Royal Caribbean erhöht erneut die mehr oder weniger zwangsweise erhobene Servicegebühr um mehr als zehn Prozent. 18 Dollar pro Person und Nacht kostet die Servicegebühr künftig, in Suiten 20,50 Dollar. Die Erhöhung bei Royal Caribbean könnte bedeuten, dass auch andere Reedereien bald nachziehen.
Royal Caribbean International hebt erneut die empfohlenen – und automatisch dem Bordkonto belasteten – Servicegebühren an: Kostete es bislang pro Person und Tag 16 Dollar, sind es künftig 18 Dollar und damit 12,5 Prozent mehr. Für Suiten-Bewohner kostet es künftig 20,50 statt 18,50 Dollar, was einer Erhöhung um zehn Prozent entspricht. Der höhere Betrag gilt ab 11. November 2023.
Zuletzt hatte Royal Caribbean den Trinkgeldbetrag vor gut einem Jahr erhöht. Im September 2022 stieg die automatisch dem Bordkonto belastete Empfehlung von 14,50 auf 16 Dollar (Suiten von 17,50 auf 18,50 Dollar). Die Erhöhungen fielen in den letzten Jahren immer deutlicher aus. Noch im Sommer 2015 lag der Betrag bei 12,95 Dollar, und stieg bis 2017 auf 13,50 Dollar. Nun hat Royal Caribbean den Betrag bereits zum zweiten Mal in relativ kurzer Folge jeweils deutlich angehoben.
Auch bei anderen US-Reedereien ist dieser Trend zu beobachten, auch wenn dort die Empfehlungen für die Servicegebühr derzeit noch bei meist 16 Dollar pro Person und Tag liegen, etwa bei Carnival Cruise Line, Princess Cruises oder Holland America Line oder sogar nur bei 14,50 Dollar bei Cunard Line und Disney Cruise Line.
Bei den deutschen Reedereien TUI Cruises und AIDA gibt es keine Servicegebühren oder Trinkgeld-Empfehlungen. Phoenix Reisen legt einen moderaten Betrag von vier bis fünf Euro pro Person und Tag nahe, belastet diesen Betrag aber, anders als die internationalen Reedereien, nicht automatisch dem Bordkonto.
Royal-Caribbean-Erhöhung könnte zu Anhebung auch bei anderen Reedereien führen
Typischerweise ziehen Konkurrenten bei Trinkgelderhöhungen einer Reederei recht bald nach, sodass eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Erhöhung bei Royal Caribbean weitere Anhebungen der Servicegebühr auch bei anderen US-Reedereien folgen werden. Wer sparen möchte, kann bei bereits gebuchten Kreuzfahrten die Servicegebühr bereits vorab bezahlen – dann gelten noch die aktuellen, niedrigeren Sätze.
Im Luxusbereich geht der Trend dagegen weg von separat berechneten Servicegebühren. Hier gibt es bei inzwischen nahezu allen Luxus-Reedereien ein All-inklusive-Konzept, das auch Trinkgelder und Servicegebühren einschließt. Lediglich Hapag-Lloyd Cruises geht hier schon immer einen anderen Weg, stellt die Höhe des Trinkgelds aber frei und definiert keine bestimmte Erwartung.
Einen Überblick der aktuell gültigen Trinkgeld-Empfehlungen und Servicegebühren finden Sie in unserem Beitrag „Trinkgeld auf Kreuzfahrt-Schiffen: Wie viel ist angemessen?“
Immer mehr Widerstand gegen „Tipflation“
Die Amerikaner haben inzwischen schon ein eigenes Wort dafür: „tipflation“ – also eine Inflation beim Tipping, dem Trinkgeldgeben. Erwartete Trinkgelder, die in Wirklichkeit zum Großteil das Gehalt von unterbezahltem Service-Personal decken, steigen immer weiter. Und immer häufiger gehen selbst die Trinkgeld-Weltmeister in den USA auf die Barrikaden, weil die Beträge immer weiter steigen.
Wer in den USA einem Kellner an Land 20 Prozent oder weniger Trinkgeld gibt, muss mit bösen Blicken rechnen. 25 Prozent ist dort eher die Norm, 30 Prozent für besonders guten Service. Selbst beim Bäcker an der Theke und anderen, einfachen Dienstleistungen wird zunehmend Trinkgeld erwartet.
Insofern ist die Erhöhung von Royal Caribbean International von 16 auf 18 Dollar pro Person und Tag je nach Kabinenkategorie, sogar noch vergleichsweise günstig. Die 20 Prozent würde dieser Betrag erst bei einem Tages-Reisepreis pro Person von unter rund 100 Euro überschritten. Allerdings hinkt dieser Vergleich, denn die über 20 Prozent Trinkgeld werden in den USA an Land in Restaurants erwartet, während in Hotels typischerweise weniger gegeben wird, auch wenn die Empfehlung hier auch schon bei 15 bis 20 Prozent liegt.
In zuzahlungsfreien Restaurants auf Kreuzfahrtschiffen haben sich Trinkgelder im Sinne von separaten, dringend erwarteten Zahlungen noch nicht eingebürgert. Bei Royal Caribbean bekommen die Restaurant-Kellner laut Reederei einen nicht näher definierten Anteil von der allgemeinen Servicegebühr. Separate Servicegebühren werden aber bei zuzahlungspflichtigen Spezialitätenrestaurants und generell auf Getränke berechnet. Typischerweise 18 Prozent wie bei Royal Caribbean werden der Bar-Rechnung sowie dem Preis für Spezialitätenrestaurants automatisch und zwangsweise aufgeschlagen. Bei der Schwesterreederei Celebrity Cruises sowie bei Norwegian Cruise Line und Oceania Cruises sind es bereits seit einiger Zeit 20 Prozent.