Mit der Westerdam nach Alaska: Vom 27. Juni bis 4. Juli waren wir von Seattle aus mit Holland America Line unterwegs und haben live von einer Reise entlang der Küste Alaskas berichtet. Bären und Wale, Gletscher, Berge und Wälder, aber auch ungewöhnliches wie ein Schnorchel-Ausflug haben diese Reise zu etwas ganz Besonderem gemacht. In diesem Reise-Tagebuch haben unsere Erlebnisse darin festgehalten …
Das Typhon der Westerdam kommt dabei im Minuten-Rhythmus zum Einsatz.
28. Juni – Cocktails, Steaks and Soul
Über das Steakhaus der Mein Schiff 4 habe ich kürzlich geschrieben, dass es das beste ist, das ich bislang auf einem Kreuzfahrtschiff gesehen habe. Nun, der Pinnacle Grill der Westerdam spielt definitiv in der selten Liga: Exzellente Fleischqualität, perfekt gebratene Steaks, leckere Beilagen und Desserts. Bei letzteren wünscht man sich, dass man zuvor kein Steak gegessen hätte, damit noch Platz wäre für mindestens drei Nachspeisen.
Ich hatte ein Rib Eye, 18 Unzen (500 g), medium-rare, außen regelrecht knusprig. Wie man das so hinbekommt, haben wir am Nachmittag bei einer Galley-Tour gesehen. Der Spezialgrill für die Steaks im Pinnacle Grill erreicht Temperaturen bis zu 600 Grad Celsius!
Vor unserem eleganten Steakhouse Dinner in der ersten „formal night“ dieser Reise gab’s natürlich erst einmal einen gediegenen Cocktail und auch hier gerate ich wenig ins Schwärmen, denn die Barkarte ist voll von kreativen, ungewöhnlichen Cocktails weit jenseits der Standards a la Mai Tai und Planters Punch.
Ich habe einen „Cosmo Cubana“ probiert (Lime, Mint, Sour, Pineapple Rum, Cranberry) – dem aber in den nächsten Tagen wohl noch einige andere lecker klingende Cocktails folgen werden. Rein beruflich versteht sich, zum Testen und Vergleichen.
Nebenbei bemerkt: Die Cocktails kosten hier bei Holland America Line nur zwischen 5,95 und 6,95 Dollar, stehen in ihrer Qualität aber denen bei beispielsweise Celebrity Cruises in keiner Weise nach, wo Vergleichbares gleich mal das Doppelte kostet.
Nach dem Dinner ging’s in den neuen B. B. King Blues Club, der nach und nach auf allen HAL-Kreuzfahrtschiffen eingeführt wird. Die Stimmung dort ist grandios und die achtköpfige Blues- und Soul-Band lässt der Disco nebenan keine Chance – im Blues Club ist es voll, die Leute tanzen und in der Disco herrscht gähnende Leere, so lange im Blues Club Live-Musik läuft.
Sogar einige Offiziere der Westerdam sieht man hier regelmäßig, was eigentlich immer ein Zeichen dafür ist, dass man am angesagtesten Ort des Schiffs angekommen ist. Und die Band kann durchaus it dem legendären Slam Allen bei Norwegian Cruise Line mithalten.
29. Juni – Juneau: Weißkopf-Seeadler und Wale
„Bald Eagles sind für uns so gewöhnlich wie Tauben“, sagt der Tour Guide auf der Whale Watching Tour in Juneau. Tatsächlich brüten in der Gegend um Juneau rund 100 Paare des amerikanischen Wappentiers und selbst direkt im Kreuzfahrt-Hafen sitzt am Nachmittag ein prächtiges Tier in den Bäumen und fliegt gelegentlich eine Runde um die Schiffe.
Bei Nieselregen, wolkenverhangenem Himmel und Nebelschwaden fahren wir am Mittag nach Juneau ein.
Doch zu unserer Whale Watching Tour am Abend kommt dann doch noch die Sonne heraus und wir sehen einige Wale auftauchen und wieder im Meer abtauchen. Die Fahrt mit dem Ausflugsboot geht vorbei an Gletschern und kleinen Inseln – wo auf Felsen natürlich wieder Weißkopf-Seeadler sitzen. Und an einer Stelle sehen wir sogar ein Wal-Junges und Seelöwen miteinander spielen – jedenfalls erklärt unser Guide das, denn zu sehen ist in Wirklichkeit nur ein wildes Durcheinander von Flossen, Schnauzen und Körpern, die das Wasser aufwühlen.
Zur Abfahrt um 22 Uhr reihen sich Crown Princess, Celebrity Solstice, Westerdam und Noordam fast wie an einer Perlenschnur auf und fahren bei hellem Mondlicht aus dem Kanal bei Juneau wieder hinaus aufs Meer. Unser Ziel für morgen: Glacier Bay.
30. Juni – Glacier Bay – Bären, Seelöwen, Gletscher
Seelöwen sind beeindruckend neugierige Tiere: Als wir mit der Westerdam in den Glacier Bay National Park einliefen, warteten sie schon, schauten neugierig zu uns hoch, ließen sich von dem riesigen Kreuzfahrtschiff nicht im Geringsten stören und schwammen bis auf wenige Meter an das Schiff heran. Und offenbar eignet sich die Bugwelle eines so großen Schiffs wunderbar zum Wellenreiten. Die Seelöwen hatten jedenfalls viel Spaß dabei.
Glacier Bay ist ein ziemlich ungewöhnlicher Nationalpark, denn er ist nur vom Wasser aus zu erreichen, die Park Ranger kommen mit einem Boot an Bord der Kreuzfahrtschiffe und bleiben den Tag über an Bord, machen einen kleinen Souvenir-Laden in der Aussichtslounge, beantworten Fragen und halten Vorträge.
Die große Attraktion der Glacier Bay sind die vielen Gletscher. In jedem Seitenfjord und fast auf jedem Berg türmen sich Eismassen und an viele Stellen fließen die Gletscher direkt ins Meer – so auch am Margerie Glacier, an den die Westerdam ganz nahe heran fuhr.
Über eine Stunde lang konnten wir den Gletscher beobachten.
Dank der kräftigen Juni-Sonne war es so angenehm warm, dass wir anschließend mittags sogar am hinteren “Sea View” Pool im Freien mittagessen konnten.
Viel Spaß hatten wir hier aber auch mit dem Möwen. Angelockt von Brotstücken einiger Passagiere vollführten sie ihre Flug-Kunststücke nur wenige Meter von den Kabinenbalkonen entfernt. Manche fraßen den Passagieren sogar direkt aus der Hand. Ob man die Möwen hier wirklich füttern sollte, lassen wir einmal dahingestellt, aber in jedem Fall ist es ein Genuss, die Flugkünstler aus direkter Nähe zu beobachten.
Mein persönliches Highlight des Tages in der Glacier Bay war aber ein kräftiger Braunbär, der an einem Kies-Strand mit der Futtersuche beschäftigt war.
Mit dem Fernglas beziehungsweise Teleobjektiv der Kamera konnte man den Bären während der Vorbeifahrt gut beobachten und als wir an derselben Stelle ein paar Stunden später erneut vorbei kamen, war er immer noch da. Erst die uns entgegen kommende Oosterdam war ihm dann wohl doch etwas zu viel und er verzog sich ins Gebüsch am Ufer.
30. Juni – Blumen überall
Eine liebenswerte Besonderheit von Holland America Line ist der aufwändige Blumenschmuck an Bord der Schiffe. Auf jedem Tisch steht eine Blume, selbst im Buffet-Restaurant Lido. Und an vielen Stellen in den öffentlichen Bereichen finden sich prächtige Blumengestecke, die der Bordflorist ständig zusammenstellt und auffrischt. Ein paar Beispiele habe ich in einer kleinen Bildergalerie zusammengestellt.
1. Juli – Sitka – Seeotter, Bären, Seelöwen, Wale, Seeadler
Für Tierliebhaber ist Sitka ein wahres Paradies – innerhalb weniger Stunden haben wir Seeotter, Bären, Seelöwen, Wale und jede Menge Weißkopf-Seeadler aus direkter Nähe gesehen. Eigentlich wären die putzigen Seeotter das Highlight des Tages gewesen. Aber dann tauchte am Ufer nur hundert Meter von unserem Boot entfernt eine Braunbärin mit einem Jungen auf …
Aber beginnen wir den Tag am Anfang: Das erste, was ich am Morgen kurz vor dem Einlaufen in Sitka sah, als ich den Vorhang der Balkontür zurückzog, war eine Wal-Fluke, die gerade im Meer versank. Die vielen kleinen Inseln vor Sitka erinnern ein wenig an die Schären vor Stockholm, dazwischen tummeln sich Wale, Seeotter, Seelöwen und Robben. In den Bäumen sitzen unglaublich viele Weißkopf-Seeadler, manchmal drei oder vier in einem einzigen Baum, einige fliegen direkt übers Schiff.
Sitka selbst ist ein netter, kleiner Ort mit etwa 9.000 Einwohnern und viel Geschichte sowohl von den indianischen Tlingit als auch aus der Zeit, als Alaska zu Russland gehörte. Erst 1867 wurde Alaska nämlich US Territory. Aus der russischen Zeit sind noch ein paar Häuser übrig, ein Totem-Pfahl erinnert daran und auch eine russisch-orthodoxe Kirche hält russische Kultur hier wach. Vor unserem Ausflug hatte ich ein wenig Zeit, in Sitka spazieren zu gehen.
Unser eigentlicher Ausflug war zweigeteilt: Zuerst ging es zur „Fortress of the Bear“ – einer Auffangstation für Bären, die in freier Natur nicht überlebt hätten, zumeist weil ihre Mütter auf die eine oder andere Weise ums Leben gekommen waren und sie selbst noch zu klein zum allein Überleben waren.
Die großen Wasserbecken einer ehemaligen Papierfabrik dienen den Tieren als Gehege und die Braun- und Schwarzbären scheinen sich dort ganz wohl zu fühlen. Dennoch sind Bären in Gefangenschaft natürlich nie optimal und so bleibt ein leicht trauriges Gefühl von dem Besuch in der Bären-Station zurück.
Danach fuhren wir mit einem Boot an der Küste entlang, in kleine Buchten und um Inseln herum auf der Suche nach Seeottern, Seelöwen und Walen. Von allen dreien – und erneut vielen Weißkopf-Seeadlern – bekamen wir mehr als genug zu Gesicht und die Buckelwale hatten offenbar Lust auf Spielchen, denn sie ließen uns ganz nahe heran und schlugen mit der Fluke und den Flossen immer wieder kräftig aufs Wasser – ein herrliches Schauspiel, das sich auf Fotos nur recht unzureichend vermitteln lässt.
Ein wunderschönes Erlebnis ist es, die putzigen Seeotter in freier Natur zu sehen, wie sie sich auf dem Rücken liegend im Wasser treiben lassen, mit einem Stein Muscheln knacken oder Kelp futtern.
Dabei lassen sich die Seeotter auch von den Touristen im Ausflugsboot kaum stören, wie das kurze Video zeigt:
Ein unglaubliches Glücksgefühl ist es aber, eine Braunbärin mit ihrem Jungen ganz aus der Nähe zu sehen. In der Redoubt Bay etwas südlich von Sitka bekam unser Kapitän von einem kleinen, anderen Boot den Tipp, dass dort eine Bärin gesichtet wurde.
Tatsächlich war sie noch da und graste direkt am Ufer, als wir zu der Stelle kamen – und plötzlich kam auch noch ihr Junges hinter den Bäumen und Büschen hervor …
2. Juli – Ketchikan: Schnorcheln in Alaska …
Schnorcheln in Alaska klingt nach eine üblen Schnapsidee. Ich habe es in Ketchikan heute trotzdem gemacht, aus purer Neugierde. Jetzt bin ich angefixt: Das nächste Mal, wenn sich die Gelegenheit für Schnorcheln in kalten Gewässern bietet, bin ich ganz sicher wieder dabei …
… denn von Frieren im etwas mehr als zehn Grad kalten Wasser konnte überhaupt keine Rede sein. Eingepackt in sieben Millimeter Neopren war es eher zu warm als zu kalt. Strahlend blauer Himmel und milde Lufttemperaturen taten ihr Übrigens, um „Snorkeling in Alaska“ zu einem angenehmen Erlebnis zu machen.
Rundherum die grandiose Landschaft, Weißkopf-Seeadler fliegen immer wieder über einen hinweg, ab und zu auch ein Wasserflugzeug, von denen es hier in Ketchikan zahlreiche gibt. Und unter Wasser eine grüne Landschaft aus Seegras und Kelp mit unzähligen Seesternen in allen Größen und Farben, harmlosen Quallen, kleineren Krabben und einigen bunten Fischen.
Da folgende, kurze Video gibt einen groben Einblick, was einen in Alaska unter Wasser erwartet:
Lachse haben wir übrigens keine gesehen, obwohl sich Ketchikan ja selbst als “Salmon Capital of the World” sieht. Aber die Lachswanderung hat in diesem Jahr hier eben noch nicht begonnen, dafür müssten wir in ein paar Wochen noch einmal hierher zurück kommen.
Vier Schiffe hatten heute in Ketchikan angelegt: Grand Princess, Crown Princess, Noordam und Westerdam. Da ist es ganz angenehm, dem Trubel um die Souvenir- und Schmuck-Läden direkt am Kreuzfahrthafen zu entkommen, ein paar Meilen nach außerhalb zu fahren, sich in einen Neopren-Anzug zu werfen und einfach mal abzutauchen.
2. Juli – Oh, what a night
Nach einem herrlich warmem und laut Statistik einem der nur 22 regenfreien Tage jährlich in Ketchikan nehmen wir Abschied von Alaska, das uns noch einen farbenprächtigen Sonnenuntergang und eine klare Vollmondnacht mit auf den Weg gibt.
Am vorletzten Abend gibt’s ein richtig schönes, traditionelles Gala-Dinner mit Pre-Dinner-Cocktails, Shrimp Cocktail, Surf & Turf (mit exzellentem Hummer) und Flourless Chocolate Cake. All das ist bei Holland America Line nämlich noch nicht dem Trend zu “modern, laut und jung” zum Opfer gefallen, sondern wird gediegen gepflegt. Morgen sind wir nach einem Seetag abends in Victoria, British Columbia, unserer letzten Station dieser Reise mit der Westerdam.
3. Juli – Orcas in Victoria, BC
Der letzte Ausflug unserer Reise: Whale Watching in Victoria, British Columbia. Diesmal waren wir auf der Suche nach Orcas und sind fündig geworden.
Über 80 Orcas oder „Killer-Wale“ leben hier um Victoria herum ganzjährig und so stehen die Chancen hervorragend, auf einer Walbeobachtungs-Tour einige von ihnen zu sehen. Als kleines Extra zu dieser atemberaubenden Tour gab’s noch einen fast schon kitschigen Sonnenuntergang dazu.
4. Juli – Handtuch-Tiere
Die Reise mit der Westerdam endet heute in Seattle, der unvermeidliche Heimflug steht an. Den letzten Eintrag meines Reise-Tagebuchs möchten ich meinen beiden Kabinen-Stewards auf der Westerdam widmen – Pitoko und Gede.
Sie haben unauffällig aber perfekt für Ordnung in meiner Kabine gesorgt und jeden Abend mit einem kreativen Handtuch-Tier ein Lächeln auf meine Lippen gezaubert. Eine dieser schönen Kreuzfahrt-Tradition, die leider bei immer weniger Reedereien noch konsequent praktiziert wird. Danke, Pitoko und Gede!
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Cruisetricks.de reist nach Alaska auf Einladung von Holland America Line.
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Danke für die interessante Reportage und die unglaublichen Fotos! Ich habe definitiv ein neues Ziel für eine weitere Kreuzfahrt vor Augen :)
Mein Mann und ich haben nächste Woche Silberhochzeit. Wir sind kreuzfahrtbegeistert und starten unsere Nordamerika-Westküsten-Tour mit einem 4-tägigen Besuch im Denali-Nationalpark. Anschließend geht es mit der MS Noordam für 7 Tage auf Alaska-Kreuzfahrt. Die Tour führt von Anchorage/Seward durch die Inside-Passage nach Vancouver – Glacier Bay, Heines (Skagway), Juneau und Ketchian sind die Zwischenziele.
Unser Sohn ist derzeit als Austauschschüler in der Nähe von Spokane/USA und kommt dann auch nach Vancouver. Nach 3 Tagen Sightseeing in Vancouver werden wir den AMTRAK nach Seattle nehmen und dort bestimmt einige der beschriebenen Sehenswürdigkeiten besuchen.
Vielen Dank für das interessante Reise-Tagebuch mit den tollen Tipps und die phantastischen Bilder! Es ist eine schöne Einstimmung auf unseren Urlaub.
Britta K. aus Wolfsburg
Viel Vergnügen auf der Reise! Ich bin diese Sommer mit Familie auch für drei Nächte in Denali – bin sehr gespannt, dort war ich bislang noch nicht … Wir haben eine ganz ähnliche Tour geplant, mit der Zaandam; nach der Kreuzfahrt ebenfalls mit dem Amtrac-Bus nach Seattle :-)
Herzliche Grüße
Franz Neumeier