Bremerhaven wird als Kreuzfahrthafen immer beliebter. Zugleich hat die Stadt einiges zu bieten, wofür es sich lohnt, zwei oder drei Tage früher anzureisen und beispielsweise das grandiose Auswandererhaus zu erkunden, sich im Klimahaus mit einer der größten Herausforderung dieser Zeit auseinanderzusetzen oder mit der „Letzten Kneipe vor New York“ eine urige Hafenkaschemme zu erleben.
Immer mehr Kreuzfahrtschiffe legen in Bremerhaven an beziehungsweise beginnen hier ihre Kreuzfahrten. Die Stadt hat vieles zu bieten, was sich unter Kreuzfahrern aber noch wenig herumgesprochen hat. Und die Hafenausfahrt bei Sonnenuntergang über die Weser in die Nordsee ist ein Erlebnis, das einen sofort auf Seereise, Sonne, Wind und Meer einstimmt.
Ich war Ende September 2021 für einige Tage in Bremerhaven und habe Tipps und Bilder für einen Vor- oder Nach-Aufenthalt zu einer Kreuzfahrt in Bremerhaven zusammengestellt.
Viele der Sehenswürdigkeiten Bremerhavens gruppiert sich rund um den Neuen Hafen und den benachbarten Alten Hafen, insbesondere das Auswandererhaus, das Klimahaus, das Segelschulschiff „Deutschland“, der Zoo am Meer, das Deutsche Schifffahrtsmuseum und das Atlantic Hotel Sail City mit seiner Aussichtsplattform hoch über der Stadt.
Deutsches Auswandererhaus
Eines der grandiosesten Museen, die ich persönlich weltweit kenne, ist das Auswandererhaus in Bremerhaven. Wer verstehen will, warum ab 1830 und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein allein von hier aus rund 7,2 Millionen Menschen vor allem in die USA ausgewandert sind, erlebt das in diesem Museum so plastisch und hautnah wie nirgendwo sonst.
Das Auswandererhaus stellt Schlüsselszenen einer Auswanderung lebensgroß nach – vom Besteigen eines Oceanliners …
… über die Reise am Schiff inklusive passender Geräuschkulisse und Videos …
… bis zur Ankunft in den USA …
… und dem weiteren Weg zum Beispiel über die Central Station in New York.
Der Clou: Am Eingang schlüpft jeder Besucher in die Rolle eines Auswanderers –Dutzende Auswanderer-Geschichten hat das Museum dafür detailliert recherchiert und versucht, für jeden Besucher einen zu seiner eigenen Familiengeschichte oder den Lebensumständen passenden Auswanderer zu finden, um das Erlebnis möglichst intensiv und persönlich zu gestalten.
Daneben gibt es einen Ausstellungsbereiche, in dem zu einzelnen Original-Gegenstände von Auswanderer – zum Beispiel eines Teddybärs – die Geschichte und Hintergründe erzählt werden. Und wer eine ganz konkrete Auswanderergeschichte recherchieren will, kann das über Computer-Terminals im Museum tun, um beispielsweise mehr über die eigene Familiengeschichte erfahren. Über 3.000 Auswanderer-Familiengeschichten mit zugehörigen Dokumenten und Objekten zählen inzwischen zur Sammlung des Museums.
Ein 2012 hinzugefügten Teil des Auswandererhauses beschäftigt sich in aufrüttelnder Weise mit dem Thema Einwanderung und Migration. Überraschend politisch und engagiert stellt das Museum rechte Positionen in dieser Diskussion bloß und zeigt, was Migration und Flucht insbesondere auch für die Menschen bedeuten. An der Fassade des Einwandererhaus-Museumsteils sind Bremerhavener mit Einwanderungsgeschichte als Betonrelief-Portraits verewigt.
Deutsches Auswandererhaus, Columbusstr. 65, Bremerhaven, Eintritt: 18,50 Euro, Kinder 9,00 Euro, Familien: 26,50 Euro.
Klimahaus Bremerhaven 8° Ost
Die Idee, Situationen und Umstände hautnah und möglichst lebensecht zu erleben, greift auch das Klimahaus auf, das mit vollständigem Namen „Klimahaus Bremerhaven 8° Ost“ heißt. Denn Bremerhaven liegt auf dem achten Längengrad Ost und das Klimahaus nimmt den Besucher mit auf eine Reise über acht Stationen entlang dieses Längengrades einmal rund um die Welt.
In Szenarien an diesen Stationen taucht der Besucher in die spezifischen Gegebenheiten und Veränderungen der jeweiligen Region durch den Klimawandel ein und erlebt die Folgen recht plastisch, beispielsweise die Gletscherschmelze in den Schweizer Alpen (mit einem kleinen Tunnel durchs Eis eines Gletschers aus echtem Eis), …
… die Dürre der Sahel-Zone im Niger (inklusive der Hitze dort), …
… den Regenwald in Kamerun (inklusive Fischen und einem Krokodil), …
… Eis, Schnee und Kälte (arm anziehen) der Antarktis, …
… der Korallen-Unterwasserwelt auf Samoa (mit großem Aquarium und Korallenriff) …
… oder auch der Hallig Langeness in der Nordsee.
Bei der Konzeption des Klimahauses haben Forscher die jeweiligen Stationen persönlich besucht und mit den Menschen vor Ort gesprochen, die nun auch als Protagonisten in Videos im Museum zu Wort kommen und einen teils sehr persönlichen Eindruck von der jeweiligen Situation vermitteln.
Aktuell sind die Forscher dabei, diese Menschen erneut zu besuchen und die Veränderungen zu dokumentieren, die sich selbst in diesem kurzen Zeitraum bereits ergeben haben. In einer Sonderausstellung sind erste Ergebnisse bereits zu sehen.
Wer möchte, kann dem Klimahaus auch aufs Dach steigen und von dort den Ausblick über die Stadt genießen. Den besseren Blick hat man allerdings von der – deutlich höher gelegenen – Aussichtspattform des benachbarten Atlantic Hotels Sail City (siehe unten).
Klimahaus Bremerhaven 8° Ost, Am Längengrad 8, Bremerhaven, Eintritt: 18,00 Euro, Kinder/Studenten 13,50 Euro, Familien: ab 13,33 Euro pro Person.
Segelschulschiff Deutschland
Die neueste Attraktion im Neuen Hafen von Bremerhaven ist ein Hotel-, Event- und Museumsschiff: das Segelschulschiff Deutschland.
Am 14. Juni 1927 bei der Tecklenborg-Werft in Wesermünde (heute Bremerhaven) vom Stapel gelaufen, lag das Schiff lange in Bremen, bevor es nun seit Juni 2021 eines der neuen Wahrzeichen Bremerhafens im Neuen Hafen ist.
Von 1927 bis 1944 diente das Schulschiff Deutschland zur Ausbildung des Marine-Nachwuchses und wurde seither auch als Lazarettschiff, Wohnschiff und schwimmende Jugendherberge genutzt.
Eine Besichtigung auch der Innenräume des sehr gut gepflegten Schiffs lohnt sich (Erwachsene: 4 Euro, Kinder 1 Euro).
Die Aussichtsplattform des Atlantic Hotel Sail City
Den besten Blick über Bremerhaven, die Weser und den Fischerei- und die Überseehäfen bietet die Aussichtsplattform hoch oben auf dem Atlantic Hotel Sail City in 86 Meter Höhe.
Zu verfehlen ist das Hotel nicht – es ist das große, segelförmige Glasgebäude zwischen Altem und Neuen Hafen. Der Zugang zum Fahrstuhl für die Aussichtsplattform befindet sich am Deich Platz, der zwischen Hotelgebäude und „Mein Outlet“-Shoppingcenter liegt.
Der Eintritt kostet für Erwachsene 4 Euro, für Kinder 3 Euro und Familien mit zwei Erwachsenen und bis zu drei Kindern 11 Euro.
„Schaufenster Fischereihafen“
Als „Welthauptstadt der Fischstäbchen“ bezeichnet sich Bremerhaven selbst. Knapp zehn Millionen Fischstäbchen werden hier angeblich jedes Jahr produziert. Auf dem „Schaufenster Fischereihafen“ genannten Gelände im Fischereihafen hat die Stadt historische Gebäude zu einer „Fisch-Erlebnis“-Meile umgestaltet, mit Restaurants, Kulturveranstaltungen, Museumsschiff und einem Kochstudio, in dem Gästen die Zubereitung von Seefisch näher gebracht werden soll.
Von hier aus (ebenso wie auch vom Neuen Hafen aus) kann man auch Hafenrundfahrten rasant per Rib-Boat unternehmen oder mit dem traditionellen Helgoländer Börte-Boot Lottjen über die Weser hinüber in den Neuen Hafen fahren (Erwachsene: 7,50 Euro, Kinder: 5 Euro), inklusive zweier Schleusungen. Ansonsten verbindet auch eine Linie des Havenbusses den Fischereihafen mit dem Neuen Hafen.
Stadt- und Hafenrundfahrt inklusive „Verbotener Stadt“
Wer sich für die Containerriesen und Ladekräne, Werftbettrieb und Autoverladeterminals in Bremerhaven interessiert, fährt mit dem „Havenbus Bremerhaven“. Die 90minütige Rundtour führt in den Überseehäfen-Bereich des Hafens mit Container-Terminal, Auto-Terminal (dem größten Europas) und gewährt unter anderem auch einen Blick ins Trockendock der Lloyd-Werft und auf das Kreuzfahrt-Terminal.
Die Rundfahrt führt insbesondere auch durch die so genannte „verbotene Stadt“ – einen abgesperrten Bereich des Hafens, den man ansonsten nicht betreten darf und wo Fotografierverbot gilt. Offenbar werden hier immer wiedermal große Industriemaschinen oder auch militärische Güter verladen, sodass man davon keine Fotos an die Öffentlichkeit gelangen lassen will.
Gewöhnlich startet der Havenbus am Schaufenster Fischereihafen sowie am Deutschen Schifffahrtsmuseum – aktuell in Corona-Zeiten nur ab Schifffahrtsmuseum. Die Fahrt kostet 14 Euro für Erwachsene, 11,50 Euro für Kinder und es gibt diverse Familien-Karten.
Letzte Kneipe vor New York
Die „letzte Kneipe vor New York“ heißt eigentlich Treffpunkt Kaiserhafen und ist eine Gaststätte, die ihren Ursprung als Aufenthalts- und Pausenraum für die Hafenarbeiter hat.
Heute ist sie eine urige Hafenkneipe und bodenständiges Restaurant, üppig dekoriert mit Erinnerungsstücken, bei deren Anblick Schiffs-Fans ganz zappelig werden: Galionsfiguren, Steuerräder, Rettungsringe, ein Nebelhorn, Taucheranzug nebst kupfernem Taucherhelm.
Selbst die Gastraumeinrichtung stammt teils von Schiffen, etwa Tische von der ehemaligen Ärmelkanalfähre Stena Fiesta. Und auch von modernen Kreuzfahrtschiffen gibt es das eine oder andere Erinnerungsstück, das Besucher der Kneipe gestiftet haben.
Einziger Nachteil: Der Treffpunkt Kaiserhafen ist nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, man braucht also ein Auto – oder fährt Taxi. Adresse: Franziusstraße 92 (Alter Bananenpier), Bremerhaven.
The Liberty und die New York Bar
Wer die Nacht vor oder nach einer Kreuzfahrt stilvoll, elegant – und entsprechend auch ein wenig teurer – verbringen will, nächtigt im „The Liberty“. Das vermutlich edelste Hotel der Stadt liegt direkt neben dem Auswandererhaus am Neuen Hafen.
Die Balkone der Zimmer sind offen und umlaufend, sodass man von seinem Zimmer auch dann beispielsweise zum Sonnenuntergang nach vorne zum Wasser gelangt, wenn man kein Zimmer mit direktem Wasser-Blick hat. Das Restaurant des Hotels hat Sterne-Ambitionen.
Wer sich das Hotel nicht zur Übernachtung leisten möchte, kann dennoch die Aussicht über den Neuen Hafen genießen, nämlich von der Dachterrasse der „New York Bar“, die zum Liberty gehört und exzellente Cocktails serviert.
Was Bremerhaven sonst noch reizvoll macht …
Bremerhaven hat einen hübschen Zoo, den „kleinsten öffentlichen Zoo Deutschlands“, in dem es aber immerhin beispielsweise Eisbären und ein Nordsee-Aquarium gibt. Zoo am Meer, Erwachsene 9,50 Euro, Kinder 6 Euro.
Wer einen kleinen Eindruck vom nicht-touristischen Bremerhaven sucht, spaziert einfach mal ein wenig durch die Innenstadt.
Immer für eine Brise Seeluft gut ist ein Spaziergang entlang des Deichs …
… zum historischen Leuchtfeuer, dem „Pingelturm“.
Das Deutsches Schifffahrtsmuseum am Alten Hafen ist eigentlich ein spannendes und wichtiges Museum, derzeit aber (Stand: Anfang 2022) im Umbau. Teile des Museums sind daher geschlossen. Der größte Stolz des Museums ist eine Kogge aus dem 14. Jahrhundert, die auch während der Umbauphase besichtigt werden kann, ebenso wie die Museumsschiffe im Freien im Alten Hafen und auch Teile des Museums und Sonderausstellungen.
Die besten Fischbrötchen soll es am Neuen Haven auf dem umgebauten Fischerboot mit dem Schriftzug „Klibfisch“ auf dem Segel geben – so zumindest habe ich mir das sagen lassen und ein Selbstversuch bestätigt zumindest, dass sie wirklich lecker sind.
Und wer am Neuen Hafen unterwegs ist, hat nur ein paar Schritte über den Deich zum Will-Brandt-Platz mit dem „Minarett“-Leuchtturm …
… und dem Auswanderer-Monument.
Wer übrigens in Bremerhaven eine Seemannsfigur wie im folgenden Bild entdeckt: Das ist Hein Mück, ein Bremerhavener Stadtoriginal und eine Art Symbolfigur für die Stadt. Hein-Mück-Figuren findet man daher immer wieder, auch mal auf Balkonen von Häusern.
Columbus Cruise Center
Das 2003 gebaute Kreuzfahrt-Terminal des Columbus Cruise Center Bremerhaven ist nicht hübsch, aber modern ausgestattet, funktional und leistungsfähig. Und Elvis Presley soll 1958 hier das erste Mal einen Fuß auf deutschen Boden gesetzt haben.
Das Kreuzfahrt-Terminal „Columbus Cruise Center” – nicht zu verwechseln mit dem Einkaufszentrum „Columbus Center“ in der Innenstadt – liegt etwas außerhalb und ist vor allem per Taxi erreichbar, die Fahrt kostet aus der Innenstadt oder vom Hauptbahnhof knapp 20 Euro.
Wer sehr gut zu Fuß ist, kann im Prinzip auch auf dem Deich entlang zum Kreuzfahrt-Terminal laufen. Der Weg ist allerdings sehr weit, vor allem mit Koffer. Und zumindest im September 2021 war der direkte Zugang zum Terminal versperrt, sodass möglicherweise ein langer Umweg entlang der Straße notwendig ist.
Moin lieber Franz,
herzlichen Dank! Für deine Offenheit gegenüber Bremerhaven und dass du dich so schön hast inspirieren lassen. Dein bildgewaltiger Beitrag – und es sind so herrliche Bilder – gibt die Attraktivität Bremerhavens sehr ansprechend wieder. Ich wünsche dir viel Erfolg mit dem Beitrag und freue mich auf das Wiedersehen.
Herzliche Grüße von Dörte Behrmann
Pressereferentin Erlebnis Bremerhaven GmbH