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American Queen Voyages stellt Betrieb ein, sagt alle Kreuzfahrten ab

Die US-amerikanische Fluss- und Expeditionskreuzfahrt-Reederei American Queen Voyages stellt den Betrieb mit sofortiger Wirkung ein und sagt alle künftigen Reisen ab. Nach rund zwölf Jahren ist die Zukunft der insgesamt vier Flussschiffe der Reederei ungewiss. Dazu gehört auch die in Deutschland vermarktete American Queen im Stil eines historischen Mississippi-Raddampfers.

Bereits seit einigen Wochen hatte es Gerüchte über größere Probleme gegeben. In einer Nachricht an Geschäftspartner und Mitarbeiter schreibt American Queen Voyages nun, „aufgrund unglücklicher geschäftlicher Umstände und der Unmöglichkeit, neues Kapital zu wirtschaftlich vertretbaren Konditionen zu erhalten“ müsse man den Betrieb einstellen.

In Deutschland wurden einige der Reisen mit der American Queen in diesem Jahr auch von Nicko Cruises und von ADAC Reisen angeboten und vermarktet.

Update 22.2.: Hintergrund der Betriebseinstellung ist laut dem Eigentümer der Reederei, der Hornblower Group, dass American Queen Voyages hinter den finanziellen Erwartungen zurückgeblieben ist und sich nicht ausreichend von den Folgen der Pandemie erholt habe. American Queen Voyages werde zum Verkauf angeboten und gegebenenfalls abgewickelt. Zugleich gab Hornblower jedoch auch eine mehrheitliche Übernahme von Hornblower durch den Investor Strategic Value Partners bekannt.

Update 23.2.: Nun hat American Queen Voyages Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet. Laut Cruise Industry News belaufen sich allein die Schulden der 28 größten Gläubiger auf etwas mehr als 15 Millionen Dollar. Die wöchentlichen Lay-up-Kosten für die Schiffe betrage rund 300.000 Dollar. Eine Versteigerung der Assets des Unternehmens soll für den 27. März 2024 geplant sein.

Zunehmende Konkurrenz am Flusskreuzfahrtmarkt in den USA

Zuletzt war die Konkurrenz auf dem Mississippi und seinen Nebenflüssen immer größer geworden. American Queen Voyages selbst hatte zusätzliche Schiffe in Dienst gestellt, Viking River Cruises ist mit der Viking Mississippi neu in den Markt eingestiegen und Konkurrenz American Cruise Lines hat jeweils fünf Schiffe am Mississippi und am Columbia River sowie im Rennen.

Zu American Queen Voyages gehören drei Schaufelrad-Flusskreuzfahrtschiffe am Mississippi, American Queen, American Countess und American Duchess, sowie die American Empress am Columbia River und das allerdings lediglich saisonal gecharterte Expeditionskreuzfahrtschiff Ocean Victory für Alaska-Kreuzfahrten.

Zwei Schiffe auf den Großen Seen, die Ocean Voyager and Ocean Navigator (ex Cape May Light und Cape Cod Light), hatte American Queen Voyages nach der Sommersaison 2023 außer Dienst gestellt und zum Verkauf angeboten.

Seatrade Cruise News berichtet, dass es bereits Kaufinteressenten für einige der Flusskreuzfahrtschiffe von American Queen Voyages gebe. Insbesondere für die 1995 gebaute American Queen im Stil historischer Mississippi-Raddampfer und einem teilweisen Antrieb mit Dampfmaschine und Schaufelrad könnte es also auch nach dem Ende der Reederei noch eine Zukunft geben. Nach Übernahme durch die damals noch als American Queen Steamboat Company firmierende Reederei 2012 hatte Priscilla Presley dieses 417-Passagiere-Schiff neu getauft.

Erste Kreuzfahrt-Absagen und Probleme schon vor einigen Wochen

Bereits rund zwei Wochen zuvor hatte American Queen Voyages die geplanten Flusskreuzfahrten der American Queen und American Countess für Februar abgesagt. Der Kreuzfahrtbetrieb werde im März starten, hieß es da noch. Dies war damit begründet worden, dass sich Wartungsarbeiten in der Werft verzögert hätten. Die Schiffe seien noch nicht betriebsbereit.

Allerdings gab es in den vergangenen Monaten wohl auch schon andere Probleme, denn einige namhafte Reisebüros hatten die Zusammenarbeit mit der Reederei eingestellt, darunter Signature Travel Network und AAA Travel. Virtuoso hatte das Unternehmen ebenfalls aus dem System genommen. American Queen Voyages hatte dazu vor rund zwei Wochen erklärt, es gebe Probleme finanzieller Art, die aber ausgeräumt werden würden.

Kunden können den Aussagen von American Queen Voyages zufolge davon ausgehen, eine vollständige Erstattung bereits geleisteter Anzahlungen zu erhalten. Als US-Unternehmen war die Reederei ohnehin verpflichtet, Kundengelder auch für den Fall einer Insolvenz sicher anzulegen, sodass die Kunden diese Gelder wohl trotz Betriebseinstellung nicht verlieren werden.

Fehlgeschlagene Neuausrichtung der Reederei 2023

Die Hornblower Group, Eigentümer von American Queen Voyages, hatte das American Queen Voyages im Oktober 2023 einer Neuausrichtung unterzogen und die Präsidentin Cindy D’Aoust entlassen. Die frühere Präsidentin und CEO der Kreuzfahrt-Branchenvereinigung Clia (2015 bis 2018) war erst im September 2022 zu American Queen Voyages gekommen. Im Januar 2023 musste auch schon der langjährige Executive Vice President für Vessel Operations, David Kelly, gehen.

American Queen Steamboat Company hatte 2011 unter der Ägide des Gründers John Waggoner den Betrieb zunächst mit der American Queen als einzigem Schiff aufgenommen und war seitdem stetig gewachsen. Im Oktober 2021 bekam das Unternehmen den neuen Namen „American Queen Voyages“.

Entstanden war die American Queen Steamboat Company, nachdem das Vorgängerunternehmen Majestic America Line (hervorgegangen aus der historischen Delta Queen Steamboat Company) 2008 aufgelöst wurde. Der historische Raddampfer Delta Queen, der damals noch zum Unternehmen gehörte, ist heute in Besitz einer Investorengruppe, die seit vielen Jahren versucht, das 1927 gebaute Schiff zu renovieren und wieder in Dienst zu stellen.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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