Mit der Explora II hat MSCs Luxusmarke Explora Journeys im September 2024 das zweite Luxus-Kreuzfahrtschiff in die Flotte aufgenommen. Aber was genau macht „Luxus“ auf einem Kreuzfahrtschiff eigentlich aus? Und wie gut gelingt Explora Journeys das? Diesen Fragen geht Cruisetricks.de gemeinsam mit Jörg Bertram nach, Luxusreise-Journalist und Textchef des Magazins „Connoisseur Circle“.
Zwei Blickwinkel auf dieselbe Sache: Als Kreuzfahrt-Journalist bin ich bereits auf über 150 Kreuzfahrtschiffen gereist, darunter auch viele im Luxus-Segment. Jörg Bertram dagegen ist ganz in der Luxus-Welt zu Hause. Der Reisejournalist arbeitet als Text-Chef für das Luxus-Reisemagazins ‚Connoisseur Circle‘ und berichtet über Luxus-Kreuzfahrten.
In diesem Dialog-Beitrag diskutieren wir, was echten Luxus auf einem Schiff ausmacht, worauf Luxus-Kunden besonderen Wert legen und wie gut die Umsetzung dieser Anforderungen bei Explora Journeys und der Explora II gelungen sind.
Jörg Bertram war im vergangenen Jahr während einer kompletten Reise entlang der amerikanischen Westküste an Bord der Explora I und kann deshalb auch seine Erfahrung im normalen Betrieb einbringen, während ich sowohl die Explora I als auch II jeweils nur für wenige Tage bei ihren Einführungs-Events der Schiffe gesehen habe. Mehr dazu lesen Sie in unserem Beitrag „Was ist neu auf der Explora II?“
Und darüber diskutieren wir in diesem Beitrag:
- Worauf kommt es bei Luxus besonders an?
- Und? Gibt’s bei Explora genug Platz?
- Kleinkrieg zwischen Passagieren auf einem Luxus-Schiff?
- Geheimnis von Explora: Das Buffet-Konzept
- „Dann hast Du die Austernbar verpasst …“
- Klappt der neue Ansatz beim Entertainment?
- Mehr Mut zu ganz Neuem
- Wie wohnt es sich auf einem Luxus-Kreuzfahrtschiff?
- „Wie viel Champagner trinkst Du auf einer Kreuzfahrt?“
- „Es geht um den Image-Transfer“
- Enthusiasmus, Empathie und Begeisterung im Service
Wenn Sie möchten, können Sie dieses Thema und das Gespräch mit Jörg Bertram auch als Podcast in der Episode „Explora II und was ein Luxusschiff wirklich ausmacht“ anhören.
Worauf kommt es bei Luxus besonders an?
Franz Neumeier: Was sind für Dich die wesentlichen Kriterien, dass du ein Kreuzfahrtschiff als Luxus oder als Ultraluxus betrachtest? Worauf kommt es da besonders an?
Jörg Bertram: Zunächst einmal geht es um Platz, um möglichst viel Platz für möglichst wenig Passagiere. Wenn der nicht vorhanden ist, wird es dir nie gelingen, Ultraluxus anzubieten. Ich nenne diesen Platz jetzt mal die „Hardware“ von einem Schiff. Die muss stimmen, damit dann auch die „Software“ funktionieren kann. Ich war gerade mit Ritz-Carlton auf der nagelneuen Ilma unterwegs, einer Megayacht, konzipiert für 455 Gäste. Wir sind in Barcelona aus dem Hafen gefahren, vorbei an einem TUI-Schiff (Anm.: Marella Discovery 2), das hatte fast die gleiche Größe, war aber eben für 1.600 Gäste konzipiert. Da siehst du dann ganz einfach diesen riesigen Unterschied. Was mich auf einem Schiff interessiert, sind die Fragen: Wie viel Platz habe ich? Wie frei kann ich mich bewegen? Wer stört mich, beziehungsweise wen störe ich, weil man sich nicht aus dem Weg gehen kann?
Das sind für mich die Hauptkriterien, um ein Schiff als luxuriös oder vielleicht sogar als ultraluxuriös zu definieren. Und danach geht es mir erst um das Konzept, um das kulinarische Angebot, die Ausstattung der Kabinen und Suiten – oder auch um den Service, der an Bord geboten wird. Aber wie bereits gesagt, all das wird niemals luxuriös sein, wenn ein Schiff nicht den nötigen ‚Raum für Freiraum‘ anbieten kann.
Und? Gibt’s bei Explora genug Platz?
Franz Neumeier: Bezogen auf die Schiffe von Explora: Gibt es da genug Platz? Ich hatte im vergangenen Jahr den Vergleich zwischen der Explora I und der Silver Nova bei der Zahl der Restaurantplätze gezogen und bin auf der Silver Nova auf fast doppelt so viele Plätze gekommen.
Oft aber sagt eine Zahl allein ja nicht viel aus. Wenn es geschickt organisiert und gestaltet ist, kann auch weniger Fläche tatsächlich größer und großzügiger wirken …
Jörg Bertram: Das hat mich wirklich beeindruckt auf unserer Reise. Wir waren von Los Angeles nach Vancouver unterwegs, acht Tage, das Schiff war mit rund 850 Gästen, ich glaube, 990 sind die Maximalbelegung, fast voll. An Bord waren sehr viele Kreuzfahrt-Novizen, aber auch sehr viele Hardcore-Kreuzfahrtfans von der US-Westküste, die dieses neue Schiff und dieses neue Konzept kennenlernen wollten.
Normalerweise bin ich bei solchen Zahlen schnell mal auf „Kleinkrieg“ eingestellt: Kriege ich im Restaurant einen guten Tisch? Sind immer genug Liegen frei? Muss ich an der Rezeption lang anstehen? Nichts davon war ein Problem an Bord – das erlebt man selbst im Ultraluxus-Segment nur selten.
Kleinkrieg zwischen Passagieren auf einem Luxus-Schiff?
Franz Neumeier: Du bist im tatsächlich auf Kleinkrieg eingestellt? Auf einem Luxusschiff?
Jörg Bertram: Leider ja, denn häufig passieren Sachen, die Du so echt nicht für möglich hältst: Da sind schon Monate vor Reisebeginn die Landausflüge ausgebucht, in manchen Bordrestaurants kriegst du gar keinen Tisch, in anderen darfst du erst um 21.30 Uhr zum Abendessen erscheinen, obwohl das Restaurant halbleer ist … All das war auf der Explora entspannt wie selten.
Es gab kein Restaurant, wo wir nicht als Walk-ins einen Tisch bekommen haben. Mit Ausnahme der beiden, die man vorher reservieren musste – der Asiate, Sakura, und das Anthology. Aber auch das hat super geklappt, es gab nie ein Problem, eine Reservierung zu bekommen. Das sind schonmal ganz große Pluspunkte. Das ist logistisch und organisatorisch nahezu perfekt gelöst.
Franz Neumeier: Das finde ich tatsächlich faszinierend, weil für mich das größte Fragezeichen war. Aber es ist schön zu hören, dass es funktioniert.
Geheimnis von Explora: Das Buffet-Konzept
Jörg Bertram: Ich glaube, eines der Geheimnisse an Bord, ist das Buffet-Restaurant. Das ist auf einem ganz, ganz hohen Niveau. Selbst ich als absoluter Buffethasser habe dort zwei-, dreimal am Abend gegessen. Und wenn du so ein Restaurant an Bord hast, das viele Plätze hat und wo man gerne hingeht, dann mindert das natürlich den Ansturm auf die anderen Dining-Outlets.
Franz Neumeier: Im Grunde ist es ja auch kein Buffet in eigentlichen Sinne. Du musst zwar an eine Theke gehen, um etwas zu essen zu holen, aber im Grunde wird alles frisch a-la-minute zubereitet.
Ich habe zum Frühstück Pancakes gegessen, mit Walnüssen, Blaubeeren und Ahornsirup. Da wird Dir der Pancakes vor deinen Augen frisch gebacken. Der schmeckt dann großartig, auch wenn es einen Moment dauert.
Jörg Bertram: Ja, das habe ich auch als sehr, sehr schön empfunden.
Franz Neumeier: Ich war ja nur zum Frühstück dort, weil man auf Tauf-Events eben in den Restaurants zum Galadinner diniert und nicht ins Buffet kommt.
„Dann hast Du die Austernbar verpasst …“
Was Du dann auch verpasst hast: In diesem Buffet-Restaurant, der „Emporium Marketplace“, gibt’s abends ab 18 Uhr eine Austernbar mit Champagner, wo du am Tresen stehst, aufs Meer rausschaust, ein paar Austern schlürfst, dazu ein Glas trinkst und dann, sehr entspannt darüber entscheidest, ob du vielleicht doch zum Abendessen dort bleibst oder in eines der anderen Restaurants gehst. Das ist alles sehr entzerrend – und auch sehr schlau konzipiert.
Franz Neumeier: Du hast den direkten Vergleich zu Luxus-Resorts an Land. Das ist ja, wo Explora Journeys ein wenig hin will: nicht so sehr wie ein Kreuzfahrtschiff wirken, sondern Luxus-Kunden ansprechen, die edle Hotels und Resorts an Land gewohnt sind. Wie gut ist das auf den Explora-Schiffen Deiner Meinung nach gelungen? Gerade die Lobby-Bar erinnert ja wirklich mehr an ein Boutique-Hotel als an ein Kreuzfahrtschiff.
Jörg Bertram: Da sehe ich tatsächlich Anleihen – und die finde ich auch gut und klasse. Ich glaube, in einigen Bereichen hätte man sich aber noch mehr trauen können. Vor allen Dingen, was das Entertainment angeht, das dann leider doch sehr klassisch „Kreuzfahrt“ ist. Diese Lounges mit diesen Tanz- und Singshows, das halte ich für völlig antiquiert und auch nicht mehr passend für das Publikum, das man eigentlich haben will.
Klappt der neue Ansatz beim Entertainment?
Franz Neumeier: Dann lass‘ uns gleich über das Entertainment sprechen. Explora Journeys sagt, sie haben ein neues Entertainmentkonzept und eben nicht die starre Bühnenshow um 20 Uhr mit Tanz und Musik, sondern eigentlich so ein kontinuierliches Entertainment, wo man mal kommen, mal gehen kann, wo zu nicht Showbeginn das Licht ausgeschaltet wird und man sich dann peinlich berührt durch die Reihen drängen muss. Also eine Lounge-Atmosphäre, wo zufällig auf der Bühne auch noch ein schönes Entertainment stattfindet. Aber was Du gerade geschildert hast, klang doch eher wie eine klassische Theatershow …
Jörg Bertram: Genau. Ich hatte das mit dem neuen Entertainmentkonzept auch gehört und war sehr gespannt drauf. Letztendlich ist es aber wie auf den meisten Schiffen: Du hast da einen Cruise Director, der auf der Bühne Altherrenwitze reißt und zusammen mit einer drittklassigen Sängerin „Time to say good bye“ singt. Und dann sitzt du da und denkst dir nur: „Leute, dann macht das doch, sagt endlich ‚good bye‘ und geht!“
Das ist echt schade und wird dem Schiff nicht gerecht – das merkst du auch. Und das ist ein Problem, denn wenn ich bewusst eher ein Luxusresort, als ein Kreuzfahrtschiff sein will, dann muss ich mich auch an dem orientieren, was an Land geboten wird, und nicht an dem, was auf den „Traumschiffen“ dieser Welt seit Jahrzehnten in die Jahrzehnte gekommener Standard ist …
Das gleiche Problem hast du übrigens auch in der Explora Lounge. Das ist diese Lounge ganz hoch oben und ganz weit vorne, die es so oder so ähnlich auf fast jedem Schiff gibt – und in der auch fast überall zumeist gähnende Leere herrscht. Meines Erachtens gehört das alle ganz neu gedacht und konzipiert.
Franz Neumeier: Das hat sich inzwischen wohl geändert. Dort steht ja der große Steinway-Flügel und da gibt es abends jetzt auch dezente Livemusik mit Pianist und Sängerin, sodass in der Lounge ein bisschen mehr Leben drin ist.
Jörg Bertram: Reicht das, wenn man ein Publikum ansprechen will, das bis jetzt eher in Boutique-Hotels und Luxusressorts unterwegs war? Wo du abends gerne auch mal raus gehst, um in der nächsten Stadt oder im Nachbarresort etwas zu erleben? Ich glaub’s ehrlich gesagt nicht …
Mehr Mut zu ganz Neuem
Franz Neumeier: Also du sagst, da bräuchte Explora mehr Mut? Ich mutmaße mal ein wenig: Das ist sicher ein schwieriger Spagat. Bei einer Schiffsgröße mit gut 900 Passagieren und in ein paar Jahren sechs Schiffen in der Flotte wird vermutlich ein größerer Teil des Publikums aus der Kreuzfahrtwelt stammt. Vielleicht ist es der Versuch, einen Kompromiss einzugehen, um die klassischen Kreuzfahrtkunden nicht zu verschrecken, weil es völlig anders ist als das, was sie gewohnt ist.
Aber du hast natürlich recht, wenn Explora Journeys die Luxuskunden aus den Ressorts an Land holen will, ist das für dieses Publikum nicht so passend.
Jörg Bertram: Ja, und machen wir uns nichts vor: Der klassische Kreuzfahrtkunde wird ja auch nicht jünger. Irgendwann wird es ihn in dieser Form nicht mehr geben und da wächst auch keine Generation mehr nach, die diese Form von Entertainment zu schätzen weiß.
Franz Neumeier: Ist das Entertainment auf einem solchen Schiff eigentlich überhaupt entscheidend? Ja, schon, begleitend am Abend an der Bar zu einem schönen Cocktail. Aber als Hauptattraktion?
Jörg Bertram: Da möchte ich Dir zart widersprechen. Das ist nämlich das Problem bei ganz vielen, die noch nie auf einem Kreuzfahrtschiff waren, aber im Grunde durchaus interessiert sind. Die haben Angst, abends auf dem Schiff „gefangen“ zu sein und nicht zu wissen, was sie machen können. Dann haben sie diese Traumschiff-Bilder in Erinnerung und denken, das sei alles wahnsinnig spießig, und lassen es lieber. Ich halte das Entertainment wirklich nicht für unwichtig. Vor allen Dingen, wenn es darum geht, ein neues Publikum an Bord von Schiffen zu bekommen.
Wie wohnt es sich auf einem Luxus-Kreuzfahrtschiff?
Franz Neumeier: Okay, das ist ein starkes Argument. Lass uns mal auf die Suiten bei Explora Journeys schauen. Mir sind ein paar Dinge sehr positiv aufgefallen. Aber wie entscheidend sind die letztlich? Beispielsweise der Dyson-Fön, mit 350 Euro im Einzelhandel ein absolutes Luxus-Modell. Oder eine Kleiderstange mit Gummierung, dass die Bügel nicht herumrutschen. Gehören solche Details einfach dazu? Oder ist sind das Highlights, die man als Luxuskunde wahrnimmt und sagt ‚Wow‘?
Jörg Bertram: Ich finde, das sind tatsächlich Sachen, die sind „nice-to-have“ und die sind mir auch sehr positiv aufgefallen. Zum Beispiel die Gummierung an den Kleiderstangen, damit die Bügel bei Wellengang nicht mehr verrutschen und laut aneinanderstoßen können. Das ist schon sehr gut mitgedacht, das gefällt mir. Und so etwas wie den Dyson-Fön merkt man sich eben auch. Darüber redet man, das erzählt man dann auch später an Land. Beeindruckend fand ich übrigens die Fußbodenheizung im Bad.
Franz Neumeier: Wobei mich wundert: Warum gibt es keine Spiegelheizung? Beim Duschen beschlägt der Spiegel, aber der Boden ist warm. Da sind so kleine Inkonsistenzen.
Jörg Bertram: Na komm, jetzt wir wollen wir aber nicht undankbar werden. Mich hat die Fußbodenheizung jedenfalls in einem Maß beeindruckt, dass ich den beschlagenen Spiegel ignorieren konnte. Aber ja, wenn man drüber nachdenkt, hast Du natürlich recht.
Franz Neumeier: Thema Champagner-Marke: Ich kenne diese Diskussion zuletzt von TUI Cruises in der X-Lounge für die Suiten-Gäste. Als dort vor einiger Zeit die Champagnermarke gewechselt hat, ging ein Aufschrei durch die Fangruppen bei Facebook. Wie bedeutend ist das im Luxussegment? Bei Explora ist der Champagner, der kostenfrei ausgeschenkt wird, von der Marke Mercier. Letztes Jahr war es noch Moet & Chandon.
„Wie viel Champagner trinkst Du auf einer Kreuzfahrt?“
Jörg Bertram: Gegenfrage: Wie viele Gläser von dem inkludierten Champagner trinkst Du auf einer Kreuzfahrt?
Franz Neumeier: Ähhh …, müssen wir das öffentlich diskutieren? Ehrlicherweise relativ viel. Ich trinke sehr gerne Champagner, auch mal zum Abendessen statt Wein.
Jörg Bertram: Wenn ich von mir ausgehe, dann trinke ich durchaus auch gerne mal ein Glas Champagner – zum Beispiel zu den Austern oben am Buffet. Aber ich käme nie auf die Idee, meine Champagnerflasche in der inkludierten Minibar aufzumachen und jeden Tag nachfüllen zu lassen. Ich glaube, der Champagner ist eigentlich mehr ein nettes Marketing-Gadget, etwas wo man nachher sagen kann: „Da ist sogar der Champagner inkludiert!“
Für die allermeisten spielt er dann aber doch kaum eine Rolle. Und wer tatsächlich ein riesiger Champagnerfan ist, der wird mit keinem Champagner, der in seiner Minibar steht, zufrieden sein, sondern der wird einen ‚Vintage Cru Irgendwas‘, an der Bar trinken wollen und den dann auch gerne bezahlen. Ich glaube, man sollte das tatsächlich nicht überbewerten. „Champagner inkludiert“ klingt sagenhaft luxuriös, zweifellos. Aber was da genau aus der Flasche sprudelt, halt ich für relativ irrelevant.
Franz Neumeier: Teure Uhren-, Schmuck- und Parfüm-Marken – wie wichtig ist es im Luxussegment, solche Shops auf Kreuzfahrtschiffen zu haben? Sind das nicht alles Sachen, die ich auch an Land überall kaufen kann? Warum brauche ich das auf einem Schiff?
„Es geht um den Image-Transfer“
Jörg Bertram: Ich glaube, da geht es ganz stark um Imagetransfer: darum, dass ich mich als trendig und luxuriös-lifestylig präsentiere. Was ich nicht glaube, ist, dass die Reederei mit diesen Shops an Bord viel Geld verdient. Aber Du brauchst diese Luxuswelt eben, die dir dann suggeriert: Das hier ist Boutique-Style und eben nicht „Traumschiff“.
Franz Neumeier: Das vermittelt schon so ein gewisses Lebens- und Stilgefühl, da hast Du wohl recht.
Jörg Bertram: Ganz genau, mich hat die kleine „Shopping-Mall“ an Bord ein bisschen an die Concept Stores erinnert, wie ich sie aus London oder New York kenne. Da gibt’s an Bord zum Beispiel ein Parfum-Label aus Patagonien, von dem ich vorher noch nie gehört habe und wo ein Fläschchen von diesem wirklich fantastischen Parfum 300 Euro kostet. Da habe ich schon lange überlegt, es dann aber doch gelassen.
Die wissen schon, was sie tun und hängen jetzt nicht ihre bestickten Polo-Shirts mit einem Explora-Logo in ihren Shop, wie Du das im Übrigem bei ganz vielen anderen Luxusschiffen durchaus siehst. Ich habe jedenfalls viel Zeit in diesen Läden verbracht, einfach um mich umzuschauen. Das hat mich wirklich gut gefallen und ich glaube, damit kriegst du auch ein jüngeres, Lifestyle-orientiertes Publikum an Bord – also genau das, was Explora Journeys letztendlich haben will.
Franz Neumeier: Lass‘ uns noch über den Service sprechen. Ich war ja nur zweimal jeweils drei Tage in der Einführungsphase der Schiffe an Bord, da kann man Service nur sehr schwer beurteilen. Aber mein persönlicher Eindruck von diesen kurzen Momenten war der von sehr gut ausgebildeten Servicekräfte, sehr individuell, sehr freundlich, sehr herzlich. Wie hast du das auf Deiner Reise erlebt?
Enthusiasmus, Empathie und Begeisterung im Service
Jörg Bertram: Ich widerspreche Dir noch einmal. Die waren nämlich häufig nicht „sehr gut ausgebildet“. Aber genau das fand ich klasse. Explora haben bewusst Branchenfremde an Bord genommen, die ganz anders an die Sache herangehen, mit viel mehr Enthusiasmus, mit viel mehr Empathie und Begeisterung. Ich habe jedenfalls selten so angenehme Servicekräfte erlebt, wie auf dieser Reise, das war wirklich outstanding. Ich mag diesen perfekten, aalglatten Service einfach nicht mehr. Der ist so unpersönlich.
Franz Neumeier: Kühl und neutral, irgendwie.
Jörg Bertram: Ja. Auf der Exploara I hate ich es mit Persönlichkeiten zu tun. Richtig tolle Leute – und dazu ein sehr cooler Nationalitäten-Mix, auch relativ wenig Asiaten, was jetzt überhaupt nicht negativ gemeint ist. Ich gehe mal davon aus, dass das sehr bewusst gemacht worden ist und es funktioniert auch sehr, sehr gut.
Franz Neumeier: Dann ist es gar kein Widerspruch zu dem, was ich erlebt habe. Ich habe den Service selbst auf meinem hektischen Zwei-Nächte-Aufenthalt an Bord als sehr persönlich, sehr angenehm empfunden, das hat sich einfach sehr gut angefühlt.
Jörg Bertram: Ich erinnere mich, beim Frühstück, da gab es eine Frau an der Bagel-Station – ich liebe nämlich Lachs-Bagel zum Frühstück, musst du wissen – die war eine Künstlerin aus New York. Völlig branchenfremd, aber total neugierig und bereit, neue Dinge auszuprobieren. Das ist echt! Das ist toll! Und morgens mit ihr ein paar Sätze zu wechseln, hat einfach Spaß gemacht. Das ist für mich Service auf Augenhöhe, den ich sehr, sehr angenehm finde.
Franz Neumeier: Und der Service gehört ja, wie Du schon am Anfang gesagt hast, zu den entscheidenden Aspekten auf einem Luxusschiff.
Jörg Bertram: Absolut!
Franz Neumeier: Lieber Jörg, ich danke Dir herzlich für diese Einblicke aus einer etwas anderen Perspektive. Du kennst Kreuzfahrtschiffe, du kennst aber eben auch das Luxussegment an Land sehr gut und kannst sehr gut einschätzen, was diese Zielgruppe möchte. Ich habe wieder einiges dazugelernt.
Guten Abend aus Athen,
ich habe gerade in meinem Hotel in Athen (Ivis4, sehr zu empfehlen) zu Abend gegessen und euren Beitrag gelesen. Morgen fahre ich zum zweiten Mal mit der Explora 1 ab Piraeus zu den Göttern der Antike, Im letzten Jahr war ich ganz zu Beginn von Kopenhagen nach Southampton schon an Bord und war nicht rundherum begeistert, deshalb jetzt also der zweite Versuch um zu sehen, ob sich das Ganze zum Vorteil änderte. Interessant, dass jetzt bei den Restaurants auch ein walk-In möglich sein soll. Das war letztes Jahr komplett anders (zugegeben, wir hatten – da es ja erst die dritte Reise war – jede Menge Influencer und Touragents an Bord, alle sehr wichtig). Was ich damals schon als angenehm emfand, war die für mich überraschende Tatsache, dass nur wenige der Angestellten bereits Kreuzfahrtschifferfahrung hatten. Aber ich emfand das auch sehr angenehm, denn die Kontaktaufnahme bezog sich nicht nur auf Kreuzfahrschiffe.
Das es jetzt keinen Moet mehr gibt, ist schade (auch wenn es nicht meine Lieblingsmarke ist), aber ich denke, dass die Produzenten (ähnlich wie bei Mein Schiff) die benötigten Menge gar nicht liefern können/wollen. Ich freue mich auf die Reise und hoffe, dass es eine entspannende wird. Ob der höhere Preis der Explora-Reisen gegenüber dem MSC Yacht-Club sich rentiert, warte ich mal ab, da bin ich noch skeptisch.
Ich wünsche eine schöne Reise! Was die Champagner-Mengen angeht, würde ich übrigens mal annehmen, das es nicht an den möglichen Liefermengen scheitert – Moet & Chandon produziert jährlich wohl mindestens 30 Millionen Flaschen Champagner (die Quellen sind da nicht ganz eindeutig); die paar Tausend, die Explora Journeys da braucht, sollten zu bekommen sein ;-)
Guten Abend auf See, auf dem Weg nach Ibiza.
Wir, meine Frau und ich, sind gerade kurz vor dem Ende einer 10 Tägigen Reise auf der Explora II ( unsere erste Kreuzfahrt mit Explora) und wir sind begeistert.
Das Schiff ist modern und elegant mit vielen Bars, Lounges und viel Platz. Es erinnert wirklich mehr an ein 5 Sterne Hotel, als an ein Kreuzfahrtschiff. Daher auch die Namenswahl „Explora Journeys“ statt cruise oder cruiseline.
Der Service ist ausgezeichnet und auf Augenhöhe mit den Gästen. Die Abläufe funktionieren, obwohl es erst die 3 Fahrt mit größtenteils unerfahrener Crew (hier Hosts genannt) ist, überraschend gut.
Das Essen ist ausgezeichnet von Qualität und Geschmack. Wir, die häufig mit Oceania Cruises unterwegs waren, zuletzt im August, finden das Explora, Oceania mit deren Slogan: “ finest cuisine at sea“ sogar bereits abgelöst hat.
Bei ca 500 Gästen an Bord ist es kein Problem mehrmals Reservierungen im Steakhaus und beim Asiaten vorzunehmen. Im Med oder Fil Rouge bekamen wir jederzeit Plätze und konnten uns sogar in den Bereich unserer bevorzugten Bedienung setzen.
Die Lounges sind nach 23:00 Uhr leider alle wie ausgestorben. An der Skybar hatten wir somit meist unseren „privaten“ Barkeeper.
Das Internet ist super schnell.
Einzig am Schiff gibt es noch kleine bauliche Mängel. Dies ist allerdings heutzutage leider fast immer der Fall.
Einige Schiebetüren haben die erste rauhe See, mit starken Rollen des Schiffes, leidet nicht unbeschadet überstanden.
In Summe allerdings, aus unserer Sicht, ein exelentes Produkt.
Ein paar kleine Punkte sind uns trotzdem aufgefallen:
Billard Tisch, selbst im Hafen schief, bei Seegang rollen die Bälle hin und her. Der beworbene Ausgleich funktioniert leider überhaupt nicht.
Buffet Restaurant wirkt selbst bei der geringen Auslastung des Schiffes immer sehr voll und daher für uns zum Dinner, trotz der exzellenten Auswahl und Qualität nicht die bevorzugte Wahl.
Keine Wäscheleine zum Trocknen der Badesachen in der Dusche vorhanden.
@Steffen Müller: Vielen Dank für die Einordnung, die vielen, spannenden Details und Beobachtungen. Die Auslastung des Buffets überrascht natürlich, denn wie würde das dann aussehen, wenn das Schiff annähernd voll belegt ist? 500 ist ja nur knapp halbe Passagierkapazität.
Die kleineren Mängel – ich würde sie, was ich auf der Explora II gesehen habe, eher als Schönheitsfehler bezeichnen – sind mir ebenfalls aufgefallen; und ja, das ist heutzutage leider recht üblich, dass Werften ein Schiff, um weitere Verspätungen bei der Ablieferung und damit verbundene Vertragsstrafen zu vermeiden, in einem Zustand ausliefern, für den sie sich schämen sollten. Beispielsweise zerkratzte Wände, Dellen in den Abschlussleisten der Treppenstufen, angeschlagene Möbel-Ecken und ähnliches, weil man bei der Reihenfolge der Bauarbeiten einige groben Arbeiten erst ausführt, nachdem die filigranen Arbeiten schon gemacht und die Schutzabdeckungen entfernt wurden – das habe ich schon zu oft bei Werftbesuchen gesehen; da sitzt ein Arbeiter mit der Flex am bereits fertig verlegtem Teppich ohne Schutzabdeckung und bearbeitet mit sprühenden Funken ein Metallteil … All diese kleinen Schäden kann man natürlich während der ersten Betriebswochen des Schiffs nach und nach reparieren, aber für die Passagiere auf den ersten Reisen, die ja dennoch viel Geld dafür bezahlt haben, ist das natürlich nicht optimal, wenn auch sicherlich verschmerzbar, wenn der Rest passt – und das scheint ja der Fall zu sein.
@Franz Neumeier:
Wie Sie richtig sagten, diese kleinen Mängel sind verschmerzbar und trüben den positiven Gesamteindruck nicht. Ich denke, meine Frau und ich, haben aktuell unser neues „Home at sea“ gefunden.
Was mich ebenfalls überrascht ist, daß sich auch in den Facebook Gruppen zu Explora, keine negativen Kommentare finden. Alle sind tendenziell begeistert von diesem Produkt. Ich lese immer Posts: “ wir waren bisher mit …. unterwegs, aber Explora gefällt uns besser“ Jede Antwort darauf ist ebenfalls zustimmend. Explora Journeys hat anscheinend vieles richtig gemacht und wird der Konkurrenz, auch wenn das, zumindest nach eigenen Aussagen, nicht die Haupt Zielgruppe ist, einiges an Gästen wegschnappen.