Premiere in Valletta auf Malta: Erstmals hat ein Kreuzfahrtschiff die neue Landstromanlage genutzt. 3,1 Megawattstunden Landstrom nahm die Viking Saturn dort am 1. Dezember 2023 ab. Cruisetricks.de-Recherchen zufolge ist Valletta der erste Mittelmeer-Hafen, in dem funktionierende Landstrom-Anlagen für Kreuzfahrtschiffe zur Verfügung stehen.
Die Viking Saturn deckte dem Hafenbetreiber Global Ports Holding (GPH) zufolge ihren kompletten Energiebedarf während der Liegezeit mit Landstrom an der Pier an der Altstadt von Valletta. Am 2. Dezember kam die Viking Venus am Anleger „Boiler Wharf“ auf der gegenüberliegenden Seite des Grand Harbour hinzu, die parallel ebenfalls Landstrom bezog. An allen fünf großen Anlegern in Valletta ist die Abnahme von Landstrom nun möglich.
Während in Nordeuropa, in den USA und in Kanada die ersten Landstrom-Anlagen – zumindest vereinzelt – bereits seit vielen Jahren in Betrieb sind, gab es im Mittelmeer bislang keinen Kreuzfahrthafen, der lokal emissionsfreie Energie für die Schiffe anbot. Valletta ist nun mutmaßlich der erste Mittelmeer-Hafen, der Landstrom bereithält. Weitere werden voraussichtlich in den kommenden Jahren folgen, unter anderem Marseille und Valencia, mit entsprechenden Planungen jeweils für 2025. Auch in Barcelona, Livorno, La Spezia, Savona, Genoa und Civitavecchia gibt es mehr oder weniger weit fortgeschrittene Planungen für Landstrom.
Emissionsfrei ist die Energie der Landstrom-Anlagen in Malta allerdings nur lokal im Hafen. Denn zur Deckung des Energiebedarfs kommt auf Malta vor allem importiertes Erdgas und Öl zum Einsatz. Dennoch bedeuten die Landstrom-Anschlüsse in Valletta eine deutliche Entlastung von lokalem Emissionen vor allem in Hinblick auf Feinstaub und Stickoxide in den dicht besiedelten Städten rund um den Grand Harbour.
Nach langem Stillstand und weltweit nur sehr wenigen Landstromanschlüssen gewinnt das Thema an Dynamik. Immer mehr Kreuzfahrthäfen bieten Landstrom an oder planen den Aufbau entsprechender Infrastruktur und Anlagen für die kommenden Jahre.
Eine treibende Kraft ist die von 2030 an geltende Pflicht zur Abnahme von Landstrom in EU-Häfen im Rahmen der „FuelEU“-Initiative der Europäischen Union. Diese Vorschrift ist Teil eines umfassenden Regelungswerks der EU zur Reduzierung von Schiffsemissionen bei Schadstoffen und klimaschädlichen Gasen wie CO₂ und Methan in der Schifffahrt.
Zwar gilt die Landstrompflicht nur dort, wo der Hafen auch entsprechende Anlagen anbietet. Doch erhöht die Vorschrift einerseits den Druck auf die Häfen, Landstromanlagen zu bauen und gibt den Häfen andererseits auch eine gewisse Investitionssicherheit, wenn es Fracht- und Kreuzfahrtschiffen künftig nicht mehr freisteht, das Landstromangebot anzunehmen oder nicht.
