Bar Harbor im US-Bundesstaat Maine beschränkt die Zahl der Kreuzfahrt-Passagiere, die pro Tag dort an Land gehen dürfen, auf 1.000. Der kleine Ort ist vor allem wegen des nahe gelegenen Acadia National Park ein beliebter Kreuzfahrtschiff-Hafen.
Eigentlich hatte der Gemeinderat von Bar Harbor im Sommer 2022 bereits eine mit den Reedereien ausgehandelte Beschränkung der Kreuzfahrtschiffe und -Passagiere beschlossen: maximal 3.800 Passagiere pro Tag, in der touristischen Hochsaison im Juli und August maximal 3.500. Außerdem sollten insgesamt monatlich nicht mehr als 30.000 Passagiere jeweils im Mai und Juni, 40.000 im Juli und August sowie 65.000 während des Indian Summers im September und Oktober kommen dürfen.
Doch den Bürgern ging diese Beschränkung längst nicht weit genug. Schon lange gibt es in Bar Harbor eine starke und gut organisierte Opposition gegen Kreuzfahrten. Viele würden die Kreuzfahrt dort sogar komplett verbieten wollen, um den Overtourism in der Stadt zu reduzieren. Gegen die Beschränkungen sind dagegen viele Geschäfte und Unternehmen, die vom Tourismus leben. Allerdings ist Bar Harbor nicht gänzlich auf die Kreuzfahrtschiffe angewiesen, sondern hat auch viel Tourismus abseits der Kreuzfahrt.
Über eine von den Wählern nun mit großer Mehrheit angenommene Petition fallen die Einschränkungen noch deutlich stärker aus als zunächst von der Stadt geplant. Nicht mehr als 1.000 Passagiere dürfen dem Votum zufolge künftig in Bar Harbor pro Tag an Land gehen.
Viele größere Kreuzfahrtschiffe, die bislang Bar Harbor anliefen, werden den Ort nun wohl nicht mehr anlaufen, wenn die 1.000-Passagiere-Beschränkung bestehen bleibt. Möglicherweise könnte die Entscheidung allerdings noch ein juristisches Nachspiel haben. Verantwortliche in Bar Harbor fürchten entsprechende Klagen von Reedereien, mit denen die Stadt die im Sommer beschlossenen Beschränkungen als Kompromiss ausgehandelt hatte.
Rund 5.000 Einwohner hat Bar Harbor. 58 Prozent der Wähler stimmten für die drastische Beschränkung der Kreuzfahrt, 42 Prozent dagegen. Im Jahr vor der Pandemie, 2019, hatten 157 Kreuzfahrtschiffe mit insgesamt über 250.000 Passagieren für einen Hafenstopp vor Bar Harbor geankert. Dazu zählten in der Zeit vor der Pandemie auch viele große Schiffe von Royal Caribbean, NCL, Princess Cruises, Holland America Line sowie AIDA und TUI Cruises.
Attraktiv ist Bar Harbor nicht nur wegen seiner malerischen Kleinstadt-Idylle, sondern vor allem auch wegen des nahe gelegene Acadia National Parks. Er steht auf Platz sechs der meistbesuchten Nationalparks der USA mit 2021 rund 4,1 Millionen Besuchern.
Im 180 Kilometer entfernt gelegenen Ort Portland, Maine, entschieden die Wähler nahezu zeitgleich mit deutlicher Mehrheit gegen eine Beschränkung der Kreuzfahrt dort. Zur Abstimmung stand dort ebenfalls eine Beschränkung auf nur 1.000 Passagiere pro Tag. 72 Prozent der Wähler lehnten das ab. Die Sorge um den Verlust von Arbeitsplätzen überwog in der 68.000-Einwohner-Stadt offenbar in der öffentlichen Meinung. 2019 hatte in Portland mehr als eine halbe Million Kreuzfahrtpassagiere verzeichnet.
