Die bei der Bergung der Costa Concordia angewendete Technik, das „Parbuckling„, ist keineswegs neu – auch wenn in den Medien in diesen Tagen immer wieder von einer „nie zuvor dagewesenen Aktion“ die Rede ist. Die Costa Concordia ist lediglich mit weitem Abstand das größte Schiff, das je mit dieser Technik geborgen wurde. Aber bereits im November 1943 wurde beispielsweise die USS Oklahoma in Pearl Harbor auf ähnliche Weise aufgerichtet.
Und schon 1942 konnte der legendäre Liner SS Normandie, während des Zweiten Weltkriegs von den Amerikanern beschlagnahmt und in USS Lafayette umbenannt, unter anderem mit Hilfe von Seilwinden im Hafen von New York wieder aufgerichtet werden. Das Schiff war dort bei Schweißarbeiten in Brand geraten, bei den Löscharbeiten gekentert und auf der Seite liegen geblieben.
1953 fing das 183 Meter lange Kreuzfahrtschiff Empress of Canada am Gladstone Dock von Liverpool Feuer und kenterte schließlich während der Löscharbeiten. Die Bergung des Schiffs – mit Parbuckling-Technik – wurde 1954 ähnlich wie heute der Costa Concordia als technische Meisterleistung gefeiert und als größte bisher dagewesene derartige Aktion in Europa bezeichnet.
Auch die Fähre Herald of Free Enterprise wurde per Parbuckling aufgerichtet. Die RoRo-Fähre war 1987 außerhalb des Hafens von Zebrügge gekentert und hatte 193 Menschen in den Tod gerissen.
Ebenfalls mit Parbuckling aufgerichtet wurde das 166 Meter lange Spezialschiff Rockness, das 2004 südlich von Bergen vor der norwegischen Küste kenterte, was 18 Seeleuten das Leben kostete. Die Bergunsfirma Smit International führte damals die Arbeiten durch, die sich im Vorfeld auch für die Bergung der Costa Concordia beworben hatte.
Und schließlich konnte auch die 215 Meter lange Grimaldi-RoRo-Fähre Repubblica di Genova im Hafen von Antwerpen 2007 via Parbuckling wieder aufgerichtet werden, das dort offenbar wegen eines Fehlers bei der Beladung gekentert war.
All diesen Schiffen ist eines gemeinsam: Sie waren deutlich kleiner als die Costa Concordia. Die große Leistung des Bergungsteams des amerikanische Bergungsunternehmens Titan Salvage und der italienischen Spezialfirma für Unterwasser-Reparaturen Microperi liegt also vor allem auch darin, die Parbuckling-Technik bei einem so großen Schiff und in einer so schwierigen Untergrund-Situation angewendet zu haben.
Tonnage | Länge | |
Normandie / USS Lafayette | 83.423 BRT | 299 m |
USS Oklahoma | 27.500 tons | 178 m |
Empress of Canada | 20.022 BRZ | 183 m |
Herold of Free Enterprise | 13.601 BRT | 132 m |
Rockness | 18.226 BRZ | 166 m |
Repubblica di Genova | 42.567 BRZ | 216 m |
Costa Concordia | 114.147 BRZ | 290 m |
Eine weitere Parallele zur USS Oklahoma wünscht man dem Bergungsteam der Costa Concordia übrigens nicht: Trotz langem Werftaufenthalts zur Abdichtung des Rumpfs sank das US-Kriegschiff bei dem Versuch, es zur Verschrottung zu schleppen.