Der Handelsstreit zwischen den USA und Kanada könnte sich zu einer Krise für die Kreuzfahrt-Saison 2025 in Alaska entwickeln. US-Reedereien sind wegen eines mehr als hundert Jahre alten US-Gesetzes auf einen Zwischenstopp in Kanada angewiesen, dem Passenger Vessel Service Act. Jetzt wird über eine Ausnahme für die Kreuzfahrt diskutiert.
Es ist vielleicht nur Teil des aktuellen, politischen Getöses in den USA sein, es hat aber auch das Potenzial für ein ernstes Problem für Alaska-Kreuzfahrten, dem nach der Karibik zweitwichtigsten Kreuzfahrt-Markt für die US-Reedereien: Der Handelskrieg zwischen den USA und Kanada könnte die Alaska-Saison 2025 gefährden.
US-Reedereien, die Alaska-Kreuzfahrten von amerikanischen Häfen, insbesondere überwiegend Seattle anbieten, sind auf einen Zwischenstopp in Kanada angewiesen. Typischerweise findet der in Victoria, British Columbia, statt. Grund dafür ist ein Kabotage-Gesetz in den USA namens Passenger Vessel Service Act (PVSA) aus dem Jahr 1886. Vereinfach gesagt, verbietet es Schiffen unter ausländischer Flagge, Passagiere innerhalb der USA von A nach B zu transportieren – und daher eben auch, beispielsweise von Seattle direkt nach Alaska zu fahren. Nur mit einem Zwischenstopp in Kanada lässt sich diese Vorschrift umgehen.
Der Premierminister der kanadischen Provinz British Columbia hat als Reaktion auf Trumpf jüngste Zollpolitik neue Zölle angekündigt für den Warentransport per Truck von den USA durch Kanada nach Alaska. Aus Sorge, diese Zölle könnten auch auf den Seeweg ausgeweitet werden und in Anbetracht der Notwendigkeit eines Zwischenstopps in Kanada, will Alaskas republikanischer Senator Dan Sullivan nun versuchen, eine vorsorgliche Ausnahme vom PSVA für die Kreuzfahrt zu erreichen.
Allerdings ist das alles andere als einfach, denn der PSVA gilt vor allem den Republikanern in den USA seit jeher als unantastbar. Nur ein einziges Mal in der Geschichte gab es für die Kreuzfahrt eine Ausnahme vom Passenger Vessel Service Act: Während der Covid-19-Pandemie wurde er kurzzeitig ausgesetzt, damit die Schiffe keinen kanadischen Hafen anlaufen mussten – was zu der Zeit wegen der Sperre der kanadischen Häfen nicht möglich gewesen wäre und damit jegliche Alaska-Kreuzfahrten in der Saison 2021 verhindert hätte. Der Versuch, diese Ausnahme vom PVSA auch über die Pandemie hinaus permanent zu machen, scheiterte jedoch.
Was die Situation verkompliziert: Die zweite Senatorin aus Alaska, Lisa Murkowski, gehört zu den wenigen, offenen Kritikern Donald Trumps bei den Republikanern. Es wäre also durchaus denkbar, dass Trump die Ausnahme vom PVSA nur zulässt, wenn Murkowski ihre Kritik an ihm einstellt.
Würde es keine Alaska-Ausnahme für die Kreuzfahrt geben, hätte Kanada einen Hebel im Handelsstreit: Ein Anlaufverbot für Kreuzfahrtschiffe in Kanada, oder hohe Zölle oder Gebühren für die Schiffe würden Alaska-Kreuzfahrten ab Seattle enorm verteuern oder unmöglich machen.
Noch sind all das lediglich theoretische Szenarien, doch das Engagement von Senator Dan Sullivan zeigt, dass man sich zumindest in Alaska – und mutmaßlich auch bei den Kreuzfahrt-Reedereien – Sorgen um die Alaska-Saison 2025 macht, die erst kürzlich noch als Rekordjahr prognostiziert wurde. Schon 2024 verzeichnete Alaska rund 1,8 Millionen Kreuzfahrtpassagiere. Alaska ist nach der Karibik die zweitwichtigste Destination für die US-Kreuzfahrtbranche.
Andererseits ist auch die Wirtschaft der kanadischen Provinz British Columbia auf den Kreuzfahrt-Tourismus angewiesen. 1,32 Millionen Kreuzfahrt-Passagiere fertigte der Kreuzfahrthafen von Vancouver 2024 ab, der weitaus größte Teil davon für Alaska-Kreuzfahrten. Eine mögliche Revanche der USA auf denkbare Aktionen Kanadas gegen die US-Schiffe würde also auch Kanada hart treffen.
Hallo Franz,
wie stellt sich, Deiner Meinung nach, die Situation da wenn man von Vancouver startet? Nächster Stop ist da Ketchican, USA.
Vielen Dank und Grüße
Christian
Hallo Christian,
ich Moment ist die Zollpolitik von Trump vollkommen unberechenbar. Klar scheint mir aber zu sein, dass Kanada auf alle US-Zölle reagiert und entsprechende Gegenzölle erhebt oder ähnlichen Gegenmaßnahmen ergreift. Aber für Alaska-Kreuzfahrten ab Vancouver kann ich mir jetzt kein Szenario vorstellen, das wirklich problematisch würde. Andererseits: Vielleicht übersteigt der ganze Wahnsinn gerade auch einfach nur meine Vorstellungskraft ;-)
Herzliche Grüße
Franz
Hallo Christian
Das würde dann doch auch für die neuen Abfahrten ab New York (Indian Summer) von Aida gelten . da werden doch auch Häfen in Kanada ( Saint John und Halifax ) angelaufen.
Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher, dass diese Aida Touren in dieser Art stattfinden.
Deshalb bin schon am Suchen und abwägen von Alternativen Reisen zu diesen Aida Touren.
Herzliche Grüße
Gerhard
@Gehard Ulm: In Neuengland ist die Situation nicht so schwierig wie in Alaska, denn dort sind ja die meisten, oder alle Hafenstopps in Kanada. Die Schwierigkeit in Alaska liegt darin, dass das eigentlich Ziel Alaska (also: USA) ist, Kanada aber durch den „Zwangsstopp“ in Victoria eine Menge Macht über diese Reisen hätte. Ich würde mir um diese Reisen erstmal keine Gedanken machen, wäre schade um die wirklich schöne Route.
Hallo Gerhard, Hallo Franz,
also wir fahren wieder mit Princess Cruises von Vancouver (Kanada) nach Whittier (USA) + Alaskatour.
Nur die Embarkation ist ja in Vancouver und wir laufen danach NUR US-Häfen an. Das Schiff fährt im „Pendelverkehr“ immer zwischen den beiden Häfen. Ist da die PVSA involviert…zugegeben ich kapiere es
nicht so ganz ;) Wenn ich Deinen Artikel richtig verstehe dürften da keine Probleme sein.
Hallo Christian, nachdem Vancouver – Alaska keine Personenbeförderung nur innerhalb der USA ist, sind die Bedingungen des PVSA erfüllt, sprich: Wenn Du in Vanvoucer startest, ist ja bereits dadurch ein ausländischer Hafen enthalten, in Bezug auf PVSA also kein Problem; denn sonst könnte die Reederei die Tour so ja auch gar nicht planen :-)
Hallo Franz, hab ich gehofft und vermutet – herzlichen Dank für die Bestätigung!