Korsika ist eines der Ziele, bei denen man sich wohlfühlt, selbst wenn man einfach nur spazieren geht: der unverwechselbare Duft der Macchia, die warmen Farben, eine Mischung aus französischem und italienisch-korsischem Flair. Vielleicht liegt es auch daran, dass meine allererste Reise als Jugendlicher ohne meine Eltern nach Korsika ging. Hier fühle ich mich so wohl wie kaum irgendwo sonst.
Bei unserem Hafenstopp mit der Crystal Symphony in Calvi im Nordwesten Korsikas haben wir uns deshalb auch keinen großen Landausflug vorgenommen, sondern schlendern ein wenig durch Calvi und machen eine – wie wir dachten: einfache – Wanderung entlang der Küste bis zum historischen Leuchtturm La Ravelleta.
Der Leuchtturm ist benannt nach der Halbinsel Revellata und wurde schon 1844 in Betrieb genommen, damals beleuchtet durch ein Feuer aus Pflanzenöl. 1906 wurde er auf Petroleumdampf umgestellt. Inzwischen ist er natürlich elektrifiziert und sendet zudem ein über 100 Meilen weit empfangbares Funkfeuer aus.
Das heutige Gebäude ist 19,3 Meter hoch und liegt 97 Meter über dem Meeresspiegel. Der Leuchtturm ist nach wie vor in Betrieb, wird heute aber vollautomatisch betrieben und aus Bastia ferngesteuert. Seit 2003 steht er auf der Liste des nationalen Kulturerbes.
Es ist eine ebenso romantische wie anspruchsvolle Wanderung, wenn man vom Hafen in Calvi aus zu Fuß startet. Es ist ein hübscher Halbtagsausflug, dachten wir, etwa sieben Kilometer (einfache Strecke) entlang der felsigen Küste zum Leuchtturm La Ravellata. Aber wir hatten nicht die Rechnung gemacht mit an entscheidenden Stellen nicht gut gekennzeichneten Wegen. Mehr als eine Stunde Laufweg waren denn auf unserer Wanderungen den unfreiwilligen Umwegen geschuldet, weil wir vom Weg abgekommen waren.
Und der Untergrund ist größerenteils durchaus anspruchsvoll: teils matschig, aber auch mit viel Fels und Geröll, deutlich mehr bergauf und bergab als angenommen. Kurz: Wer das ohne mindestens feste Sportschuhe mit rutschfester, griffiger Sohle probieren würde, hätte keinen Spaß dran.
Und dennoch: Die Wanderung führt durch wildromantische Landschaft, jetzt im Herbst umweht einen der Duft des lila blühenden Rosmarins, die Vögel zwitschern im Gebüsch, die Wellen des Meeres plätschern gegen das felsige Ufer, zahllose Eidechsen huschen über den Weg und selbst jetzt um November blüht noch einiges in der Macchia. Von unterwegs öffnet sich immer wieder der Blick auf die Zitadelle und den Golf von Calvi.
Der Leuchtturm selbst ist übrigens nicht zugänglich, da immer noch in Betrieb, wie wir abends bei der Abfahrt mit der Crystal Symphony von Calvi aus sehen können.
Der Stadtbummel durch Calvi fällt kürzer aus als geplant …
Die Wanderung zum Leuchtturm war anstrengender als gedacht – und ehrlich: im Sommer, bei 30 Grad fast ohne Schatten auf der Strecke würde ich das nicht machen wollen. Aber einen kleinen Bummel durch Calvi, vor allem die Zitadelle, wollen wir trotz müder Füße nicht verpassen.
Denn wenn man mit dem Schiff in Calvi ankommt, sticht einem vor allem die auf einer Anhöhe errichtete, mittelalterliche Zitadelle auf. Die zu ignorieren, wäre seltsam. Innerhalb der Mauern findet sich auch der bis 1492 erbaute, ehemalige Gouverneurspalast der Genueser, heute vor allem Hauptquartier der französischen Fremdenlegion, der Place d’Armes und die Kathedrale St. Jean Baptiste.
Und das Kolumbus-Haus: Christoph Kolumbus soll angeblich um 1436 in Calvi geboren sein. Tatsächlich stehen nur noch ein paar Mauerreste davon, und eine Gedenktafel.
Die Wissenschaft ist inzwischen allerdings überwiegend der Überzeugung, dass Kolumbus in Genua geboren wurde. Immerhin war Korsika zu dieser Zeit ein Teil der Republik Genua und die Zitadelle entstand vom 13. bis 15. Jahrhundert mit Unterstützung der Genueser.
Zum Bild der Zitadelle, aber auf dem Niveau der Hafenpromenade steht der Callelu-Turm, ein Turm der Genueser von 1495, der später auch als Pulverturm und zur Lagerung von Salz genutzt wurde.
Unterhalb der Zitadelle, in der Unterstadt Calvis, findet man das Rathaus, den Marktplatz und einen großen Yachthafen. Doch jetzt im Herbst, Anfang November, ist die Saison hier vorbei, viele Geschäfte – und vor allem die Eisdiele, die ich ausprobieren wollte – haben schon geschlossen.
Also schleppen wir unsere müden Füße vorbei am Callelu-Turm zurück zum Pier und fahren mit dem Tenderboot zurück zur Crystal Symphony.