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Kreuzfahrtschiff in Venedig

Schon ab 1. August 2021 keine größeren Kreuzfahrtschiffe mehr in Venedig

Es ist wahrscheinlich das endgültige Aus für die meisten Kreuzfahrtschiffe in Venedig: Ab 1. August 2021 dürfen Kreuzfahrtschiffe mit einer Bruttoraumzahl von mehr als 25.000 in Venedig nicht mehr am Markusplatz vorbei und durch den Giudecca-Kanal zu den Kreuzfahrtterminals Stazione Marittima oder San Basilio fahren.

Diese neue, scharfe Regelung der italienischen Regierung kommt, nachdem die Unesco unmissverständlich damit gedroht hatte, Venedig auf die Liste des bedrohten Weltkulturerbes zu setzen. Es sei nicht übertrieben, von einem historischen Tag zu sprechen, kommentierte der Kulturminister die Entscheidung.

Die Neuregelung erfolgt in Form eines Dekrets des Kulturministers von Italien, das auch schon vom Ministerrat abgesegnet wurde. Bereits Ende März 2021 hatte die italienische Regierung das grundsätzliche Ende von großen Kreuzfahrtschiffen mit einer Bruttoraumzahl von mehr als 40.000 in Venedig beschlossen. In einem gemeinsamen Beschluss hatten sich die Ministerien für Infrastruktur, Tourismus, Kultur und Umwelt darauf geeinigt, die Schiffe vorübergehend von Venedig nach Marghera umzuleiten, bis eine endgültige Lösung gefunden ist.

Allerdings sollte das Verbot, den Giudecca-Kanal und das Becken vor dem Markusplatz zu befahren, dann doch wieder ausgesetzt werden, bis am Festland in Marghera eine geeignete Ausweichmöglichkeit geschaffen ist. Nach letztem Stand sollte das 2022 der Fall sein, auch, weil die derzeit vorhandenen Einrichtungen dort wohl nicht mit den Covid-19-Protokollen zum Infektionsschutz vereinbar sind.

Nun gilt das Kreuzfahrtschiff-Verbot schon von 1. August 2021 an bedingungslos und auch für noch kleinere Schiffe als ursprünglich geplant. Mit der Grenze von 25.000 Bruttoraumzahl können faktisch nur noch sehr kleine Schiffe mit typischerweise bis zu 200 Passagieren direkt nach Venedig einfahren. Die Zufahrt ist ab 1. August beschränkt für Schiffe bis BRZ 25.000, einer Gesamtlänge von 180 Metern und einer maximalen Höhe von 35 Metern.

Die Costa Deliziosa könnte damit am 31. Juli 2021 das letzte große Kreuzfahrtschiff sein, das in Venedig anlegt und direkt am Markusplatz vorbeifährt. MSC hat bereits angekündigt, schon am 24. Juli von Monfalcone statt Venedig abzufahren – den Check-in allerdings noch im Terminal in Venedig durchzuführen. Zwei weitere Venedig-Anfahrten von MSC jeweils mit der MSC Magnifica und MSC Orchestra sind noch im Juli geplant. Bei Costa steht noch ein weiterer Anlauf der Costa Deliziosa im Juli im Plan.

13 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

13 Gedanken zu „Schon ab 1. August 2021 keine größeren Kreuzfahrtschiffe mehr in Venedig“

  1. Eine so kurzfristige Sperre ist unseriös, nachdem sich die Regierung so lange Zeit gelassen hat und in Maghera noch nichts passiert ist.

  2. Nun dies ist seit Jahren angekündigt, bereits unter dem Titel „Venedig gegen Overtourism“ beschlossen in 2019 und unbedingt erforderlich. Um diese Stadt zu erhalten hätte die Entscheidung bereits vor 20 Jahren getroffen werden müssen. Wer oft in Venedig ist wird sagen, „ENDLICH“. Und wenn diese Entscheidung dazu führt, dass Gäste den „UMWEG“ scheuen und gar nicht mehr kommen,…
    Ich selbst bin oft in Venedig gewesen, privat und beruflich und freue mich!!

  3. Zum Overtourism tragen die Kreuzfahrtpassagiere in Venedig eigentlich nur zu einem ziemlich kleinen Teil bei. Weil sie eher in Gruppen auftreten, fallen sie zwar mehr auf, aber von den ca. 30 Mio. Touristen jährlich in Venedig (vor Corona) waren nur etwa 1,6 Mio. Kreuzfahrer. Der Unterschied dürfte kaum zu bemerken sein, denn auch 28,4 Mio. Touristen sind für die Stadt viel zu viel. Im Übrigen werden die Kreuzfahrer ja ohnehin nicht aus der Stadt selbst verschwinden; die Schiffe legen dann halt in Marghera an (oder später vielleicht mal an einem neuen Terminal außerhalb der Lagune) und die Leute fahren mit dem Bus in die Stadt – da wird bestenfalls das Verkehrs-Chaos an der Piazzale Roma noch ein wenig größer …

    Ich will damit ausdrücklich nicht sagen, dass ich Kreuzfahrtschiffe in der Altstadt von Venedig gutheiße. Das Verbot ist richtig, wichtig und überfällig.

    Aber wir werden ganz schnell merken, dass das Overtourism-Problem dadurch in keiner Weise verschwindet und sich die Stadt mit wirklich wirkungsvollen Konzepten dagegen beschäftigen muss. Denn der Buhmann „Kreuzfahrt“ steht dann als vermeintlich einfache Lösung für das Overtourism-Problem nicht mehr zur Verfügung …

  4. Das Problem der Luftverschmutzung mag dadurch evtl. etwas geringer sein(ich weiß nicht,inwieweit die Abgase der Schiffe nicht doch von Maghera rüber ziehen), das Problem der gefährdeten Fundamente mag evtl. ebenfalls etwas besser werden.(ich weiß nicht,ob da die Kreuzfahrtschiffe wirklich so extrem viel ausmachen).
    Aber das Hauptproblem,den Overtourism, bekommt man dadurch nicht in den Griff. Ich gehe davon aus,das viele Kreuzfahrtgesellschaften nach Ravenna,Triest und co. ausweichen werden(bzw. schon ausgewichen sind)
    Dann wird man in ca. 3-5 Jahren sehen,ob sich die Situation wirklich verbessert hat und ob die Verbesserungen die Einnahmeausfälle aufwiegen.
    Irgendwie bin ich fast schon froh, das die Kreuzfahrer aus Venedig verschwinden.Denn dadurch wird man schnell erkennen, das die nicht das Hauptproblem Venedigs sind bzw. waren.

  5. @Martin:

    Volle Zustimmung zum letzten Satz.

    Ansonsten: Warum hat man das nicht schon viel früher beschlossen und einen neuen Terminal an anderer Stelle gebaut. Ich meine, ich kaufe mich doch auch nicht erst ein neuen Wagen, wenn ich auf einmal während der Fahrt pkötzlich auf dem Asphalt sitze.

  6. @dernamenlose: Die Situation in Venedig ist ziemlich kompliziert, weil vereinfach gesagt nicht die Leute über Venedig entscheiden, die dort leben. Da gibt es ganz unterschiedliche Interessenlagen und diejenigen, die in Venedig v.a. das Geschäft machen, sind/waren natürlich nicht daran interessiert, das Kreuzfahrtterminal zu verlegen. Überlegungen und Planungen gab es schon lange, aber das ist halt immer wieder im Sand verlaufen, verschleppt worden … wie es halt oft so ist …

  7. Die Grenze von 25.000 BRT ist willkürlich!
    Kenner der Szene wissen das es kaum Schiffe in dieser Kategorie gibt !

    Denke mir die Adriakreuzfahrten sollten ab nun in TRIEST beginnen !

  8. Hallo Franz,

    ich hole diesen Beitrag nochmal hoch, das Thema wird uns sowieso noch lange erhalten bleiben.

    Kaum eine Lüge hält sich in der Presselandschaft – auch in der vermeintlich seriösen – so sehr und dauerhaft, wie das ausschließlich der Kreuzfahrt angelastete Overtourism-Problem von Venedig. Es ist einfach nicht zu fassen! Ich bin ein sehr großer Verfechter von Meinungs- und Pressefreiheit, aber manchmal wird unter diesem Deckmäntelchen die Wahrheit der Falschaussage zuliebe solange zurechtgebogen, das man es fast schon gerne strafrechtlich verfolgt sähe…

    Was also habe ich gelesen? In der letzten Printausgabe des „Spiegel“ den an sich lesenswerten Artikel „Warum Reisen immer teurer wird“. Darin wurde der Schreiberling (zweifellos ein Schimpfwort, aber in diesem Fall redlich verdient), der (oder die) in Venedig recherchierte, der gerade ausfahrenden MSC Magnifica gewahr. Dieser Anblick versetzte ihn wohl so in Wut, dass er die alte Mär, dass es Kreuzfahrttouristen seien, die als Tagestouristen für den Niedergang der historischen Altstadt verantwortlich sind, wieder aufleben ließ. Sie seien die 22 Millionen pro Jahr aus den Vor-Coronazeiten, die „zubeißen und abhauen“ (Tagestouristen) denen 6 Millionen Übernachtungsgäste gegenüberstehen. Die Gesamtzahl entspricht ja ungefähr den von Dir oben erwähnten 28,4 Millionen.

    Ich habe mal gerechnet: wie wäre es, wenn dreimal pro Woche 5 Schiffe mit 3.000 Passagieren an einem Tag Venedig „heimsuchen“ würden, und das während des gesamten Jahres, also auch in der für die Adria ungemütlichen Jahreszeit? Wir kämen auch dann noch nicht mal auf 10 Millionen. Und Kreuzfahrtkenner wissen, dass diese hypothetische Rechnung von mir aufgrund der üblichen Schiffsgrößen und der Häufigkeit ihres Anlaufens völlig übertrieben und komplett unrealistisch ist. Mal ganz abgesehen davon, dass ein Großteil der Passagiere jener MSC Magnifica, deren Anblick den Autor so in Rage versetzte, Italiener sein dürften, die höchstwahrscheinlich die Altstadt Venedigs an diesem Tag noch nicht mal für einen Espresso betreten haben.

    Franz, darf ich Dir hier als jemandem, der stets die Flagge des Qualitätsjournalismus hochhält, mal eine Frage stellen? Was hältst Du von diesen Leuten, die so etwas verfassen? Wie sind die drauf, etwa stolz auf ihr Werk? Was würdest Du sie fragen? Ich sehe die Kreuzfahrt zwar auch etwas kritischer als früher, aber Pardon, für mich hat das alles „Claas Relotius“-Format.

    Herzliche Grüße
    Andreas

  9. Lieber Andreas,
    vorab schnell eine Zahl: Es waren vor der Pandemie etwa 1,6 Millionen Kreuzfahrt-Touristen in Venedig, also ein sehr kleiner Anteil an den Touristen insgesamt und auch ein sehr kleiner Anteil der Tagestouristen. Wobei man auch noch berücksichtigen muss, dass gerade Amerikaner/Kanadier durchaus auch ein paar Tage in Venedig übernachten, bevor sie aufs Schiff gehen – da kenne ich allerdings keine genaueren Zahlen.
    Aber zu Deiner eigentlichen Frage: Das ist schwierig zu beantworten, weil es wie so oft nicht die eine Erklärung gibt, sondern viele Faktoren eine Rolle spielen und man zudem natürlich auch von außen oft die Motivationen und inneren Zusammenhänge nicht kennt. Das ganze Thema abschließend zu behandeln, würde wohl ein ganzes Buch erfordern. Aber einfach mal ein paar Gedanken von mir dazu, die helfen, es besser zu verstehen und einzuordnen.
    Und um es von Anfang an deutlich zu sagen: Ich will damit meinen Berufsstand, keine Kollegen nicht rechtfertigen oder in Schutz nehmen. Ich empfinde die von Dir beschriebene Entwicklung ebenfalls als sehr problematisch – vor allem da, wo einzelne Kollegen oder auch ganze Redaktionen ihre eigene Agenda verfolgen, ohne das dem Leser/Hörer/Zuschauer offenzulegen, sondern einseitige Berichterstattung als Fakten verkaufen.
    Zum einen: Was Du beschreibst, ist kein neues Phänomen, es hat sich nur in den vergangenen Jahren verstärkt, unter anderem, weil Social Media eine größere Bedeutung bei den Informationsquellen bekommen hat, die die Menschen nutzen. Das führt einerseits dazu, dass jeder jeden Mist einfach herausposaunen kann und mangels Medienkompetenz seitens der Rezipienten weniger als früher unterschieden werden kann, was nun Fakten, Propaganda, Meinung oder einfach pures Unwissen und Dreistigkeit ist.
    Zugleich geraten auch gut recherchierende Journalisten damit unter erheblichen Druck. Denn Wenn jeder bei Facebook innerhalb von Sekunden nach einem Ereignis mit vermeintlichen Fakten bombardiert wird, gute Recherche aber a) teuer/aufwendig und b) zeitintensiv ist, werden die Rezipienten in den sozialen Medien mit Schnellschüssen versorgt, bilden sich schonmal ihre Meinung, haben von dem Thema vermeintlich schon gelesen/gehört. Und wenn dann Stunden oder Tage später der intensiv recherchierende Journalist seinen Beitrag veröffentlicht, interessiert sich kaum noch jemand dafür, weil das dann ja schon vermeintlich Schnee von gestern ist. Es gibt also einen hohen Druck zu Geschwindigkeit, der Qualität nicht zuträglich ist.
    Hinzu kommt, dass wegen des Kostendrucks die meisten Redaktionen über die Jahre ausgedünnt wurden, Redakteure sehr breite Themenfelder abdecken müssen, also weniger als früher bereits solides Grundwissen zu allen Themen haben, über die sie schreiben. Und damit mehr Zeit zur Recherche bräuchten, die sie aber wegen Personalmangel und Zeitdruck oft nicht haben.
    Noch ein Phänomen spielt eine Rolle: Leider polarisiert unsere Gesellschaft zunehmend und erwartet in weiten Teilen, vorgefertigte, einfache Lösungen präsentiert zu bekommen. Gerade Themen wie Venedig sind aber sehr komplex. Da gibt es keine einfache Antwort und man müsste, um die Probleme Venedigs wirklich zu verstehen und nicht nur platte (und zumeist falsche Parolen) zu wiederholen, sehr viele Hintergründe und Zusammenhänge recherchieren und erklären. Die meisten Menschen wollen solche Details aber gar nicht lesen/hören – eben weil es kompliziert ist und nicht zur Entertainment/Infotainment-Erwartung passt.
    Und auch das spielt eine Rolle, speziell in Deutschland: Sowohl Medien als auch Rezipienten nehmen häufig eine ungleiche Gewichtung bei der Beurteilung von Aussagen von NGOs (Nabu, Greenpeace, No Grandi Navi, We are here Venice, etc.) einerseits und Unternehmen andererseits vor. NGOs wird fälschlicherweise Idealismus und damit ein Abonnement auf die Wahrheit zugebilligt, Unternehmen dagegen generell misstraut und erst einmal angenommen, dass sie lügen. Um fair und sachlich zu berichten, muss man aber beide Seiten genau so intensiv hinterfragen und beiden genau so viel Misstrauen oder Vertrauen entgegenbringen. Leider oft es oft eben anders herum: Eine NGO sagt etwas, das wird dann als Wahrheit dargestellt und das Unternehmen damit „konfrontiert“, die Antwort verkürzt dargestellt und sinngemäß mit „na, wer‘s glaubt“ kommentiert.
    So, und jetzt höre ich auf, auch wenn es noch ganz viele Aspekte gibt, die in das Themenfeld reinspielen. Denn sonst erreiche ich wirklich bald Buch-Länge ;-) Eines ist jedenfalls klar: Auch bei diesem Thema gibt es nicht „die Bösen“ und „die Guten“, sondern es ist ein komplizierte Lage, an der beide Seiten, Journalisten ebenso wie die Leser/Hörer/Zuschauer ihren Anteil haben und zur Lösung beitragen müssten.

  10. Lieber Franz,

    herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort und die Einblicke, die Du gegeben hast. Ich bin nicht wirklich überrascht, dass Du Dir im Hinblick auf die Arbeitsweise und die Agenda vieler deiner „Kollegen“ ähnliche Fragen stellst wie ich als Leser.

    Vermutlich reiste der/die Spiegel-Autor/in (ab hier lasse ich das mit dem Gendern) im Rahmen dieser Reportage mit der klaren Vorgabe nach Venedig, wieder die Kreuzfahrt als Buhmann in den Mittelpunkt zu rücken. Das darf schon seit Jahren in keiner Story über die Zukunft des Tourismus fehlen, es ist einfach ein verlockend simples Narrativ, das im Falle von Venedig zuverlässig beim auf Nachhaltigkeit und politische Korrektheit bedachten Leser funktioniert. Einfach zu schön, um es unnötig zu hinterfragen.

    Am Rande bemerkt: Eigentlich kann der Spiegel ja Qualitätsjournalismus. Einer seiner Autoren war es, der als Erster den Skandal um die unvermeidbaren Abstürze der 737 Max aufdeckte während die Fachpresse noch im Dunkeln tappte. Meine Hochachtung dafür. Aber das ist ein Nischenthema. Bei den „Aufregern“ für die breitere Leserschar lebt hingegen die Claas Relotius-Philosophie munter weiter: es müssen jene von Dir beschriebenen Vorurteile von Redaktion und Leserschaft bedient werden und es muss sich gut lesen lassen. Sauber recherchierte Fakten stören da nur. Selbst wenn sie auf der Hand liegen, indem man nur die Passagierkapazität eines durchschnittlichen Kreuzfahrtschiffs und die Anzahl der Anläufe zur gesamten Besucherzahl Venedigs ins Verhältnis setzen würde.

    Im Übrigen stimme ich der Ansicht von Leser Martin oben nicht so ganz zu: ja, die Probleme Venedigs werden durch das faktische Kreuzfahrtverbot nicht kleiner werden. Nur, das interessiert jetzt niemanden mehr, denn durch das Kreuzfahrtverbot ist ja nach der Logik des Spiegel als deutschem Leitmedium auch der Overtourism/Billigtourismus in Venedig für beendet erklärt. Also wird hier nicht mehr berichtet werden (das würde ja Recherche erfordern) – und dann gibt es auch kein Problem mehr!

    Herzliche Grüße

    Andreas

  11. Lieber Andreas, es ist leider ein ziemlich kompliziertes Zusammenspiel zwischen Medien, Social Media und Lesern/Rezipienten. Die große Masse will simple, einfache Antworten (die es leider meist nicht gibt) und die Medien müssen sich finanzieren, was sie (mit einigen Ausnahmen) nicht ohne diese Masse schaffen, die aber für die Medienprodukte nicht bezahlen, wenn sie nicht die einfachen Antworten liefern, die sie erwarten/verlangen. Sehr vereinfacht dargestellt; und ich bin überzeugt, dass sich aus diesem Dilemma zumindest teilweise ein Ausweg finden ließe, der aber – da sind wir wieder beim gleichen Problem – kompliziert ist und nicht mit einer automatischen Erfolgsgarantie behaftet ist. Ein wichtiger Unterschied zu von vor 20, 30 Jahren ist außerdem, dass große Medienunternehmen nicht mehr von Journalisten und Verlegerpersönlichkeiten geführt werden, für die gesellschaftliche Verantwortung und die Funktion als vierte Säule der Demokratie auf Platz 1 der Prioritätenliste steht, sondern von Konzern-Managern, oft fachfremd, die nach finanziellem Erfolg bezahlt werden und daher anders agieren, als Mediengrößen wie etwa Rudolph Augstein das getan haben.

  12. Lieber Franz, liebe Mitleser,

    es geschehen, so kurz nach meinem kritischen Kommentar, noch Zeichen und Wunder. Auf der Website des oben von mir kritisierten „Spiegel“ fand ich zu meiner Überraschung ein vernünftig recherchiertes Video, in dem einer der verantwortlichen Autoren die Kreuzfahrt lediglich als „ein Puzzleteil“ der Probleme Venedigs bezeichnete. Ich hoffe, es ist okay, wenn ich es hier verlinke?

    https://www.spiegel.de/reise/staedte/venedig-verbannt-kreuzfahrtschiffe-die-gratwanderung-beim-tourismus-a-6aa68dac-100a-4c58-9273-736a7243b505

    Ehe ich für überheblich gehalten werde ein Disclaimer: irgendeinen Zusammenhang zwischen meinen Äußerungen hier und dieser Berichterstattung mit für den Spiegel neuem Tenor sehe ich nicht. Ich freue mich trotzdem, denn eine gewisse faktenbasierende Vernunft scheint zurück zu kehren.

    Herzliche Grüße Richtung Island
    Andreas

  13. Lieber Andreas, stimmt, der Beitrag geht schonmal sehr viel mehr in Richtung korrekte Darstellung der Fakten. Die Zahlen sind zwar zu niedrig (Venedig hatte vor dem Pandemie etwa 30 Mio Touristen und davon 1,6 Mio Kreuzfahrtpassagiere, aber die daraus abgeleitete Aussage stimmt natürlich trotzdem.
    Die Aussage „Unbestritten ist vor allem der Schaden für das Ökosystem der Lagune, in die Venedig vor Jahrhunderten gebaut wurde“ ist so aber nicht haltbar, denn es sind eben nicht (nur) die Kreuzfahrtschiffe, sondern die Schifffahrt in der Lagune insgesamt (also inkl. der Öltanker und Frachtschiffe nach Marghera), aber es ist zumindest Mal nicht ganz falsch ;-)

    Herzliche Grüße
    Franz

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