Alaska ist eine der schönsten Kreuzfahrt-Destinationen der Welt und selbst von Deutschland aus relativ leicht erreichbar. Cruisetricks.de hat in einem Exklusiv-Interview mit dem Alaska-Experten Bill Fletcher über die Faszination Alaskas und die Bedeutung für die Kreuzfahrt besprochen, aber auch ein paar ganz persönliche Empfehlungen und Tipps für einen Alaska-Urlaub bekommen.
Bill Fletcher arbeitet bei Holland America Line als Direktor Alaska Sales & Marketing. Vor allem aber ist er ein exzellenter Kenner Alaskas. Er hat im nördlichsten US-Bundesstaat seit den frühen 1980er-Jahren gearbeitet und kennt die Region so gut wie nur wenige. Als Student jobbte er dort zunächst als Reiseführer und blieb hängen. Fletcher arbeitete bei verschiedenen Tourismus-Unternehmen in Alaska und ist jetzt seit 2008 bei Holland America Line tätig – sein Traumjob, wie er sagt.
Alaska ist eine viel wichtigere Kreuzfahrt-Destination, als wir hier von Europa aus wahrnehmen. Können Sie ein paar konkrete Zahlen nennen?
Alaska hat eine Saison von fünf Monaten, Mai bis September, und die Kreuzfahrt bringt in dieser Zeit etwa eine Millionen Passagiere hierher. Holland America Line hat daran einen Anteil von etwa 25 Prozent. Mehr als 90 Prozent davon sind wiederum Gäste aus Nordamerika.
Tatsächlich ist Alaska sogar ist die beliebteste Destination für Erst-Kreuzfahrer für Nordamerikaner. Das liegt wohl daran, dass Alaska auf der Wunschliste der meisten Menschen steht. Wenn sie sich kundig machen, entdecken sie, dass Kreuzfahrten die einzige Möglichkeit sind, die Inside Passage zu erkunden. Denn es gibt keine Straßen zwischen den Ortschaften Ketchikan, Juneau, Skagway, Sitka, Glacier Bay.
Aus Deutschland kommen bei Holland America Line etwas weniger als fünf Prozent der Alaska-Passagiere. Das Besondere, das Holland America Line hier bietet und sonst niemand macht ist: Alaska mit Yukon in Kanada zu kombinieren. Yukon ist bei deutschen Urlaubern eine sehr beliebte Destination, vor alle auch bei Individualreisenden und es gibt nach Whitehorse sogar Direktflüge von Deutschland.
Was macht Alaska zu einer so interessanten Kreuzfahrt-Destination?
Das ist schwierig in Wort zu fassen. Wenn Du einmal dort bist, verstehst Du es sofort. Das ist eine dieser magischen, natürlichen, großartigen Destinationen, die einfach so atemberaubend sind, dass man es kaum ausdrücken kann. Die höchsten Berge, die tiefsten Fjorde, die meisten Wildtiere, die meisten Gletscher in Nordamerika.
Von allen Regionen dieser Welt, die ich bisher gesehen habe, ist Alaska der Ort, der sich am meisten für eine Kreuzfahrt anbietet: Tausend Meilen mit mehr als 1000 Inseln, wir kreuzen zwischen diesen Inseln, wo es Bären und Strände gibt, Gletscher und Berge, an manchen Tagen Wale überall um dich herum. Die Buckelwale migrieren in den Wintermonaten nach Hawaii und kommen im Sommer in die die Inside Passage. Walsichtungen sind hier fast garantiert. Weißkopfseeadler fliegen über deinen Kopf.
Jeder Ort hat seine besondere Prägung und Charakter, weil die Orte hier nicht durch Straßen verbunden sind. Sie haben alle ihre eigene Geschichte und Kultur entwickelt. Ketchikan unterscheidet sich sehr von Juneau, ist komplett anders als Skagway. Sitka war die alte, russische Hauptstadt mit starkem, russisch-orthodoxem Einfluss. Skagway war Durchgangsstation zu Goldrausch-Zeiten und hat ein starkes Wildwest-Goldrausch-Feeling. Ketchikan ist die Lachshauptstadt der Welt mit einer starken Fischerei-Kultur und viel Native-Kultur, mit Totempfahl-Parks. Juneau ist die Hauptstadt des Bundesstaates mit spektakulären Ausflugsmöglichkeiten zu den nahegelegenen Gletschern. Jeder Tag bietet in Alaska ein komplett neues Erlebnis.
All das zusammen und zwischen diesen majestätischen Bergen, die direkt aus dem Meer aufsteigen, die Fjorde, Gletscher, die Tierwelt rund um dich herum. Das ist es, warum Holland America Line hier schon so lange hinfährt.
Holland America Line war ja einer der ersten Anbieter von Alaska-Kreuzfahrten …
In den ersten hundert Jahren unserer Geschichte waren wir eine Dampfschiff-Gesellschaft, die von Holland nach Amerika fuhr, wie unser Name ja schon sagt. In den 1960er-Jahren begannen die Jets zu fliegen und wir stellten fest, dass dieses Geschäftsmodell nicht mehr zukunftsträchtig war. In jeden Tagen war es ziemlich undenkbar, eine Schiffsreise einfach nur irgendwo hin zu machen, umzudrehen und wieder zurück zu kommen. Denn bei der Dampfschifffahrt ging es ja gerade darum, Passagiere von einem Ort zum anderen zu bringen.
Wir beschlossen also, dass Alaska weltweit der perfekte Platz für touristische Schiffsreisen sei. In den 1970er-Jahren gingen wir „West Tours“ zusammen, die bereits eine Infrastruktur an Land hatten, Hotels und Busse in Alaska. As war dann auch lange Bestandteil unseres Firmennamens – wir waren „Holland America West Tours“, noch bis vor 15 oder 20 Jahren.
Dadurch hatten wir schon damals die Möglichkeit für unsere Passagiere, auch das Schiff zu verlassen und ins Landesinnere zu reisen. So konnten sie das wunderbare Kreuzfahrt-Erlebnis Inside Passage kombinieren mit dem Denali National Park und sogar noch weiter nach Yukon.
Wir verlegten unseren Hauptsitz nach Seattle, um nahe dran zu sein und für viele Jahre war das unser Kerngeschäft. Wir hatten in den Wintermonaten gelegentlich auch Weltreisen, aber wir sind immer mit allen Schiffen nach Alaska zurückgekommen.
Heute sind wir natürlich ein viel globaleres Unternehmen, aber die Hälfte unser Schiffe sind immer noch jeden Sommer in Alaska. Sieben unserer 14 Schiffe sind im Sommer in Alaska.
Vielen Dank für den gelungenen Bericht.
Wir waren dieses Jahr mit der Noordam in Alaska und vorher noch im Denali Nationalpark, alles über HAL organisiert. Diese Reise war ein Traum, HAL hatte sie bestens organisiert und wir haben sowohl die Landtour als auch die Kreuzfahrt sehr genossen. Am besten hat uns der Galcier Bay Nationalpark gefallen, das sollte man einmal im Leben gesehen haben. Für uns war es sicher nicht die letzte Reise nach Alaska.
Wir sind demnächst wieder mit der Noordam unterwegs und freuen uns schon sehr darauf.