Auf den ersten Blick erinnert das sehr helle Design des Hauptrestaurants mit dem schlichten Namen „Dining Room“ mit seinen geschwungenen Säulen an die Solstice Class von Celebrity Cruises – auch weil die Koningsdam ebenfalls einen sich über zwei Decks erstreckenden, gläsernen Turm mit Weinlager hat.
Auf den zweiten Blick unterscheidet sich das Design dann aber doch deutlich. Das liegt vor allem auch daran, dass die Empore mit der oberen Ebene des Restaurants einen geschwungenen und keinen geraden Grundriss aufweist und das Restaurant insgesamt asymmetrisch und dadurch familiärer wirkt.
Der wichtigste Unterschied zu den Hauptrestaurants bisheriger Holland-America-Line-Schiffen ist die sehr helle Farbgebung, die deren konservativen, dunklen Holztöne durch moderne Frische ablöst und eleganter macht.
Neue Restaurants
Neu auf der Koninsdam ist das Spezialitäten-Restaurant „Sel de Mer“, eine französische Fisch-Brasserie mit a-la-carte-Preisen. Wir hatten keine Gelegenheit, das Sel de Mer auszuprobieren, die für HAL-Verhältnisse recht hohen Preise deuten aber auf exquisite Qualität hin. Preisbespiele für Hauptgänge: Coq au Vin 18 Dollar, Moules Frites 16 Dollar, Maine Lobster 32 Dollar.
Einmal pro Reise gibt es im Steakhaus Pinnacle Grill einen Themenabend – auf der Koningsdam bestreitet den der holländische Sternekoch Jonnie Boer im Stil seines 3-Sterne-Restaurants „De Librjie“, das er in Zwolle rund 100 Kilometer östlich von Amsterdam bereits seit über 20 Jahren führt. Wir hatten das Vergnügen, dieses außergewöhnliche Dinner zu genießen – vielleicht das Beste, was man derzeit auf einem Kreuzfahrtschiff bekommen kann.
Beim „De Librije“ führt Holland America Line die moderate Preispolitik für Spezialitäten-Restaurants fort. Im Vergleich zur Konkurrenz sind die Restaurants ziemlich günstig (Preise aktualisiert im August 2016: Canaletto: 15 Dollar, Tamarind: 25 Dollar, Pinnacle Grill: 35 Dollar, mittags 10 Dollar). Das Menü im „De Librije“ kostet 69 Dollar pro Person inklusive zu den Gängen passende, hochwertige Weine. Das sollte man sich bei einer Reise mit der Koningsdam keinesfalls entgehen lassen.
Amsterdamer Kaffeehaus: Grand Dutch Café
Das Flair eines Amsterdamer Kaffeehauses hat das neue Grand Dutch Café. Bistro-Tische direkt am offenen Atrium gibt es ebenso wie Stehtische für den schnellen Snack zwischendurch und etwas versteckte Tische in einer Nische mit Fenstern zum Promenadendeck.
Die Kaffee-Spezialitäten kosten extra, die typisch niederländischen Zwischenmahlzeiten wie Matjeshering, Kroketten mit Kalbshack, Fritten mit Mayo und Erdnussbutter, Apfel-Speck-Pfannkuchen oder Poffertjes gibt’s gratis.
Bewährtes bleibt
Aber auch die bewährten Spezialitätenrestaurants wie das wirklich feine, asiatische Tamarind, den Italiener Canaletto und das Steakhaus Pinnacle Grill (mit Steaks und Fischspezialitäten aus dem amerikanischen Nordwesten) gibt es auch auf der Koningsdam wie das von Holland America Line gewohnt vielfältige und umfangreiche Lido-Buffet.
Zum Essensangebot direkt am Lido-Pool gehören Sandwiches und recht gute Pizza im New York Deli & Pizza sowie Burger im Dive-in am Lido-Pool und eine Gelateria mit hausgemachter Eiscreme.
Culinary Arts Center: Hands-on
Ein neues Konzept hat Holland America Line dem Culinary Arts Center auf der Koningsdam verpasst. War diese Show-Küche auf den bisherigen Schiffen eher als eine Art Theater mit Bühne angelegt, ist der Raum nun wie ein Restaurant mit offener Küche gestaltet. Die Passagiere sind damit viel stärker eingebunden und können im Rahmen von Kochkursen auch selbst Hand anlegen. Abends ist das Culinary Arts Center als rustikales Restaurant ausgelegt, bei dem die Gäste den Köchen über die Schulter schauen können (Preise a-la-carte).
Clou am Rande: In speziellen UV-Licht-Schränken wachsen im Culinary Arts Center die verschiedensten Kräuter, sodass selbige immer frisch zur Verfügung stehen. Und davon profitieren natürlich beispielsweise auch die Köche für das Menü von „Taste of De Librjie“.
„Blend“ – reizvolles, aber teures Wein-Abenteuer
Dieselbe Idee – Passagiere stärker aktiv zu beteiligen – steckt auch hinter dem benachbarten „Blend“: Statt verschiedene Weine bei Weinproben zu verkosten, legen Passagiere auch hier selbst Hand an – und mischen ihren eigenen Wein. Was auf den ersten Blick vor alle auch für Europäer etwas seltsam anmutet, ist auf den zweiten Blick ein durchaus spannendes Erlebnis, bei dem man viel über Wein lernen kann. Mit 129 Dollar bei rund einer Stunde Dauer ist ein solcher „Blend“-Event zwar bei maximal zehn Teilnehmern recht exklusiv, aber auch ziemlich teuer.
In Deutschland ist das Verschneiden von Wein eher untypisch, was die unangenehmen „Wein panschen“-Assoziationen bei uns auslöst, wohingegen beispielsweise in der Toscana oder im Burgund das Gegenteil der Fall ist. Die bekanntesten Cuvèe-Weine sind Chianti, Rioja und auch der rote Châteauneuf-du-Pape. Kurz: Bei „Blend“ geht es darum, aus einer Auswahl an zwei Merlots, zwei Cabernet Sauvignons und einem Cabernet Franc aus Weinbauregionen des US-Bundesstaates Washington ein ausgewogenes Cuvèe (englisch: „blend“) nach dem eigenen Geschmack zusammenzustellen. Und da die vorgegebenen Weine grundsätzlich gut zusammen passen, ist das Ergebnis in jedem Fall zumindest passabel.
Mit fachkundiger Anleitung eines Weinexperten der bekannten Weinkooperative Chateau Ste. Michelle lässt sich erleben, wie nuanciert sich Wein im Geschmack verändern lässt durch nur kleine Veränderungen im Mischverhältnis – eine durchaus spannende Erfahrung auch für Weinkenner. Hat man seinen persönlichen „Blend“ gefunden, füllt man sich davon eine Flasche ab, die man dann beispielsweise am Abend zum Dinner genießen kann. Und auch ein individuelles Etikett kann man – mehr oder weniger liebevoll – selbst gestalten.