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Verschrottung der Monarch und Sovereign hat im türkischen Aliaga begonnen

Es sind traurige Momente in der Kreuzfahrt, wenn Schiffe ihre letzte Reise antreten. Die Monarch wurde am 22. Juli im türkischen Aliaga zur Verschrottung auf Grund gesetzt, die Sovereign folgte am Tag darauf.

In Aliaga nahe Izmir werden die Kreuzfahrtschiffe zur Verschrottung mit dem Bug voraus auf den Strand gesetzt und dann Stück für Stück abgebrochen, bis nichts mehr von dem einstigen Schiff übrig ist.

Ein Video von der Brücke zeigt den dramatischen und traurigen Moment, in dem das Schiff am 22. Juli in der Abbruchwerft von Aliaga auf Grund gesetzt wird. Es sind die Stimmen der Offiziere mit Kursanweisungen zu hören, dann „that’s it, bravo, bravo everyone“ und ein wenig Applaus. Etwas später die Anweisung „engine stop“. Eine zweite Perspektive am Ende des Youtube-Videos zeigt die gleiche Szene von Land aus.

Der Chief Engineer der Monarch, Juan Pablo Torino, hielt zuvor im Maschinenkontrollraum des Schiffs quasi eine Grabrede für die Monarch und bedankt sich im Namen von Crew und Passagieren bei dem Schiff für seine Dienste. Das Video wurde kurz darauf veröffentlicht:

Zur Sovereign gibt es bislang nur ein etwas verwackeltes Handy-Video, das die Sovereign kurz vor dem „Beaching“ zeigt. Das Schiffshorn ertönt im Dauerbetrieb:

Einige Tage darauf fand auch ein Video von der Brücke der Sovereign seinen Weg nach Youtube:

Zuletzt waren Sovereign und Monarch für Pullmantur Cruises in Spanien gefahren. Das Unternehmen, an dem die Royal Caribbean Group 49 Prozent der Anteile hält, hatte Ende Juni Insolvenz beantragt und nimmt Gläubigerschutz in Anspruch. Der Kreuzfahrtanbieter soll neu strukturiert werden und den Kreuzfahrtbetrieb wahrscheinlich mit neuer Flotte wieder aufnehmen. Als Schiff steht dafür mutmaßlich die Grandeur of the Seas von Royal Caribbean International zur Verfügung, die ohnehin im Frühjahr 2021 an Pullmantur Cruises gehen sollte.

Das dritte Schiff von Pullmantur Cruises, die Horizon, liegt seit einiger Zeit vor Piräus vor Anker. Ihr Schicksal ist noch unbekannt, eine Verschrottung ist aber auch hier wahrscheinlich.

3 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

3 Gedanken zu „Verschrottung der Monarch und Sovereign hat im türkischen Aliaga begonnen“

  1. Lieber Herr Neumeier,

    schönen Dank für den Hinweis auf die Abruchwerften in Aliaga, Türkei. Ich habe mir die Gegend einmal näher angesehen. Das Abbrechen wird hier recht ähnlich zu den großen Abbrechern in Chittagong, Bangladesh, und Alang, Indien betrieben. Die Technik an Land ist in der Türkei jedoch umfangreicher (Kräne, Winden, Pontons), es wird sachgerechter zerlegt, die Wiederverwendung wird wohl auch ganze/größere Bauteile einbeziehen und es wird mehr als nur das Material verwertet. Vor allen Dingen werden in der Türkei wohl weniger Menschen bei diesem Job sterben, als dies in Bangladesh und Indien der Fall ist.

    Die beiden Videos erwecken den Eindruck, dass das Beaching mit der Original-Besatzung, insbesondere dem Chief durchgeführt wurde. Dies ist ungewöhnlich, da es hierbei auf möglichst hohe Geschwindigkeit ankommt, um die Schiffe möglichst hoch auf den Strand zu setzen. Ein Chief dürfte sich selbst auf der letzten Reise weigern, die Maschine durch Überlast zu runieren, auch wenn sie danach sowieso – wenig sachkundig – zerlegt wird.
    Natürlich ist der Sachverhalt an sich auch ungewöhnlich. Vermutlich wurden die beiden Schiffe noch bis zum Beginn der Corona-Krise regulär unterhalten. Dies ist sonst nicht der Fall. Schiffe, die zum Abbruch vorgesehen werden, laufen in ihren letzten Jahren eigentlich immer als Preisbrecher, solange sie noch funktionieren und die „Klasse“ noch besteht. Das dürfte bei Kreuzfahrern nicht anders sein. Anders ist hier nur der Umstand, dass der Abbruch vor wenigen Monaten noch nicht vorhersehbar war und der Unterhaltzustand wohl höher als bei üblichen Abbrechern ist. Insofern halte ich die Videos für authentisch, auch wenn ich bezweifle, dass die beiden Hauptschalter an der Schalttafel, wirklich das komplette Herunterfahren waren – der Alarm lief ja hinterher noch.

    Letztlich haben alle „hinreichend komplizierten technischen Gebilde“ irgendwann den Anschein einer Seele, wenn die komplexe Funktion nicht mehr da ist. Häufig sind die langjährig am Unterhalt beteiligten Menschen danach die Gründer eines privaten technischen Museums. Gelegentlich gibt es auch Initiativen, die den Erhalt von Schiffen zum Ziel haben. Das klappt jedoch nur sehr selten. Im Kreuzfahrt Bereich ist eines der wenigen geglückten Beispiele dafür die SS Rotterdam im gleichnamigen Hafen. Ein Besuch lohnt – hier ist noch ein Gleichgewicht zwischen Architektur und Nutzung erlebbar, was bei den modernen Renditebauten nirgends der Fall ist.

    Ich hoffe dass nach der Corona-Krise der bereinigte Kreuzfahrt-Markt wieder schönere Schiffe hervorbringt, nicht nur zum Ansehen, sondern auch zur Nutzung, als Schiff zum Reisen und Horizont erweitern. Ich bezweifle, dass viele der heutigen bewegten Amusement-Tempel, deren Pflegezustand und Aufenthaltsort eigentlich egal ist, die Menschheit voran bringt. Insofern wohnt jedem Abschied in diesem Fall sogar ein hoffnungsvoller Neubeginn inne.

  2. Es ist zum kotzen – wechselweise auch zum plärren – mit Pullman ging meine Lieblingsreederei zu Grunde.

    Den neueren Riesen kann ich auch nichts abgewinnen, war im Februar 2016 auf der Norwegian Epic, im Mittelmeer, mit 4000 Paxen an Bord.

    Wetter schlecht, Innenräume völlig überfüllt, Schiff instabil…

    …muß ich alles nicht haben.

  3. @Ronald:
    „…auch wenn ich bezweifle, dass die beiden Hauptschalter an der Schalttafel, wirklich das komplette Herunterfahren waren – der Alarm lief ja hinterher noch“
    Dass der Alarm noch läuft ist ganz normal, da die Leittechnik, Notbeleuchtung und Brandschutzsysteme an der USV (also Batterien) hängen. Schließlich müssen sie ja auch bei komplettem Maschinenausfall noch funktionieren.
    Da mit Sicherheit keiner in einem komplett stromlosen (und damit licht- und lüftungslosen) Schiffrumpf herumirren möchte – auch nicht beim Abbruch! – gehe ich davon aus, dass die letzten Bordsysteme erst stromlos geschaltet werden, wenn entsprechende mobile Beleuchtungen und Lüfter aufgebaut sind.

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