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5G-Funknetz auf Kreuzfahrtschiffen – eine alte Kostenfalle wird größer

Carnival Jubilee und Adora Magic City werden als erste Kreuzfahrtschiffe der Welt mit 5G-Funknetzen ausgestattet sein, wenn sie im Dezember 2023 in Dienst gehen. Weitere Reedereien und Schiffe werden mutmaßlich folgen. Was sich mit dieser technischen Neuerung aber nicht ändert, sind die hohen Kosten für Telefonie und Daten auf See. Denn Daten- und Internet-Verbindungen werden auch bei den 5G-Netzen via Satellit hergestellt und sind damit sehr teuer.

Für amerikanische Passagiere ist der 5G-Ausbau auf Kreuzfahrtschiffen eine gute Nachricht, denn dort gibt es bei den Mobilfunk-Anbietern passende Kreuzfahrt-Tarife. Doch deutsche Mobilfunkanbieter haben solche Tarife bislang nicht im Angebot.

Es ist ein häufiges Missverständnis vor allem bei Kreuzfahrt-Neulinge: Zwar funktioniert das Handy oder Smartphone auch an Bord, doch gelten dort keinerlei Kostenbremsen oder Roaming-Gesetze der EU, wenn das Schiff erst einmal auf See ist. Bezahlt werden müssen dann die Roaming-Gebühren, die Mobilfunkanbieter wie Telekom, Vodafone oder O2 mit dem Betreiber des am jeweiligen Schiff aktiven Satellitennetzes vereinbart hat – und die liegen teils bei über fünf Euro pro Gesprächsminute.

Egal wo das Schiff unterwegs ist, auch innerhalb der EU, fallen teils immense Roaming-Kosten sowohl bei der Telefonie als auch bei Datenübertragungen an. Denn die Verbindung erfolgt per Satellit. Mit 5G-Netzen steigt durch schnellere Datenübertragung auch das Kostenrisiko.

Billiger und risikofrei mit den Internet-Paketen der Reederei

Anders ist das mit den Internet-Paketen, die von den Reedereien an Bord angeboten werden. Hier erfolgt die Verbindung nicht über das Mobilfunknetz, sondern über das schiffseigene Wlan-Netz. Für die Internet-Verbindung nutzt die Reederei dabei zwar auch Satelliten, der Passagier bezahlt aber immer nur den Preis für das bei der Reederei gebuchte Internet-Paket, inzwischen meist als Flatrate.

Seit immer mehr Kreuzfahrtschiffe die relativ neue Starlink-Technik nutzen, sind die Internet-Pakete der Reedereien auch teils günstiger, vor allem aber sind die Verbindungen deutlich schneller geworden.

Wer auf See telefonieren will, sollte solche Wlan-Internet-Verbindungen nutzen und zum Telefonieren beispielsweise auf Whatsapp-Calls, Skype oder Facetime zurückgreifen, statt sich mit dem Handy in das Mobilfunknetz einzuloggen.

Wichtigster Tipp auf Kreuzfahrt: Flugmodus an

Der wichtigste Tipp fürs Smartphone auf Kreuzfahrt lautet daher trotz neuer 5G-Technik auch weiterhin: Sobald das Kreuzfahrtschiff ablegt, Datenroaming deaktivieren, Flugmodus einschalten und ausschließlich Wlan aktivieren, um sich mit dem Wlan der Reederei zu verbinden – und ein entsprechendes Internet-Paket buchen. Oder eben auch einmal bis zum nächsten Hafenstopp ganz offline bleiben.

Kreuzfahrt-Mobilfunktarife in den USA

Bislang vor allem in den USA gibt es von den Mobilfunk-Anbietern wie AT&T, T-Mobile oder Verizon besondere Tarife für die Nutzung während Kreuzfahrten. Allerdings ist selbst bei diesen Tarifen die Nutzung des bordeigenen Mobilfunk-Netzes teuer. Im Wesentlichen sind diese Tarife für die Nutzung des Mobilfunks im Roaming-Modus während der Hafenliegezeiten im Ausland geeignet.

Beispielsweise bei AT&T gibt es aber auch Flatrate-Tarife, bei denen speziell die Nutzung der Mobilfunk-Netze auf Kreuzfahrtschiffen halbwegs günstig ist und je nach Nutzungsintensität eine Alternative zu den Internet-Paketen der Reedereien darstellen kann. AT&T Cruise Basic kostet beispielsweise 60 Dollar, ist gültig für 30 Tage und beinhaltet 10 Minuten Telefonie und 100 MByte Daten. Für 100 Dollar gibt’s unbegrenzt Telefonie und 1 GByte Daten.

In Deutschland sind uns solche Kreuzfahrt-spezifischen Mobilfunk-Tarife bislang nicht bekannt.

2 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

2 Gedanken zu „5G-Funknetz auf Kreuzfahrtschiffen – eine alte Kostenfalle wird größer“

  1. Danke für die differenzierte Darstellung der Internet/Telefonie-Verbindung an Bord. Bereits in Küstennähe ist der Empfang eines Landnetzes möglich, welches meist im Flatrate-Mobilfunk-Abo inkludiert ist, zumindest in europäischen Gewässern. Welches Netz man gerade empfängt, lässt sich ja leicht feststellen. Im übrigen ist es wie beschrieben: Die WLAN Verbindungen auf dem Schiff haben sich deutlich verbessert und die Tarife sind meist vernünftig. Da die WLAN öffentliche Netzwerke sind, sollte man eigentlich ein VPN verwenden, aber meines Wissens geht es nicht, bei VPN-Einsatz wird blockiert.

    Die Unterschiede in den Angeboten USA / Europa sind oft erstaunlich, nicht nur was den Mobilfunk betrifft. So sucht man als Europäer z.B. vergeblich eine „Any Reason Cancellation Protection“, mit einer Ausnahme gibt es meines Wissens keinerlei Angebote, weder direkt von der Reederei noch von Reiseversicherungen. Die Ausnahme ist Holland America Line, welche diese Variante unabhängig vom Wohnsitz des Kunden anbietet, also auch für Gäste aus Europa.

  2. @Ernst Huegli: Es ist halt immer ein Spiel mit dem Feuer, sprich: Man muss sehr genau aufpassen, dass sich das Telefon dann nicht doch irgendwann und Schiffs- statt Landnetz einwählt, wenn letzteres schwächer wird oder wegbleibt. Grundsätzlich dürfen Reedereien das schiffseigene Funknetz auch erst in einigen Meilen Entfernung zum Land einschalten – in der EU sind es, glaube ich, sechs Meilen, in den USA zwölf – bin mir bei den Zahlen aber nicht ganz sicher.

    Bzgl. VPN: Grundsätzlich stimmt es, dass Reedereien das blockieren, vor allem, wenn sie abgestufte Flatrates z.B. zur Nutzung von Social Media, Browser und Streaming anbieten, weil sich solche Beschränkungen per VPN natürlich umgehen lassen. Aber bei manchen Reedereien ist VPN möglich, oder zumindest in den teureren Tarifen. Und es gibt auch recht clevere VPN-Dienstleister, die Wege um die Sperre herum finden. Ich hatte das mal mit recht gutem Erfolg getestet ( https://www.cruisetricks.de/praxistest-sicherer-auf-reisen-mit-geschuetzter-internet-verbindung-per-vpn/ ), klappt aber nicht auf allen Schiffen. Man kann sich also nicht darauf verlassen, dass es auf jeden Fall funktionieren wird.

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