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Europa 2

Interview: Wie geht es eigentlich der Europa 2, Herr Pojer?

Seit knapp zwei Jahren ist die Europa 2 in Dienst. Mit großen Zielen hat Hapag-Lloyd Kreuzfahrten das Ultra-Luxus-Schiff im Mai 2013 getauft. Wir haben den Vorsitzenen der Geschäftsführung der Reederei Karl J. Pojer gefragt, wie es der Europa 2 geht und wie sich der Kauf des Schiffs durch den Mutterkonzern TUI auswirkt.

Nichts weniger hatte sich Hapag-Lloyd Kreuzfahrten vorgenommen als ein neues Marktsegment zu erschließen. Trotz Namensähnlichkeit zum bisherigen Flaggschiff, der Europa, soll die Europa 2 legeren Luxus für ein jüngeres, berufstätiges Publikum und für Familien bieten und damit Leute zu Kreuzfahrt-Passagieren mache, die bisher nicht auf die Idee gekommen wären, in ihrem Urlaub auf Kreuzfahrt zu gehen.

Cruisetricks.de urteilte im Mai 2013: „Europa 2: Das schönste Kreuzfahrtschiff der Welt“ – daran hat sich nichts geändert (siehe auch: „Panorama-Bilder Europa 2“). Doch Schönheit allein genügt natürlich nicht, um ein neues Konzept am Markt durchzusetzen.

Karl J. Pojer (Bild: Hapag-Lloyd Kreuzfahrten)
Karl J. Pojer (Bild: Hapag-Lloyd Kreuzfahrten)

Wie gut das Konzept der Europa 2 in ihren ersten knapp zwei Jahren bereits aufgegangen ist und wohin das Luxus-Kreuzfahrtschiff in Zukunft steuert, hat uns Karl J. Pojer im Interview gesagt.

Wie geht’s der Europa 2? Haben Sie Ihre Wunsch-Auslastung erreicht und kommen auch die ursprünglich angestrebten 15 bis 20 Prozent Gäste aus dem englischsprachigen Raum auf die Europa 2?

Unserer Europa 2 geht es sehr gut. Das Schiff ist definitiv am Markt angekommen und hat seine eigene Kundengruppe gewonnen. Besonders erfreulich ist, dass wir einen Neukundenanteil von rund 50 Prozent erzielen können, wovon wiederum die Hälfte noch nie zuvor eine Kreuzfahrt unternommen hat. Ebenso sehr freut uns, dass die Weiterempfehlungsrate unserer Gäste bei mehr als 97 Prozent liegt. Die momentanen Buchungszahlen sind sehr zufriedenstellend:  Der aktuelle Buchungsstand der Europa-2-Reisen liegt bei 52 Prozent über dem Vorjahr.

„Der aktuelle Buchungsstand liegt bei
52 Prozent über dem Vorjahr.“

In der Vermarktung der Europa 2 auf den nicht-deutschsprachigen Märkten haben wir bisher erste sehr positive Feedbacks erhalten, jedoch stehen wir hier noch in der Anfangsphase. Das Ziel, kontinuierlich etwa 15 Prozent nicht-deutschsprachige Gäste an Bord zu haben, ist langfristig angelegt und die Erreichung bedarf einiger Zeit. Der Anteil dieser Gäste liegt derzeit bei rund fünf Prozent. Die Aussichten sehen aber sehr vielversprechend aus: Im kommenden Herbst haben wir bereits Reisen mit bis zu 120 englischsprachigen Gästen an Bord gebucht.

Eine der großen Herausforderungen war für Sie, die Unterschiede zwischen Europa und Europa 2 herauszuarbeiten, trotz der großen Namensähnlichkeit. Wie lange hat es gedauert, bis Ihre Kunden die wesentlichen Unterschiede verstanden haben und bereuen Sie die Wahl eines so ähnlichen Namens inzwischen vielleicht ein wenig?

Die Entscheidung der Namensgebung wurde vor meiner Zeit bei Hapag-Lloyd Kreuzfahrten getroffen sie beruht auf folgender Ideengrundlage:  Beiden „EUROPA“-Schiffen liegt in Bezug auf die Service- und Qualitätsstandards die gleiche Philosophie zugrunde, sie teilen sozusagen die gleiche DNA. Bei der Namenswahl war es ausschlaggebend, die starke Marke „EUROPA“ und das damit verbundene Qualitätsversprechen – die „EUROPA-Klasse“ –  in den Vordergrund zu stellen. Dass dieser Schritt nicht ganz einfach sein würde, dessen war man sich bewusst.

„Bei der Europa 2 handelt es sich um ein sehr beratungsintensives Produkt.“

Bei der Europa 2 handelt es sich um ein sehr beratungsintensives Produkt, unter anderem auch bedingt durch die Namensgebung und den langjährigen Erfolg der Europa als traditionelles Luxusschiff. Aus diesem Grund setzen wir einen starken Fokus auf die Schulung von Expedienten und bemühen uns, so vielen Reisebüromitarbeitern wie möglich unser neues Schiff näher zu bringen. Dies klappt natürlich am besten, wenn sie das Schiff selbst erleben können. Im vergangenen Jahr konnten wir mehr als 1000 Expedienten an Bord unserer Schiffe begrüßen. Und mittlerweile hat sich die Europa 2 als legeres Luxusschiff fest am Markt etabliert und wird auch so wahrgenommen.

Wie schlägt sich die Europa 2 im Vergleich zur internationalen Konkurrenz im Luxusbereich, die ja ihre Reisen teils deutlich günstiger anbieten als Sie?
Weinverkostung auf der Europa: Karl J. Pojer und Heinz Hormann (Bild: Hapag-Lloyd Kreuzfahrten)
Weinverkostung auf der Europa: Karl J. Pojer und Heinz Hormann (Bild: Hapag-Lloyd Kreuzfahrten)

Im internationalen Vergleich schlägt sich die Europa 2 sehr gut und setzt auch hier Maßstäbe im Luxussegment. Das Schiff verfügt über diverse Alleinstellungsmerkmale: Kein anderes Schiff hat ein größeres Raum-Platz-Angebot oder auch ein höheres Passagier-Crew-Verhältnis als die Europa 2. Weiterhin sind die enorme Routenvielfalt, die Kombinationsmöglichkeiten von 7-tägigen Reisen sowie die Schiffsgröße und der geringe Tiefgang, durch den es möglich ist, auch kleinere Häfen anzulaufen, unschlagbare USPs, die die Europa 2 auch im Vergleich mit der internationalen Konkurrenz zu etwas Besonderem machen.

Europa 2
Europa 2

Die ausländischen Märkte sind sehr anspruchsvoll, dennoch ist uns unser Start dort gut gelungen. Auf die Bedürfnisse unserer internationalen Gäste, die in mancherlei Hinsicht anders sind, als wir sie vom deutschen Markt gewohnt sind, gehen wir ein und passen unser internationales Angebot an. So findet beispielsweise jegliche Kommunikation an Bord auf Deutsch und Englisch statt und wir bieten spezielle Englisch-sprachige Landausflüge an.

Am amerikanischen Markt haben Sie die Europa 2 zeitweise mit mehr Inklusive-Leistungen angeboten. Denken Sie vielleicht bald auch in Deutschland in Richtung „all inklusive“, so wie das im Luxus-Segment bei internationalen Reedereien weit verbreitet ist?

Im Zuge unserer internationalen Strategie und der Erschließung der ausländischen Märkte haben wir im vergangenen Jahr ein Getränkeguthaben als „Einführungs-Angebot“ für unsere nicht-deutschsprachigen Gäste eingeführt.

„Unsere Getränkepreise an Bord sind bewusst sehr moderat.“

Ein reguläres „All-Inclusive-Getränkeangebot“ für alle Gäste ist aber nicht unser Konzept für die Europa 2. Unsere Getränkepreise an Bord sind bewusst sehr moderat und das Angebot beinhaltet ein umfassendes Qualitätsspektrum: Gäste erhalten eine gute Flasche Wein bereits ab 25 Euro.

Ihr Mutterkonzern TUI hat die Europa 2 von dem ursprünglichen, privaten Investor gekauft. Welche Vorteile bringt das für Hapag-Lloyd Kreuzfahrten? Und woher kam eigentlich der Gesinnungswandel bei TUI – hätte man das Schiff nicht von Anfang selbst kaufen können?

Die Entscheidung zur Finanzierung der Europa 2 war vor meiner Zeit gefällt worden. Damals hat man das Schiff durch einen externen Investor finanzieren lassen. Von diesem Eigner wurde die Europa 2 im Rahmen einer Langfrist-Charter an Hapag-Lloyd Kreuzfahrten übergeben. Ich habe nach meinem Antritt als Vorsitzender der Geschäftsführung schnell erkannt, dass diese Strukturen für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens ein Problem darstellen.

„Und am Ende stand ein Geschäft nach guter hanseatischer Kaufmannsart.“

Für den Eigner hingegen war die Situation komfortabel. Die Ausgangslage war also herausfordernd. Es waren viele Gespräche, die über einen längeren Zeitraum liefen. Sie waren geprägt von Vertrauen und gegenseitigem Respekt. Und am Ende stand ein Geschäft nach guter hanseatischer Kaufmannsart, mit dem beide Seiten zufrieden sind.

Der Kauf der Europa 2 ist ein folgerichtiger Schritt in unserer eingeleiteten Strategie und der aktuell positiven Entwicklung und ein weiterer wichtiger Meilenstein für eine erhöhte und nachhaltige Wirtschaftlichkeit unseres Unternehmens. Wir erwarten bereits im kommenden Geschäftsjahr eine deutliche Verbesserung unseres Unternehmensergebnisses.

Wie sehen die Pläne mit der Europa 2 für die Zukunft aus? Wo liegen die Schwerpunkte 2015 und 2016?

Die kommende Saison wird erlebnisreich sehr spannend auf der Europa 2. Im April 2015 geht das Schiff  für seinen turnusmäßigen Aufenthalt in die Blohm + Voss Werft und es werden unter anderem die Familiensuiten geräumiger gestaltet sowie die Sansibar in ihrem Design optimiert Außerdem erhält das Sushi-Restaurant Sakura ein neues Design, sodass es sich optisch noch mehr vom Yacht Club abgrenzt.

„Im April 2015 werden unter anderem die Familiensuiten geräumiger gestaltet.“

Weiterhin führen wir dieses Jahr neue Formatreisen ein: Unter anderem kooperieren wir mit namhaften Designern im Rahmen des Reiseformats „fashion2sea“. Auch gibt es neue Destinationen im Routenangebot des Schiffes: Im Winter 2015 geht es für die Europa 2 auch erstmals nach Afrika. Das Ergebnis wird sein, dass die Europa 2 durch all diese Maßnahmen ein noch exklusiveres und schöneres Schiff sein wird als nach ihrer Indienststellung und durch seine Routenführung enorm spannend bleibt.

Karl J. Pojer ist seit Mai 2013 Vorsitzender der Geschäftsführung von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. Zuvor hatte er bereits seit 1996 im TUI-Konzern gearbeitet: von 1996 bis 2003 als Sprecher der Geschäftsführung die Robinson Club GmbH und von 2003 bis 2013 in Spitzenpositionen im Bereich TUI Hotels & Resorts. (Bild: Hapag-Lloyd Kreuzfahrten)

Wir danken Karl J. Pojer für das Interview.

4 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

4 Gedanken zu „Interview: Wie geht es eigentlich der Europa 2, Herr Pojer?“

  1. Ich war auch schon auf der europa 2. Es war wunderbar! Dass aber alles so rosig und positiv für die Zukunft aussieht, ist nicht ganz zu glauben. Da hört man ganz andere dinge.

    Und dass die buchungen nach oben gehen, hat damit zu tun, dass man die reisepreise drastisch gesenkt hat. Mittelmeer Sommer garantiekabine kostete 2013 durchgehend 6.000,– pro Person. Mittlerweile sind wir zwischen 3.500,– und 3.900,– angekommen. Also bei realistischen preisen.

    Das schönste Schiff der Welt … Da bin ich total bei franz.

    Liebe grüsse aus austria.

  2. Ich gehe mal davon aus, dass die niedrigeren Preise auch dadurch möglich werden, dass TUI eben das Schiff jetzt selbst gehört und dadurch die hohen Belastungen der Charter-Rate entfallen – die Finanzierungskosten lassen sich sicherlich auf einen längeren Zeitraum verteilen und das nimmt natürlich viel Druck aus den Geschäftszahlen heraus.

  3. Nach mittlerweile schon einigen Reise auf der Europa 2 kann ich durchaus bestätigen, dass die Auslastung deutlich nach oben gegangen ist. Der hohe Servicestandard ist dabei erhalten geblieben. Die Europa 2 ist im Markt angekommen und aus meiner Sicht tatsächlich das beste Schiff auf den Meeren. Vielleicht zusammen mit den Aman-Resorts bietet es den wohl besten im Reisebüro buchbaren Urlaub.

    Ein Grund für die steigende Auslastung ist sicherlich auch das Fehlen der MS Deutschland. Vor allem auf der Karibikreise im Januar waren zahlreiche Gäste von Ihren Reisebüros auf die Europa 2 „evakuiert“ worden – ein Umstand, der nicht nur für gute Stimmung an Bord gesorgt hat. Beide Schiffe können eigentlich stilistisch kaum weiter voneinander entfernt sein. Viele Gäste kamen mit dem komplett anderen Bordleben nicht klar und ließen dies auch viele wissen – Stichwort: beratungsintensives Produkt. Ich hoffe, dass diese Reisenden vielleicht auf der klassischen Europa eine neue, passendere Urlaubsheimat finden, sodass auf der Europa 2 weiterhin das erfreulich entspannte, deutlich jüngere und kosmopolitischere Publikum in der Mehrheit ist – denn dieses prägt, gemeinsam mit einer ähnlich „tickenden“ Crew die Stimmung an Bord und sorgt dafür, dass 1 Woche auf diesem Schiff 3 Wochen „Landurlaub“ ersetzt.

    Wie stark der Erfolg des Schiffes zugenommen hat, muss ich leider selbst erfahren. Kreuzfahrten buche ich i.d.R. allein – und bis weit nach 2016 hinein sind so gut wie keine Einzelbelegungen mehr buchbar. Insofern scheint man alles richtig gemacht zu haben!

  4. Wir waren im Dezember 2014 das erste mal auf der Europa 2 und total begeistert. Wir haben direkt für 2015 und 2016 schon wieder gebucht. Auch wir wünschen uns, dass alles so bleibt. Diese herrliche unaufgeregte, gepflegte und legere Atmosphäre.
    Wir haben uns eben deswegen für die Europa 2 und nicht für die Europa entschieden.

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