„Venedig von …“ gibt es an vielen Orten der Welt, warum also nicht auch in Honduras? Die Insel Guanaja trägt diesen Beinamen, weil sich von ein paar kleinen Kanälen durchzogen ist und einige der Häuser auf Stelzen stehen – mehr Gemeinsamkeiten mit dem echten Venedig gibt es dann aber doch nicht. Wir gehen mit der Le Dumont D’Urville vor Guanaja vor Anker und treffen uns mit Einheimischen, die uns ihre Insel zeigen.
Die Islas Bahia vor Honduras haben geschichtlich eine enge Bindung zu Großbritannien und vor allem den Cayman Islands. Das honduranische Festland sehen die Inselbewohner bis heute als „diese Spanier da drüben“, wie unser lokaler Guide in Guanaja berichtet.
Auf den Inseln sprechen die Caracoles genannten Einheimischen zusätzlich zur spanischen Amtssprache deshalb immer noch auch Englisch.
Von Insel wie Guanaja aus überfielen Piraten und Freibeuter die reich beladenen Schiffe der spanischen Flotte. Deshalb hat vor allem Guanaja bis heute den Ruf, dass hier vor allem die Nachfahren von Piraten und Freibeutern leben. Freilich ist davon nicht mehr zu spüren. Wir werden herzlich empfangen und mit den einheimischen Guides durch den Ort zu schlendern, gibt einem das Gefühl, zumindest kein ganz Fremder zu sein.
Wir lernen dabei viel darüber, wie die Menschen hier leben – etwa, dass sie es vorziehen, auf der fast schon überladen dicht besiedelten, kleinen Insel Bonacca zu wohnen statt auf der Hauptinsel. Der Grund sind mehr als lästigen Sandflöhe. Die gibt es nämlich hier nicht, auf der Hautpinsel mit seinen schönen Stränden dagegen schon.
Einheimische demonstrieren uns traditionelle Töpferkunst und Schokoladenherstellung. Denn genau hier soll es den ersten Kontakt zwischen Europäern und Kakao gegeben haben, obwohl hier aufgrund des Klimas gar kein Kakao angebaut, sondern nur verarbeitet wurde. Christoph Columbus, so erzählt man es hier, soll 1502 auf Kakao aufmerksam geworden sein, weil die Einheimischen den Kakao aus etwas Wichtiges und Wertvolles behandelten. Und alles, was wertvoll erschien, war auch für Columbus interessant.
So etwas wie Souvenir-Shops gibt es hier auf Bonacca übrigens nicht – jedenfalls ist mir nichts dergleichen aufgefallen. Die Einheimischen leben vom Fischfang. Tourismus spielt ist relativ neu und spielt eine untergeordnete Rolle.
Am Nachmittag schnorcheln wir vom Zodiac aus in einem der vielen Korallenriffs oder genießen die Zeit am Strand. Es ist leider wie in fast allen Korallenriffs: Vom Klimawandel bedingte Bleiche und Krankheiten zerstören die Riffs schleichend. Es ist eine der Dinge, die man viel intensiver erlebt und sich viel deutlicher bewusst wird, wenn man reist und es mit eigenen Augen sieht.
Die Korallen hier sind immer noch faszinierend, die Vielfalt groß. Aber im Vergleich zu vor noch einigen Jahren (beim Schnorcheln an anderer Stelle in derselben Region) sieht man eben doch den deutlichen Unterschied.
Dennoch ist es ein schönes Schnorchel-Erlebnis vor allem mit beeindruckend großen Korallen-Formationen, einem Hummer, der sich schnell in eine Koralle verkriecht, als ich näher schwimme, vielen Papageienfischen und andern bunten Fischen, die ich nicht direkt identifizieren kann. Aber darauf kommt es mir beim Schnorcheln auch gar nicht so an. Es ist das Erlebnis, immer wieder Neues zu entdecken und die Herausforderung, sich den Tieren so vorsichtig zu nähern, dass sie sich nicht verstecken.
Und was zu diesem Tag mit der Le Dumont D’Urville vor Guanaja in Honduras ebenfalls gehört, ist die Begegnung mit den ebenso liebenswerten wie flüchtigen Kolibris, die es hier in großer Zahl gibt. Nur wirklich schnell sein muss man, will man sie im Foto einfangen.
Diese kleinsten und schnellsten aller Vögel haben beim Flügelschlag eine Frequenz von bis zu 80 Schlägen pro Sekunde. Da ist es schon eine Kunst, die Flügel überhaupt im Foto einzufangen – geschweigen denn scharf …