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Strenge, neue Regeln für Kreuzfahrtschiffe in Spitzbergen

Das norwegische Parlament hat strenge, neue Regeln für Kreuzfahrtschiffe in Spitzbergen beschlossen. Dazu gehören Geschwindigkeitsbeschränkungen und Abstandsvorschriften zu Eisbären, Walrossen und Vogelfelsen sowie eine Begrenzung auf 200 Passagiere pro Schiff.

Die neue Gesetzgebung erweitert die Beschränkungen des bestehenden Svalbard Environmental Protection Act von 2001 zum Schutz des Svalbard-Archipels mit der Hauptinsel Spitzbergen. Die Ergänzungen zu diesem Gesetz weiter die Stellen in den Schutzgebieten deutlich aus, an denen überhaupt keine Anlandungen per Zodiac mehr unternommen werden dürfen.

Übrig bleiben dann ab 2025 im gesamten Svalbard-Archipel nur noch 43 Anlandestellen. Etwa ein Drittel der in Schutzgebieten liegende, bisher zugängliche Plätze sind künftig gesperrt. 68 Prozent der Landmasse des Svalbard-Archipels und 87 Prozent der zugehörigen Meeresflächen sind geschützte Gebiete.

Die neuen Regeln müssen noch vom norwegischen Parlament abgesegnet werden (Stand: Mitte Januar 2024).

Für einige Kreuzfahrt-Reedereien besonders unangenehm ist die Beschränkung der Passagierzahl in den Schutzgebieten im Svalbard-Archipel auf 200. Unter anderem ist Hurtigruten Expeditions mit den zwei modernsten Expeditionsschiffen der Flotte, die Roald Amundsen und die Fridtjof Nansen, betroffen, die Platz für 500 Passagiere bieten.

Begrenzung auf 200 Passagiere pro Schiff

Aus einem Papier der norwegischen Regierung geht hervor, dass 2019 noch lediglich vier Schiffe mit mehr als 200 Passagieren in Spitzbergen unterwegs waren. Diese Zahl sei aber 2022 schon auf 14 gestiegen und drei davon hätten mehr als 265 Passagiere gehabt.

Eine Passagierzahl-Beschränkung gibt es in andere Form bereits in der Antarktis, wo an den meisten Stellen nicht mehr als 100 Passagiere gleichzeitig an Land gehen dürfen. Deshalb fahren die meisten Reedereien mit nicht mehr als 200 Passagieren in die Antarktis, obwohl die Schiffe teils mehr Kapazität hätten. Nun werden sie ab 2025 diese 200-Passagiere-Beschränkung auch in Spitzbergen einhalten müssen. Die Kreuzfahrtreedereien hätten sich einem Regierungspapier zufolge eine Limitierung auf 500 bis 700 Passagiere vorgestellt.

Weiterhin dürfen Dronen in Schutzgebieten überhaupt nicht verwendet werden und müssen auch außerhalb einen Abstand von mindestens 500 Metern von Felsen mit Vogelbrutplätzen halten. Näher als 500 Meter an Vogelfelsen gilt auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung von fünf Knoten für Zodiacs.

Motorisierter Verkehr, also insbesondere Zodiac-Schlauchboote, müssen einen Mindestabstand von 150 Metern von Walross-Kolonien einhalten und dürfen in deren Umkreis von 300 Metern maximal fünf Knoten schnell sein.

Was künftig auch verboten sein wird, ist das Brechen von „fast ice“ – das sind fest mit der Küste verbundene Eisflächen. Ausnahmen gelten für Longyearbyen, Barentsburg und Ny-Alesund, was für Kreuzfahrtschiffe aber weniger relevant ist, weil sie zu der Jahreszeit, zu der dies nötig wäre, ohnehin dort nicht fahren.

Enttäuschung bei den Expeditionskreuzfahrt-Anbietern

Enttäuscht zeigt sich von den neuen Regeln die Vereinigung der Expeditionskreuzfahrt-Anbieter in der Arktis AECO (Association of Arctic Expedition Cruise Operators) laut Seatrade Cruise News. In der AECO sind nahezu alle Anbieter von Spitzbergen- und Arktis-Kreuzfahrtanbieter Mitglied. Sie geben sich schon seit vielen Jahren eigene, recht strenge Regeln zum Schiff der Tiere und der Umwelt in der Arktis. Die neuen Regeln würden die Expeditionskreuzfahrten in Spitzbergen merklich beeinträchtigen.

Manche Insider zweifeln auch an den Motiven der norwegischen Regierung für die neuen Regeln. Die Regierung verschleiere die eigentlichen Ziele, nämlich die Kreuzfahrt mittelfristig ganz von der Ostseite Spitzbergens zu verdrängen, um dort unter anderem nach Öl bohren zu können.

1 Kommentar

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

1 Gedanke zu „Strenge, neue Regeln für Kreuzfahrtschiffe in Spitzbergen“

  1. Danke Franz für diese – wie gewohnt – sehr informative und differenzierte Berichterstattung! Es ist wirklich ärgerlich, dass die norwegische Regierung hier sowenig auf die Einwände der Fachleute bei der Anhörung zum Gesetzesentwurf eingegangen ist. Und sich in Bezug auf den Beschluss zum Tiefseebergbau ähnlich verhält. Darf ich hier auf die Website von Rolf Stange hinweisen, der sich auch mit den Themen rund um Svalbard befasst. Ich war mit ihm 2016 auf einer Wanderkreuzfahrt auf Spitzbergen unterwegs und schätze seine Expertise. https://www.spitzbergen.de/2024/02/09/2025-kommen-die-neuen-regeln.html
    Claudia

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