Im Streit um den Kreuzfahrthafen von Venedig hat das italienische Umweltschutz-Ministerium die Pläne für ein neues Kreuzfahrt-Terminal genehmigt. Weitere politische Entscheidungen stehen aber noch aus. Und es regt sich vehementer Widerstand gegen das Projekt.
Update (Nov. 2017): Umgesetzt wurde diese Projekt nie. Inzwischen gibt es einen neuen Kompromiss, der die großen Kreuzfahrtschiff über 55.000 BRZ nach Marghera verlegen will.
Update (Juli 2021): Kreuzfahrtschiffe größer als BRZ 25.000 dürfen nicht mehr am Markusplatz vorbei zum Kreuzfahrt-Terminal fahren.
Das neue Terminal, Projektname „Venis Cruise 2.0“ soll direkt an der Einfahrt zur Lagune von Venedig entstehen und mit einer Länge von 940 Metern Platz für fünf große Kreuzfahrtschiffe bieten.
Der Projektbeschreibung für „Venis Cruise 2.0“ zufolge wird die 34 Meter breite Pier in die Einfahrt zur Lagune gesetzt und mit einem breiten Steg mit dem Land verbunden. So könnten Kreuzfahrtschiffe beidseitig anlegen.
Mit dem neuen Cruise Terminal für Venedig würden danach nur noch kleine Kreuzfahrtschiffs bis zu einer Tonnage von BRZ 40.000 in die Lagune von Venedig und zum bisherigen Kreuzfahrt-Terminal fahren. Die großen Schiffe hingegen müssten das neue Terminal anlaufen.
Der bisherige Kreuzfahrt-Hafen von Venedig ist auf der Karte mit den roten Quadrat markiert, die neue Kreuzfahrt-Pier an der Einfahrt zur Lagune am Lido ist orangefarben eingezeichnet:
Die EU fördert das Terminal-Projekt in Venedig, für das Kosten von 144 Millionen Euro veranschlagt sind. Die Bauzeit soll zwei bis zweieinhalb Jahre betragen und bereits im Mai 2017 beginnen. Theoretisch könnte das neue Terminal bereits 2019 in Betrieb gehen. Ob dieser Termin allerdings eingehalten werden kann ist derzeit noch völlig offen. Unter anderen fehlt noch die Zustimmung des Verkehrsministeriums.
Widerstand im Gemeinderat Cavallino-Treporti
Heftiger Widerstand gegen das Projekt regt sich in der Gemeinde Cavallino und im Gemeinderat von Cavallino-Treporti auf der Halbinsel, an die das neue Terminal angrenzen soll. „No Grandi Navi a Punta Sabbioni“ lautet das Motto der Gegner, die drastische Umweltschäden befürchten und das neue Terminal auch aus touristischer Sicht für einen Fehler halten.
Venedig sucht seit vielen Jahren nach einer Möglichkeit, große Kreuzfahrtschiffe aus der Lagune zu verbannen und sie bei der Anfahrt zum Kreuzfahrthafen in Venedig nicht mehr durch den Giudecca-Kanal du vorbei am Markusplatz fahren zu lassen. Zwischenzeitlich gab es sogar ein Verbot für die ganz großen Schiffe, das aber vor Gericht keinen Bestand hatte.
Ob, wo und wann ein neues Kreuzfahrt-Terminal die Situation entschärfen wird, ist angesichts der fortdauernden Streitigkeiten weiterhin offen, auch wenn das Projekt „Venis Cruise 2.0“ bereits weit fortgeschritten ist.
Ziemlich komnische Leute. An der alten Stelle will man das nicht mehr und an der neuen auch nicht. Vielleicht sollten die man darüber nachdenken, wie viel Geld die Touristen in die Kassen bringen. Aber wenn man sich unnedingt selbst schaden will, haben sie auch selbst schuld.
Letztlich ist das der alte Konflikt zwischen Geld und Kultur – am liebsten will man beides, obwohl es sich ab einem gewissen Punkt gegenseitig ausschließt.
Die Ablehnung des neuen Terminals kommt ja nicht aus der Stadt Venedig (wo man das alte Terminal bzw. den Anfahrtsweg dorthin) nicht mehr haben will, sondern eben von der Gemeinde, wo das neue Terminal entstehen will. Das ist bei uns ja nicht anders. alle wollen die Stromtrassen von Norden nach Süden, aber auf keinen Fall soll die Trasse durch den eigenen Garten führen. In Urlaub fliegen will jeder, der Flughafen soll auch möglichst in der Nähe sein – aber der damit verbundene Fluglärm soll irgendwo anders stattfinden.