Es klingt nach einer einfach zu beantwortenden Frage: „Wie viele Kreuzfahrtschiffe gibt es eigentlich?“ Unsere Antwort: Es gibt weltweit 385 Hochsee-Kreuzfahrtschiffe (Stand: Mitte Januar 2022). Doch online findet man in verschiedenen Quellen sehr unterschiedliche Zahlen dazu. Wie viele Kreuzfahrtschiffe sind es also wirklich?
Die Schiffe zu zählen, ist nicht sonderlich schwierig, aber zeitaufwendig. Kompliziert wird es bei der Definition, welche Schiffe man in einer solchen Statistik als „Kreuzfahrtschiff“ berücksichtigt. Aber beginnen wir mit den Ergebnissen unserer Zählung und ein paar Statistiken. Auf Details zur „Kreuzfahrtschiff“-Definition und die Schwierigkeiten dabei gehen wir im Anschluss genauer ein.
Weltweit gibt es 385 Kreuzfahrtschiffe mit einer Kapazität von mehr als 49 Passagieren (Stand: Mitte Januar 2022). Davon sind 71 Expeditions-Kreuzfahrtschiffe sowie 13 Segel-Kreuzfahrtschiffe.
Update: Die Zahlen und Statistiken sind naturgemäß nur eine Momentaufnahme. Immer wieder werden Schiffe außer Dienst gestellt, neue gebaut. Und so ist die Gesamtzahl wenige Tage nach Veröffentlichung dieses Beitrags schon auf 386 gestiegen, weil mit der Wonder of the Seas das nun größte Kreuzfahrtschiff der Welt ausgeliefert wurde. Welche weiteren Neubauten in den kommenden Monaten und Jahren anstehen, finden Sie in unserer Übersicht „Neue Kreuzfahrtschiffe & neue Schiffsnamen“.
Unberücksichtigt bleibt, ob diese Schiffe in der Pandemie gerade aktiv oder noch aufgelegt sind. Enthalten sind auch die Schiffe von Hurtigruten und Havila Voyages auf der norwegischen Küstenroute, da sie zwar Fährdienst leisten, zugleich aber auch als Kreuzfahrtschiffe buchbar sind.
Die größten Kreuzfahrtschiff-Flotten:
Das durchschnittliche Alter der weltweiten Kreuzfahrtschiff-Flotte liegt bei rund 14 Jahren. Gewichtet man nach Schiffsgröße, ergibt sich jedoch ein deutlich jüngeres, durchschnittliches Alter der Schiffe: Bezogen auf die Passagierzahl liegt der Altersdurchschnitt der Schiffe dann bei 7,7 Jahren, bezogen auf die Tonnage (BRZ) sogar bei nur 6,5 Jahren. Das liegt vor allem daran, dass besonders große Kreuzfahrtschiffe im Durchschnitt deutlich jünger sind und im Bereich der kleinen Schiffe überdurchschnittlich viele teils sehr alte Kreuzfahrtschiffe noch in Dienst sind.
So groß sind die 385 Kreuzfahrtschiffe …
Zwar ist mehr als die Hälfte der Kreuzfahrtpassagiere (55 Prozent der Unterbetten-Zahl) auf den 27 Prozent großen und sehr großen Kreuzfahrtschiffen (Kapazität über 2.500 Passagiere) unterwegs. Die absolute Zahl der Schiffe in den jeweiligen Größenbereichen ist jedoch recht ausgeglichen.
… und unter diesen Flaggen fahren sie:
Wenn Sie genauer wissen wollen, welche Gedanken wir uns bei der Zählung der Kreuzfahrtschiffe und den Auswahlkriterien gemacht haben, lesen Sie weiter …
Welche Schiffe zählen als „Kreuzfahrtschiffe“?
Für mich sind die vier wichtigsten Kriterien: Das Schiff ist hochseetauglich, hat Kabinen zur Übernachtung an Bord und man kann Tickets als einzelner Passagier für eine vorgegebene Reisedauer und eine feste Reiseroute buchen.
Zählt man mit etwas aufgeweichten Kriterien jedoch alles, was irgendwie noch unter das Kriterium „Kreuzfahrt“ fallen könnte, kommt man schnell auf 300 bis 400 mehr als die genannten 385 Kreuzfahrtschiffe nach der engeren Definition.
Eine genaue Zahl ist bei weiter gefassteren Kriterien allerdings kaum noch zu ermitteln. Allein in Kroatien gibt es wohl deutlich mehr als 100 Yachten mit auch mal bis zu 40 Passagieren, die küstennah und ähnlich einer Kreuzfahrt operieren. Welche davon wirklich als Kreuzfahrt vermarket werden, ist kaum festzustellen. Auch dürften die wenigsten von ihnen auf vorab fest definieren Routen fahren. Auf den Galapagos-Inseln sind um die 70 teils sehr kleine Passagierschiffe im Einsatz. Hier haben wir in unsere Zählung nur die größten mit mehr als 49 Passagieren ausgenommen.
Segelschiffe, die auch mal zahlende Gäste mitnehmen, gibt es beispielsweise in der Karibik oder in Südostasien zahlreiche. Und es gibt viele yachtartige Schiffe, die als schwimmende Tauchbasis dienen, ansonsten aber durchaus einige der Kriterien für ein Kreuzfahrtschiff erfüllen würden. Solche Schiffe sind typischerweise nicht im Reisebüro buchbar, sondern eher über Vermittlungsplattformen, wie man sie sonst für private Ferienhäuser oder ähnliches kennt.
Die Entscheidung, „Kreuzfahrtschiff“ für unsere Statistik ab einer Passagierzahl von 50 zu berücksichtigen, ist daher vor allem eine pragmatische. Sie lässt einige wenige Schiffe außen vor, die man nach Bauchgefühl problemlos als Kreuzfahrtschiff einstufen würde, schließt vor allem aber alles aus, was eben gefühlt kein richtiges Kreuzfahrtschiff ist.
Die Zahl 50 wird übrigens auch im US-amerikanischen Safety at Sea Act (P.L. 89-777) verwendet, wenn auch in anderem Zusammenhang. Dort geht es um die Frage, welche Schiffe auch im nationalen Passagierverkehr den Sicherheitsregeln der Solas-Konvention unterliegen, die ansonsten nur für die meisten international operierende Schiffe gilt. Der US-Gesetzgeber zieht die Grenze bei 50 und mehr Passagieren-Betten.
Nicht zu vergessen die Aranui 5 die gleichzeitig ein Kreuzfahrtschiff und ein Frachter ist.
Gibt es weltweit mehrere Schiffe dieser Art?
@Hans: Die Aranui 5 ist in der Zählung natürlich enthalten :-) Mir ist kein anderes Schiff dieser Art bekannt.
Hallo Franz,
ganz toller Beitrag. Das sind Fragen, die ein begeisterter Kreuzfahrer schon immer mal beantwortet
haben wollte.
Sicher haben Sie auch eine Statistik über Ihre besuchten Schiffe?!
In Vorfreude auf die Polarlichter mit MS1
Martina
@Martina Albrecht: Gute Frage – direkt parat habe ich tatsächlich keine Liste der Schiffe, auf denen ich schon war. Sollte ich wohl auch mal zusammenstellen ;-) Sehr viele jedenfalls …
Ich hatte vor etwa 15 Jahren mal den Versuch gestartet, alle Schiffe mit ihren Daten aufzulisten, auch um eine Übersicht über die Bettenzahl (bei Zweierbelegung der Kabinen) zu erstellen. Aber da ich nicht ständig alle eingehenden Informationen verarbeitet hatte, verlor ich den Überblick.
@Rainer: Wenn man wirklich Wert auf absolut exakte Daten legt (Passagierzahl, Tonnage etc.), ist das der reinste Alptraum, weil die meisten Angaben, die man im Internet findet, falsch sind – insbesondere auch die Angaben, die die Reedereien selbst machen. Da werden oft nur ungefähre Zahlen genannt, oder die Zahlen, wie das Schiff ursprünglich mal geplant war, später aber geändert wurde; gar nicht davon zu sprechen, wenn ein Schiff später umgebaut wird und sich dabei die Tonnage oder auch nur die Kabinenanzahl ändert. Dann gibt’s Schiffe mit Einzelkabinen (Kabinenzahl x 2 funktioniert also nicht, um die Zahl der Unterbetten zu bestimmen), es gibt Reedereien, die trotz mehr vorhandener Betten nicht alle belegen, z.B. weil sie Doppelkabinen dauerhaft zur Einzelbelegung vorsehen und vieles mehr. Kurz: Wenn man das wirklich ernst und genau nimmt, ist es eine Lebensaufgabe ;-)
Hallo Franz,
vielen Dank für diese erstklassige Übersicht. Das war sicher ein riesiger Aufwand. Mir scheint als wäre das fast ein Projekt alla Wikipedia um ein mögliches kontinuierliches Update auf die Schultern der Kreuzfahrt-Community zu verteilen. Wäre das eine Idee für Dich?
Viele Grüße
Josef
Hi Joseph,
mit Wikipedia habe ich schon vor langer Zeit abgeschlossen. Das ewige, nervige Gezerre von massenweise Besserwissern, die einem Beiträge zurück redigieren, willkürlich die Qualität von Quellen diskreditieren, diese ewigen Ränkespielchen der Editoren dort haben es mir dauerhaft verleidet. Ich verlasse mich bei solchen Daten lieber auf meine eigene Recherche und meine eigenen Daten. Da weiß ich, was ich habe und muss mich mit niemandem streiten.
Herzliche Grüße
Franz
Auf jeden Fall zu wenige. I love cruise ships.
Liebe Leute! Habt ihr auch mal an euren CO2-Fußabdruck gedacht? Die Klimakatastrophe ist egal, solange man seinen Spaß hat. – Oder?
@Inge Brogi: Ich denke, das ist zu kurz gedacht. Die Abschaffung der Kreuzfahrt würde die Klimasituation keinen Deut besser machen. Punktueller Aktivismus und mit dem Finger auf alles zeigen, was einen selbst nicht betrifft oder als „Luxus“ oder „Spaß“ abgetan wird, löst das Problem nicht, sondern vertieft es eher noch. Denn es lenkt davon ab, dass ein gesamtgesellschaftlicher Wandel eintreten muss. Ein Sortieren nach „gutem Klimaschaden“ (vermeintlich notwendigen Dingen) und „schlechtem Klimaschaden“ (alles, was als „unnötig“) eingestuft wird, führt zu Klassenkampf, Spaltung der Gesellschaft und Vertiefung von Gräben statt zu einem gemeinsamen Anpacken eines großen Problems. Nebenbei: Wer hätte eigentlich das legitime Recht, anderen zu sagen, dass ihre Aktivitäten die „unnötigen“ sind, während man selbst natürlich immer für sich reklamiert, nur „nötige“ Dinge zu tun? Was wir brauchen ist die Entwicklung zu einem großen, gesamtgesellschaftlichen Konsens …
(@Inge Brogi: Mein Kommentar nicht persönlich gemeint; ich kenne Ihre persönlichen Einstellungen und Motivationen nicht, deshalb bezieht sich mein Kommentar auf den allgemeinen Trend, sich auf einzelne, vermeintlich „überflüssige“ Dinge zu fokussieren, um das eigentliche Problem vor sich herzuschieben oder ganz zu ignorieren.)
Ansonsten halte ich diesen Beitrag übrigens auch für die falsche Stelle, um das Thema Klimaschutz und Kreuzfahrt zu diskutieren. Da eignet sich beispielsweise der folgende Beitrag besser dafür: https://www.cruisetricks.de/umwelt-und-klimaschutz-in-der-kreuzfahrt-ein-aktueller-ueberblick/ Bitte also ggfs. dort fortsetzen, nicht hier.