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UV-Schutz auf Kreuzfahrt: Welche Sonnencremes die Korallen (nicht) zerstören

Chemische Wirkstoffe zum UV-Schutz in Sonnencremes schädigen Korallenriffe schon in niedriger Konzentration. Direkt beim Schnorcheln, indirekt aber auch über Duschwasser gelangt Sonnencreme ins Abwasser und damit oft in die Meere. Immer mehr Staaten und Regionen verbieten diese chemischen Wirkstoffe daher. Wie groß das Problem ist – und wie man selbst ganz einfach zum Schutz der Korallen beitragen kann, erklärt dieser Beitrag.

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Zu einer Kreuzfahrt gehört ein ausgiebiges Sonnenbad am Pooldeck oder noch besser an einem Strand im Mittelmer oder der Karibik einfach dazu. UV-Schutz und Sonnencreme sind dabei essenziell. Das schützt vor Sonnenbrand, vorzeitige Hautalterung, insbesondere aber auch vor Hautkrebs.

Seit einigen Jahren werden Sonnencremes aber kritischer gesehen: Manche Inhaltsstoffe stehen nicht nur im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Die EU empfiehlt beispielsweise eine maximale Konzentration von Oxybenzon in Kosmetika von 2,2 Prozent, bei Homosalat bei 1,4 Prozent. In den USA gelten deutlich höhere Konzentrationen als gesundheitlich unbedenklich.

Wissenschaftler sind sich aber vor allem in Bezug auf Umweltschäden durch Sonnencremes weitgehend einig: Viele chemische Wirkstoffe in UV-Schutzprodukten wirken sich schon in kleinen Mengen schädlich auf Korallenriffe aus.

25.000 Tonnen Sonnencreme gehen jährlich in die Meere

Und wer jetzt denkt, „das bisschen Sonnencreme auf meiner Haut kann doch keine ganzen Korallenriffe zerstören“: Eine Studie des Journal of Environmental Science and Public Health hat 2021 ausgerechnet, dass jede Sekunde 800 Milliliter Sonnencreme in die Meere gelangen – rund 25.000 Tonnen pro Jahr. Andere, teils ältere Studien gehen von 6.000 bis 14.000 Tonnen aus.

Virus-geschwächte Hirnkoralle am Belize Barrier Reef
Virus-geschwächte Hirnkoralle am Belize Barrier Reef

Die UV-Schutz-Wirkstoffe schädigen Korallen schon in sehr niedrigen Konzentrationen und machen sie unter anderem anfälliger für Virusinfektionen sowie die sogenannte Korallenbleiche, von der weltweit ohnehin schon nahezu alle Korallenriffe mehr oder weniger stark betroffen sind. Eigentlich ist die schädliche Wirkung dieser Wirkstoffe auch schon lange bekannt. Eine der am meisten zitierten Studien zu diesem Thema stammt aus dem Jahr 2008.

Vorreiter Palau beschließt umfassendes Wirkstoff-Verbot

Dennoch war der westpazifische Inselstaat Palau im Jahr 2020 der erste, der den Wirkstoff Oxybenzon und neun weitere Wirkstoffe in Sonnencremes wegen dessen korallenschädigender Wirkung verboten hat. Seit Januar 2020 sind auf Palau laut spiegel.de knapp 900 Euro Bußgeld fällig, wenn man dennoch solche Sonnencremes verwendet.

Seitdem folgen immer mehr Länder und Regionen dem Vorbild von Palau und belegen sogar schon den Besitz von Sonnencremes mit entsprechenden Inhaltsstoffen mit teils hohen Strafen. Das meiste Aufsehen hat das Verbot der beiden Wirkstoffe Oxybenzon und Octinoxat auf Hawaii erregt und das Thema ins Bewusstsein der Urlauber in den USA, aber auch weltweit gebracht.

Korallenschädliche Wirkstoffe

Wer korallenfreundliche Sonnencreme verwenden will (oder muss), achtet darauf, dass keine als korallenschädigenden Wirkstoffe enthalten sind. Allein der Aufdruck „korallenfreundlich“, „reef friendly“ oder „reef-save“ bedeutet allerdings nicht immer, dass tatsächlich alle diese Wirkstoffe vermieden werden. Geschützt oder klar definiert sind diese Bezeichnungen nicht.

Meeresbiologen und Umweltschützer empfehlen, korallenfreundlichen Sonnenschutz auch dort zu verwenden, wo die problematischen Chemikalien bislang noch nicht verboten sind. Unbedenkliche Sonnencremes sollte man immer verwenden, auch wenn man nicht Schwimmen oder Schnorcheln geht. Denn die schädlichen Stoffe gelangen indirekt auch übers Duschwasser ins Meer und sogar in Toiletten-Abwässern lassen sich einige der Wirkstoffe nachweisen.

Der Anhang zu den Regularien von Palau (PDF-Link) enthält eine ausführliche Liste der als korallenschädlich betrachteten und daher in Palau verbotenen Wirkstoffe inklusive der unterschiedlichen Bezeichnungen weltweit.

Wirkstoffe, die umweltschädlich oder gefährlich für Korallen sind

Deutlich am häufigsten von Verboten betroffen sind Oxybenzon und Octinoxat. Die bislang als problematisch eingestuften Wirkstoffe tragen unter anderem folgende Namen:

  • Anthranilate (Meradimate, Cyclohexanol)
  • Ensulizol
  • Oxybenzon (Benzophenon-3), Sulibenzon (Benzophenon-4), Dioxybenzon (Benzophenon-8)
  • Enzacamen, Ecamsul
  • Cinoxat, Amiloxat, Octinoxat
  • Octocrylen, Avobenzon
  • Octisalat, Homosalat
  • diverse Parabene wie Metylparaben oder Ethylparaben
  • Triclosan, Triclocarban, Phenoxyethanol
  • Ethylhexylmethoxycinnamat
  • Zinkoxid/Titanoxid in Form von Nanopartikeln

Leider ist nicht einfach zu erkennen, welche der korallenschädlichen Wirkstoffe in einem Produkt enthalten sind. Denn die Chemikalien haben überall auf der Welt abweichende Namen. Wer in Hinblick auf lokale Vorschriften auf Nummer sicher gehen will, kauft entsprechend als sicher gekennzeichnete Sonnenschutz-Mittel im jeweiligen Reiseland. Eine sichere Alternative sind Produkte, die ausschließlich mineralischen Sonnenschutz ohne Nanopartikel enthalten.

Am Ende dieses Beitrags geben wir ein paar Tipps zu korallenfreundlichen Produkten sowie UV-Schutzkleidung als Alternative zu Sonnencremes.

Wo gibt es bereits Wirkstoff-Verbote?

In folgenden Ländern oder Regionen gelten bereits Verbote einiger Wirkstoffe in Sonnencremes, deren Einsatz mit Bußgeldern belegt ist. Teils steht sogar der pure Besitz dieser Sonnencremes unter Strafe.

  • Hawaii (Oxybenzon, Octinoxat)
  • Key West, Florida (Oxybenzon, Octinoxat)
  • US Virgin Islands (Oxybenzon, Octinoxat)
  • Aruba (Oxybenzon)
  • Bonaire (Oxybenzon, Octinoxat)
  • Mexiko: einige Bereiche und Attraktionen in Cozumel, Tulum, Playa del Carmen, Xcaret Park und Xel-Ha bei Cancun, Chankanaab Beach Adventure Park bei Cozumel (unterschiedliche Regeln, teils ausschließlich mineralischer Sonnenschutz erlaubt)
  • Thailand, in Meeresschutzgebieten (Oxybenzon, Octinoxat, Enzacamen, Butylparaben)
  • Palau (insgesamt zehn Wirkstoffgruppen, u.a. Oxybenzon, Octocrylen, Anthanilate, Parabene, Triclosan)

*Achtung: Trotz gründlicher Recherche können wir keine Garantie übernehmen, dass die genannten Vorschriften hier vollständig und gemäß dem aktuellen Stand wiedergegeben werden. Informieren Sie sich über die vor Ort geltenden Vorschriften direkt bei den zuständlichen Behörden.

Von den Vorschriften ausgenommen sind meist medizinisch notwendige Sonnenschutz-Produkte, allerdings sollte man in diesen Fällen ein ärztliches Attest mitführen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Ebenfalls wichtig: Wer Sonnencremes in Ländern oder Regionen mit entsprechenden Verboten benutzt, sollte die Sonnencreme immer in der Originalverpackung belassen, damit die Inhaltsstoffe bei Kontrollen zweifelsfrei festgestellt werden können. Umfüllen der Sonnencreme in neutrale Fläschchen in Reisegröße sollte man unter diesem Gesichtspunkt vermeiden.

Alternativen: mineralischer Sonnenschutz

Mineralischer Sonnenschutz mit den Wirkstoffen Zinkoxid oder Titanoxid gelten weithin als unschädlich für Korallen. Zudem sind sie auch hautverträglicher. Allerdings sollte man auch hier Produkte vermeiden, die mit Nano-Partikeln arbeiten, was durchaus auch auf namhafte Marken-Hersteller zutrifft. Denn Nanomineralien wiederum können für wirbellose Meeresbewohner giftig sein.

Mineralischer Sonnenschutz, sofern er nicht aus Nanopartikeln besteht, gilt auch als medizinisch weniger bedenklich als chemischer Sonnenschutz. Jedenfalls sind die Risiken durch sowohl chemische als auch mineralischen Sonnenschutz wohl deutlich niedriger als das Hautkrebs-Risiko, wenn man keinen Sonnenschutz verwendet. „Keine Sonnencreme“ ist also keine sinnvolle Alternative.

Korallenfreundliche Sonnencremes

Empfehlungen für korallenfreundliche Sonnencremes zu geben, ist erstaunlich schwierig. Hersteller ändern häufig ihre Formeln – es gibt tatsächlich kaum Produkte, die weder korallenschädliche Wirkstoffe noch Nanopartikel enthalten.

Hier einige Produkte, die wir als korallenfreundlich und frei von Nanopartikeln identifizieren konnten – Stand Dezember 2023:

Die Website Codecheck macht die Suche nach Inhaltsstoffen etwas einfacher. Meiner Erfahrung nach ist aber auch Codecheck nicht fehlerfrei, sodass man immer noch einmal die Angabe der Inhaltsstoffe auf der Verpackung direkt prüfen sollte.

UV-Schutzkleidung statt Sonnencreme

Am besten jedoch ist ohnehin Kleidung mit UV-Schutz: breitkrempiger Sonnenhut, langärmliges Shirt und lange Hosen schützen vor Sonnencreme ohne das ständige Einschmieren. Besonders beim Schwimmen und Schnorcheln sind langärmlige UV-Schutz-Shirts und auch UV-Schutz-Leggins durchaus angenehm zu tragen und schützen auch bei längerem Aufenthalt im Wasser sehr zuverlässig vor Sonnenbrand.

UV-Schutz beim Schnorcheln: Shirt und Leggins statt Sonnencreme
UV-Schutz beim Schnorcheln: Shirt und Leggins statt Sonnencreme

Lediglich für kleine Hautbereiche am Hals, Handrücken, eventuell Füße sowie das Gesicht müssen dann noch mit Sonnencreme geschützt werden. Hierfür kann man dann auch hochwertige, korallenfreundliche Produkte verwenden, weil die zwar teurer, aber auch für den Menschen gesünder sind und wegen der kleinen benötigten Menge lange halten.

Zudem gibt es auch UV-Schutzkleidung, die gleichzeitig vor Insektenstichen schützt. Zum Schnorcheln ist das natürlich nicht geeignet, aber für jeglichen Aufenthalt an Land in Gebieten mit Mückenstich-Gefahr.

UV- und Mückenschutz-Kleidung statt Sonnencreme und Mückenspray
UV- und Mückenschutz-Kleidung statt Sonnencreme und Mückenspray

Ich persönlich habe auf inzwischen einigen Reisen gute Erfahrungen mit der Nosilife-Produktreihe von Craghoppers gemacht. Die sind nicht ganz billig, dafür aber sehr praktisch und robust, schnelltrocknend, leicht auch mal im Waschbecken auszuwaschen und vor allem recht luftig und daher auch in den Tropen gut tragbar – beispielsweise Nosilife Adventure II langärmliges Hemd oder die NosiLife Pro Convertible Trousers.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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