Es ist der Tauftag der SH Vega, dem zweiten Expeditionskreuzfahrtschiff-Neubau von Swan Hellenic. Doch die SH Diana stiehlt ihrer Schwester fast die Show – denn sie entsteht gerade in der Bauhalle nebenan und Helsinki Shipyard gibt einen faszinierend tiefen Einblick in den Bau des Schiffs.
Die Taufe der SH Vega ist, wie man sich eine Schiffstaufe traditionell vorstellt: ohne großes Getöse, aber feierlich, mit priesterlichem Segen, einer Champagnerflasche gegen den Schiffsbug, anschließend Champagner auch für die Taufgäste und ein paar erfreulich kurze Reden.
Taufpatin der SH Vega ist Patrizia Zito, die Ehefrau von Swan Hellenics CEO Andrea Zito.
Bei strahlendem Sonnenschein liegt die SH Vega an der Pier in der Helsinki Shipyard, Werftarbeiter sind – ein wenig gestresst – noch mit den letzten Details beschäftigt, denn am Nachmittag soll das Schiff in Richtung Kopenhagen in See stechen. Schon drei Tage zuvor hatte Swan Hellenic das Schiff formell von der Werft übernommen – was vor allem auch wegen der schwierigen Vorgeschichte erwähnenswert ist.
Auf Fotografensicht stellt die SH Vega eine besondere Herausforderung dar: Ihre ungewöhnliche, dunkel-türkisgrüne Farbe behagt nämlich der Belichtungsautomatik der Kameras nicht. Und so erscheint das Schiff auf allen Fotos ungewollte in einem dunklen Blau, als würden die Kameras einfach nicht wahrhaben wollen, dass die SH Vega wirklich dunkel-türkisfarben ist. Erst mit mühsamer Bildbearbeitung erscheint das Schiff in seiner tatsächlichen Farbe auch auf den Fotos.
Einblick in die Bauhalle, in der aktuell die SH Diana entsteht
Für den Besuch in der Bauhalle gleich nebenan werden wir mit Schutzhelm, Sicherheitsschuhen, Jacke und Schutzbrille ausgerüstet. Das ist bei einem Werftbesuch üblich, schließlich betritt man eine riesige Baustelle, mit unebenem, teils matschigem Boden, Gabelstapler fahren herum, Kräne heben schwere Lasten über einen hinweg, Arbeiter laufen mit Material und Werkzeug herum und haben besseres zu tun, als auf unbedarfte Grünschnäbel zu achten.
Und in diesem Fall ist die Schutzausrüstung besonders wichtig. Denn anders als sonst bei Werftbesichtigungen gehen wir wirklich mitten hinein, in die Bauhalle, hinunter ins Trockendock direkt unter das Schiff und kurz auch hinein ins Schiff, auf Deck 4, wo das künftige Restaurant entsteht. Überall wird intensiv gearbeitet.
Es sprühen Funken vom Schweißen und Flexen, es donnert und knallt in der Stahlkonstruktion, ein Geruch von heißem Metall liegt in der Luft. Der Werftmitarbeiter, der uns durch das Schiff führt, tut sich zeitweise schwer, den ohrenbetäubenden Lärm zu überbrüllen, um uns zumindest das Nötigste zu erklären.
Vor allem aber sehen wir die SH Diana von unten, aufgebockt auf Pallungen, die das Schiff halten, solange das Dock nicht mit Wasser geflutet ist und das Schiff aufschwimmt. Bis dahin ist es nicht mehr lange. Nur noch zwei Baublöcke fehlen bei den Aufbauten. Ruder, Wellen und Propeller müssen noch montiert werden. An den Seitenstrahlrudern wird gerade gearbeitet.
Früher sind hier bei Helsinki Shipyard auch größere Kreuzfahrtschiffe entstanden, die Schiffe der Fantasy-Class (ab 1990) und der Spirit-Class (ab 2001) für Carnival Corp. und 1999 auch die Europa von Hapag-Lloyd Cruises. Zugleich ist die Werft aber auch einer der weltweit wichtigsten Anbieter für Eisbrecher. Aktuell baut sie unter anderem die kleinen Expeditionskreuzfahrtschiffe für Swan Hellenic.