Santorini setzt offenbar die 2024 angekündigten Beschränkungen für die Kreuzfahrt auf maximal 8.000 Passagiere pro Tag durch. Betroffen sind vor allem die AIDAblu und die Costa Fascinosa, deren geplante Anläufe für 2025 komplett gestrichen wurden – im Falle von AIDA sehr kurzfristig erst Anfang Februar 2025. Warum gerade diese beiden Schiffe betroffen sind und warum die Absage für AIDA so kurzfristig kam, ist vorerst unklar.
Wie AIDA auf Anfrage mitteilte, habe Santorini der Reederei sehr kurzfristig mitgeteilt, dass die geplanten acht Anläufe der AIDAblu im Jahr 2025 gestrichen seien. Der erste Anlauf der AIDAblu hätte bereits am 6. Mai stattfinden sollen. AIDA weicht nun gezwungenermaßen auf Kos oder Rhodos aus. Für die ebenfalls geplanten Santorini-Anläufe im Jahr 2027 ist bislang noch nichts entschieden.
Eine Cruisetricks.de-Auswertung der Anlauflisten zeigt, dass neben der AIDAblu auch 15 der 16 Anläufe der Costa Fascinosa betroffen sind. Auch sie hat ihre Routenpläne für 2025 geändert und läuft Santorini in diesem Jahr nicht an. Als Ausweichhäfen hat Costa Mykonos gewählt und die Fahrtrouten auch schon im Oktober 2024 angepasst. Ob das vorsorglich freiwillig geschehen ist oder wie im Falle von AIDA ebenfalls durch Santorini erzwungen wurde, ist nicht bekannt.
Laut einer Auskunft, die das Reisemagazin Afar von den Behörden in Santorini erhalten hatte, sollten Reedereien eigentlich 18 Monate vor dem geplanten Anlauf darüber informiert werden, wenn ein Anlauf nicht stattfinden darf.
Weiterhin Tage, an denen mehr als 8.000 Passagiere nach Santorini kommen
Ohne die Umroutungen der AIDAblu und Costa Fascinosa hätte es in Santorini 2025 wieder 17 Tage gegeben, an denen mehr als 10.000 Kreuzfahrtpassagiere gekommen wären, an einem Tag im August sogar rund 14.000.
An zwölf der Tage, an denen AIDAblu und Costa Fascinosa ausgeschlossen wurden, wird die Grenze von 8.000 Passagieren dennoch überschritten. Offenbar zählt Santorini kleinere Schiffe unter 800 Passagieren nicht so streng mit wie größere.
An einigen Tagen fällt auf, dass man die Anläufe beispielsweise eines der Viking-Kreuzfahrtschiffe mit knapp unter 800 Passagieren ebenfalls hätte absagen müssen, um unter 8.000 Passagieren zu bleiben.
Auffällig an den aktuellen Anlauflisten ist auch, das an nahezu allen Tagen, an denen die Costa Fascinosa und die organisatorisch im Carnival-Konzern ebenfalls zu Costa gehörende AIDA, die MSC Divina Santorini weiterhin anlaufen darf. Warum AIDAblu und Costa Fascinosa komplett ausgeschlossen wurden, während die MSC Divina alle ihre Anläufe behalten darf, ist unbekannt.
Bei AIDA steht Santorini auf keinem Routenplan anderer Schiffe, Costa hat immerhin noch zahlreiche Santorini-Anläufe mit der Costa Fortuna, wo der Tag der Anläufe auf mittwochs statt wie ursprünglich geplant donnerstags verlegt wurde. MSC Cruises hat dagegen laut Anlauflisten insgesamt 74 Santorini-Anläufe mit gleich drei Schiffen: MSC Divina, MSC Lirica und MSC Sinfonia sowie einem einzelnen Anlauf der MSC Fantasia, die von den Streichungen offenbar unberührt geblieben sind.
Overtouismus-Eskalation auf Santorini im Juli 2024
Der touristische Massenandrang auf der griechischen Insel hatte im Juli 2024 zu einer Eskalation geführt, als der Gemeindepräsident der Stadt Thiera auf Santorini via Facebook eine Art Ausgangssperre für Einheimische für einen Tag propagiert hatte, an dem allein rund 17.000 Kreuzfahrt-Touristen erwartet worden waren.
Sowohl der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis, als auch – konkreter – der Bürgermeister von Santorini, Nikos Zoros, hatten für 2025 deutliche Einschränkungen für die Kreuzfahrt angekündigt. Für 2024 sei das wegen der Kurzfristigkeit für die Reedereien nicht mehr umsetzbar gewesen, hieß es damals.
Für 2025 hatte Zoros aber die Wiedereinführung der bereits früher einmal geltenden Obergrenze von 8.000 Kreuzfahrt-Passagieren pro Tag angekündigt. Und auch die Kopfsteuer für Kreuzfahrt-Passagiere, die nach Santorini kommen, wurde vom griechischen Parlament im Dezember 2024 auf vergleichsweise hohe 20 Euro pro Passagier angehoben. Das gilt für Anläufe von Juni bis September. Im April, Mai und Oktober beträgt die Gebühr zwölf Euro, von November bis März nur 4 Euro.
Nimmt man die aktuellen Anlauflisten Santorinis als Grundlage, würde diese Gebühr allein rund 20 Millionen Euro in die öffentlichen Kassen spülen, bei etwa 1,2 Millionen Kreuzfahrt-Passagieren im Jahr 2025.
Hallo Franz,
mal abgesehen, dass dies wirklich für diese Branche sehr kurzfristig kommt, aber bei der derzeitigen Lage mit sehr vielen Erdbeben pro Tag, und es sollen sogar noch mehr und stärker werden, kann man doch diese Insel mit ruhigem Gewissen momentan nicht betreten.
Daher sollte AIDA doch froh sein, dort nicht anzulaufen. Ich kann mir auch vorstellen, das viele andere nachziehen und freiwillig dort nicht hinfahren.
Allgemein betrachtet ist diese Gegend schön, aber total überlaufen und mit sehr vielen Vorurteilen behaftet. Wir wurden meistens enttäuscht, da sehr viele Influencer sich dort mit dem Hintergrund der malerischen Fassaden gerne präsentieren.
Die letzten beiden Male sind wir gar nicht mehr von Bord gegangen und haben das Schiff genossen.
Ob die Pro-Kopf-Steuer dort ankommt, das sei dahingestellt…
Die Begrenzung macht durchaus Sinn, greift aber nicht weit genug.
Die Behörden in Santorini sollen sich endlich einmal ordentlich organisieren und die Tender nicht nur zum alten Hafen von Thira und vereinzelt Oia schicken, sondern auch gleich zum Athinios-Port und die Leute dort direkt in Busse verladen.
Die Kapazität der Seilbahn ist schon lange nicht mehr ausreichend, und stundenlang in brütender Hitze in der Warteschlange stehen, in der Hoffnung, noch rechtzeitig zum Schiff zu kommen, auch nicht zumutbar.
Vom Muli-Trekk ganz zu schweigen – das ist nicht nur massive Tierquälerei, sondern in jeder Hinsicht gefährlich.
Auch wir waren im Jahr 2023 auf Santorini (5 Kreuzfahrtschiffe) und würden dort nie wieder die Insel betreten. Die Begrenzung finde ich gut, da das kleine Örtchen völlig überlaufen ist. Um rechtzeitig aufs Schiff zu kommen, stehen die Menschen über 2 Stunden in der prallen Sonne, um den kleinen Fahrstuhl nutzen zu können. Mit den Eseln will keiner mehr runter reiten und laufen ist auch nicht das Wahre bei den ganzen „Eselabfällen“. Die Passagiere von Aida verpassen nichts.
@Heide
Da hätte ich einen Geheimtipp für Sie:
Milos ist die zweite große Vulkaninsel Griechenlands, bietet ebenfalls eine spektakuläre Landschaft und eine zauberhafte Architektur.
Die großen Reedereien fahren die Insel zur Zeit gar nicht an.
Regelmäßig meines Wissens fährt nur Celestyal Cruises, von Piräus und auch Thessaloniki, das ich als Starthafen auch extrem empfehlen kann.
Thessaloniki ist noch ein Geheimtipp für Städteurlaub und hat eine Menge zu bieten.
@Gerhard: naja, die Anläufe der AIDAblu wären im Mai gestartet, bis dahin kann sich die Erdbebensituation längst wieder beruhigt haben (und hat es hoffentlich auch). Die Kopf-Steuer soll dem Ausbau der touristischen Infrastruktur dienen, heißt es.
@Iwasoisbessa: Ja, Milos ist großartig, Thessaloniki wirklich spannen. Das Problem ist, dass leider immer noch viel zu viele Menschen vor allem Checklisten abarbeiten, wenn sie in Urlaub fahren. Von irgendwem lassen sie sich einreden, dass man „einmal im Leben in XY“ gewesen sein muss. Dann fällt die Routenentscheidung danach, ob diese Orte auf der Route liegen. Schau‘ mal die Ostsee an, wie vergleichsweise wenige Kreuzfahrtschiffe dort noch unterwegs sind, seit St. Petersburg als Hafen ausfällt. Dabei gibt es wunderschöne Städte und Landschaften in der Ostsee, die absolut sehenswert sind. Aber wenn St. Petersburg nicht auf der Liste stehe, wollen viele dort eben nicht fahren. Das ist ein sehr langsamer Umdenkprozess, der gerade erst begonnen hat.