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Auf Alaska-Expedition mit der Hanseatic Spirit

Alaska ist eines der beeindruckendsten Kreuzfahrt-Ziele der Welt. Weitgehend abseits der Routen großer Schiffe tauchen wir mit der kleinen Hanseatic Spirit von Hapag-Lloyd Cruises zwei Wochen lang tief in die Welt der Weißkopfseeadler, Bären, Wale, Fjorde, Gletscher und die Kultur der Native Alaskans ein.

Es ist die raue und unberührte Natur, die so viele Touristen und Reisende nach Alaska zieht: Buckelwale, Orcas, Robben und Seelöwen, Seeotter, Bären, Weißkopfseeadler und zahllose Vogelarten – all diese Tiere muss man in Alaska nicht lange suchen. Weißkopfadler kreisen von Ketchikan schonmal um die Kreuzfahrtschiffe im Hafen, Orcas schwimmen in der Inside Passage neben dem Schiff her und mit ein wenig Ausdauer beim Beobachten des Ufers entdeckt man auch mal einen Grizzly oder Schwarzbären.

Bären am Ufer
Bären am Ufer

Doch auf den zweiten Blick faszinieren andere Aspekte Alaskas beinahe ebenso. Wir reisen zurück ins 18. Jahrhundert auf den Spuren der Entdecker George Vancouver und James Cook und der legendären Goldgräber des Alaska Gold Rush am Ende des 19. Jahrhunderts.

Capt. George Vancouver, Statue in King's Lynn, England
Capt. George Vancouver, Statue in King’s Lynn, England (Bild: Jim Linwood, CC BY 2.0)

Wir entdecken die lebendige und unverfälschte Kultur der Native Alaskans mit ihrer engen Verbundenheit zur Natur und den beeindruckenden, geschnitzten Totem-Pfählen. Die unberührte Natur lädt zum Wandern ein, einsame Buchten zum Kayakfahren. Und mächtige Gletscher kalben in Fjorde, die norwegischen Fjorden in nichts nachstehen.

Totem-Pfähle
Totem-Pfähle

Was Alaska-Kreuzfahrten so populär macht, ist aber auch die relativ einfache Erreichbarkeit. Selbst mit großen Kreuzfahrtschiffen kann man von Seattle oder Vancouver aus bequem nach Alaska fahren und die faszinierende Natur ist nur ein paar Schritte vom Schiff entfernt.

Das unberührte Alaska intensiv und in all seiner Großartigkeit erlebt man jedoch nur mit kleinen Schiffen, die abseits der Kreuzfahrt-Rennstrecken unterwegs sind. Ich habe beides bereits in der Vergangenheit probiert, dreimal auf relativ großen Schiffen (Serenade of the Seas im Juli 2009, Westerdam im Juni 2015 und Zaandam im August 2017) und einmal auf einem ganz kleinen (Empress of the North, Sommer 2005) – und der Unterschied ist enorm, trotz der schon großen Faszination mit den größeren Schiffen.

Weißkopfseeadler
Weißkopfseeadler

Deshalb kehren wir nun mit der kleinen Hanseatic Spirit nach Alaska zurück und besuchen vor allem Orte, die vom Massentourismus verschont bleiben, weil die großen Schiffe sie nicht anfahren können.

Die Fahrtroute der Hanseatic Spirit in Alaska

Mit der Hanseatic Spirit folgen wir an den ersten beiden Tagen unserer Reise dem Teil der Inside Passage in British Columbia, bevor wir am dritten Tag zu unserem ersten Hafenstopp in Alaska in Ketchikan ankommen, dem einzigen Touristen-Hotspot auf dieser Reise.

Hanseatic Spirit (Bild: Vard)
Hanseatic Spirit (Bild: Vard)

Den Großteil der Alaska-Kreuzfahrt mit der Hanseatic Spirit werden wir in der Inside Passage hinter den schützenden Inseln bleiben, sodass wir auch bei schlechtem Wetter wenig von möglicherweise unruhiger See im Pazifik abbekommen würden.

Route der Hanseatic Spirit in Alaska (Kartenmaterial: CC BY-SA 2.0)
Route der Hanseatic Spirit in Alaska (Kartenmaterial: CC BY-SA 2.0)

Erst an der nördlichsten Möglichkeit verlassen wir die Inside Passage an der Durchfahrt zwischen Glacier Bay National Park und Chichagof Island und fahren in die Alaska Bay ein. Von dort machen wir Abstecher in die Fjorde zum Hubbard Glacier, in die icy Bay und den Seitenarm Tsaa Fjord, kreuzen zwei Tage in dem von zahlreichen Inseln geschützten Prince William Sound, um nach Abstechern nach Kodiak Island, Homer und zum Aialik Glacier schließlich im Zielhafen Seward anzukommen.

Bei cruisetricks.de berichten wir während der Reise mit täglichen Impressionen von unseren Hafenstopps und von Schiffstagen in Fjorden, an Gletschern sowie entlang der Inside Passage: auf Facebook @cruisetricks sowie Instagram @franzneumeier und @cruisediary_de.

Von den stark besuchten Kreuzfahrt-Hotspots Alaskas liegt einzig Ketchikan auf unserer zweiwöchigen Route. 1,4 Millionen Kreuzfahrt-Touristen werden hier für 2024 erwartet. Aber wir laufen weder Juneau (knapp 1,7 Millionen) noch Skagway (1,2 Millionen) an und machen einen Bogen um Sitka (rund 600.000). Stattdessen legen wir beispielsweise in St. Petersburg oder Homer an, die in den Statistiken erst gar nicht auftauchen.

Die "Altstadt" von Ketchikan
Das historische Ketchikan (an einem touristisch sehr ruhigen Tag)

Natürlich ist eine Alaska-Kreuzfahrt mit der Hanseatic Spirit keine klassische Expedition. Denn dafür ist Alaska trotz aller Natur zu sehr erschlossen. Anders als etwa in Spitzbergen oder gar in der Antarktis haben sich hier seit Jahrtausenden in größerem Umfang Menschen angesiedelt, sodass eine Expeditionsreise hier auch das Entdecken von Kultur und Geschichte bedeutet.

Wegen eines etwas absurden Gesetzes in Alaska, dem Passenger Vessel Service Acts in den USA recht ähnlich, dürfen wir die bordeigenen Zodiac-Schlauchboote in Alaska nicht einsetzen – was aber auch nicht unbedingt nötig ist. Denn für die Hanseatic Spirit reichen auch kleine Anleger, oder wir liegen auf Reede und setzen mit den Tenderbooten über.

Wo Russland und die USA nur vier Kilometer trennen

Was man sich selten bewusst macht: In Alaska hat die USA eine gemeinsame Grenze mit Russland. Gerade einmal 82,5 Kilometer, getrennt durch die Bering-Straße, liegen amerikanisches von russischem Festland dort voneinander entfernt. Zwei Inseln, eine russisch, die andere amerikanisch, trennen sogar nur 3,8 Kilometer voneinander: Gvozdev (Big Diomede Island) und Little Diomede Island. Gvozdev ist ein Militärstützpukt, während auf Little Diomede Island eine kleine Gruppe Native Alaskans des Inupiat-Stammes leben.

Die russisch-amerikanische Grenze in der Beringstraße
Die russisch-amerikanische Grenze in der Beringstraße (Kartenmaterial OpenStreetMaps Mitwirkende, CC BY-SA 2.0 DEED CC BY-SA 2.0)

Erdgeschichtlich ist es noch nicht lange her, dass das heutige Russland und Alaska während dem Maximum der letzten Eiszeit über eine Landbrücke miteinander verbunden waren. Erst vor rund 10.000 Jahren trennte die Beringstraße das Land dort wieder.

Die Besiedelung des amerikanischen Kontinents, so glauben Wissenschaftler heute, erfolgte vor rund 12.000 bis 14.000 Jahren über diese Landbrücke. Alle nord- und südamerikanischen Native Americans sollen von diesen aus Sibirien eingewanderten Nomaden abstemmen. Zu ihnen gehören auch die Tlingit, die ihre Kultur entlang der Westküste Alaskas bis heute auch für Touristen deutlich sichtbar lebendig halten.

Alaska einst russische Kolonie

Noch bis 1867 war Alaska übrigens nicht amerikanisch, sogar eine russische Kolonie. Schon während des 18. Jahrhunderts kamen Missionare der russisch-orthodoxen Kirche nach Alaska, russische Pelzjäger siedelten sich an und rotteten bis 1950 die auf 300.000 geschätzte Population an Seeottern nahezu aus.

Kennt man den geschichtlichen Hintergründ Alaskas als russische Kolonie, verwundern einen die viele russischen Ortsnamen in Alaska nicht. 

Russisch-orthodoxe Kirche in Sitka, Alaska
Russisch-orthodoxe Kirche in Sitka, Alaska

Die finanzielle Krise Zar Alexander II. nach der Niederlage im Krimkrieg 1856, die enormen Distanzen von St. Petersburg nach Alaska und zunehmende Schwierigkeiten mit den einheimischen Tlingit-Stämmen brachten Russland schließlich dazu, sich von Alaska zu trennen.

Verzögert durch den amerikanischen Bürgerkrieg kaufte die USA 1867 Alaska schließlich für 7,2 Millionen Dollar – nach heutigem Wert rund 130 Millionen Dollar. US-Außenminister und Verhandlungsführer damals war übrigens William H. Seward, nach dem die 1903 gegründete Stadt Seward benannt ist – der Endpunkt unserer Expeditionskreuzfahrt mit der Hanseatic Spirit durch Alaska.

Erst im Januar 1959 wurde Alaska zu einem vollwertigen Bundesstaat der USA, gut sieben Monate früher als Hawaii.

Und noch eine interessante Zahl: 14,2 Prozent der Einwohner Alaskas sind deutsche Abstammung, etwas mehr als 105.000, und damit die größte Gruppe an Nicht-Natives. Russischer Herkunft sind dagegen heute nur noch 1,1 Prozent. Native Alaskans machen etwa 20 Prozent der Bevölkerung aus.

Native Alaskans, die indigene Bevölkerung Alaskas

Heute trifft man in Alaska sowohl amerikanische Kultur, als auch die Traditionen der Alaska Natives und Reste der russischen Kultur, insbesondere der russisch-orthodoxen Kirche. Von den Alaska Natives trifft man während einer Kreuzfahrt entlang der Inside Passage und in der Alaska Bay vor allem auf den Stamm der Tlingit, in der Region vom Prince William Sound bis Icy Bay auch der Eyak.

Nirgendwo in Amerika können die Natives ihre Kultur so konsequent erhalten und pflegen wie hier in Alaska. 15 Prozent der Einwohner Alaskas, rund 730.000, sind Alaska Natives aus 20 unterschiedlichen Kulturen mit etwa 300 unterschiedlichen Sprachen und Dialekten.

Totempfähle
Totempfähle

Eine besonders wichtige Rolle spielen die Symbole für Adler und Rabe. In der komplexen, sozialen Struktur der Tlingit ist nach Abstammung der Mütter jeweils die Hälfte („Moeties“) der Menschen entweder der Gruppe der Adler oder der Raben an, die dann wiederum in zahlreiche Clans aufgeteilt sind.

Totem-Schnitzer im Saxman Totem Park, Ketchikan
Totem-Schnitzer im Saxman Totem Park, Ketchikan

Als Besucher in dieser einerseits sehr bodenständigen, andererseits auch mystisch anmutenden Welt der Tlingit sollte man vor allem eines tun: zuhören. Was es mit den Totem-Pfähle in Alaska auf sich hat, welche Geschichten sie erzählen und welche Bedeutung sie für die Natives haben, versteht man am besten, wenn man versucht, in diese Welt einzutauchen, sich davon faszinieren zu lassen, den Geschichten zuzuhören.

Dabei lernt man eine beeindruckend naturverbundene Lebensweise kennen, die uns einerseits ziemlich fremd ist, andererseits aber auch die Sehnsucht weckt, sich der Natur wieder anzunähern, statt sie nur auszubeuten und achtlos kaputt zu machen.

Unterwegs mit der Hanseatic Spirit

Wir sind in Alaska unterwegs mit der Hanseatic Spirit, dem dritten Expeditionsschiff-Neubau von Hapag-Lloyd Cruises, erst im Juni 2021 in Dienst gestellt.

Hanseatic Spirit (Bild: Vard)
Hanseatic Spirit (Bild: Vard)

Nach unserer Alaska-Kreuzfahrt gibt es auf cruisetricks.de ein ausführliches Schiffsportrait, deshalb an dieser Stelle erst einmal nur die wichtigsten Eckdaten unseres temporären Zuhauses für die kommenden zwei Wochen als ersten Eindruck:

  • Baujahr: 2021
  • Flagge: Malta
  • Tonnage: BRZ 15.651
  • Länge: 138,8 Meter
  • Breite: 22,3 Meter
  • Eisklasse: PC6
  • Autonome Reichweite: knapp 8.000 Seemeilen (15.000 Kilometer) für bis zu 36 Tage
  • Crew: 175
  • Passagiere 230

Mit dem Schwesterschiff Hanseatic Nature war ich im März 2020 unterwegs – meine letzte Reise vor der Pandemie, von der ich es gerade noch rechtzeitig vor Einsetzen der Flugverbote in Südamerika zurück nach Deutschland geschafft habe. Wer das Schiffsportrait der Hanseatic Spirit nicht abwarten möchte, findet dort bereits viele Details zu dieser Expeditionskreuzfahrtschiff-Klasse von Hapag-Lloyd Cruises: „Hanseatic Nature: Ein genauer Blick auf Hapag-Lloyd Cruises‘ neue Expeditionsschiff-Generation“.

Anmerkung*: Cruisetricks.de fährt mit der Hanseatic Spirit auf Einladung von Hapag-Lloyd Cruises.
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Cruisetricks.de fährt mit der Hanseatic Spirit auf Einladung von Hapag-Lloyd Cruises.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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