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SH Vega

SH Vega: Unaufdringlicher Luxus mit Fokus auf intensives Destinationserlebnis

Die SH Vega ist seit 13. Juli 2022 bei Swan Hellenic in Dienst. Cruisetricks.de war zur Taufe in Helsinki zwei Tage an Bord und hat sich das neue Expeditionskreuzfahrtschiff genau angesehen. Unser Schiffsportrait zeigt die Besonderheiten von Swan Hellenic und was die SH Vega als Expeditionsschiff auszeichnet.

Mit einer Länge von 113 Meter und maximal 152 Passagieren gehört die SH Vega, wie ihre Schwester SH Minerva, zu den kleineren Expeditionskreuzfahrtschiffen am Markt. Es fällt auf, dass die SH Vega – anders als viele andere aktuelle Expeditions-Neubauten – ohne Hubschrauber oder U-Boot auskommt.

Warum Swan Hellenic darauf verzichtet hat, erklärt CEO Andrea Zito schon in einem früheren cruisetricks.de-Interview: „Lokale Kultur und Natur intensiv und hautnah erleben – Interview mit Andrea Zito, CEO Swan Hellenic“.

Swan's Nest am Bug
„Swan’s Nest“ – Aussichtsplattform direkt am Bug

Die SH Vega bietet sehr viel Außenfläche und auch in den Innenräumen viel Platz pro Passagier. Durch ihre geringe Größe ist sie sehr flexibel einsetzbar. Mit einer autonomen Reichweite von 40 Tagen oder 8.000 Seemeilen kann die SH Vega auch ziemlich abgelegene Orte anfahren und ungewöhnliche Routen anbieten.

In polaren Regionen erlaubt die hohe Eisklasse PC5 ein Vordringen zu Stellen, die andere teils nicht erreichen können. Immerhin kommt das Schiff laut Swan Hellenic selbst noch bei Treibeis von einem Meter Dicke mit einer passablen Geschwindigkeit von sechs Knoten voran. Nur Eis brechen kann die SH Vega nicht.

Stilvoll-elegantes Understatement beim Design

Beim Innendesign übt sich die Reederei auf der SH Vega in stilvoll-elegantem Understatement. Von Tillberg Design in Schweden gestaltet, drängt sich die Innenarchitektur nicht in den Vordergrund und punktet mit hübschen Details. „Scandi-luxe Chic“ nennt Swan Hellenic diesen Stil.

Club Lounge
Club Lounge

Der Fokus liegt auf dem Erlebnis der Destinationen, wovon das Design nicht ablenken soll. Große Panorama-Fenster, natürliche Farben und möglichst viel Tageslicht in den Innenräumen unterstützen das.

Obsevation Lounge
Obsevation Lounge

Trotzdem gibt es kleine Highlights, wie beispielsweise die Gestaltung des Treppenhauses, das eine unaufdringlich-edle Atmosphäre schafft …

Treppenhaus
Treppenhaus

… oder eine liebenswerte Vogel-Skulptur in der Kabine. Ein wohliges Gefühl vermittelt auch der künstliche Kamin in den Kabinen und Suiten, dessen Hologramm-Holz beim Verbrennen leise vor sich hin knistert.

Balkonkabine 613
Balkonkabine 613

Wen das stört, der regelt die Lautstärke des Knistergeräuschs per Fernbedienung einfach herunter oder schaltet den Kamin gänzlich aus.

Observation Lounge – gesellschaftlicher Mittelpunkt des Schiffs

Zentraler Treffpunkt, Vortragsraum, Bar, Ausflugsbüro, Shop – all das in einem ist die große Observation Lounge auf Deck 7 vorne. Die Lounge ist großzügig und ohne wesentliche Blickbarrieren gestaltet. Einen separaten Vortragsraum gibt es auf der SH Vega daher nicht.

Obsevation Lounge
Obsevation Lounge

Die Vorträge und täglichen Nachbesprechungen des zwölfköpfigen Expeditionsteams finde hier statt, denn von nahezu überall ist der Blick frei auf das große Display vorne in der Lounge.

Auf diese Weise findet man in der Observation Lounge immer Mitreisende für ein nettes Gespräch,  gute Cocktails oder auch einmal ein Glas Champagner an der Bar.

Obsevation Lounge
Obsevation Lounge

Vorne in der Lounge ist für Hobby-Kapitäne eine Konsole mit Displays für die Außenkameras des Schiffs, die Navigationskarte sowie einige Schiffs- und Navigationsdaten integriert.

Obsevation Lounge
Obsevation Lounge

Swan Restaurant, Club Lounge, Pool Bar & Grill

Trotz der geringen Schiffsgröße gibt es auf der SH Vega grundsätzlich vier Möglichkeiten zum Essen: Das klassische Swan Restaurant, die Club Lounge als Bistro mit Buffet, die Pool Grill sowie ein 24-Stunden-Roomservice.

Swan Restaurant
Swan Restaurant

Im Swan Restaurant mit 152 Sitzplätze – also ausreichend für sämtliche Passagiere gleichzeitig – servieren die Kellner das Essen am Tisch, zum Frühstück gibt es auch ein Buffet. Die Menüs beinhalten internationale und lokale Küche mit Fokus auf regionale Zutaten aus den Destinationen, in denen das Schiff unterwegs ist.

Ein Schwerpunkt liegt auf original italienischer sowie asiatischer Fusion-Küche mit Gerichten, die von den beiden Kulinarik-Beratern Swan Hellenics stammen: die vom Guide Michelin ausgezeichneten Köche Andrea Ribaldone und Sang Keun Oh.

Club Lounge
Club Lounge

Das Ambiente eines skandinavischen Cafés hat die Club Lounge mit einer gemütlichen, künstlichen Feuerstelle in der Mitte. Vom Buffet gibt es hier Snacks und kleinere Gerichte. Die Club Lounge ist auch ein hübscher Rückzugsort im Schiffsinnere für einen Kaffee zwischendurch und ein nettes Gespräch.

Pool Bar und Grill
Pool Bar und Grill

Wärmestrahler machen den Aufenthalt an der Poolbar und dem Pool Grill auf Deck 7 am Heck auch an kühleren Tagen angenehm. Hier gibt es unter anderem Hot Dogs, Burger und Ähnliches.

Nach nur zwei Tagen, noch dazu vor Beginn der regulären Reisen, ist es kaum möglich, Service und Kulinarik ernsthaft zu beurteilen. Dennoch: Der Service hat zumindest in der kurzen Zeit einen recht guten und herzliche Eindruck gemacht hat, wenn auch mit kleineren Anlaufschwierigkeiten. Das jedoch ist in den ersten Tagen eines Schiffs nicht ungewöhnlich. Auch das Essen hat einen sehr guten Eindruck gemacht, lässt sich aber nach nur wenigen Mahlzeiten ebenfalls noch nicht gut beurteilen.

Infinity-Pool und Whirlpool

Für wärmere Tage hat die SH Vega direkt beim Pool Grill & Bar einen Infinity-Pool.

Pool Bar und Grill
Pool Bar und Grill

Der allerdings liegt nicht direkt am Heck. Denn die Decks der SH Vega sind nach hinten hin abgestuft und zwei Decks unterhalb des Pools lagern die Zodiac-Schlauchboote.

Pool Bar und Grill
Pool Bar und Grill

Seitlich, gleich außerhalb der Sauna auf Deck 8, hat die SH Vega einen relativ großen Whirlpool mit Blick aufs Meer. Direkt dahinter mit Panoramafenster zum Whirlpool liegt die Sauna.

Deck 8, Whirlpool
Deck 8, Whirlpool

Außendecks

Schon am Deckplan der SH Vega fällt etwas Ungewöhnliches auf: Deck 7 ist asymmetrisch gestaltet. Außerhalb der Observation Lounge führt ein Außendeck nur auf der Steuerbordseite nach vorne, wohingegen die Lounge auf der Backbordseite bis fast an die Bordwand reicht.

Deck 8
Deck 8

Auf der Steuerbordseite finden sich außerhalb der Observation Lounge drei wunderschöne Sitznischen – nach dem ersten Eindruck mein persönlicher Lieblingslatz am Schiff, der dazu einlädt, mit einem Buch, einem Drink, der Sonne auf der Nase und dem Blick übers Meer zu Horizont die Zeit zu vergessen.

Einziger Wermutstropfen: Diese Sitznischen sind Raucherbereich. Wenn nicht aus der Nachbarnische der Rauch herüberweht, ist zumindest der Geruch der kalten Asche aus den Aschenbechern eher unangenehm. Aber vielleicht denkt Swan Hellenic ja noch einmal darüber nach, das Rauchen hier – wie schon überall anders an Bord – zu verbieten und lediglich den ebenfalls nicht unattraktiven Bereich auf Deck 8 backbords als Raucherzone beizubehalten.

Stargazing Sonnendeck
Stargazing Sonnendeck

Viel freie Deckfläche hat die SH Vega auf Deck 8 seitlich und nach hinten sowie am „Stargazing“-Deck 9 mit Ausblick in alle Richtungen. Dieses oberste Deck bietet sich sowohl als Sonnendeck für wärmere Tage als auch zum Bewundern des Sternenhimmels und gegebenenfalls Nordlichtern an.

Das „Swan’s Nest“

Eine Besonderheit der SH Vega ist das „Swan’s Nest“ ganz vorne am Bug. Vom vorderen Außenbereich auf Deck 7 führt eine Treppe hinab auf Deck 6 mit seitlichen, überdachten Außenbereichen mit Blick zur Seite und weitgehend auch nach vorne.

Von hier aus führt eine nach oben offener Gang durch eine Art Torbogen ganz nach vorne zum Bug zum „Swan’s Nest“, einem runden Aussichtspunkt direkt über dem senkrechten Steven des Schiffs, stahlverkleidet und dadurch gut geschützt vor Spritzwasser und Wind.

Swan's Nest am Bug
Swan’s Nest am Bug (Bild: Michael Wolf)

Wie das Swan’s Nest auf See aussieht, zeigt das Foto von Michael Wolf, der länger an Bord bleiben konnte und das Bild bei der Fahrt der SH Vega von Helsinki nach Kopenhagen geschossen hat.

Expeditionsbereich auf Deck 3

Auf Deck 3 fasst Swan Hellenic die Bereiche auf der SH Vega zusammen, die ganz direkt mit dem Expeditionscharakter der Reisen zusammenhängen: eine Bibliothek, …

Bibliothek
Bibliothek

… das Expedition Lab …

Expedition Lab
Expedition Lab

… und das Basecamp – der Raum zum Umziehen nach der Rückkehr von Zodiac-Fahrten.

Basecamp "Mud Room"
Basecamp „Mud Room“

Im Basecamp zeigt sich dann auch eine weitere Besonderheit von Swan Hellenic. Zwar gibt es für die Kabinen und Suiten an Bord keinen Butler-Service, wohl aber in Hinblick auf die nasse und eventuell schmutzige Expeditionskleidung. Im Basecamp nehmen Crew-Mitglieder die Expeditionsparka und Gummistiefel der Passagiere in Empfang, reinigen und trocknen sie und liefen sie dann zurück in die Kabine.

So muss man sich als Passagier keine Gedanken und Mühe machen, beispielsweise die Expeditionsparkas irgendwie in der Kabine trocken zu bekommen oder die nassen Stiefel so zu deponieren, dass der Rest der Kabine trocken bleibt.

Kabinen und Suiten

54 der 76 Kabinen auf der SH Vega sind Balkonkabinen mit angenehmen 28 Quadratmetern Fläche. Die Außenkabinen mit Panoramafenster haben 19 Quadratmeter. In den vier 44 Quadratmeter großen Suiten sind Wohn- und Schlafbereich getrennt, die Premium-Suiten haben zusätzlich einen begehbaren Schrank.

Ansonsten ähneln sich die Kabinen und Suiten in Ausstattung und Design sehr stark. Es sind die am praktischsten ausgestatteten Kabinen, die ich seit langem auf einem Kreuzfahrtschiff gesehen habe. Es gibt enorm viel Platz in den Schränken und Schubladen und selbst im – relativ kleinen – Badezimmer ist so viel Ablagefläche in Schubladen und einem recht geräumigen Badschrank, wie man das nur sehr selten auf einem Schiff sieht.

interaktive Panorama-Bilder: Balkonkabine 613 und Badezimmer

verfügbare Bilder:
Balkonkabine 613
Badezimmer
Vollbild-Modus empfehlenswert (Quadrat-Symbol links oben) – zum Ändern der Blickrichtung ins Bild klicken, Maustaste halten und Maus bewegen.

Das künstliche Kaminfeuer ist auf den ersten Blick eine nette Idee. Auf den zweiten Blick gewöhnt man sich schnell an das leise Knistern des brennenden Holzes, das leichte Flackern der Flammen und vermisst es tatsächlich bald, wenn man mit der Fernbedienung auf lautlos oder ganz ausschaltet.

Balkonkabine 613
Balkonkabine 613

Sehr praktisch ist die Vielzahl an Steckdosen, sowohl in US-Norm als auch nach Schuko-Standard: neben beiden Bettseiten, am Schreibtisch, hinter der Kaffee-Maschine, neben dem Sofa. Wer in der Kabine gern fernsieht: Der TV-Flachbildschirm ist riesig, zeigt vor allem aber auch das jeweilige Tagesprogramm an. Denn Swan Hellenic setzt auf weitgehend papierlosen Betrieb und verteilt daher keine gedruckten Tagesprogramme.

Balkonkabine 613
Balkonkabine 613

Für den morgendlichen Kaffee oder Tee sorgt die kleine Illy-Kaffeemaschine, für Getränke die Minibar sowie eine – allerdings etwas klein geratene – Karaffe mit Wasser. Die kann man an Abfüllstationen am Schiff aber auch selbst nachfüllen, ebenso wie die Metall-Trinkflasche für Ausflüge.

Balkonkabine 613
Balkonkabine 613

Gut durchdacht ist der lichtdichte Vorhang zwischen dem Bett und dem Sofa-Bereich zum Balkon hin. Denn zieht man sowohl den Vorhang vor dem Balkon als auch diesen Zwischenvorhang zu, wird es im Schlafbereich selbst bei Mitternachtssonne komplett dunkel – jedenfalls, wenn man das leuchtende Display neben der Eingangstür noch abdeckt, was aber weiter nicht schwierig ist.

Das Badezimmer der Außen- und Balkonkabinen ist, wie schon erwähnt, etwas klein geraten und das Waschbecken nur bei geschlossener Tür sinnvoll nutzbar.

Dafür ist die Dusche relativ groß. Bei Seegang dürfte das Duschwasser allerdings in den Rest des Bads laufen – was man aber leicht mit einem davor gelegten Handtuch unterbinden kann. Angenehm: Die Handbrause und Regendusche lassen sich mit Knöpfen aktivieren, die abseits des Wasserstrahls sind. Eine versehentlich kalte Regendusche beim Drücken des falschen Knopfs kann man damit also bequem vermeiden.

Die Beleuchtung des Spiegels in den Außen- und Balkonkabinen ist gleichmäßig und blendfrei, allerdings ein wenig düster. Zumindest der beleuchtete Vergrößerungsspiegel gleicht das teilweise aus.

Spa, Beauty Salon, Fitness-Studio, Sauna

Die Wellness-Bereiche der SH Vega sind zwar der Schiffsgröße entsprechend klein, bieten aber alle wesentlichen Elemente:

  • Beauty-Salon
  • Spa mit einem Behandlungsraum sowie einem weiteren auf Deck 4 im Beauty Salon
  • Fitness-Studio mit zwei Laufbändern, einer Rudermaschine, drei Cardio-Fahrrädern sowie Hanteln, Hantelbank und ein Gerät zum Krafttraining.
  • Sauna mit Panorama-Fenster und direkt davor ein Whirlpool am Außendeck, Deck 8

SH Vega: Technik und Besonderheiten

Auf den ersten Blick fällt die ungewöhnliche Farbe der SH Vega auf, irgendwo zwischen Petrol und einem dunklen Türkis. Weder meiner Kamera noch meinem Handy (beide mit Sony-Sensor) behagt diese Farbe offenbar, denn auf den Bildern erscheint das Schiff in einem dunklen Blau. Fotos vom Schiff in Originalfarbe sind also durchaus eine Herausforderung. Aber nun zu ernsthafteren Aspekten …

SH Vega bei Helsinki Shipyard
SH Vega bei Helsinki Shipyard

Mit PC5 hat die SH Vega eine sehr hohe Eisklasse für ein Passagier-Expeditionsschiff. Die nächst höhere Stufe, PC4, wäre bereits ein leichter Eisbrecher. Bei den Expeditionskreuzfahrtschiffen hat nur Ponants Le Commandant Charcot mit PC2 eine höhere Eisklasse, ist aber auch mit knapp 150 Metern Länge deutlich größer.

Für mehr Komfort hat Swan Hellenic relativ große Stabilisatoren einbauen lassen.

Schneller Zodiac-Einsatz

Eher ungewöhnlich ist der Lagerplatz für die 13 Zodiac-Schlauchboote sowie 8 Kajaks an Bord. Sie liegen nämlich auf Deck 5 am Heck an einer sonst eigentlich auch für Passagiere attraktiven Stelle – dort aber eben recht nahe am Wasser. Mit den beiden Kränen sind deshalb sehr schnell zu Wasser zu bringen, sodass das Expeditionsteam die Passagiere beispielsweise bei überraschenden Sichtungen etwa von Walen oder Eisbären recht zügig in die Zodiacs bringen kann.

Pool Bar und Grill
Zodiacs unterhalb der Pool-Bar und des Infinity-Pools

Der Einstieg in die Zodiacs findet seitlich des Schiffs statt, die kleine Marina am Heck der SH Vega hilft aber dem Expeditionsteam ebenfalls bei der raschen Abwicklung des Zodiac-Betriebs und gibt zusätzliche Ausstiegsmöglichkeiten bei Notsituationen wie beispielsweise einem schnellen Wetterumschwung.

Für Akku-Betrieb vorbereitet

Die SH Vega ist – wie durch internationale Regularien vorgeschrieben – mit SCR-Katalysatoren ausgerüstet und fährt mit einem Hybrid-Energiesystem, das die Energie sowohl von den Dieselgeneratoren als auch – in einer späteren Phase – aus Akkus beziehen kann.

Akkus hat die SH Vega noch nicht an Bord, ist dafür aber vorbereitet, sodass die Nachrüstung ohne weiteren Aufwand möglich ist. Damit will Swan Hellenic aber noch warten, bis noch bessere Akku-Technik verfügbar ist. Grundsätzlich ist dabei eine Leistung von drei Megawatt vorgesehen. Das Schiff soll dann zwei bis drei Stunden Fahrtbetrieb oder sechs bis acht Stunden im Hafen lokal emissionsfrei ausschließlich mit Energie aus den Akkus betrieben werden.

SH Vega bei Helsinki Shipyard
SH Vega bei Helsinki Shipyard

Außerdem hat Swan Hellenic ein recht umfassendes Nachhaltigkeitskonzept mit vielen Details. Dazu gehört beispielsweise die fast vollständige Vermeidung von Einmalplastik, abbaubare, schadstofffreie Reinigungsmittel, Waschmittel und Kosmetik oder auch die Vermeidung von Mikroplastik-verursachenden Fleece-Stoffen.

Hölzernes Steuerrad auf der Brücke

Nicht unerwähnt lassen will ich ein liebevolles Detail auf der Brücke der SH Vega: Es gibt ganz klassisch ein kleines, hölzernes Steuerrad am Steuerstand. Auf modernen Schiffen gibt an dieser Stelle sonst gewöhnlich ein simples, rundes oder U-förmiges Steuerrad.

Brücke
Brücke

Was ich nicht beurteilen kann: Fahrverhalten

Über das Fahrverhalten der SH Vega mit ihrer relativ ungewöhnlichen Bug- und Rumpfform ist ein Urteil leider noch nicht möglich – schlicht, weil ich das Schiff nur im Hafen erlebt habe. Eigentlich hätte ich mit der SH Vega von Helsinki nach der Taufe bis nach Kopenhagen mitfahren sollen. Doch wegen eines technischen Problems und Schwierigkeiten bei der Registrierung des Schiffs verzögerte sich die Abfahrt so weit, dass sich die Ankunft in Kopenhagen um einen Tag verschob – und ich daher aus Termingründen schon von Helsinki aus zurückfliegen musste.

Bauwerft: Helsinki Shipyard

Eine Anmerkung ist auch die Werft wert, in der die SH Vega gebaut wurde. Die Reederei hat sich dafür Helsinki Shipyard ausgesucht, die sehr viel Erfahrung sowohl im Bau von Kreuzfahrtschiffen (unter anderem MS Europa und zwei Baureihen für Carnival Corp.) als auch mit Eisbrechern haben.

Helsinki Shipyard
Helsinki Shipyard

Das zahlt sich in der Bauqualität des Schiffs aus und insbesondere die Verarbeitungsqualität der Innenausstattung fällt deutlich positiv auf im Vergleich zu so manchem anderen neuen, kleineren Kreuzfahrtschiff der vergangenen Jahre.

SH Vega: Daten zu Schiff

  • Baujahr: 2022
  • Werft: Helsinki Shipyard
  • Taufpatin Patrizia Zito, geb. Passalacqua
  • Flagge: Panama
  • Tonnage: BRZ 10.600
  • Länge: 113 Meter
  • Breite: 20,2 Meter
  • Tiefgang: max. 5,45 Meter
  • Geschwindigkeit: 14,5 Knoten, max. 15,8 Knoten
  • Eisklasse: PC5
  • Kabinen: 76, davon 6 Suiten; keine Innenkabinen
  • Passagiere: 152
  • Crew: 120
SH Vega bei Helsinki Shipyard
SH Vega bei Helsinki Shipyard (Anm.: inzwischen ist das Schiff in Panama registriert)

Ihren Namen hat die SH Vega vom ersten Schiff, das in der Arktis die Nordost-Passage durchquert hat. Das Dampfschiff Vega, 1872 in Bremerhaven als Robben- und Walfangschiff gebaut, war das Schiff der erfolgreichen, schwedischen Vega-Expedition unter Leitung von Adolf Erik Nordenskiöld. Mit der Vega fuhren die Entdecker 1878 bis 1880 von Europa durch die Arktis nach Asien und umrundete dabei auch erstmals Eurasien.

Geschichte und Konzept von Swan Hellenic

„See, what others don’t” ist der Slogan und das Konzept von Swan Hellenic. Zunächst erscheint es etwas vermessen, dass eine Expeditionsreederei Destinationen bieten können sollte, die anderen nicht zugänglich wären. Tatsächlich verfolgt Swan Hellenic aber ein Konzept, bei dem das durchaus möglich ist.

Die Reederei legt den Schwerpunkt auf etwas, das sie „Cultural Expedition Cruising“ nennt und eine Zielgruppe anspricht, die besonders intensiv und authentisch fremde Kulturen kennenlernen will, nicht nur unter historischen, sondern auch unter modernen, geopolitischen oder gesellschaftlichen Aspekten. Expertenvorträge an Bord beschäftigen sich dem entsprechend nicht nur mit Flora und Fauna, Geologie und Meereskunde, sondern auch mit Geschichte, Anthropologie, aktueller Politik und Ähnlichen. Und entsprechend sind auch die Fahrtrouten und die angelaufenen Häfen geplant – oft eher abseits der bekannteren Orte, dafür etwa in kleine, ursprüngliche Fischerdörfer oder an Stellen mit sehr ursprünglicher Kultur.

Der Ursprung dieses Konzepts geht auf die Anfänge der britische Traditionsmarke Swan Hellenic zurück, die in den 1950er-Jahren von W. F. Swan und seinem Sohn R. K. Swan gegründet wurde. Markenzeichen unter anderem: hochkarätige Lektoren an Bord und Guides vor Ort. Anfangs fuhr Swan Hellenic seine Passagiere aus Großbritannien vor allem zu antiken Stätten in Griechenland und in der Türkei, die damals auf anderem Weg touristisch kaum zu erkunden waren.

Das aktuelle Logo von Swan Hellenic

1983 kaufte P&O Cruises das Unternehmen von der Swan-Familie. Ab 2003 wurde es durch die Übernahme von P&O Cruises wiederum eine Marke der Carnival Corp. Carnival gab Swan Hellenic jedoch 2007 auf und transferierte das Schiff, die Minerva II, zur Schwesterreederei Princess Cruises als Royal Princess. Das Schiff fährt heute als Azamara Pursuit für Azamara.

All Leisure Holiday Group, bereits Betreiber von Voyages to Discovery, kauft die Luxus-Expeditionsreederei 2007 und betreibt sie mit der Minverva bis zur Insolvenz 2017. Die Minerva wird in Marseille aufgelegt. Aktuell liegt das Schiff in Griechenland bei Elefsis auf. G Adventures kauft daraufhin die Marke und plant einen Neustart für 2018, der aber nie stattfand.

Schließlich kauft eine Investorengruppe um Andrea Zito 2020 die Marke Swan Hellenic. Im November 2021 geht mit der SH Minerva das erste von drei neu gebauten Expeditionskreuzfahrtschiffen in Dienst, jetzt im Juli 2022 folgt mit der SH Vega das zweite und für 2023 ist mit der SH Diana das dritte Schiff geplant.

Trotz der vielen Eigentümerwechsel fährt Swan Hellenic bis heute nach den Grundideen des ursprünglichen Konzepts, „cultural expedition cruising“.

Anmerkung*: Cruisetricks.de reiste zur SH Vega nach Helsinki auf Einladung von Swan Hellenic.

Weitere Teile der Serie "Swan Hellenics SH Vega":

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Cruisetricks.de reiste zur SH Vega nach Helsinki auf Einladung von Swan Hellenic.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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