Carnival Cruise Line hat seine Verhaltensregeln für Passagiere neu formuliert. Die US-Reederei definiert einige klare und eigentlich selbstverständliche Regeln für den Umgang der Passagiere untereinander und mit der Crew. Und auch die Konsequenzen bei Verstößen beschreibt Carnival unmissverständlich: Bordverweis und lebenslängliche Sperre.
Ob rücksichtsloses Verhalten auf Kreuzfahrtschiffen lediglich durch Social Media häufiger öffentlich bekannt wird oder tatsächlich zugenommen hat, lässt sich statistisch nicht feststellen. Jedenfalls reagieren Reedereien wie jetzt Carnival Cruise Line zunehmend offensiv.
Das US-Kreuzfahrtunternehmen hat jetzt mit unmissverständlichen Verhaltensregeln klargestellt, welche Verhaltensweisen an Bord besonders unerwünscht sind – und welche Konsequenzen bei Verstößen drohen. In einem neu formulierten Brief, der in jeder Kabine zu Beginn der Kreuzfahrt ausgelegt wird, werden die Passagiere über die folgenden Kern-Verhaltensregeln aufgeklärt:
- Sperrstunde 1 Uhr morgens für Kinder, einschließlich 17 Jahren in öffentlichen Bereichen (außer in Begleitung Erwachsener).
- Kein Rennen, laute Unterhaltungen oder Herumschreien in den Kabinengängen.
- Verbot der Nutzung von portablen Lautsprecherboxen sowie Smartphones ohne Kopfhörer, um Mitreisende nicht mit lauter Musik oder Shows und Videos am Handy zu stören. Bei Verstößen werden Lautsprecher konfisziert.
- Verbot von Hand-Ventilatoren in Nachtclubs und auf Tanzflächen in Innenräumen.
- Verbot von Getränken auf allen Tanzflächen am Schiff.
- Verbot von (in den USA) illegalen Drogen. Wer selbige während eines Landgangs kauft, dem wird die Rückkehr aufs Schiff verweigert.
- Verbot von Rauchen außerhalb der dafür ausgewiesenen Bereiche. Wer eine Zigarettenkippe ins Meer schnippt, wird mit einer Strafe von 500 Dollar belegt.
Und auch die weiteren Konsequenzen bei Verstoß formuliert Carnival Cruise Line klar und deutlich: „Jeder Gast, der gegen diese Richtlinien verstößt oder dessen Verhalten den Komfort, das Vergnügen, die Sicherheit oder das Wohlbefinden anderer Gäste oder der Besatzung beeinträchtigt, wird benachrichtigt, auf eigene Kosten von Bord gebracht und für zukünftige Kreuzfahrten mit Carnival gesperrt.“
Kurz: Wer sich nicht an die Regeln hält, fliegt sofort von Bord und kommt auf die schwarze Liste.
Auf welche absonderlichen Gedanken Passagiere auf Kreuzfahrten manchmal kommen und für welches Verhalten man auch schon bisher garantiert auf die schwarze Liste kommt, haben wir bereits einmal im Beitrag „Fünf dumme Dinge, die Sie auf Kreuzfahrt keinesfalls riskieren sollten“ beschrieben. Und erst kürzlich haben wir über einen besonders absurden Exzess im Beitrag „Gerichtsurteil zu einem widerlichen Vorfall: nicht leicht zu verstehen“ berichtet.
Welches Recht gilt auf Kreuzfahrtschiffen?
Doch welche rechtlichen Möglichkeiten haben Kreuzfahrt-Reedereien überhaupt, eigene Regeln durchzusetzen, quasi ein bindendes Reederei-Gesetzbuch? Faktisch ist an Bord von Kreuzfahrtschiffen vor allem die Autorität des Kapitäns und die Regelungen des Reisevertrags ausschlaggebend. Die Security an Bord und letztlich der Kapitän haben in der Praxis das letzte Wort.
Die Verhaltensregeln der Reedereien sind in unterschiedlicher Ausprägung im Reisevertrag, bei Carnival Cruise Line zusätzlich noch einmal explizit bei der Einschiffung zu bestätigen. Passagiere stimmen den Regeln also in Form eines Vertrags mit der Reederei zu, wenn sie an Bord gehen. Damit unterwerfen sie sich den Regeln, die Kapitän und Sicherheitskräfte an Bord durchsetzen.
Insgesamt ist die Rechtslage auf See ist nicht ganz unkompliziert, insbesondere wenn sich das Schiff in internationalen Gewässern befindet. Grundsätzlich gilt auf Schiffen das Recht das Flaggenstaates, bei Carnival Cruise Line also beispielsweise das Recht der Bahamas, Panamas oder Italiens (Carnival Venezia, Firenze) – je nachdem, auf welchem Schiff der Reederei man unterwegs ist.
Hinzu kommen oft nationale Regelungen, die eventuell greifen. So verlangt US-amerikanisches Recht beispielsweise die Einschaltung des FBI bei bestimmten Straftaten an Bord, wenn US-Bürger involviert sind. Befindet sich das Schiff in den Hoheitsgewässern eines Landes, greifen größtenteils auch die Gesetze des jeweiligen Landes. Auch das deutsche Recht sieht Strafverfolgung auch bei Taten im Ausland vor, denn deutsche Staatsbürger beteiligt sind.
Einfaches Fehlverhalten und Verstöße gegen die Regeln der Reedereien spielt in diesem Zusammenhang freilich keine Rolle – außer, wenn es darum geht, wer finanzielle Konsequenzen tragen muss, etwa bei einem Verweis von Bord und entsprechend hohen Zusatzkosten für die Heimreise.
traurig, dass man heutzutage Erwachsenen zurecht erwartetes soziales Verhalten explizit schriftlich vorschreiben muss. Ich selbst wohne in einem Küstenort mit starkem Zulauf, auch hier glaubt ein Teil der Gäste mit der Kurtaxe die guten Manieren an der Zahlstelle abgeben zu können.