Leise rauscht das von den Schiffsschrauben aufgewühlte Kielwasser. Über das schmale Außendeck der Schaubar am Heck der Mein Schiff 2 weht ein sanfter Windhauch. Das Abendlicht wird im Sonnenuntergang immer wärmer, bevor die Sonne am Horizont versinkt und einer kühlen Ruhe Platz macht, bei der die Zeit für eine ganze Weile stillzustehen scheint. An die Reling gelehnt schweift der Blick über die breite, weiße Spur des Kielwassers bis zum Horizont, der Rest der Welt ist plötzlich ganz weit weg.
Eigentlich viel wichtiger ist aber ein anderer Grund, den man erst auf den zweiten Blick wahrnimmt. Denn das Zurechtkommen ist auch auf einem nicht-deutschsprachigen Schiff nur sehr selten wirklich ein Problem. Umso mehr hat uns wieder einmal überrascht, wie viel Unterschied eine deutschsprachige Crew und die vertraute, deutsche Mentalität zum Wohlfühlen an Bord beitragen kann. „Auf Deutsch“ bedeutet einfach sehr viel mehr als nur die Bordsprache.
Nicht, dass ich mich auf einem englischsprachigen Schiff nicht wohlfühle, ganz im Gegenteil. Aber dort liegt das eher an meinem Entdeckerdrang, Fremdes zu genießen und aufzusaugen, kulturelle Unterschiede der Passagiere zu beobachten und davon zu lernen. In deutscher Umgebung fällt dagegen das Entspannen von der ersten Minute an leichter – verliert man einfach diese unbewusste Unsicherheit, ob man sich gerade wirklich korrekt verhält oder ob man etwas übersieht, das einen als nervigen Deutschen outen könnte.
Am Plastischsten lässt sich der Unterschied bei den Ansagen des Kapitäns demonstrieren: Auf der Mein Schiff ein kurz angebundenes, aber nicht unfreundliches „Moin, moin – der Kapitän“. Abends um sieben Uhr mag das den einen oder anderen süddeutschen Passagier verwirren. Aber zu einer Seefahrt gehört nunmal auch ein wenig Herzlichkeit auf norddeutsche Art. Allemal aber klingt die Ansage vertrauter als der Standardsatz norwegischer Kapitäne auf internationalen Kreuzfahrtschiffe: „This is your captain speaking“ – mit einer Betonung, dass man sich unweigerlich fragt, ob der Kapitän wirklich „Speaking“ heißt. Witzig. Aber bei „moin, moin“ fühlt man sich zuhause.
All inklusive
Besonders deutsche Kreuzfahrer können es oft so gar nicht ausstehen, wenn ihnen an Bord an jeder Ecke zusätzlich Geld abgeknöpft wird. Hier eine Rechnung für den Aperitif vor dem Essen und das gemütliche Bierchen danach, dort die Erwartung eines großzügigen Trinkgeldes, was viele als unangenehm empfinden. Da ist „all inklusive“ auf die gediegene Art, wie es bei TUI Cruises gepflegt wird, ideal. Mein-Schiff-Passagiere zahlen offenbar gerne im Reisebüro etwas mehr für ihre Kreuzfahrt, wenn dann an Bord zumindest Getränke und Trinkgeld nicht mehr extra abgerechnet werden.
Das All-inklusive-Konzept bei TUI Cruises beinhaltet – wie fast alle all-inklusive-Angebote am Kreuzfahrtmarkt – trotzdem nicht wirklich alle Leistungen an Bord, ist aber doch zumindest ein „ziemlich viel inklusive“-Konzept. Ein paar wenige Premium-Spirituosen sind nicht inklusive und auch in den Spezialitätenrestaurants Richards, Surf&Turf und in der Sushi Bar müssen sämtliche Getränke extra bezahlt werden, auch solche, die am Rest des Schiffs inklusive sind. Inklusive sind neben dem Hauptrestaurant Atlantik und dem Buffetrestaurant Anckelmannplatz auch die Restaurants Bisto La Vela und Gosch Sylt. Die sehr empfehlenswerten Spezialitätenrestaurants kosten dagegen einen Aufpreis, selbiger der Qualität des Essens dort aber absolut angemessen ist: „Richards Feines Essen“ (Menü: 49 Euro), Steakhouse Surf & Turf (a-la-carte-Preise), Blaue Welt Bar Sushi (a-la-carte-Preise) oder alle drei Restaurants im Gourmet-Paket für 75 Euro.
Erwähnenswert, weil sehr praktisch und ungewöhnlich auf einem Kreuzfahrtschiff: TUI Cruises bietet für individuelle Landgänge Lunch-Pakete an. Je nach Ausstattung kosten die Fresspakete inklusive Getränk zum Mitnehmen zwischen 7,50 und 9,50 Euro.
Fazit
Als erfahrener und vor allem auch mit vielen internationalen Schiffen vertrauter Kreuzfahrer geht man mit einigen latenten Vorurteilen an Bord der Mein Schiff 2: Ein ursprünglich für den amerikanischen Markt gebautes Schiff mit deutschsprachiger Crew und deutschem Publikum – muss das nicht automatisch ein Kompromiss sein? Und beim Stichwort „All-inklusive-Konzept“ schwingt die Sorge um Dauer-Party und Betrunkene schon am Vormittag mit, wie man das in All-inklusive-Ressorts an Land gelegentlich erlebt.
Aber TUI Cruises beweist, dass das eben nur Vorurteile sind. Keine Sekunde hat man das Gefühl, auf einem älteren Schiff zu sein, das ursprünglich für ein ganz anderes Publikum gebaut worden war. Highlights wie die vielen Hängematten an Deck und auf den riesigen Balkonen der Veranda-Kabinen, der aus dem ursprünglichen „Palm Springs Pool“ erwachsenen Außenalster Bar oder dem Außenbereich der Schau Bar machen die Mein Schiff 2 zu einem wunderschönen, deutschen Kreuzfahrtschiff. TUI Cruises zeigt, dass ein geschickt durchdachter Umbau ein erstklassiges Ergebnis liefert, das sich vor Neubauten überhaupt nicht verstecken muss.
Stichwort „all inklusive“: Wir haben das Konzept als sehr wohltuend empfunden. Auch wenn bei einer Kreuzfahrt ein paar mehr oder weniger Euro für einen Cocktail oder noch ein Bierchen eigentlich keine große Rolle spielen, fühlt sich die ganze Kreuzfahrt viel entspannter und angenehmer an, wenn man sich keine Gedanken um die Getränke-Nebenkosten machen muss, nicht ständig irgendwelche Quittungen unterschreiben und über Trinkgeld nachdenken muss. Von über die Stränge schlagenden Passagieren, die das Inklusive-Konzept „mal so richtig ausnutzen, weil man ja schließlich dafür bezahlt hat“, haben wir nichts bemerkt.
Wie schon in unserem Beitrag zu den Getränkepreisen bei TUI Cruises positiv angemerkt, sind die All-inklusive-Cocktails keineswegs alkoholarme Drinks, die nur den Zweck haben, den Passagier zum Kauf von „richtigen“ Cocktails zu bewegen – nein, die zahlreichen inklusive-Cocktails sind gut und hochwertig alkoholisiert und die Kellner sind eifrig dabei, für Nachschub zu sorgen. „All inklusive“ im angenehmsten Sinne also.
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Cruisetricks.de fuhr auf der Mein Schiff 2 auf Einladung von TUI Cruises.
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Ich war auf der Mein Schiff 1 und fand es auch sehr schön. Vor allem das all inklusive Konzept mit den hochwertigen Markengetränken fand ich auch Spitze.
Nur die über das Schiff gleichmäßig verteilten Raucherplätze, für so wenig Raucher, empfand ich als Nichtraucher extrem störend.
Die Meeresbriese konnte man fast nirgends ohne störenden Zigarettenqualm genießen. Nichtmal auf der eigenen Veranda war es Qualmfrei, da Kabinennachbarn auf dem Balkon auch ständig rauchten.
Es will bestimmt keiner die Raucher verbannen, aber wir Nichtraucher möchten nicht mit dem Qualm belästigt werden.
Ich habe von Crewmitgliedern erfahren, dass sich hier rüber sehr viele Passagiere schon beschwert haben. ● Bin mal gespannt wann TUI das für beide Seiten (vor allem Nichtraucher) dies besser lösen wird.
Entspannt fand ich die Kreuzfahrt nicht. Diese ständigen Liegenreservierer und Meckerer. Fast nur deutsche Passagiere ist eher anstregend. In Hotels ist das Publikum auch international.
Wenn ich in Urlaub fahre, möchte ich nicht alles wie in Deutschland vorfinden, das fängt schon beim Essen an. Bayrischer Abend in der Karibik, nein Danke. Wir waren dann auf einem amerikanischen Schiff. Viel besser. Die Amis reservieren nicht schon morgens um 6.00 Uhr eine Liege, die halten sich viel lieber in klimatisierten Räumen auf. Ich kann nur Schulenglisch und mein Mann spricht gar kein Englisch, außer ein paar Floskeln, war überhaupt kein Problem. Speisenkarten bekommt man auch auf Deutsch. Ich fand die Amis auch viel gelassener und entspannter. Und diese ständige Raucherdiskussion ist auch typisch deutsch!
@Stefan: Das Raucher-Thema drückt mich als Nichtraucher auch erheblich – allerdings habe ich das auf der Mein Schiff nicht als Problem empfunden. Die Blaue Welt Bar ist komplett rauchfrei (inzwischen aber auch auf der Mein Schiff 1) und die explizite Raucherlounge ist auf der Mein Schiff 2 die komplett verglaste Unschlagbar, die mal als Nichtraucher halt einfach meidet.
Rauchen am Balkon ist natürlich kein TUI-Cruises-spezifisches Problem – rund die Hälfte aller Reedereien erlauben nach wie vor das Rauchen am Balkon (auch AIDA), siehe: https://www.cruisetricks.de/rauchen-am-kreuzfahrtschiff-akzeptieren-oder-verbieten/ Da hängt’s wirklich sehr davon ab, ob man Glück oder Pech mit den Kabinen-Nachbarn hat. Kettenraucher nebenan kann ziemlich nervtötend sein …
@Undina: Meckern und Liegenreservieren (“chair hogging”) hab’ ich auf amerikanischen Schiffen mindestens schon so oft erlebt wie auf deutschen, ebenso auf Massenmarkt-Schiffen wie auf Luxus-Schiffen, da ist es meiner Erfahrung nach bei TUI Cruises nicht anders als überall anders auch.
Bitte den Beitrag zur Mein Schiff 2 nicht falsch verstehen: Ich fahre sehr gerne auf amerikanischen Schiffen – durchaus auch, wie Du sagst, um den typischen Deutschen zu entkommen ;-) Aber je nach Anspruch und Herangehensweise fühlen sich viele Leute halt gerade im Urlaub wohler, wenn sie in ihrer vertrauten Kulturzone sind – das ist weder positiv noch negativ, sondern einfach ein Faktum. Wenn man das nicht mag, muss man ja nicht ;-)