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Tim Starke, Geschäftsführer Thurgau Travel Deutschland

Interview: „Thurgau Travel ist immer noch ein Familienunternehmen“

Ein neuer Anbieter für Flusskreuzfahrten am deutschen Markt: Thurgau Travel vermarktet seine Schiffe künftig auch direkt in Deutschland. Cruisetricks.de hat Deutschland-Geschäftsführer Tim Starke in Basel zu einem Exklusiv-Interview getroffen, über dessen Pläne, einen Luxus-Neubau und – ein Novum – Kreuzfahrten auf dem Bodensee gesprochen.

Der Schweizer Reise- und Flusskreuzfahrten-Anbieter Thurgau Travel – nicht zu verwechseln übrigens mit Reisebüro Mittelthurgau – geht jetzt auch direkt als eigene Marke auf den deutschen Markt. Flusskreuzfahrten auf rund 20 Schiffen weltweit bietet Thurgau Travel an. Ein neues Luxus-Flusskreuzfahrtschiff soll 2023 neu hinzukommen, die Thurgau Gold.

Anlässlich des „Tag der offenen Schiffe“ Ende November 2022 in Basel sprach Carmen Winkler (cruisediary.de) mit Tim Starke, Geschäftsführer von Thurgau Travel Deutschland, für Cruisetricks.de über die Pläne, Ziele und Besonderheiten von Thurgau Travel in Deutschland – inklusive einem spannenden, neuen Projekt für Kreuzfahrten auf dem Bodensee.

Auf cruisediary.de hat Carmen außerdem ein Schiffsportait der Thurgau Prestige, der Edelweiss und der Antonio Bellucci veröffentlicht.

Auf dem deutschen Markt mangelt es nicht an Schiffen und Konkurrenz. Warum braucht das Land noch einen weiteren Flusskreuzfahrt-Anbieter?

Tim Starke: Auf der einen Seite: Richtig neu ist Thurgau nicht, weil wir auf dem deutschen Markt schon vorher unterwegs waren, nur eben über Partner und nicht als eigene Marke. Insofern ist es jetzt sozusagen der Auftritt, der neu ist, als Thurgau Travel.

„Im deutschen Markt existiert das de facto so gar nicht oder war bisher nicht so von Interesse.“

Der Schweizer Markt war für uns sehr dominant. Wir glauben, dass Thurgau Travel diesen einen Schwerpunkt mit kleinen Boutique-Schiffe hat, wie wir sie nennen, eben Schiffe bis 80 oder 100 Gästen, die auch auf den kleineren Flüssen unterwegs sein können. Im deutschen Markt existiert das de facto so gar nicht oder war bisher nicht so von Interesse.

Das ist so ein bisschen der Unterschied und wir glauben, dass wir uns da ein bisschen absetzen können. Zusätzlich flankierend zu dem Rhein- und Donau-Angebot, wo wir glauben, dass wir durch die Qualität – man sieht’s ja an den Schiffen, ob das die Thurgau Prestige oder bald auch die Thurgau Gold sein wird – dass wir da im Marktsegment der Luxusreisen schon auch ein bisschen was ergänzen.

In welchem Marktsegment will sich Thurgau Travel bewegen?

Tim Starke: Das kommt ein bisschen auf das Schiff und auf die Route an. Aber im Allgemeinen ist es gehobenen Mittelklasse bis Luxus. Den Luxusmarkt würde ich eher beispielsweise auf den Fernreisen sehen, wenn bei der Indien-Kreuzfahrt auf die Thurgau Ganga Vila schaut, das ist ein Fünf-Sterne-Produkt, was Service und auch Kabinengröße angeht. Ebenso bei den Thurgau-Exotic-Schiffen in Myanmar, was zurzeit gerade auf Pause steht. Da ist es eindeutig das Luxussegment.

„Der allgemeine Level an Kulinarik ist sehr, sehr hoch und dadurch wollen wir uns ein bisschen auszeichnet.“

Im europäischen beziehungsweise im deutschen Bereich denken wir, dass wir Luxus mit der Thurgau Gold haben. Aber den eigentlichen Fokus haben wir da bei vier Sterne, vier Sterne plus – also gehobenes Mittelklasse Segment. Das zeichnet uns aus. Es soll leger zugehen, wir wollen eine hohe Qualität bieten, die wir speziell auf dem Schweizer Markt, aber auch in Deutschland fortführen wollen. Da ist die Konzentration auf gute Kulinarik – Stichwort Genussreisen. Aber auch das allgemeine Level an Kulinarik ist sehr, sehr hoch und dadurch wollen wir uns ein bisschen auszeichnen.

Wen sehen Sie als Ihre direkten Mitbewerber?

Tim Starke: Das ist Viva Cruises, das ist Phoenix, ein bisschen vielleicht Plantours. Das kommt auch auf die Route an, aber das sind die Mitbewerber, von denen wir uns etwas absetzen müssen und wo jeder guckt, was der andere so macht.

Und wo liegen dann die konkreten Unterschiede von Thurgau Travel zu anderen deutschen Anbietern?

Tim Starke: Die Größe der Schiffe, das Routing und auch so ein bisschen diese Nahbarkeit. Andere Anbieter sind sehr viel größer sind, hantieren sozusagen mit ganz anderen Zahlen und haben auch einen anderen Auftritt. Das ist logisch.

„Zusammen mit dem Routing und den kleineren Schiffen setzt uns das ein bisschen ab.“

Thurgau Travel begreift sich als – und ist – immer noch ein Familienunternehmen. Das ist auch das, was hier im Schweizer Markt sehr geschätzt ist. Das geht auf einem kleinen Markt wie in der Schweiz, wo nach 20 Jahren ja jeder jeden kennt und es eine hohe Wiederholerrate gibt. Aber wir glauben, dass das natürlich auch ausstrahlt auf die Marke. Zusammen mit dem Routing und den kleineren Schiffen setzt uns da ein bisschen ab.

Welche Zielgruppe sprechen Sie in Deutschland an in Hinblick auf Bordsprache, Nationalitäten, Durchschnittsalter?

Tim Starke: In Deutschland adressieren wir logischerweise in erster Linie das deutsche Publikum. Aber es ist auch ein bisschen ein Vorgriff auf die Zukunft.

Dadurch, dass wir dann einen Geschäftsbereich haben, wird es auch einfacher mit den verschiedensten Regularien. Deutschland ist in der EU, die Schweiz nicht. Damit wird es einfacher für uns, wenn wir in der Zukunft einmal englischsprachiges Publikum anziehen wollen. Wir haben auch Kontakte in den französischen Markt. Wenn es da Interessen gibt, dann ist es einfacher, so etwas über den deutschen Markt abzuwickeln als über die Schweiz. Das ist aber eine vertriebstechnische Sache.

„Wir hätten gerne ein bisschen jüngeres Publikum. Daran arbeiten wir beispielsweise mit Themenreisen.“

Was die Zielgruppe angeht, können das Rad nicht neu erfinden. Auch wir hätten gerne ein bisschen jüngeres Publikum. Daran arbeiten wir beispielsweise mit Themenreisen. Wir sehen, dass die Themenreisen, die in der Schweiz schon existieren, Popularität und so ein bisschen jüngeres oder aktiveres Publikum bringen. Es gibt Reisen, die beispielsweise mit Wandertouren flankiert sind. Also es gibt also Landgänge, wo dann richtig auch Wandertouren und nicht eben nur ein Stadtrundgang angeboten wird. Da liegt natürlich der Fokus etwa auf den Weingegenden, die Natur, das Naturerlebnis und dann aber auch per Fahrrad oder E-Bike, was gerade auf dem Markt generell populär ist.

Da ist noch so ein bisschen unser Traum: Wir würden gerne eine Tour mit einem von den kleinen Schiffen, also durch die eher unbekannteren Gegenden Deutschlands, dann auch mit Fahrrad anbieten. Aber das ist logistisch so eine Sache. Die Schiffe sind zu klein, um für alle auch noch ein Fahrrad mitzunehmen.

Wollen Sie die Fahrrad-Touren trotzdem selbst machen, oder mit einem Partner vor Ort arbeiten?

Tim Starke: Ja, das ist die Frage. Hat jemand – ich sag‘ mal, in der Lüneburger Heide – einfach 80 Fahrräder herumstehen? Aber es gibt auch größere Anbieter und da sind wir gerade dran, für bestimmte Daten auf einer Route etwas anzubieten, Route, weil wir glauben, das zieht noch mal ein anderes Publikum an

Um die ursprüngliche Frage nach der Zielgruppe also abzuschließen: Es ist natürlich vorwiegend das Publikum, ich sage mal, grob 50 plus. Wir glauben aber, dass dieser große Trend zu regionalem Reisen in der jüngeren Zielgruppe –  Stichwort Slow Travel – und die Langsamkeit zu entdecken, dass man das sicherlich auch flankieren kann. Das ist natürlich noch einmal etwas anderes auf einem Schiff, dass beim Interior noch Deilmann-Charakter hat. Es ist natürlich schwieriger, einen 25-jährigen dafür zu begeistern als einen 55-jährigen.

Meine erste Flusskreuzfahrt war 2005 mit der Mozart bei Deilmann, unsere Tochter war damals fünf …

Tim Starke: So etwas ist dann, glaube ich, als Standard-Gast eher die Seltenheit.

Wie gestalten Sie das Entertainment an Bord? Am Fluss erlebt man da ja oft eher mittelmäßige Qualität.

Tim Starke: Wir haben ein sehr gutes Team. Es gibt auf den kleinen Schiffen Alleinunterhalter im besten Sinne. Wir wollen das aber dosieren. Es soll nicht so sein, dass es jeden Abend ein festes Programm gibt. Das ist eher so Hintergrundbegleitung, weil es einfach auf einem kleinen Raum dieser Konzertcharakter nicht so gegeben ist. Der Alleinunterhalter ist nicht der Fokus. Es soll nicht den Abend überfrachten. Es kommt auf die Qualität an.

„Der Alleinunterhalter ist nicht der Fokus. Es soll nicht den Abend überfrachten. Es kommt auf die Qualität an.“

Bei so großen wie den Rheinschiffen gibt es, weil auch der Platz da ist, spezielle Konzerte und dann schon mit zwei, drei Musikern, nicht nur einem Alleinunterhalter. Auf dem Schweizer Markt haben wir in der Panorama-Bar dann eben beispielsweise Comedy-Größen oder Kabarett oder auch so etwas wie ein Krimi-Dinner auf den kürzeren Fahrten. Das ist aber dann rein für den Schweizer Markt. Im deutschen Markt wollen wir erst einmal gucken, ob das überhaupt funktionieren würde.

Im nächsten Jahr kommt mit der Thurgau Gold ein Neubau. Was kann man davon erwarten?

Tim Starke: Es sind sogar zwei Sachen, die ich schonmal etwas anteasern kann. Das eine ist die Thurgau Gold, die sich auch im Highend-Luxusbereich bewegen wird, dann genauso wie die Thurgau Ultra mit maximal 138 Personen auf der gleichen Länge, sogar noch ein bisschen länger. Das heißt also, dass die Kabinen größer sind und ja Suiten dabei sind. Der ganze Restaurant-Kulinarik-Bar-Bereich wird auch ein bisschen umfangreicher sein. Und auch der Wellness-Bereich wird etwas ausgebaut. Da geht’s dann um Wellness mit Jacuzzi, Sauna et cetera. Auch das wird großzügiger sein. Das wird wirklich ein High-End-Produkt für den Rhein.

Tim Starke, Geschäftsführer Thurgau Travel Deutschland
Tim Starke, Geschäftsführer Thurgau Travel Deutschland

Die Thurgau Gold wird Ende April, Anfang Mai auf dem Schweizer Markt mit ein paar Touren Basel-Amsterdam anfangen und wird dann so ein bisschen die Variationen fahren: oben im Norden, alles zwischen der Maas, dem Rhein und den ganzen niederländischen Wasserwegen.

Sie hatten noch einen zweiten Aspekt angedeutet – ein Kreuzfahrtschiff für den Bodensee?

Tim Starke: Ja, da gibt es noch einen vielleicht interessanteren oder größeren Aspekt, ein bisschen in die Zukunft gedacht. 2024, so zurzeit noch die Planung, wollen wir gerne ein Personenschiff auf den Bodensee bringen. In der ähnlichen Größe, ein bisschen weniger Leute, um die 100 oder 120 Personen maximal, um dann auf dem See eine Drei-Länder-Tour anbieten könnten: Österreich, Schweiz, Deutschland.

Funktioniert so eine Reise als klassische Sieben-Nächte-Reise?

Tim Starke: Ja, das soll dann auch eine Sieben-Nächte-Reise werden. Das gibt es in diesem Rahmen noch nicht. Aber es gibt relativ hohe Auflagen, logischerweise auf dem Bodensee, was die Technik betrifft, Lautstärke, Größe et cetera.

„Es ist eine Kreuzfahrt auf einem der größten Seen in Mitteleuropa.“

Das lässt sich sehr, sehr gut vermarkten, nicht nur in Deutschland für die Deutschen. Es ist natürlich dann eine Kreuzfahrt auf einem der größten Seen in Mitteleuropa. Das wäre natürlich auch etwas, das international so ein bisschen Aufsehen erregen kann – zumal auf diesem Level. Das wäre dann derzeit auch als ein Fünf-Sterne-Schiff geplant, was in diesem Markt noch fehlt, so glauben wir.

Bislang gibt es am Bodensee ja nur Ausflugsschiffe …

Tim Starke: Bislang gibt es nur Ausflugsschiffe. Es gibt genügend Touren, die sozusagen um den See herum arbeiten. Solche Reisen bietet Thurgau auch an, mit St. Gallen, Bregenz, Konstanz, Lindau. Das mit dem Schiff zu machen, wäre dann das Non plus ultra.

Das ist übrigens eine Idee, ein langjähriger Traum von Hans Kaufmann, dem Gründer. Den Traum hat er schon, so glaube ich, ganz am Anfang gehabt. Und jetzt besteht die Chance, dass es 2024 so sein soll.

Anmerkung*: Cruisetricks.de reiste zum Tag der offenen Schiffe von Thurgau Travel nach Basel auf Einladung von Thurgau Travel.
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Cruisetricks.de reiste zum Tag der offenen Schiffe von Thurgau Travel nach Basel auf Einladung von Thurgau Travel.

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2 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

2 Gedanken zu „Interview: „Thurgau Travel ist immer noch ein Familienunternehmen““

  1. Mich würde eine Bodensee-Kreuzfahrt interessieren; war 17 Jahre in Folge Gast auf der
    Sportlerinsel Mettnau. Per Fahrrad habe ich den Bodensee auch umrundet. Wünsche Ihnen
    Erfolg beim neuen Projekt. Hanne-Lore Pantermähl

  2. Hallo Frau Pahtermaehl,
    da wir Herrn Starke lediglich interviewt haben, aber keine wie auch immer gearteten Geschäftsbeziehungen zur Reederei unterhalten, würde ich Sie bitten, sich direkt an Thurgau Travel zu wenden. Bislang sind die Bodensee-Kreuzfahrten aber ohnehin offenbar eher eine Idee/Planung und das Schiff dazu existiert ja noch nicht. Insofern wird es dazu vermutlich aktuell keine weiteren Informationen geben.
    Herzliche Grüße
    Franz Neumeier

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