis zu vermeiden. Natürlich darf nach deutschem Recht keine Reederei das Trinkgeld verpflichtend erheben, wenn es nicht bereits im Gesamtreisepreis enthalten ist und es ist natürlich richtig, dass Nicko Cruises den Betrag nicht automatisch am Bordkonto belastet. Aber die Realität ist halt, dass die empfohlene Trinkgeldhöhe auch tatsächlich erwartet wird und Teil der Gehaltskalkulation für die Crew ist, sprich: Den Betrag zu verweigern, entzieht der Crew ein Teil ihres Gehalts und insofern ist da schon ein erheblicher moralischer Druck, die empfohlenen Beträge eben auch zu bezahlen.

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