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Zwangstrinkgeld – ein Ärgernis mit langer Geschichte

Trinkgeld ist ein leidiges Thema, das besonders die Deutschen schon seit jeher beschäftigt und meist unangenehm berührt. Auf Kreuzfahrt ist es vor allem in Form der immer häufig erhobenen „Zwangstrinkgelder“ höchst unbeliebt und umstritten. Passagiere halten die „Service-Gebühren“ für Abzocken, Juristen zweifeln an der Rechtmäßigkeit. Dabei hat selbst das Zwangstrinkgeld viel mehr Tradition, als die meisten glauben.

Juristisch klären wir die Frage, ob die Servicegebühren überhaupt berechtigt sind, im Beitrag „Muss ich die Servicegebühr auf Kreuzfahrtschiffen wirklich bezahlen?“ Und mit der moralischen Verantwortung, die Servicegebühren auch ohne rechtliche Verpflichtung zu akzeptieren, beschäftigen wir uns im Beitrag „Servicegebühren auf Kreuzfahrt: Ärgernis oder moralische Verpflichtung?“ Hier soll es um die Entstehungsgeschichte und die historische Einordnung von mehr oder weniger zwingenden Trinkgeldern gehen – ein Thema, das spannender ist, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Zwangstrinkgeld gab’s schon vor über hundert Jahren

Zwangstrinkgeld“ ist gar kein so neues Phänomen ist, wie viele annehmen. Schon lange, bevor es überhaupt Kreuzfahrtschiffe gab, war das nämlich bereits ein leidiges und öffentlich diskutiertes Thema in Deutschland.

Schon 1882 beschrieb der Göttinger Rechtsprofessor Rudolf von Jhering das Trinkgeld in seinem lesenswerten Aufsatz „Das Trinkgeld“ ganz allgemein als „Unsitte“ und „Unfug“. Er vergleicht Trinkgeld darin mit anderen Unsitten wie einem Duell oder einem Leichenschmaus. Und bereits damals gab es eben auch das heute so heftig kritisierte Zwangstrinkgeld: Kutscher bedungen, sich zusätzlich zum Preis der Fahrt noch ein bereits vorher fest vereinbartes Trinkgeld aus. Von Jhering stellte bereits damals fest: „Juristisch ist es ein Widerspruch in sich, [dies] in seiner gegenwärtigen Gestalt noch als Trinkgeld zu bezeichnen.“

Auch sonst gab es Ende des 19. Jahrhunderts schon Parallelen zur modernen Kreuzfahrt: Wo Kellner viel Trinkgeld bekamen, senkten Wirte deren Grundgehalt deutlich ab – schließlich verdienten die Kellner ja ganz offenkundig bereits über die Trinkgelder genug.

Warum Leistung doppelt bezahlen?

Und schon damals kritisierte Jhering heftig, dass auf diese Weise der Gast Geld für eine Leistung bezahlen soll, die er eigentlich schon bezahlt zu haben glaubte. Er argumentiert – und ist damit auf eine Linie mit der heutigen Kritik an Trinkgeldern auf Kreuzfahrtschiffen – dass Service zur Leistung in einem Restaurant dazugehört. Der Gast bezahlt den Wirt also für ein Gesamtpaket. Weswegen er ein Trinkgeld, das den Service noch einmal separat bezahlt, der eigentlich schon enthalten sein sollte, für „Unfug“ hält.

Besonders stört den Juristen aus dem 19. Jahrhundert, wie ungleich sich Trinkgeld eingebürgert hat. Gestehe man Kellnern ein Trinkgeld zu, dann müsse der Koch seiner Meinung ebenfalls ein Trinkgeld erhalten, da man seinen Anteil an einem guten Essen noch viel mehr schätze als die Leistung des Kellners.

Daraus leitet Jhering das interessante Argument ab, dass es Trinkgeld letztlich nur Basis von Zufall und nicht aufgrund guter Leistung gebe: Der Zufall der persönlichen Begegnung zwischen Gast und Keller führe zu der Situation, die dem Gast ein Trinkgeld abnötige und nicht das „Wertverhältnis der Leistung an sich“.

Jeder klagt, keiner unternimmt etwas

Das Resümee des Rudolf von Jhering gibt allerdings wenig Hoffnung auf Änderung. Er schreibt: „Man giebt uns Deutschen Schuld, dass wir einen Stein im Wege, an dem wir uns stossen, ruhig liegen lassen – Jeder verwünsche ihn, aber Niemand nähme sich die Mühe, ihn aus dem Wege zu räumen oder, wenn er für ihn allein zu schwer sei, Andere zur Hülfe herbeizuziehen. Das Trinkgelderunwesen ist ein solcher Stein, Jeder klagt über ihn, aber Jeder lässt ihn liegen.“

Also sind gar nicht die Amerikaner schuld?

Exzessives Trinkgeld gilt heutzutage als Ungemach, das amerikanische Urlauber in die Welt getragen haben. Dabei hat die Trinkgeld-Kultur auch in den USA keine längere Tradition als in Europa. Wie wir schon gesehen haben, ist eher das Gegenteil der Fall.

Entstanden ist die Unsitte in heutiger Ausprägung im England des 19. Jahrhunderts und in den USA gibt es von Beginn an teils heftigen Widerstand gegen Trinkgelder. Am Anfang des 20. Jahrhunderts versuchten sogar einige US-Bundesstaaten, Trinkgeld komplett zu verbieten – erfolglos allerdings.

"Trinkgeld unerwünscht" - ob dieses Schild am Mancheser Ship Canal seinen Zweck erfüllt, ist uns nicht bekannt ... (Bild: Natalia Balcerska, CC BY-ND 2.0)
„Trinkgeld unerwünscht“ – ob dieses Schild am Mancheser Ship Canal seinen Zweck erfüllt, ist uns nicht bekannt … (Bild: Natalia Balcerska, CC BY-ND 2.0)

Dennoch, die unauslöschliche Gewohnheit der Amerikaner, hohe Trinkgelder zu geben, ist bis heute einer der wesentlichen Gründe, warum sich Trinkgelder auch an Bord von Kreuzfahrtschiffen wohl nicht einfach abschaffen lassen. Wiederholte Versuche über mehr als hundert Jahre hinweg haben gezeigt, dass tatsächlich vor allem diejenigen, die Trinkgelder geben, das System beibehalten wollen –freilich nicht alle, sehr zum Leidwesen derjenigen, die lieber heute als morgen auf dieses überkommene Bezahlungssystem verzichten wollten und eine ausreichende Bezahlung der Crew fordern, damit Trinkgelder überflüssig werden.

Aber zurück zur Geschichte: Im England des 19. Jahrhunderts war es immer mehr üblich geworden, als Gast in einem Privathaus die dortigen Dienstboten mehr oder weniger zwangsweise mit großzügigen Trinkgeldern zu bedenken. Das nahm so exzessive Züge an, dass manche Leute ihre Freunde nicht mehr besuchen konnten, weil sie sich schlicht das Trinkgeld für die Bediensteten nicht mehr leisten konnten. Aber auch im kontinentalen Europa war das Thema längst angekommen und vehement eingeforderte Trinkgelder hatten sich zu einer verhassten Unsitte entwickelt (siehe „Zwangstrinkgeld, ein Ärgernis mit langer Geschichte“).

In den USA wurde Trinkgeld von Beginn an kritische gesehen, weil es in den Augen vieler der Idee der Gleichheit aller Menschen und den Grundgedanken der Demokratie widersprach: Trinkgeld war etwas Herabwürdigendes für denjenigen, der es annahm und Trinkgelder waren Zeichen eines Verhältnisses zwischen Herr und Diener. Heutzutage ist es wohl eher so, dass Trinkgeld eine Art Ausgleich für eben diese Herabwürdigung gezahlt wird und das schlechte Gewissen des Gebers beruhigt.

„Tipping – An American Social History of Gratuities“

In einem sehr detailreichen Buch beschreibt der amerikanische Autor Kerry Segrave die Geschichte des Trinkgelds, vorwiegend aus amerikanischer Perspektive, in seinem allerdings nur auf Englisch verfügbaren Buch „Tipping – An American Social History of Gratuities“, das sehr lesenswert ist, wenn man die Zusammenhänge verstehen will, warum diese Trinkgeld-Kultur entstanden ist und warum sie so schwierig auszurotten ist, trotz zahlreicher, ernsthafter Versuche im Laufe der letzten vergangenen Jahre.

Auch ein paar interessante Fakten zu Trinkgeldern auf Schiffen enthält das Buch ebenfalls: Beispielsweise pflegte Holland America Line zwischen etwa 1960 und 1987 eine recht strikte „keine Trinkgelder“-Politik auf ihren Schiffen, bevor die Reederei letztlich vor den Forderungen der Passagiere kapitulierte und das formelle Trinkgeld-Verbot aufhob. Wie ein Zwischenfall 1973 zeigte, war dieses Verbot aber auch schon lange davor nicht sehr wirkungsvoll: Als die Offiziere der Statendam den Passagieren am Ende einer Kreuzfahrt nahelegten, in Übereinstimmung mit der Firmenpolitik keine Trinkgelder zu geben, trat die Crew in den Ausstand – die darauf folgende Kreuzfahrt musste deshalb abgesagt werden. Inoffiziell waren Trinkgelder also offenbar dennoch reichlich geflossen.

Wer Kerry Segraves „Tipping – An American Social History of Gratuities“ gelesen hat, kann jedenfalls deutlich besser nachvollziehen, warum sich Trinkgeld und Servicegebühren nicht so einfach abschaffen lassen. Auch deshalb: eine ganz persönliche Leser-Empfehlung für dieses Buch … mit über 30 Euro allerdings nicht ganz billig.

Unser regelmäßig aktualisierter Beitrag „Trinkgeld: Wie viel ist angemessen?“ listet übrigens detailliert auf, welche Kreuzfahrt-Reederei wie viel Trinkgeld oder Servicegebühr empfiehlt beziehungsweise automatisch vom Bordkonto abbucht.

23 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

23 Gedanken zu „Zwangstrinkgeld – ein Ärgernis mit langer Geschichte“

  1. Wir ließen uns auf den letzten Kreuzfahrten mit Royal Caribbean und Celebrity die automatisch vom Bordkonto abgebuchten Service-Beträge erstatten, d. h. zurückbuchen. Da wir abends grundsätzlich und ausschließlich ins Buffetrestaurant gehen (Windjammer + Ocean view) hatten wir bisher auch noch kein schlechtes Gewissen dabei.

    Unseres Erachtens steht diese Möglichkeit jedem offiziell (Kabineninfosystem) zur Verfügung und an der Rezeption wurde auch nicht einmal in irgendeiner Weise nachgehakt. Am ersten Abend war die Rückbuchung vollzogen. Danach blieben weitere Abbuchungen aus. Meines Erachtens wird bei freier Essenszeitenwahl zwingend abgebucht. Z. B. „my time dining“.

    Natürlich haben wir unser Kabinenpersonal je nach Leistung mit Trinkgeldern bedacht. Wir nutzten dazu aber nicht die ausliegenden Umschläge am letzten Tag, da wir uns durch frühzeitig ausgehändigtes Trinkgeld erhofften, noch während der Reise davon zu „profitieren“.

    Einfach ist es trotzdem nicht, insofern bringt mich der Artikel etwas zum Nachdenken. Wenn ich pauschal Trinkgeld an eine große Gruppe bezahle, geht für mich der Sinn des Trinkgelds – so wie ich ihn verstehe – verloren. Dann könnte man ihn tatächlich gleich dem Reisepreis aufschlagen.

    Wenn ich Trinkgeld „frei nach Schnauze“ verteile, gehen vermutlich unsichtbare Helfer leer aus. Was ist etwa mit den Kellnern in den Buffetrestaurants?

    Schwieriges Thema.

    Unser Ansinnen war weniger das Geldsparen. Wir wollten nur nicht einem halbes Dutzend Kellner Trinkgeld geben, die wir nicht einmal zu Gesicht bekamen. Wir geben es lieber denjenigen, die mit uns etwas zu tun hatten.

  2. Deine Argumente kann ich absolut nachvollziehen und ich sehe es eigentlich genau so wie Du: Trinkgeld möchte ich gerne freiwillig und ohne moralischen Druck geben und dann eben nur denjenigen, mit denen ich auch zu tun hatte.

    Auch Trinkgeld vorher geben ist eigentlich seltsam – denn Trinkgeld soll ja Gefälligkeiten oder besonders gute Leistung honorieren, und das kann ich erst hinterher beurteilen. Je mehr Passagiere sich allerdings ums Trinkgeld drücken, umso wichtiger wird es wiederum, schon vorab zumindest einen kleinen Betrag zu geben um zu zeigen „ich bin keiner dieser typisch deutschen Trinkgeld-Muffel – bei mir lohnt sich ordentliche Arbeit“. (ja, Deutsche stehen bei der Crew vieler Schiffe durchaus in dem Ruf, Trinkgeld-Drückeberger zu sein …)

    Das Problem bei dem heutigen System auf den meisten Schiffen ist aber, dass eben der Kellner, den ich nicht zu sehen bekomme, wenn ich immer ins Buffetrestaurant gehe, ein niedriges Grundgehalt bekommt und das Trinkgeld faktisch Bestandteil seines Auskommens ist. Geht man nicht oder kaum ins Hauptrestuarant und gibt deshalb dort auch kein Trinkgeld, dann sinkt in dieser Woche das Einkommen des Kellners. Ich bin froh, dass ich in diesen Konflikt kaum komme, weil ich sehr gerne ins Hauptrestaurant gehe und daher immer brav mein Trinkgeld gebe.

    Aber das meine ich mit „moralischen Druck“: Die Reedereien erwarten, dass die Passagiere einen Teil des Gehalt der Kellner etc. direkt finanzieren, statt das sinnvollerweise in den Reisepreis einzukalkulieren. Und als Passagier muss ich mich dann im Urlaub mit diesen moralischen Konflikten auseinandersetzen. Sehr unschön.

    Trotzdem: Die Crew kann halt leider am allerwenigsten dafür und der Kellner im Hauptrestaurant kann weniger Geld an seine Familie in Indien oder auf den Philippinen schicken, wenn ich um Buffet-Restaurant esse und kein Trinkgeld gebe. Und dann denke ich mir immer: Hey, ich kann mir problemlos eine Kreuzfahrt für 800 Euro leisten – da sind die 50 Euro Trinkgeld für den Kellner und die Kabinenstewardess auch noch drin, di eim ganzen Monat kaum mehr als ein paar Hundert Dollar verdienen und damit zu Hause oft eine ganze Familie ernähren müssen.

  3. Volle Zustimmung. Die besagten Reedereien tragen somit dann wohl einen Teil des internationalen Wettbewerbes auf dem Rücken der „Zwangstrinkgelder-Empfänger“ aus.

    Machen wir uns nichts vor: Das aus meiner Sicht größtenteils fantastische Preis-Leistungsverhältnis von Kreuzfahrten, ist vermutlich in einem hohen Maße auch den Billiglöhnen und den mickrigen Arbeitnehmerrechten der Crew zuzuschreiben.

    Wie sagt man so schön ketzerisch? Was ist schlimmer als ausgebeutet zu werden? Antwort: Nicht ausgebeutet zu werden.

    Bitte nicht allzu wörtlich nehmen :-)

    Auf jeden Fall denke ich darüber nach, die Abbuchung des Trinkgeldes das nächste Mal nicht stornieren zu lassen.

  4. Ich habe mich schon so an den Facebook-Like-Button gewöhnt, dass ich ihn hier vermisse. Also: Ein „Like“ für Deinen Kommentar ;-)

    Im Sinne von Rudolf von Jhering müte man zusätzlich jedes Mal einen protestbrief an die Reederei schicken mit der Bitte, die Trinkgeldpolitik zu Gunsten der Crew zu überdenken, um den sinnbildlichen Stein aus dem Weg zu räumen – oder es zumindest zu versuchen …

  5. @brummjuwie,

    uns wurde bei Royal Caribbean auch von Kellnern (vor allem die Hilfskellner) gesagt, dass sie mal im Windjammer, mal im Hauptrestaurant arbeiten (ich glaube es war wochenweise). Auch arbeitet der Kellner vom Abend aus dem Hauptrestaurant morgens oder mittags im Buffet, da zu diesen Zeiten die Passagiere eher zum Buffet gehen als ins Hauptrestaurant und daher in letzterem weniger in ersterem aber mehr Personal gebraucht wird. Daher würde ich, auch wenn ich nur im Windjammer essen würde, dennoch das Trinkgeld für die Kellner abbuchen lassen, denn auch die Jungs und Mädls im Windjammer benötigen das Trinkgeld.

    Und ja, beim MyTime Dining wird das Trinkgeld verpflichtend und vorab gezahlt.

    Über die Grundsatzfrage der Trinkgeld/Service Charge Politik der Reedereien könnte man stundenlang diskutieren. Aber dummerweise trifft das Nicht-Zahlen das schwächste Glied der Kette.

    Gruß

    Carmen

  6. Vielen Dank für die ausführliche Betrachtung des Unwesens, Pflichttrinkgelder vom Bordkontoi abzubuchen. Bei der Diskussion, ob diese Beträge nicht mit dem Reisepreis berechnet werden müssten, habe ich aber noch einen ergänzenden Hinweis:
    In Deutschland gilt der gesetzliche Grundsatz der Preisklarheit und Preiswahrheit, sprich alle nicht vermeidbaren Kosten muss der Anbieter in den Preis einschließen (vgl. Diskussion um die Flugpreisdarstellung im Internet). In der Kreuzfahrt haben wir aber zusätzlich das Problem, dass die Leistung nicht in Deutschland erbracht wird, dass wir also quasi eine deutsche Gesetzesnorm ausländischen Anbietern abverlangen. Genau hier liegt die Krux. Deutsche Anbieter wie AIDA oder TUI Cruises verlangen keine Trinkgelder (bzw. haben diese einkalkuliert), andere wie Phoenix, Hapag-Lloyd, Transocean usw. gegen Empfehlungen, betonen aber, dass die Gabe von Trinkgeld zwar üblich sein, aber keinesfalls Pflicht.
    Problematisch wird es für den Anbieter internationaler Schiffe in Deutschland, wenn Gerichte von ihm verlangen, die Pflichtabgaben in den Reisepreis zu kalkulieren – das scheitert an einem sehr einfachen Problem: die Computer-Systeme an Bord der internationalen Reedereien sind nicht darauf eingerichtet, dass Trinkgeldpauschalen von Dritten vorab auf das Bordkonto eingezahlt werden. Dort würde dann ein „Bordguthaben“ ausgewiesen, aber das Trinkgeld trotzdem als solches bezeichnet und abgebucht, was wiederum zu Iritationen führt. Der manuelle Aufwand zudem, diese Zahlungen auf den Bordkonten zu verbuchen und das Geld am Ende auch zu transferieren (Auslandszahlung, Fremdwährung usw.) ist immens und würde die Reisepreise nochmals erhöhen. Kurzum: wir sollten das Thema in Bezug auf internationale Reedereien entspannter sehen und nicht unsere deutsche Sichtweise anwenden.
    Damit möchte ich aber ausdrücklich nicht unterstützen, was Costa und MSC mit ihren Service-Pauschalen/Entgelten praktizieren. Hier erkenne ich sehr klar, dass es um Preismaßnahmen im Wettbewerb geht. Genau deshalb wird das Wort Trinkgeld auch sehr konsequent vermieden.
    Und noch ein Hinweis, wie es überhaupt dazu kam, dass Trinkgelder nicht mehr persönlich übergeben werden, sondern mit Tagespauschalen über die Bordkonten abgerechnet werden: dieses Prozedere wurde vom amerikanischen Reedereien eingeführt, nachdem Kundenbefragungen ergeben hatten, dass die Gäste sich mit dem Thema, wer wann wieviel bekommen sollte und wo man dann den passenden Bargeldbetrag gewechselt bekommt, nicht im Urlaub beschäftigen wollten – sprich: die pauschale Abrechnung war Kundenwunsch!

  7. @Rainer Nuyken: Also grundsätzlich sind wir uns ja einig. Und ich persönlich sehe das Thema sogar sehr entspannt – ich weiß, was auf mich zukommt und rechne mir den Gesamtpreis eben vorher selbst aus; da trifft mich an Bord keine unangenehme Überraschung. Und nur als Beispiel, wie man mit dem Thema durchaus sinnvoll umgehen kann: Bucht man bei Royal Caribbean/Celebrity Deutschland als Kunde direkt oder als Reisebüro, dann wird man explizit auf das Trinkgeld hingewiesen und am Telefon wird immer auch der Gesamtbetrag, d.h. inkl. empfohlener Trinkgelder genannt – also keine Überraschungen an Bord, selbst wenn man das Kleingedruckte nicht liest.

    Letztlich zwingt mich ja auch niemand, eine Kreuzfahrt zu buchen. Kaufe ich ein Auto, muss ich ja z.B. auch „Überführungskosten“ extra bezahlen – das weiß man und rechnet’s halt einfach ein. Wer sich da aufregt, macht sich nur den Urlaub kaputt.

    Aber ich habe trotzdem noch ein paar Anmerkungen …

    Das Kernproblem scheint mir weniger die technischen Möglichkeiten beim Einkalkulieren der „Trinkgelder“ zu sein, sondern eine Frage des Wettbewerbs – ohne Trinkgeld-Einrechnung sind die Katalogpreise einfach niegriger und damit konkurrenzfähiger.

    Ich unterstelle (ohne die technischen Systeme natürlich genau zu kennen), dass es durchaus möglich wäre, die Trinkgelder einzukalkulieren. Carnival Cruise Lines macht das ja – deutsche Preise sind inklusive, US-Preise exklusive Trinkgelder. Und man beobachtet häufig, dass Preise für ein und die selbe Kabine einer Kreuzfahrt in verschiedenen Ländern unterschiedlich teuer sind. Wenn die Systeme also aus Angebot und Nachfrage im jeweiligen Land unterschiedliche Preise ausweisen können, dann sollten sie Servicegebühren auch länderspezifisch einrechnen können.

    Bzgl. „internationaler Anbieter“ liegst Du glaube ich falsch: Wenn ich bei der deutschen Niederlassung einer Reederei buche, oder bei einem deutschen Reisebüro, dann gelten da zwingend deutsche Gesetze. Anders wäre es, wenn ich über die US-Website der Reederei buche – dann ist klar, dass ich mich nicht auf deutsches Recht berufen kann. Ich habe mal meine letzten Kreuzfahrtbuchungen kurz angeschaut: Vertragspartner war da immer ein deutsches Unternehmen …

    Was das Abbuchen oder persönlich Übergeben angeht hast Du natürlich Recht. Ich finde die persönliche Übergabe allerdings immer noch sympatischer und tue das, wo immer möglich – gerne aber in Form eine vorausbezahlten Gutscheins. Das ist praktischer als Dollar-Bargeld auf eine Reise in Europa mitzunehmen ;-) Der entscheidense Punkt ist aber: Dabei handelt es sich mehr oder weniger um Trinkgeld im ursprünglichen Sinne – sprich zumindest theoretisch freiwillig (wenn man davon absieht, dass die Crew einfach darauf angewiesen ist, weil die Grundgehälter zu niedrig sind).

    Sobald die Gebühr aber ohne mein Zutun automatisch und zwangsweise abgebucht wird, ist es kein Trinkgeld mehr und dann entspricht das Abbuchen auch nicht mehr dem Wunsch der Passagiere. Abbuchen auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin: gerne. Zwangsweise und ohne Änderungsmöglichkeit: nein.

  8. Ich kann ehrlich gesagt den ganzen Ärger um das Trinkgeld nicht verstehen: Jeder, der bei einer amerikanischen Reederei eine Kreuzfahrt bucht, kann im Prospekt nachlesen, dass täglich ein fester Betrag für das Trinkgeld anfällt.
    Wenn mir das missfällt, dann muss ich bei einer anderen Reederei buchen, wo keine Zusatzkosten fürs Trinkgeld anfallen.

    Ganz abgesehen davon: Dank des günstigen Dollarkurses ist es doch auch recht praktisch, dass die Gebühr nicht in den Reisepreis miteingerechnet wird – da spart man sich sogar noch ein paar Euro.

  9. ledier hat noch keiner von Ihnen tatsächlich an Bord gearbeitet oder? Leider ist gerade bei Deutschen die Mentalität mit dem Reisepreis ist alles bezahlt üblich, Dann schaut man gerne betreten weg wenn der Stuard die Cabine macht, man dreht sich um kommt später wieder damit man kein Trinkgeld geben muss, Da trage ich die karaffe Wein aus dem Bufettrestaurant in meine Cabine, damit es ja nicht mehr kostet. Der deutsche will sparen und Trinkgeld das muss nicht sein… aber wehe der Service stimmt nicht…

  10. Mich stört am Trinkgeldgeben am allermeisten, dass es so etwas Gönnerhaftes hat. Die Leute sollen ordentlich bezahlt werden und nicht auf Trinkgeld angewiesen sein. Außerdem kommt man immer wieder in peinliche Situationen, weil man gerade kein Kleingeld zur Hand hat. Schrecklich!

    Da lobe ich mir (wieder einmal) die Seabourn-Schiffe, wo Trinkgeld ausdrücklich kein Thema ist.

  11. Auf MSC hat die Abbucherei jetzt eine neue Facette bekommen: zusätzlich zum Serviceentgelt wird jetzt pro Tag und Person auch 1 Euro als Spende für Unicef abgebucht, sofern man an der Rezeption nicht ausdrücklich widerspricht. Also das Serviceentgelt verursacht mir ja bereits ein Grummeln, vor allem, wenn bei den Getränke nochmal 15% für den Service aufgeschlagen werden. Aber diese „Zwangsspende“ finde ich schon mehr als grenzwertig.

  12. @Rainer: Ich glaube, so neu ist das gar nicht. Aber anders als beim Serviceentgelt kann man die Unicef-Spende ohne Diskussion und Angabe von Gründen von der Rechnung nehmen lassen.

    Ich persönlich finde die Initiative von MSC gut, auf diese Weise schöne Beträge für Unicef zusammenzubekommen und wer sich eine Kreuzfahrt leisten kann, dem sollte 1 Euro pro Tag nicht wirklich wehtun.

    Streiten kann man natürlich darüber, ob man sowas als Opt-out machen solle – denn prinzipiell will ich natürlich erst einmal gefragt, wenn jeman d über mein Geld verfügt. Aber sind wir ehrlich: Müssten die Passagiere auch nochr minimal selbst aktiv werden, um zu spenden, würde es kaum einer machen, selbst wenn er eigentlich nichts gegen die Spende hat … Kein einfach zu lösendes Problem.

  13. Hallo – ich möchte mal auf die angeblich niedrigen Gehälter des Service-Personals eingehen.

    (Wobei ich das Zwangstrinkgeld noch nie zurückbuchen habe lassen, es ganz praktisch finde und zusätzlich gute Leistung noch extra honoriere).

    Aber zerstören wir doch den Mythos von „wenige hundert Dollar:
    Das Serviceentgelt bewegt sich derzeit im Schnitt bei 11 Dollar. Aufgeteilt auf etwa: (5 $ Kabinensteward, 3,75 $ Kellner, 2,15 $ Hilfskellner, 0,75 $ Chef-Kellner – jeweils pro Tag und Passagier).

    Am Beispiel Steward:
    5 $ pro Tag und Gast – Stewards betreuen 15-18 Kabinen – bei einer üblichen 2-er Belegung (Single Belegung dürfte sich die Waage mit 3-er Belegung halten und sich somit ausgleichen):
    15*2*5 macht 150 $ Service-Entgelt pro Tag – da die Mitarbeiter meist einen Kontrakt ohne freie Tage haben macht das 4500 $ im Monat aus. Das tatsächlich lächerlich niedrige Fixgehalt von max. 200 $ ist da nur die „Antrittsgebühr“.

    Für das andere Servicepersonal sieht die Rechnung vergleichbar aus.

    Ich möchte betonen: Es ist ein harter Job mit langen Schichten, so gut wie keienr Freizeit, Trennung von den Familien.

    Aber den Mythos der schlecht bezahlten Service-Mitarbeiter möchte ich doch nicht so unkommentiert lassen.

  14. @Wendy: Völlig einverstanden. Ich wollte auch nicht sagen, dass das Service-Personal am Hungertuch nagt. Aber der Punkt ist, dass sie eben mit nur ein paar Hundert Dollar dastehen würden, wenn alle Passagiere das Trinkgeld verweigern würden – deshalb meine Aussage, dass das Service-Personal fast ausschließlich vom Trinkgeld lebt.

    Die Rechnung, die Du aufgemacht hast, geht allerdings auch nur auf, wenn das Schiff voll ausgebucht ist. Ich habe mich gerade letzte Woche mit einem Kabinensteward unterhalten und der sagt, dass unter finanziellen Gesichtspunkten die Jobs auf den ganz neuen Schiffen am beliebtesten sind, weil die tendenziell besser gebucht sind als ältere. Sprich: Das Einkommen des Service-Personals ist auch stark davon abhängig, ob das Schiff ausgebucht ist oder nicht. Für die Reedereien ist das natürlich praktisch: Das Service-Personal ist immer da, aber zu sehr niedrigen Kosten. Die Service-Mitarbeiter tragen einen wesentlichen Teil des Risikos, was die Buchungslage angeht. Insofern kann man auch mal die Frage stellen, wie fair das ist …

    Trotzdem: Grundsätzlich hast Du natürlich Recht – das Service-Personal verdient nicht schlecht, solange das Trinkgeld auch tatsächlich fließt.

  15. Hallo Franz – es ist ganz klar: Der Job auf einem Schiff wäre mir zu hart – ich möchte keinen Job mit 6 Monaten am Stück und 15-Stunden-Tagen… – und ich persönlich finde es nicht fair, über das Trinkgeld das Risiko an das Personal auszulagern. Ich teile die Meinung, daß die Reedereien ihr Personal vernünftig bezahlen sollten und dafür diese Zwangsabgaben lassen sollten.

    Mich ärgern nur immer, wenn sozusagen als Argument für die arme Besatzung die 200 $ Festgehalt genommen werden. Diese 200 $ haben halt nichts – aber auch gar nichts damit zu tun, mit was der Mitarbeiter am Monatsende nach Hause geht. Fragt ein Gast einen Steward nach seinem Einkommen, werden nämlich meist nur das Festgehalt genannt (sicher auch aus Sorge, daß sonst das Trinkgeld nach unten justiert wird… oder nicht noch was draufgelegt wird). Denn die „Zusatztipps“ über das Zwangsgeld hinaus geben ja auch einige.

    Und es ist klar: Von dem Geld lebt eine Großfamilie im Heimatland und wird i.d.R. eine erstklassige Ausbildung für die Kinder finanziert – die die Leute selbst halt nur mal kurz zwischen 2 Kontrakten sehen.

    Ich vermute, ein guter Steward auf einem gut gebuchten Schiff kommt auf etwa 5000 $ im Monat mit allen Trinkgeldern. Bei freier Kost und Logis müssen wir Respekt haben – aber sicher kein Mitleid.

    Das will ich damit ausdrücken. Jeder Dollar ist allerdings durch harte Arbeit auch verdient.

  16. Hallo erstmal von einem Cruisetricks- (aber keinem Kreuzfahrt-)Neuling und ein riesengroßes Lob für diese tolle Seite :-) Nachdem ich den Trinkgeld-Beitrag mit großem Interesse gelesen habe, hätte ich dazu auch noch ein paar ganz persönliche Anmerkungen:

    Zum Thema in den USA direkt buchen und zu welchem nationalen Recht man dann den Vertrag abschliesst (Beitrag von Franz vom 30.08.):
    Wir haben das vor 2,5 Jahren bei Princess Cruises auf deren US-Site mal direkt ausprobiert (für eine Karibik-Kreuzfahrt mit der damals wunderschönen neuen Ruby Princess). Die Buchung wurde gar nicht bis zum Ende angenommen und wir mussten es dann letztendlich über ein deutsches Reisebüro abwickeln lassen.

    Also wurde der Vertrag zunächst mal nach deutschem Recht abgeschlossen. Allerdings vermute ich, dass wir dabei auch irgendwo unterschrieben haben, dass wir die amerikanischen Terms and Phrases der Reederei akzeptieren.

    Zum eigentlichen Thema Trinkgelder: Wir regen uns da auch schon seit Jahren immer mal wieder ein wenig drüber auf, dass eine nach deutschem Verständnis freiwillige Leistung für einen guten Service ad absurdum geführt wird.

    Ich finde es „moralisch“ ja noch halbwegs ok für diejenigen Leute, die sich von vorne bis hinten pampern lassen (wollen), die sich mehrmals täglich irgendwelche Sachen/Essen/Getränke auf die Kabine bringen lassen, die den armen Kabinenstewart von früh bis spät mit ihren Wünschen und dreckigem Geschirr auf Trab halten und die jeden Abend stundenlang im Restaurant sitzen und dort die Bedienungen mit Sonderwünschen nerven.

    Nicht ok finde ich es allerdings, wenn man diese ganzen All-Inclusive-Leistungen wie z.B. 24-h-Kabinen-Service gar nicht in Anspruch nimmt und auch nicht nutzen möchte.

    Ich z.B. kann nicht nur darauf verzichten sondern mag es sogar gar nicht, wenn mehrmals täglich jemand wildfremdes in meiner Kabine rumturnt. Ich bin durchaus in der Lage, meine Bettdecke selber aufzuschlagen, wir haben manchmal auch 2 Tage lang ein Do-not-disturb-Schild vor der Tür weil mir die amerikanisch-aufgesetzte Überfreundlichkeit von einigen Stewards fürchterlich auf die Nerven geht und ich auch nicht ständig neue Handtücher etc. benötige und dreckig machen wir auch nicht großartig was.

    Zum essen gehen wir nur noch in die zumeist wirklich guten Buffet-Restaurants weil die Atmosphäre dort viel mehr unserem Geschmack von einem entspannten Urlaub entspricht. Vor allem aber auch wegen der Möglichkeit, sich von den Lieblingsspeisen so viel (und in meinem Fall vor allem auch SO WENIG!!!) wie gewünscht zu nehmen. Im Bedien-Restaurant würde bei mir nämlich garantiert die Hälfte wieder zurück in die Küche gehen weil es mir entweder viel zu viel oder es nicht mein Geschmack wäre.

    Es ist halt nicht jeder ein Fan von üppigen mehrgängigen Gala-Dinners, zu denen man sich der Kellner oder anderen Gäste zuliebe aufbrezeln muss während man sonst eigentlich eher auf eine bequeme Jeans und Bluse oder T-Shirt steht.

    Wenn man sich dann im Bedien-Restaurant bei einem nicht für die Softdrinks zuständigen Weinkellner (woher soll ich wissen, wer wofür zuständig ist?) eine Cola bestellen möchte, ist das auch noch unter seiner Würde und er „massregelt“ einen pikiert aber mein Trinkgeld kassiert er natürlich trotzdem gerne mit ab (so passiert vor einigen Jahren auf der Legend of the Seas).

    Nee mal ehrlich, ich sehe wirklich nicht ein, warum wir dann nicht am Ende der Reise ein paar einzelnen Personen etwas geben können, mit denen wir wenigstens auch was zu tun hatten und deren Hilfe wir auch in Anspruch genommen haben.

    Dazu dann noch einen gewissen Betrag entweder an der Rezeption in die Kiste „für alle“ wenn es sowas gibt oder halt auf einen Umschlag draufschreiben, dass es für die gesamte Crew ist. Da hab ich dann wenigstens die Hoffnung, dass die Küchen-Spülkräfte, die armen schwitzenden Leute in der Wäscherei oder die Leute im Maschinenraum auch einen Anteil bekommen und nicht hauptsächlich nur die Servicekräfte.

    Oder verstehe ich das falsch und die Leute hinter den Kulissen werden bestens bezahlt und nur diejenigen im Service kriegen nur ein minimales Grundgehalt?

    Gut, dass ich noch auf keinem Schiff war, wo man eine „freiwillige“ Unicef-Spende entrichten muss, ich glaube, ich hätte mich ganz fürchterlich aufregen müssen und mir damit die ganze Reise selber vermiest ;-) Ich spende gerne – seit bestimmt 15 Jahren z.B. 4x jährlich an Greenpeace und ansonsten auch immer mal wieder an die Kindernothilfe, das DRK oder auch Unicef. Aber halt aus eigenem freiwilligen Antrieb und nicht weil sich eine Reederei mit einer hohen Spendensumme profilieren und ein schmückendes Mäntelchen der Wohltätigkeit umhängen möchte.

    Zwangsfreiwilligkeit ist mir in allen Bereichen des Lebens zuwider, ich bin ein Fan von Fairness, Ehrlichkeit und Transparenz… offenbar ist das jedoch in der Reisebranche im Allgemeinen und bei meinen geliebten Kreuzfahrten im Speziellen kein hoch gehandeltes Gut, zumindest nicht bei allen Anbietern :-(

    Trotzdem werden wir wohl auch in Zukunft gelegentlich wieder bei den Amerikanern buchen weil sie einfach immer mal wieder unschlagbar günstige Angebote haben. Da muss man die negativen Aspekte dann halt auch akzeptieren (und notfalls zähneknirschend das Trinkgeld an Leute mitzahlen, die es eigentlich nicht verdient haben), wenn man nicht nur alle paar Jahre mit einem Schiff verreisen und was von der Welt sehen möchte. Eine schönere und bequemere Art der Rundreise gibt es halt nicht.

    Allen weiterhin viel Spaß beim Reisen und viele Grüße von Bettina

  17. Also das Wort „Zwangsfreiwilligkeit“ finde ich absolut klasse :-)

    Ganz viel von dem, was Du schreibst, sehe ich genau so. Ich zahle gerne für gute Leistung, die ich in Anspruch nehme, einen fairen Preis. Und das solle auch meine Überzeugung nach das Grundprinzip jedes Preissystems sein. Leider funktionert das in der Praxis meist nicht so richtig, weil es immer eine große Masse an Leuten gibt, die das System nicht verstehen oder die ganz schlauen, die das System ausnutzen und sich Leistung nehmen, ohne zu zahlen. Daraus entstehen dann diese „Zwangsfreiwilligkeits“-Systeme und ähnliche Auswüchse, die eigentlich Unsinn sind.

    Eine Anmerkung muss ich aber doch noch loswerden: Auch wenn Du das Hauptrestaurant eines Schiffs nicht nutzt, heißt das ja nicht, dass die Kosten für die Bereithaltung des Restaurants nicht entstehen. Sprich: Wenn Du auf einem Schiff mit Hauptrestaurant buchst, kauft Du natürlcih das Gesamtpaket, in dem auch Dinge enthalten sind, die Du nicht nutzt. Also beispielsweise bestimmte Entertainment-Angebote, Kinderbetreuung wird auch von Rentner mitfinanziert etc. Ich trinke keinen Kaffee – aber die Kaffeemaschinen verursachen trotzdem Kosten und gehören halt zu Paket dazu.

    Insofern ist es nicht ganz abwegig, auch für Leistung zu bezahlen, die man nicht in Anspruch nimmt. Allerdings: Der richtige Weg dafür wäre der von der Reederei kalkulierte Kreuzfahrt-Preis und nicht das Trinkgeld … Da beißt sich die Katze leider in den Schwanz und der Leidtragende ist der Kellner, der auf einen Teil seines Lohns verzichten muss, ohne etwas dafür zu können, dass die Reederei diese Gehalts-/Trinkgeld-Politik betreibt.

    Konsequent wäre also, nur noch bei AIDA zu buchen, die im Wesentlichen auf Buffet-Restaurants setzen. Und wenn Du halt die, wie Du sagt, unschlagbar günstigen Angebote von US-Reedereien buchst, dann nimmst Du halt automatisch auch deren Bedingungen (sprich: Trinkgeldsystem etc.) in Kauf. Stichwort: Gesamtpaket. Ändern läßt sich daran nur etwas, indem man sich regelmäßig bei den Reedereien Gehör verschaft und auf Änderung drängt. Ob’s was hilft, steht freilich auf einem anderen Blatt Papier ;-)

  18. I have a dream…

    – Ein Grundpreis für die jeweilige Kabinenkategorie, also eigentlich nur fürs Zimmer und wenige allgemeine Dinge. Gerne auch so kalkuliert, dass alle Mitarbeiter des Schiffs vernünftig bezahlt werden und auch der wunderschön spielende Klavierspieler im Foyer (den man ja schlecht anteilig berechnen könnte) nicht mit nem Hut rumgehen muss. Das funktioniert doch an Land auch ohne dass man im Hotel noch einen Trinkgeld-Automatismus hat.

    – Restaurants/Buffet würden wie die Bars nur bei Benutzung bezahlt (wegen der großen Mengen gehe ich davon aus, dass das nicht automatisch astronomisch teuer werden muss).

    – Beim Buffet am Besten mit Abrechnung nach Tellergewicht damit ich als 50-kg-Frau nicht immer für den Appetit von 150-kg-Personen oder verschwendungssüchtige Teller-Vollhäufer mitzahlen muss. Was das angeht habe ich als Besitzerin eines zierlichen Magens also auch bei meinen beiden AIDA-Reisen IMMER draufgezahlt. Ich darf gar nicht dran denken, dass manche kostenfrei mitreisende Kinder vermutlich jeden Tag das doppelte und dreifache verputzen wie ich ;-)

    – Ebenso könnte man VERNÜNFTIGE Preise für Abendveranstaltungen (nutzen wir pro Woche vielleicht 1x) oder bisher kostenlose Getränke (trinke ebenfalls keinen Kaffee ;-) berechnen und über moderne schnelle berührungslose Kartensysteme abrechnen. Ich sehe das so wie bei den Ausflügen oder Internet-Gebühren… es würde vermutlich fast jeder wenigstens gelegentlich in Anspruch nehmen wenn die Preise nicht so überteuert wären. Über die Menge müsste es sich dann doch auch für die Reederei wieder rechnen.

    – Bei der Kinderbetreuung würde uns mein „Jeder-zahlt-das-was-er-in-Anspruch-nimmt-Konzept“ dann demnächst allerdings treffen da wir vor ein paar Monaten Nachwuchs bekommen haben. Aber da würde ich dann gerne an den entsprechenden Tagen ein paar Taler bezahlen wenn mein Kind mal für 2-3 Stunden in einer Gruppe spielen möchte. Ganz bestimmt brauche ich keine kostenlose Rund-um-die-Uhr-Bespassung weil ich mit dem Zwerg Urlaub machen und es nicht irgendwem in die Hand drücken möchte… Ok, ich sehe das vielleicht anders wenn die Trotzphase erstmal erreicht ist aber im Moment freue ich mich noch auf gemeinsame Urlaube ;-)

    – Trinkgeldkästchen in Bars/Restaurants/neben den Aufzügen etc. müssten einen ja nicht davon abhalten, dem Steward/Kellner/Animateur/Reiseleiter trotzdem separat noch was in die Hand zu drücken wenn er oder sie einen guten Job gemacht hat.

    Somit würde jeder in etwa für das zahlen was er auch in Anspruch genommen hat. Klar würde es dann für einige teurer aber für manch anderen eben auch günstiger weil man nicht mehr der ausgleichende Posten einer Mischkalkulation wäre.

    Ach ja, manch einer wird sich jetzt vielleicht fragen, was ich denn überhaupt an Kreuzfahrten so toll finde wenn ich andererseits an den vorhandenen Konzepten rumnöckel. Ganz einfach, ich liebe das Meer drumrum, den Wind in den Haaren, die salzige Luft, mit einem guten Buch an einem ruhigen Plätzchen zu sitzen und an allererster Stelle natürlich die Möglichkeit, mit einem festen Hotelzimmer und ohne Fahrerei rumreisen und jeden Tag eine andere Stadt erkunden zu können.

    Seufz. Ich fürchte, aus einem wirklich fairen Konzept wird aber wohl nichts werden weil die Reedereien damit evtl. weniger verdienen würden… aber man darf ja noch träumen ;-)

    Sollte sich irgendein Milliardär grade vor den Kopf schlagen und denken „Das isses, warum bin ich nicht selber drauf gekommen? So ein Konzept muss ich unbedingt umsetzen“… Ich bin bei den Planungen gerne behilflich :-)

  19. Ich glaube, Du übersiehst bei Deinem Konzept, was an sich sicherlich diskutierenswert wäre, einen ganz entscheidenden Aspekt: Ein Kreuzfahrtschiff ist ein geschlossenes System. Dein Konzept ist daher nur gegenüber dem Passagier „fair“, nicht aber gegenüber der Reederei.

    Der Punkt ist: An Land konkurrieren – um es einfach zu halten – mehrere Restaurants gegeneinander und haben die Möglichkeit, quasi auch von „außerhalb“ Kunden zu werben, wenn’s mal schlecht läuft. Stell‘ dir aber mal vor, auf einem Schiff ist November, Hauptanteil der Passagiere sind Rentnet, die vor allem Meer und Sonne genießen, keine Shows anschauen, wenig Essen, sich die Mittagsstulle beim Frühstück schmieren und abends statt in die Bar gleich ins Bett gehen. Das hält kein Schiff finanziell durch. Daraus ergeben sich zwei mögliche Konsequenzen: Alternative A: Der Kreuzfahrtpreis muss doch wieder alle Kosten für die Bereithaltung der Leistungen einkalkulieren. Alternative B: Die Schiffe fahren nur noch in Fahrgebieten, wo das Publikum anders denkt und entsprechenden Onboard-Umsatz macht – das wäre doch ziemlich schade …

    Ich persönlich würde keine Kreuzfahrt wollen, bei der ich an jeder Ecke und für alles was ich tue, meine Zahlkarte auspacken muss. wenn ich ständig mit der Nase darauf gestoßen werden, was das ständig alles kostet, habe ich keine Urlaubsspaß. Die Tendenz geht jedenfalls zur Zeit eher in Richtung „all inclusive“ – den sorglosen Urlaub, den ich einmal am Anfang bezahle und mir dann den Rest des Urlaubs keine Gedanken mehr um Geld machen muss. Für mich persönlich gehört auch das ganz wesentlich zu einem Urlaubserlebnis hinzu. Extra zahlen macht Sinn für Dinge wie Spa, Casino, Shopping (logisch), die auf den Schiffen ohnehin als Profit-Center von externen Firmen betrieben werden.

    Aber trotzdem: Jeder Mensch ist verschieden und der Markt ist sehr groß. Warum also nicht verschiedene Modelle nebeneinander? Wer all-inclusive mag, fährt eben mit solchen Schiffen, und wer gerne alles einzeln zahlt (hat Easy Cruise ja übrigens durchaus schonmal ausprobiert), der fährt halt mit solchen Schiff. Ein Widerspruch ist das insgesamt also ohnehin nicht.

  20. Ich habe das Alles inklusive Konzept bei Mein Schiff 1 genossen. Man musste nicht ständig seine Bordkarte vorlegen, bekam nicht einen Haufen Belege, die man dann mit der Endabrechnung gegenkontrolliert hat usw. Mich stört aber auch nicht, wenn wie bei den nächsten RCCL Kreuzfahrten wegen dem Any Time dining vorher das „Zwangstrinkgeld“ abgebucht wird. Für besondere Leistungen geben wir sowieso extra etwas, z.B. für den Wäschesack, der auf dem Bett mit einem Dollar bereit gelegt wird, oder wenn ich noch Kleiderbügel benötige usw. Wenn ich oft den gleichen netten Getränkekellner habe, wird halt mal ein Dollar zur Rechnung hinzu addiert. Mich hat das früher in den USA nicht gestört, das war halt so, und mich stört es auch nicht auf den Kreuzfahrtschiffen. Ich kenne es kaum anders, wie gesagt Ausnahme Mein Schiff und Azamara. Wir nehmen auch jetzt wieder genügend Kleingeld in Dollar für die Zwischendurch-Dankeschöns mit und den Rest haben wir längst mit unserer Rechnung bezahlt und auch noch nie zurück erstatten lassen.

  21. Ich geniesse jedes mal das ich mir nicht überlegen muss wen ich Trinkgeld geben muss und wem nicht ich finde das automatische abbuchen total klasse. Der Service in den Haupt Restaurants ist Grosse Klasse und die Room Boys machen einen wahnsinns Job! Und das ein Teil des Trinkgelds dann noch an unsichtbare Helfer abgegeben wird ist genial! Ich habe immer nur meine Karte dabei und wenn ich drinks bezahle wird automatisch Trinkgeld gegeben das ich sowieso gegeben hätte! Also das ist genial und wenn es mal nicht so läuft kann man es ja leicht reduzieren. Wenn ich sehe wir jemand deutsches das komplett streicht schäme ich mich in Grund und Boden über so ein Verhalten ……

  22. Ich genieße den Service auf den amerikanischen Schiffen. Ich lasse mich gerne bedienen und mag Buffetrestaurants nicht besonders. Ich ziehe mich auch Abends gerne schick an und ich finde auch, dass es zu einer Kreuzfahrt gehört, dass die Kabine morgens und abends gemacht wird. Das bedeutet für mich Urlaub und Erholung.
    Wem das nicht gefällt, der sollte z. B. auf AIDA buchen.
    Das Trinkgelder erwartet werden, weiß man vorher und kann sich darauf einrichten.

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