Gastgeber des Podcasts:
- Jerome Brunelle
- Franz Neumeier
„Die Sicherheit unserer Passagiere hat höchste Priorität“ – das liest man immer wieder in Reederei-Statements, wenn es um Unfälle mit Kreuzfahrtschiffen geht, aber auch in der Begründung von beispielsweise in der Nähe von Hurrikans oder Kriegsgebieten geht. Wie sicher Kreuzfahrtschiffe sind, besprechen wir in dieser Podcast-Episode ausführlich.
Vor allem geht es in dieser Podcast-Episode um alle Aspekte, die mit Unfällen zusammenhängen: Wie schnell können Passagiere in einem Notfall evakuiert werden? Ist die Evakuierung bei ganz großen Kreuzfahrtschiffen überhaupt noch praktikabel? Wir sprechen aber auch darüber, dass Evakuierungen sehr selten vorkommen und ohnehin auch bei Unfällen nur das allerletzte Mitteln sind.
Zur Sprache kommen auch Veränderungen in den Sicherheitskonzepten, die in der Kreuzfahrt-Branche stattgefunden haben als Reaktion auf das Unglück der Costa Concordia.
Wir sprechen aber auch noch über einen anderen Aspekt der Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen, der viel relevanter, weil alltäglich ist: Wie steht es mit Kriminalität an Bord von Kreuzfahrtschiffen? Wie sind Reedereien darauf vorbereitet und wie gehen sie damit um? Und welches Recht gilt auf Schiffen eigentlich?
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In der Aftershow thematisieren wir die gehässigen Kommentare auf Facebook in Bezug auf große Kreuzfahrtschiffe wie die Icon of the Seas und sprechen über die Diskussionskultur speziell auf Facebook, aber auch in anderen sogenannten „Sozialen Medien“. Wir nennen besonders schlimme Beispiele von Hasskommentaren, diskutieren den Unterschied zwischen Beleidigung und persönlicher Meinung und fragen uns, warum augenscheinlich so viele Menschen online keinen Respekt mehr vor Mitmenschen haben und andere Meinungen als die eigene nicht mehr gelten lassen.
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Ich verstehe nicht das es keine klaren Regeln für die verpflichtende Seenotrettungsübung gibt.
Jede Reederei die wir kennen machte das anders.
@Hans: Diese Regeln gibt es. Wenn Du genau hinhörst, wirst Du feststellen, dass bestimmte Teile bei allen Reedereien nahezu identisch sind. Aber die Reedereien nutzen die Gelegenheit, zusätzliche Dinge anzusprechen, wenn sie schonmal die Aufmerksamkeit der Passagiere haben. Und diese Teile unterscheiden sich dann von Reederei zu Reederei.
Bei Costa müssten wir gute 15 Minuten in in Reih und Glied stehen wie bei der Bundeswehr inklusive der Rettungsweste was sehr nervig war während wir zb bei Holland America nur zur Station gehen mussten und uns nur die Verwendung der Rettungsweste ansehen musste.
Ein extremer Unterschied
Moin zusammen,
Offenkundig gibt es einen Spielraum den Reedereien nützen können. Durch die Fortentwicklung IT-gestützter Medien sind auch diese offensichtlich auch in sicherheitsrelevante Bereiche eingeflossen und werden das auch weiterhin tun. Wenn ich mich an meine letzte Buchung bei NCL erinnere, so musste dort online ein Sicherheitsvideo angeschaut werden, und erst danach konnte man zum Abschluss des Check-In bzw. Ausstellung des Tickets gelangen.
Ich finde das legitim, und jede Reederei kann, wenn sie möchte, zusätzlich zu den rechtlichen Erfordernissen eben selbst festlegen, welche Inhalte sie weiter vertieft oder was sie zusätzlich integrieren möchte. Es muss doch nicht immer alles einheitlich sein, und wenn wir schauen, wie oft der durchschnittliche Kreuzfahrer seine Schiffsreisen bucht, und wie sehr viele Kreuzfahrer an ihrer einen Lieblingsreederei hängen (ja, die Vielfahrerprogramme wirken), dann würde ich sagen, dass der „Verwirrungseffekt“ ob einiger unterschiedlicher Herangehensweisen überschaubar sei. Dazu beobachte ich über die Jahre bei jeder Reederei in diesem Punkt so viele Anpassungen, dass es eigentlich egal ist, wie welche Reederei was präsentiert, so lange das Verfahren den Vorschriften genug, und davon dürfen wir ja sicher ausgehen. Ich denke, es obliegt jedem sicherheitsbewussten Passagier ohnehin sich näher mit dem direkten und alternativen Fluchtweg aus seiner Kabine zur Muster Station zu beschäftigen. Die Sicherheitsübung kann man nur als Basis verstehen.
Die Wiederholung des Gelernten passiert auch bei uns in der Luftfahrt regelmäßig. Auch hier gibt es bei uns inzwischen IT-gestützte Lernverfahren durch unsere dienstlichen iPads. Jedes Jahr muss die „Lizenz“ für das jeweils geflogene Flugzeugmuster (Airbus 320, 330, 340, 350, 380, Boeing 747, 787, demnächst 777) erneuert werden in Praxistraining und Wissenstest, bei den meisten sind es drei Muster. Beim Kabinenpersonal. Piloten müssen alle 6 Monate in den Simulator, bei LH ist der Intervall 3-monatig! Dazu ebenfalls jährlich eine ausführliche Erste-Hilfe-Schulung sowie CRM, Crew Ressource Management. Dieses bezieht sich auf Kommunikations- und Entscheidungsfindungsverfahren, wie Jérôme es ansprach. Flapsig gesprochen: weg vom Gott-Captain, hin zur offeneren Kommunikation auf Augenhöhe. Darüber hinaus ist es meine vorgeschriebene Aufgabe, Aspekte der Sicherheit und Fragen dazu im Crewbriefing einzusetzen. Kurz nach dem Costa-Unfall war damals zu lesen, dass Schettino bereits für sein erstes CRM-Training terminiert gewesen sei, was einige Wochen nach dem verhängnisvollen Tag hätte Statt finden sollen. Dumm gelaufen.
Dieses aus dem Bauch kommende „Sooo viele Menschen, wenn da mal was passiert…“ ist so alt wie jedes handgeschnitzte Kanu, in welches man vor Urzeiten mehr als einen Menschen setzen konnte. Flugzeug: hui, mehr als 10 Passagiere. Mehr als 100? Wahnsinn! Nächster Meilenstein… B747-Jumbo, über 400, um Gottes Willen, wenn da mal „was passiert“. Und wieder hörten wir es bei der A380, bei der Oasis Class zu Wasser, und nun bei der Icon Class. Ich muss wieder auf meine Lieblingsthemen zurück kommen, die Verzerrte Risikowahrnehmung und die Kognitiven Verzerrungen (BIAS), die Menschen zu so irrationaler Betrachtung treiben. Die größte Gefahr für den Menschen ist speziell in Mitteleuropa nicht das Flugzeug oder das Schiff, es sind Fehlernährung und Bewegungsmangel, global ist es eine Mücke, die fliegt viel langsamer, läuft ohne Kerosin, bringt aber jedes Jahr Millionen durch Malaria um. In diesem Sinne, einen schönen Sonntag und bleibt sicher :-)
Im Mai machen wir eine Donaukreuzfahrt mit der Viva Two.
Bin neugierig wie da die Sicherheitskontrollen sind denn die Schleusen ähnlich wie am Flughafen und auf den Kreuzfahrtschiffen wie am Meer finde ich auf den Flusskreuzfahrtschiffen nicht.
Was ein Risiko mit sich bringt wenn es sogar auf Kreuzfahrtschiffen am Meer passiert das ein Passagier eine Pistole an Board bringen kann wie vor kurzem erst passiert ist.
Bei Flusskreuzfahrten sind die Zugangskontrollen sehr viel lockerer als in der Hochseekreuzfahrt. Sicherheitsschleusen oder Metalldetektoren gibt es dort nicht. Das wäre aber auch kaum praktikabel, weil auf den kleinen Flusskreuzfahrtschiffen an Bord kein Platz dafür wäre und diese Schiffe auch nicht an einem Terminal oder überhaupt an einem Gebäude anlegen, sondern quasi einfach am Ufer festmachen. Da ist auch schlicht kein Platz und Möglichkeit für Sicherheitsschleusen. Aber die gibt es auch an Land beispielsweise in Hotels nicht.
@Volker: Vielen Dank, klasse zusammengefasst! Das ist in der Tat eine der großen Phänomene, die ich nie wirklich verstehen werde: Kommen in Deutschland im Straßenverkehr durchschnittlich 7,6 Menschen pro Tag bei jeweils einzelnen Unfällen ums Leben (Zahl von 2022) = 2.776 jährlich, dann nehmen wir das mit einem Schulterzucken hin, sind ja auch immerhin ein paar weniger als im Jahr davor. Stürzt ein Flugzeug mit 200 Menschen ab, ist es tagelang Top-Thema in der Berichterstattung, löst Sondersendungen aus und wir stellen gleich mal die Sicherheit von Flugzeugen ganz allgemein infrage. Psychologisch ist das gut erforscht, wie Du ja schreibst, aber verstehen werde ich es trotzdem nie. Warum sollten 200 Menschen, die gleichzeitig sterben, mehr wert sein und ernster genommen werden als 200 (oder 2.000) Menschen, die einzeln ums Leben kommen?