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Crew-Kabinen: So wohnt die Besatzung auf Kreuzfahrtschiffen

Einen Blick hinter die „Crew only“-Türen eines Kreuzfahrtschiffs bekommen Passagiere höchstens bei „Behind the Scenes“-Führungen. Crew-Kabinen, Crew-Bar und -Messe stehen dabei meist nicht am Besuchsprogramm – und wenn, dann ist Fotografieren verboten. Auf der Costa Fascinosa hat uns Costa diesen exklusiven Einblick in den Crew-Bereich ausnahmsweise mit Kamera gewährt.

Optisch ist es ein Schritt in eine andere Welt: Die Tür zum Crew-Bereich geöffnet und schon fehlen Teppiche, Dekoration und Decken-Abhängungen. Die blanken Stahl-Wände sind cremeweiß oder grau gestrichen. Die Kabinengänge sind eng, teils verwinkelt und optimiert auf perfekte Ausnutzung des vorhandenen Platzes. Demselben Prinzip folgt auch die Größe und Ausstattung der Crew-Kabinen – dazu später mehr.

Crew-Kabinengang, Costa Fascinosa
Crewkabinen- Gang, Costa Fascinosa

Wer sich hier verläuft, sucht am besten erst einmal die „I95“ – ein breiter Hauptgang auf einem der Crew-Decks, der über die gesamte Länge geradeaus durchs gesamte Schiff führt und quasi die Hauptschlagader jedes Kreuzfahrtschiffs darstellt.

Die "I 95" auf der Allure of the Seas
Die „I 95“ auf der Allure of the Seas

Der Spitznamen „I95“ stammt von den amerikanischen Schiffen und bezieht sich auf eine der wichtigsten Autobahn der USA: Die Interstate 95 führt von der Kreuzfahrt-Welthauptstadt Miami entlang der US-Ostküste bis nach Neu England.

Ganz so nüchtern wie auf der „I95“ und in den Kabinengängen sieht es allerdings nicht überall aus: Auf der brandneuen Costa Fascinosa sind Crew-Bar und Crew-Messe durchaus ansprechend gestaltet und haben durch Bullaugen auch etwas Tageslicht – was nicht auf allen Kreuzfahrtschiffen der Fall ist.

Crew-Bar, Crew-Messe

Crew-Bar der Costa Fascinosa
Crew-Bar der Costa Fascinosa

Die Crew-Bar ist zwar schlicht, erinnert aber durchaus an eine einfache Bar an Land, einschließlich buntem Neon-Leuchtschild über der Bar, Spiegel an der Decke sowie gemusterter Steinboden und Holz im Sitzbereich. Hier findet im Wesentlichen das Leben der Besatzungsmitglieder außerhalb der Arbeitszeiten statt.

Crew-Messe der Costa Fascinosa
Crew-Messe der Costa Fascinosa

Das Ambiente der Crew-Messe erinnert am ehesten an das einer Werkskantine: Buffet und Getränkestation in schlichtem, funktionalem Edelstahl, Selbstbedienung. Der Essbereich ist auch hier zwar einfach, aber ansprechend gestaltet, ein paar Bilder und Flachbildschirm-Fernseher an der Wand, ein wenig Tageslicht durch die Bullaugen.

Buffet der Crew-Messe
Buffet der Crew-Messe

Auf modernen Kreuzfahrtschiffen liegen Crew-Bar, Crew-Messe und auch die Crew-Kabinen durchwegs oberhalb der Wasserlinie. Die Zeiten, in denen die Crew tief unten im Schiffsbauch quasi unter Wasser schlafen musste, sind längst vorbei und aus Sicherheitsgründen sind Crew-Kabinen unterhalb der Wasserlinien bei Schiffsneubauten schon seit längerem nicht mehr erlaubt.

Getränke-Station
Getränke-Station

Für Offiziere und Staff gibt’s üblicherweise eine separate Offiziersmesse mit entsprechend hochwertigerem Essen und etwas mehr Dekor und Ambiente. Während im Crew-Bereich asiatisches Essen und viel Reis schon zu Frühstück dominiert, orientiert sich die Offiziersmesse mehr am westlichen Geschmack. Offiziere und Staff dürfen oft auch in den Passagier-Restaurants essen.

Crew, Staff, Officer

Zeit für einen kurzen Exkurs: Im Deutschen spricht man gerne pauschal von „Crew“ oder „Besatzung“. Tatsächlich muss man aber zwischen drei verschiedenen Stufen unterscheiden, die im Englischen klar abgegrenzt sind: Crew, Staff und Officers. Vor allem bei der Unterkunft an Bord, aber auch in Hinblick auf Privilegien an Bord macht es einen großen Unterschied, zu welcher Gruppe man gehört.

Crew sind alle Servicekräfte und technische Mitarbeiter ohne Offiziersrang – also die große Mehrzahl der Mitarbeiter an Bord. Officers sind, wie der Name schon sagt, die Führungskräfte aus allen Bereichen, von der Nautik bis zum Hotelbetrieb. Staff sind Mitarbeiter beispielsweise aus den Bereichen Spa, Fitness, Shops, Entertainment und Kinderbetreuung. Teils sind das Mitarbeiter, die gar nicht direkt bei der Reederei sondern bei Subunternehmern angestellt sind. In ihren Arbeitsverträgen sind meist bessere Kabinen vorgesehen und Staff darf sich meist relativ frei auch in den Passagierbereichen der Schiffe bewegen – anders als Crew, die das außerhalt ihrer Arbeitszeiten nur in Ausnahmefällen oder gar nicht darf.

Crew-Kabinen

Crew-Kabine auf der Costa Fascinosa
Crew-Kabine auf der Costa Fascinosa

In den hier beschriebenen Crew-Kabinen wohnt dementsprechend die Gruppe der „Crew“. Offiziere und Staff bewohnen größere Kabinen, je nach Schiff sind die teils auch im Passagierbereich untergebracht und genießen Kabinen-Service, während sich die Crew um die Pflege ihrer Kabinen selbst kümmern muss.

Schreibtisch, Fernseher, Schränke
Schreibtisch, Fernseher, Schränke

Eine typische Crew-Kabine ist recht klein, vor allem wenn man bedenkt, dass Arbeitsverträge in der Regel zwischen sechs und neun Monate laufen und sich Crew-Mitglieder in dieser Zeit eine solche Kabine zu zweit teilen. Immerhin: Die Zeiten mit Mehrbettkabinen für sechs oder acht Crewmitglieder mit Toilette und Dusche am Gang sind inzwischen bei den neueren Schiffen vorbei.

Bad eine Crew-Kabine
Bad einer Crew-Kabine

Eine Crew-Kabine ist 6 bis 10 qm groß, plus Bad. Das Bad ist – obwohl man das angesichts der Badgrößen auf manchen Schiffen kaum für möglich halten sollte – noch kleiner als in den Passagier-Kabinen und hat oft keine separate Duschkabine oder Duschvorhang. Wenn jemand duscht, wird das ganze Bad inklusive Toilette und Waschtisch nass. Die Costa Fascinosa ist da recht komfortabel eingerichtet: Hier gibt es in den Crew-Kabinen eine mit Duschvorhang abgetrennte Dusche.

Crew-Kabinen sind gewöhnlich Innenkabinen, manchmal aber auch Außenkabinen mit kleinem Bullauge. Da die Kabinen in der Regel nur knapp über der Wasserlinie liegen, bekommt man bei etwas Seegang im Bullauge gerne mal den „Waschmaschinen“-Blick.

Schrank-Platz pro Crew-Mitglied
Schrank-Platz pro Crew-Mitglied

Für jedes Crew-Mitglied gibt es in der Zweierkabine ein Bett, einen kleinen Schrank sowie gemeinsam einen kleinen Tisch und einen Fernseher. Auf neuen Schiffen gibt es auch in den Crew-Kabinen LAN-Empfang für einen im Vergleich zu den Passagier-Preisen günstigen, oft aber auch langsameren Internet-Zugang.

Die Betten sind durchweg Stockbetten, die Privatsphäre besteht aus einem individuellen Vorhang vor dem eigenen Bett.

Kabinenservice selbst gemacht

Zweimal am Tag Handtuchwechsel, Betten aufschlagen und ein Stück Schokolade am Kopfkissen gibt es für die Crew übrigens nicht. Nur Offiziere und Staff bekommen kostenlosen Kabinenservice. Im Crew-Bereich gibt es Kabinen-Service teils optional gegen Bezahlung. Oft aber arrangieren sich Crewmitglieder auch untereinander: Mitarbeiter aus dem Hotel-Department verdienen sich bei Kollegen ein Zubrot, indem sie quasi unter der Hand den Kabinen-Service übernehmen.

7 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

7 Gedanken zu „Crew-Kabinen: So wohnt die Besatzung auf Kreuzfahrtschiffen“

  1. danke für den interessanten bericht. finde ich gar nicht so unkomfortabel aber gibt es bei diesem schiffstyp irgendwo „auslauf“ auf einem freideck, besonders für die „unteren dienstränge“? ansonsten denke ich, gerade wenn viele seetage anstehen oder der dienstplan landgänge nicht zulassen, könnten 6 monate dienst durchus auch eine psychische belastung darstellen.

  2. Auf nahezu allen Kreuzfahrtschiffen gibt es einen oder mehrere Außenbereiche für die Crew. Meist darf die Crew – wenn nicht gerade Anlegemanöver gefahren werden – auf die Arbeitsdecks am Bug und am Heck, oft gibt es auch einen für Passagiere ncht zugänglichen Bereich auf einem der unteren Decks am Heck und sehr viele Schiffe haben einen kleinen Pool oder Whirlpool für die Crew am Bug (direkt unter den Augen der Offiziere auf der Brücke ;-). Die Costa Fascinosa hat am Bug sogar zwei Crew-Whirlpools.

  3. Ein sehr interessanter und gelungener Bericht über den Besatzungsbereich. 1990/91 war ich im Proviant der MS „Berlin“ tätig, der heutigen „FTI Berlin“.
    Wir hatten zu zweit, teilweise zu dritt eine Kabine. Zwei Kabinen durften sich überwiegend Dusche/ WC teilen. Die Duschen hatten einen Vorhang. Die kleinen Kabinen waren durchweg schon damals zweckmäßig ausgestattet. Jeder hatte einen Schrank, ein Fernseher war vorhanden. Das Waschbecken in der Kabine. In der Crew-Messe waren zwei Köche für die Besatzung zuständig. Zwei Gerichte gab es zur Auswahl und Nachmittags Kuchen wie die Passagiere. Beliebt waren die Crew-Partys. Getränke gab es zu Sonderpreisen. Eine Crew-Bar war nicht vorhanden. Es gab einen Aufenthaltsraum (blauer Salon) mit TV, Video, Bücher, Spiele usw.
    Ab und zu Ausflüge für die Besatzung. Das Innenschwimmbad stand uns an einigen Tagen spät Abends zur Verfügung. Die Deilmann-Reederei hatte schon damals einiges für uns getan.
    Auf der „Color Magic“ konnte ich bei einer privaten Führung auch einen Blick in die Crew-Messe werfen. Die ist zweckmäßig gut eingerichtet. Mehrere Gerichte zur Auswahl, sowie Getränke in Selbstbedienung. Provianträume und Küchen sind sehr gut ausgestattet.
    Peter Stilbach, Wriedel

  4. @Peter Stillbach: Waren die Kabinen auf dem C-Deck mit Nummern 5xx damals bei Deilmann auch schon Crew-Kabinen? Auf der FTI Berlin sind diese Kabinen jetzt jedenfalls als Crew-Bereich ausgeschildert …

  5. Hallo Herr Neumeier,

    danke für Ihre Nachfrage.
    Die 5xx Kabinen auf dem C-Deck waren damals Passagierkabinen.
    Innen waren sie 8qu groß, die Betten übereinander.
    Der damalige Kapitän Biehl und Staffkapitän Jungblut waren sehr beliebt und immer gut drauf.
    Ich verfolge daher mit Interesse das Programm der „FTI Berlin“.
    Da ich zur Zeit Arbeit suchend bin (Einzelhandelskaufmann), kann ich nur Fahrten mit „Color Line“ unternehmen (schon 11 mal).
    schöne Grüße aus der jetzt blühenden Lüneburger Heide
    von Peter Stilbach

  6. Vielen Dank für den tollen Bericht, auch als fleißiger Verrückt-nach-Meer-Zuschauer hat man noch eine Menge gelernt.

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