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Übernahme der Werft Chantiers de l’Atlantique durch Fincantieri endgültig gescheitert

Seit rund drei Jahren ist der Kauf einer Mehrheit der französischen Kreuzfahrtschiff-Werft Chantiers de l’Atlantique durch den italienischen Konkurrenten Fincantieri in der Schwebe. Nun ist der Deal endgültig gescheitert. Die Werft bleibt mehrheitlich in der Hand des französischen Staates.

Offenbar haben sich die Wirtschaftsminister Italiens und Frankreichs bei einem Telefongespräch darauf verständigt, die Werftenübernahme angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit in der Covid-19-Pandemie nicht weiter voranzutreiben. Eine Zusammenarbeit der beiden Länder im Werftensegment soll es aber auch in Zukunft geben, berichtet Navalnews.

Mitte 2017 gab Fincantieri bekannt, eine knappe Mehrheit an der französischen Kreuzfahrtschiff-Werft Chantiers de l’Atlantique zu übernehmen. Anfang 2018 wurde ein Vertrag zwischen dem Staat Frankreich als Mehrheitseigentümer sowie dem Anteilsinhaber Naval Group sowie Fincantieri über den Kauf der für die Mehrheit nötigen Aktien geschlossen. Seitdem wurde der Vertrag fünfmal verlängert und läuft nun zum 31. Januar 2021 aus.

Im Oktober 2019 hatte die EU ein wettbewerbsrechtliches Prüfverfahren für die Unternehmensübernahme eingeleitet und Bedenken in Hinblick auf eine mögliche, marktbeherrschende Stellung von Fincantieri nach dem geplanten Zusammenschluss mit der französischen Werft geäußert. Als einziger, großer Mitbewerber wäre in Europa die Meyer-Werft mit den Standorten in Papenburg, Turku und Warnemünde geblieben. Die kartellrechtliche Prüfung der Werftenübernahme ist aufgrund der Covid-19-Pandemie bis zuletzt noch nicht abgeschlossen gewesen.

Bei der Übernahme durch Fincantieri hätte das italienische Werftenunternehmen 50 Prozent der Aktien der Werft in Saint-Nazaire übernommen und die Mehrheit über ein weiteres Prozent der Aktien bekommen, die der französische Staat geliehen hätte. Diese Konstruktion war Bedingung der Franzosen, um die Kontrolle über eines der wichtigsten Unternehmen Frankreichs nicht komplett aus der Hand geben zu müssen.

2017 war STX France – dann umbenannt in den früheren Namen Chantiers de l’Atlantique –  vom südkoreanischen Mutterkonzern STX mehrheitlich vom französischen Staat übernommen und damit verstaatlicht worden. Nach dem Scheitern der Übernahme durch Fincantieri wird nun weiterhin der französische Staat 84,3 Prozent der Aktien halten. 11,7 Prozent liegen bei der Naval Group, 2,4 Prozent bei den Mitarbeitern der Werft sowie 1,6 Prozent bei Unternehmen aus der Region des Werftstandorts.

4 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

4 Gedanken zu „Übernahme der Werft Chantiers de l’Atlantique durch Fincantieri endgültig gescheitert“

  1. Naja…
    …ich habe da so meine klitzekleinen Restzweifelchen, ob man in naher Zukunft überhaupt noch Kapazitäten für den Kreuzfahrtschiffbau braucht.
    Längerfristig vielleicht ja.
    Auch wenn die Pandemie in den Griff kommt – wie vorher ist die Welt nicht mehr.
    Urlaubsreisen werden sich irgendwann wohl erholen – Geschäftsreisen in der alten Weise nicht mehr.
    Firmen sind ja nicht ganz blöd, die merken derzeit, daß man statt teurer Präsenztagungen auch Videokonferenzen machen kann.
    Auch beim Urlaub vermute ich eine Verschiebung mehr in heimische Gefilde.
    Bei uns im Dorf waren die Ferienwohnungen jedenfalls im Sommer 2020 ausgebucht, die Lokale voll.

  2. @Werner Wöhrle: Da die Werft-Kapazitäten vor der Krise mehr als knapp waren, wird sich der Markt nach der Krise halt ein wenig normalisieren. Ich bin aber überzeugt, dass der Bedarf weiter bestehen wird, denn Kreuzfahrt hat objektiv gesehen an Attraktivität nichts verloren und hat eigentlich durch die kontrollierte und verlässliche Umgebung an Bord sogar Vorteile in unsicheren Zeiten. Das negative Image der Kreuzfahrt aus der Anfangszeit der Pandemie wird sich schnell verflüchtigen, sowie das beispielsweise nach der Costa-Concordia-Katastrophe der Fall war.
    Der Vorteil der Kreuzfahrt ist auch, dass sie sich an geänderte Bedürfnisse anpassen kann. Fernreisen werden erst einmal weniger unternommen (wobei ich glaube, dass sich auch das schnell wieder ändern wird), aber die Schiffe kann man ja anderweitig einsetzen. Dann fahren eben mehr Schiffe für europäisches Publikum in Nord- und Ostsee, Westeuropa, Mittelmeer und für amerikanisches Publikum mehr Schiffe in Karibik, Alaska, Neuengland, an der US-Westküste und Mexiko. Ferienhäuser in Deutschland haben halt eine sehr begrenzte Kapazität. Wenn alle Urlaub machen wollen, reicht das nicht annähernd aus ;-)

  3. Zur Zeit strecken die Werften ihre Auftragsbücher um Stornierungen zu verhindern und nicht plötzlich ohne Aufträge dazustehen, wenn die aktuellen Aufträge abgearbeitet sind und keine Bestellungen reinkommen.

    Langfristig könnten sich die ganzen Verschrottungen positiv auswirken. Die Werften würden sich sicherlich freuen, wenn jetzt Kapazitäten vom Markt genommen werden, die später fehlen.

    Eigentlich hätte ich auch erwartet, dass bis zum Jahreswechsel noch mehr Schiffe verschrottet werden. Im letzten Jahr habe ich einen Artikel bei mer et marine gelesen mit der Überschrift „dutzende Schiffe zum Abbruch bestimmt?“ Wie viele wurden bis jetzt coronabedingt verschrottet? 15? Gar nicht mal unbedingt soo viel mehr als sonst pro Jahr.

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